Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1963

Juli

1.7.1963: 60. Geburtstag von Arthur Breycha-Vauthier

Der Direktor der Bibliothek der Vereinten Nationen in Genf, Dr. Arthur Breycha-Vauthier de Ballamond, feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Er wurde in Wien geboren, wo er das Theresianum absolvierte und das juristische und staatswissenschaftliche Doktorat erwarb. Nach seiner Promotion wurde er Sekretär des Internationalen Bibliotheksverbandes und Professor an der Bibliotheksschule in Genf. 1942 erfolgte seine Aufnahme in das Sekretariat des damaligen Völkerbundes. Bis 1945 arbeitete er in der Genfer Völkerbundbibliothek. Anschließend wurde er Direktor der Bibliothek der Vereinten Nationen. Seine Publikationen befassen sich mit bibliothekarischen und bibliographischen Themen sowie mit Fragen, die mit dem Völkerbund zusammenhängen. Seit 1931 werden unter seiner Redaktion die "Actes conseil de la FIAB" herausgegeben. Sie umfassen bisher insgesamt 32 Bände. Breycha hat sich auch mit den österreichischen Emigranten in Westeuropa beschäftigt. Eine seiner wertvollsten bibliographischen Veröffentlichungen in dieser Beziehung ist die Arbeit "Die Zeitschriften der österreichischen Emigration 1934 bis 1946", eine Zusammenstellung sämtlicher österreichischer Periodica aus dieser Zeit, die in keiner Bibliothek Österreichs anzutreffen ist. Eine biografische Würdigung der österreichischen Emigranten ist sein letztes Buch "Sie trugen Österreich mit sich in die Welt" aus dem Jahre 1962. Breycha ist Ehrenmitglied der Österreichischen Bibliothekarvereinigung und der Akademischen Vereinigung für Außenpolitik.

1.7.1963: Antrittsbesuch des Botschafters der VAR

Der neue Botschafter der Vereinigten Arabischen Republik M. Hassan Abdelaal Nayel stattete heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

1.7.1963: Der Tiroler Landeshauptmann verstorben

Der Landeshauptmann von Tirol, Dr. Hans Tschiggfrey, ist gestern im 59. Lebensjahr plötzlich verstorben.

(Tschiggfrey ist am 8. März 1904 in Nauders/Tirol geboren. Er war von 1957 bis 1963 Landeshauptmann von Tirol.)

5.7.1963: Bundesheer-Pioniere helfen beim Brückenbau

Die Angehörigen der Pionierschule Klosterneuburg werden in den nächsten Tagen 16 Tonnen schwere Stahlträger von einer schwimmenden Plattform aus auf die vorbereiteten Lager aufzulegen haben. Es handelt sich dabei um die neue Donaukanalbrücke, die in Nussdorf im Zusammenhang mit der Errichtung der 3. Strombrücke gebaut wird.

Diese neue Donaukanalbrücke wird den Verkehr stadteinwärts von der 3. Strombrücke aufnehmen und über den Donaukanal in die rechte Donaukanal-Expressstraße leiten. Auf der Döblinger Seite schließt an die Brücke eine 175 Meter lange Abfahrtsrampe zur Nußdorfer Lände an. Auf der Brigittenauer Seite wird als Anschluss zur Strombrücke ein Damm aufgeschüttet.

Die Pioniere haben übrigens schon einmal bei diesem Brückenbau mitgeholfen, und zwar wurden von ihnen die Rammarbeiten für die Joche der Rüsttürme ausgeführt.

9.7.1963: Der Congo-Präsident im Wiener Rathaus

Der Präsident der Republik Congo-Brazzaville Abbee Fulbert Youlou besuchte heute Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

(Staatspräsident Youlou wurde am 15. August 1963 abgesetzt. Redaktion)

9.7.1963: Grundsteinlegung zur 3. Zentralberufsschule der Stadt Wien - Größter Schulbau der Gemeinde seit 1945

Bürgermeister Jonas, StR. Jacobi und StR. Heller nahmen heute die Grundsteinlegung zur 3. Zentralberufsschule der Stadt Wien im 12. Bezirk, Malfattigasse 6, vor.

Dieses gigantische Projekt, für dessen Verwirklichung eine Baukostensumme von ca. 100 Millionen Schilling veranschlagt ist, wird auf einem 27.490 m2 großen Gelände im 12. Bezirk errichtet werden; das verbaute Areal wird 5.589 m2 umfassen. Der gesamte Bau wird aus drei großen Trakten bestehen, einem Klassen-, einem Saal- und einem Verwaltungstrakt. Auch die Errichtung einer eigenen Sportanlage und eines Pausenhofgartens ist vorgesehen.

Es sind 25 Theorieklassen, 17 Lehrwerkstätten, 5 Direktionen und mehrere Material- und Lagerräume geplant. Als Planverfasser zeichnet eine Arbeitsgemeinschaft der Architekten Dipl.-Ing. Adolf Ellinger, Prof. Dipl.-Ing. Hermann Kutschera und Dipl.-Ing. Alexander Letscheff verantwortlich.

Die 3. Zentralberufsschule wird dem textilverarbeitenden Gewerbe als zentrale Ausbildungsstätte zur Verfügung stehen.

10.7.1963: Der Gouverneur von Brabant zu Besuch bei Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas begrüßte heute im Wiener Rathaus den Gouverneur der belgischen Kernprovinz Brabant, de Neeff.

De Neeff wird eine Ausstellung über modernes Kunsthandwerk aus Brabant im Niederösterreichischen Landesmuseum in der Herrengasse eröffnen.

11.7.1963: AKH-Spitzenausschuss

Unter Vorsitz von Bundesminister Dr. Drimmel fand heute die 11. Sitzung des Spitzenausschusses für den Neubau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (Universitätskliniken) statt, an der u.a. Bürgermeister Jonas, die StRe Heller und Glück teilnahmen.

"Der Spitzenausschuss genehmigte im Prinzip die von der Architekten-Arbeitsgemeinschaft vorgelegte Grundsatzplanung hinsichtlich der Baumassengliederung und fasste in Erweiterung der bisherigen Planung den Beschluss, auch den Neubau der Universitäts-Kinderklinik, die 200 Betten umfassen wird, bereits in die erste Baustufe vorzuziehen.

Der Spitzenausschuss stellte weiterhin mit Befriedigung fest, dass die zur ersten Baustaufe zu zählende Generalsanierung der II. Chirurgischen und I. Frauen-Universitätsklinik so weit fortgeschritten ist, dass neu geschaffene Bauteile bereits in Betrieb genommen werden können. Für diese Generalsanierung, die praktisch einem Neubau gleichkommt, wurden weitere zusätzliche Kreditmittel zur Verfügung gestellt und der Beschluss gefasst, das gesamte medizinische und allgemeine Inventar mit einem Gesamtkostenaufwand von mehr als 50 Millionen Schilling neu anzuschaffen.

Die im Detail vorliegenden Entwürfe für die Schwesternwohnungen wurden genehmigt. Bau und Ausstattung dieser insgesamt 700 Schwestern- und Ärztewohnungen stellten das Ergebnis der allerletzten Erfahrung auch auf internationalem Gebiet dar. Wie vorgesehen, wird mit den Arbeiten noch in diesem Jahr begonnen werden.

Im Rahmen der nachfolgenden Pressekonferenz berichtete Architekt Prof. Dr. Kupsky über die Umbauten, die bereits im Gange sind. Architekt Möbius informierte über die Grundsatzplanung für die Neubauten. Das Hauptgebäude mit dem 70 Meter hohen Bettenhaus wird allein 2.000 Krankenbetten umfassen. Der Bettentrakt hat 17 Stockwerke, in den zu beiden Seiten angeordneten niedrigen Trakten sind Ambulanzen, Operationsräume usw. untergebracht. Bei der Planung wurde auf die so genannte Normalpflege-Einheit aufgebaut, die 34 Betten umfasst.

Zunächst wird mit dem Neubau der Personalwohnhäuser und des Schultraktes begonnen werden.

Zusammenfassung:

Der erste Hof des Wiener Allgemeinen Krankenhauses wurde zur Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert als Groß-Armenhaus errichtet. Dieses Armenhaus wurde im 18. Jahrhundert mehrfach erweitert und schließlich von Kaiser Josef II. durch weit reichende Erneuerungen und Umbauten 1784 in ein Spital umgewidmet. Die neue Anstalt umfasste zirka 2.000 Betten, von denen allerdings nur ein ganz geringer Teil der "praktischen Lehrschule" gewidmet war.

Trotz oftmaliger Erweiterungen und Umbauten in den nächsten Jahrzehnten war zu Ende des 19. Jahrhunderts ein Neubau unvermeidbar geworden. Dieser wurde auch 1904 beginnen, durch den Ersten Weltkrieg jedoch unterbrochen und nachher nicht mehr fortgesetzt. Die "Neuen Kliniken" stellen daher nur einen Teil des seinerzeit geplanten Klinikneubaues dar.

Nachdem auch zwischen den beiden Kriegen und nach dem Zweiten Weltkrieg die Forderung nach einem Ersatz der alten Kliniken immer dringender geworden war, kamen 1955 die Stadt Wien, der im Jahre 1939 der Betrieb dieser ehemaligen Fondskrankenanstalt übertragen worden war, und der Bund als die für die Kliniken zuständige Körperschaft überein, bei je 50-prozentiger Kostenteilung den Neubau durchzuführen.

In eingehenden Besprechungen wurde festgelegt, dass im Prinzip für die "Alten Kliniken" ein Ersatz geschaffen werden soll, während die Gebäude der "Neuen Kliniken", mit Ausnahme der Psychiatrisch-Neurologischen Klinik, bestehen bleiben.

Die Grundsatzplanung erstreckt sich jedoch auf den Neubau der gesamten Kliniken, um den Platz für einen späteren Neubau auch der "Neuen Kliniken" nicht zu verbauen. Der Bettenstand der neuen gesamten Anlage wurde mit 2.500 Krankenbetten fixiert. Da das Allgemeine Krankenhaus derzeit 3.000 Betten umfasst, hätte die Reduzierung des Bettenstandes auf 2.500 Betten eine nicht tragbare Verminderung zur Folge gehabt. Die Stadt Wien hat sich daher entschlossen, die fehlenden 500 Betten allein auf eigene Kosten im Wilhelminenspital neu zu schaffen. Diese Neubauten mit insgesamt 580 Betten werden in absehbarer Zeit in Betrieb genommen werden können.

1960 bis 1961 wurde ein Architekten-Wettbewerb abgehalten und dann im Sommer 1962 mit der endgültigen Planung begonnen.

Die Grundsatzplanung wurde von der Architektenarbeitsgemeinschaft vor kurzem fertig gestellt und dem Spitzenausschuss für den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses in der Sitzung vom 11. Juli vorgelegt, der diese Planung genehmigt hat.

12.7.1963: Goldenes Ehrenzeichen der Republik für Josef Jirava

Bürgermeister Jonas überreichte heute an den Wiener Landtagsabgeordneten und Gemeinderat a. D. Kommerzialrat Josef Jirava das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

18.7.1963: "Miss Goldener Flügel" besichtigt Wien

Heute trifft auf dem Schwechater Flughafen von Beirut kommend Fräulein Sonja de Lima Moreira, eine Hostess der brasilianischen Luftfahrtsgesellschaft ein. Sie hat in einem Wettbewerb der Stewardessen sämtlicher Fluggesellschaften die Südamerika anfliegen, als erste Brasilianerin den heiß begehrten Titel "Miss Goldener Flügel" errungen, den im vorigen Jahr eine Stewardess der PAA trug. Als Preis für ihren Sieg darf sie eine Europatournee machen, in deren Verlauf sie auch einen Tag in Wien verbringen wird.

23.7.1963: "Bretteldorf" hat zu bestehen aufgehört

Stadtrat Koci berichtete heute, dass der letzte "Bretteldorfer" soeben abgesiedelt wird und damit Bretteldorf zu bestehen aufgehört hat. Auf dem Gelände, wo Bretteldorf stand, werden im nächsten Jahr die Besucher der Wiener Internationalen Gartenschau (WIG 64) promenieren.

"Bretteldorf im 22. Bezirk wurde im wesentlichen von der Wagramer Straße, der Schießstattgasse, der Warhanekgasse und dem Hubertusdamm umschlossen. Das ganze etwa 1,2 Millionen m2 große Gebiet gehörte seinerzeit dem Stift Klosterneuburg. Nach dem Ersten Weltkrieg teilte das Stift dieses Gelände in viele kleine Parzellen auf und verpachtete diese. Durch die Not in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg wurden die kleinen Grundstücke von den Pächtern nicht nur gärtnerisch und landwirtschaftlich genützt, sondern unter dem Druck der damaligen Verhältnisse entgegen dem Wortlaut der Pachtverträge und ohne baubehördliche Genehmigung auch mit mehr oder weniger schönen Hütten und Häuschen versehen.

Dieses Gebiet war aber nicht hochwassersicher und es wurde bei jedem Katastrophenhochwasser durch Aufsteigen des Grundwassers überflutet. Es wurde deshalb zum Schutze des Hubertusdammes und des Gebietes von Bretteldorf zwischen dem Chorherrenstift und der Gemeinde Wien im Jahre 1935 ein Übereinkommen getroffen, nach dem unter anderem das Gebiet des so genannten Bretteldorfes mit Ausnahme eines schmalen Baulandstreifens an der nordwestlichen Straßenseite der Wagramer Straße in das Eigentum der Stadt Wien übertragen wurde. Das Gelände wurde als "Anschüttungsgebiet - Zukünftiges Gründland" gewidmet und bestimmt, dass die Flächen anzuschütten sind. Diese Anschüttung wurde 1936 durch Müllablagerung der Magistratsabteilung 48 begonnen.

Zur Freimachung der Parzellen für Zwecke der Müllanschüttung wurde 1937 zunächst gegen eine Anzahl von Pächtern die Kündigung eingeleitet, die jedoch vom Bezirksgericht Leopoldstadt auf Grund eines für die Stadt Wien ungünstigen Sachverständigengutachtens für rechtsunwirksam erklärt wurde. Die seitens der Gemeindeverwaltung gegen dieses Urteil ergriffene Berufung wurde unter dem Einfluss des inzwischen begonnenen NS-Regimes zurückgezogen, womit das Urteil rechtskräftig war. Ab diesem Zeitpunkt war die Stadtverwaltung gezwungen, die Räumung der Parzellen durch mühsame Verhandlungen zu erreichen, wobei die Stadt Wien namhafte Abfindungen in der verschiedensten Form zugestehen musste, wie Barbeträge, Ersatz, Siedlungshaus, Wohnungen usw.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Absiedlungen weiter betrieben, in den letzten fünf Jahren mit verstärkter Intensität. Seit 1945 bis zum heutigen Tag hat die Gemeinde Wien für die Absiedlung von 246 Pachtstellen mit 628 Personen nicht weniger als 7,340.000 Schilling in bar ausgegeben und außerdem 179 Wohnungen durch das Wohnungsamt zur Verfügung gestellt."

27.7.1963: Anteilnahme Wiens für die Opfer von Skoplje - Gemeinde Wien beteiligt sich an der Hilfsaktion

Bürgermeister Jonas hat heute früh an die Stadtverwaltung von Skoplje folgendes Telegramm geschickt: "Durch die Nachrichten über Rundfunk und Presse von der furchtbaren Erdbebenkatastrophe, die Ihre so schöne Stadt heimgesucht hat, tief erschüttert, spreche ich Ihnen im Namen der Bevölkerung der Bundeshauptstadt Wien und im eigenen Namen tief gefühlte Anteilnahme aus. Die Bundeshauptstadt Wien wird sich selbstverständlich an der Hilfsaktion für Ihre so schwer getroffene Stadt beteiligen."

"Gleichzeitig hat Wiens Wohlfahrtsstadtrat Maria Jacobi der jugoslawischen Botschaft in Wien das Anerbieten gestellt, Kinder aus Skoplje auf Kosten der Gemeinde Wien zu einem Erholungsaufenthalt nach Wien zu nehmen.

(Bei dem am 26. Juli 1963 in Skoplje (Hauptstadt der Teilrepublik Mazedonien) stattgefundenen Erdbeben starben ca. 1.100 Menschen. Tausende wurden verletzt. Redaktion)

30.7.1963: Glückwünsche für Harry Fuss

Der beliebte Wiener Schauspieler Harry Fuss feiert seinen 50. Geburtstag. StR. Maria Jacobi übermittelte ihm im Namen der Wiener Stadtregierung die besten Glückwünsche.