Historischer Rückblick aus dem Jahr 1963

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1963

September

2.9.1963: Neuer Fachbeirat für Stadtplanung

Die dreijährige Funktionsperiode des Fachbeirates ist vor einiger Zeit zu Ende gegangen. Der neue Fachbeirat für Stadtplanung konstituierte sich heute. Dabei wurde Architekt Prof. Dipl.-Ing. Georg Lippert zum Vorsitzenden gewählt. Ferner gehören dem Fachbeirat für Stadtplanung an:

  • Dipl.-Ing. Alexander Erfurth
  • o. Prof. Dr. Walter Frodl
  • Baurat h.c. Dipl.-Ing. Dr. techn. Erich Meixner
  • Baurat h.c. Dipl.-Ing. Franz Mörtinger
  • Univ.-Prof. Dr. Hans Moritsch
  • Architekt Prof. Otto Niedermoser
  • Dipl.-Ing. Dr. techn. Rupert Schickl

2.9.1963: Aufruf des Gesundheitsamtes

Das Gesundheitsamt der Stadt Wien gibt bekannt:

"Das Bundesministerium für soziale Verwaltung hat bekannt gegeben, dass laut Mitteilung der ungarischen Gesundheitsbehörden Budapest am 31. August 1963 zum pockeninfizierten Gebiet erklärt wurde. Ungarische Staatsbürger dürfen aus Ungarn nur ausreisen, wenn sie im Besitz einer gültigen Impfbescheinigung sind.

Alle Wiener, die sich in der Zeit nach dem 22. August 1963 in Budapest aufgehalten haben, werden aufgefordert, sich zur Beratung und einer eventuellen Schutzimpfung auf dem zuständigen Bezirksgesundheitsamt zu melden."

5.9.1963: Senatsrat Dr. Gapp - neuer Leiter des Kulturamtes

Die Magistratsabteilung 7, Kulturförderung, hat einen neuen Leiter. Senatsrat Dr. Ernst Gapp wurde heute in sein Amt eingeführt.

Senatsrat Dr. Gapp steht im 63. Lebensjahr und trat 1935 in den Dienst der Stadt Wien ein, wo er zunächst in der Pressestelle arbeitete. Seit 1945 ist er im Kulturamt tätig. - Der bisherige Leiter des Kulturamtes, Senatsrat Dr. Thoenig, ist in den Ruhestand getreten.

6.9.1963: Glückwünsche für Walter Eckert

Der akademische Maler Walter Eckert feiert seinen 50. Geburtstag. Vizebürgermeister Mandl übermittelte heute ein Glückwunschtelegramm. Eckert wird nicht nur durch seine grafischen Arbeiten sondern auch durch seine Porträtzeichnungen besonders geschätzt.

10.9.1963: 60. Geburtstag von Hans Fronius

Der Grafiker, Illustrator und Maler Prof. Hans Fronius feiert seinen 60. Geburtstag.

Fronius wurde in Sarajevo geboren und studierte an der Wiener Akademie. Nach dem Militärdienst übersiedelte er nach Graz, wo er 1923 der Secession beitrat. In seinem Schaffen nimmt die illustrative Grafik den größten Raum ein. Er schuf zahlreiche Lithographien zu Werken von Balzac, Stefan Zweig, Thomas Mann, E.A. Poe, Franz Kafka und F. Villon. Sein Themenkreis reicht vom Sozialkritischen bis ins Metaphysische.

12.9.1963: Prof. Dr. Leopold Schönbauer gestorben

Der Begründer der Neurochirurgie in Österreich, Prof. Dr. Leopold Schönbauer, ist gestern im 75. Lebensjahr in Wien gestorben.

(Schönbauer wurde am 13. November 1888 in Thaya, Niederösterreich, geboren. Schönbauer errichtete mit Julius Tandler die 1. Krebsberatungsstelle in Wien. Schönbauer war von 1945 bis 1961 Direktor des Allgemeinen Krankenhauses in Wien und provisorischer Leiter des Institutes für Geschichte der Medizin. Von 1959 bis 1962 war er ÖVP-Nationalratsabgeordneter im Parlament. Er war auch an den Planungen zum Neubau des Allgemeinen Krankenhauses beteiligt. (Redaktion)

Die Stadt Wien widmete dem großen Arzt ein Ehrengrab neben der letzten Ruhestätte von Franz Karl Ginzkey auf dem Zentralfriedhof.

13.9.1963: Die Straßen im Volksprater bekommen Namen

Die Verkehrsflächen im Wiener Volksprater, waren bisher nur nummeriert oder mit Buchstaben bezeichnet, ohne Straßennamen zu tragen. Nun hat der zuständige Ausschuss die Benennung der Strassen beschlossen. Es wird u.a. einen Kratky-Baschik-Weg (nach dem Zauberkünstler Kratky-Baschik, der im Prater von 1864 bis zu seinem Tode 1889 tätig war), einen Jantschweg (nach Heinrich Jantsch, der von 1892 bis 1899 das damalige Fürst-Theater im Prater, das nach ihm in "Jantsch-Theater" umbenannt worden ist, leitete).

Zur Straße des 1. Mai wird der "Leichtweg" führen. Ferdinand Leicht senior und seine Söhne Ferdinand und Wilhelm Leicht betrieben in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts bei der Gaststätte "Weiße Gans" ein Variete. Während Ferdinand Leicht d. J. viele Wiener Lieder schrieb, trat Wilhelm Leicht seinerzeit im Deutschen Volkstheater und im Jubiläumstheater auf. Das Variete Leicht war im Prater außerordentlich populär.

Auch ein "Präuscherplatz" wurde benannt. Hermann Präuscher lebte von 1839 bis 1896. Selbst Sohn eines Schaustellers wurde er Tierbändiger und gründete 1871 im Wiener Prater das Wachsfigurenmuseum und das Anatomische Museum, die beide als stadtbekannte Sehenswürdigkeiten galten.

Der "Calafattiplatz" soll an den Taschenspieler und Besitzer eines Ringelspieles Basilio Calafatti erinnern, der von 1800 bis 1878 lebte. 1830 trat er bereits im Prater auf, schon 1838 brachte er an seinem Ringelspiel die ersten beiden Miniaturlokomotiven an. 1854 stellte Calafatti die Figur des "Großen Chinesen" auf, der zu einem Wahrzeichen des Wiener Praters wurde.

13.9.1963: Prager Bürgermeister zu Besuch in Wien

Bürgermeister Jonas empfing heute den Bürgermeister von Prag, Primator Adolf Svoboda, im Wiener Rathaus. Die beiden Stadtoberhäupter unterhielten sich über Verkehrs- und Wohnbauprobleme in Prag und Wien.

14.9.1963: "Dr. Ellenbogen-Hof" in der Brigittenau, "Schmiegergasse" in Währing

Die städtische Wohnhausanlage im 20. Bezirk, Brigittenauer Lände 148-154, wird in "Dr. Ellenbogen-Hof" benannt. Damit wird das Andenken des Brigittenauer Abgeordneten im Reichsrat der alten Monarchie und im Nationalrat der Ersten Republik, Dr. Wilhelm Ellenbogen (1863 bis 1951) geehrt. 1951 starb Dr. Ellenbogen als Emigrant in New York.

Dr. Ellenbogen hat sich noch vor der Jahrhundertwende als Arzt um die Not leidende Bevölkerung Wiens besondere Verdienste erworben. 1901 wurde er Mitglied des Abgeordnetenhauses und trat seither in seinem politischen Wirken stets für Freiheit und soziale Gerechtigkeit ein. Seine Bemühungen um die Elektrifizierung Wiens bleiben ebenfalls unvergessen.

Die Benennung einer Verkehrsfläche im 18. Bezirk in "Schmiegergasse" soll an den Rundfunkkommentator und Sportjournalisten Prof. Willi Schmieger, der von 1887 bis 1950 lebte, erinnern.

Prof. Willi Schmieger war im Währinger Gymnasium als Lehrer für Latein und Griechisch tätig, widmete sich aber stets mit Begeisterung dem Fußballsport. In den Jahren des Wunderteams war Schmieger als Rundfunkkommentator in Wien außerordentlich populär und eine stadtbekannte Persönlichkeit. 1937 fungierte er einige Zeit als Redakteur der "Kronenzeitung".

20.9.1963: Wien beteiligt sich an der Hafenweltausstellung in Genua

Anfang Oktober findet in Genua ein Internationaler Hafenkongress statt, der auch mit einer Hafenweltausstellung verbunden sein wird. Alle großen Seehäfen und die bedeutenden Binnenhäfen werden sich an dieser Ausstellung beteiligen.

Auch die Stadt Wien, repräsentiert durch die Wiener Hafenbetriebsgesellschaft, wird mit einer Ausstellung "Hafen Wien im Aufbau" vertreten sein.

23.9.1963: Zwei Monate früher als geplant: Neue Brücke über die Grünbergstraße dem Verkehr übergeben

In einer Rekordbauzeit von zehn Monaten wurde die neue Brücke über die Grünbergstraße im Zuge der Hohenbergstraße im 12. Bezirk fertig gestellt und heute - zwei Monate vor dem festgesetzten Termin - dem Verkehr übergeben.

Die Grünbergbrücke ist die wichtigste Verkehrsverbindung von Westen nach dem Süden. Die neue Brücke (vormals Maria Theresien-Brücke), die die Verbindung von der Hohenbergstraße zur Gloriette herstellt, überspannt in einem Bogen die nunmehr 16,50 Meter breite Grünbergstraße. Die Gesamtlänge der Rahmenkonstruktion beträgt 19,60 Meter, die Durchfahrtshöhe 4,50 Meter.

26.9.1963: Der Verein "Kultur und Mode" bittet um "geziemende Kleidung im Theater und Konzertsaal"

"Aufmerksamen Beobachtern der Wiener Plakatwände und Litfasssäulen wird sicherlich schon aufgefallen sein, dass die Theater- und Konzertprogramme seit einiger Zeit mit einem Aufdruck versehen sind, in dem die Theater- und Konzertbesucher gebeten werden: 'Erweisen Sie den Heimstätten der Kunst und den Künstlern durch eine geziemende Kleidung die gebührende Achtung.'

Der Verein 'Kultur und Mode', der diese, zweifellos sehr wichtige und - leider - auch notwendige Aktion durchführt, ging dabei in erster Linie von der Erwägung aus, dass für einen Theater- oder Konzertbesuch nicht nur deshalb eine entsprechende Kleidung angelegt werden soll, weil 'es sich halt so gehört', sondern weil es sich immer wieder zeigt, dass eine festliche Kleidung die Aufnahmebereitschaft des Publikums selbst erhöht und damit die Leistung der Künstler steigert. Darüber hinaus aber will der Verein, der im Interesse von Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam mit den Modesammlungen des Historischen Museums der Stadt Wien und der Modeschule Hetzendorf um die modewissenschaftliche Forschung bemüht ist, die Mode maßgeblich in den Dienst der Kultur stellen. Der modewissenschaftlichen Forschung geht es ja vor allem darum, die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der Mode und der Kulturentwicklung zu klären.

Also vergessen Sie nicht, verehrter Kunstfreund: Geziemende Kleidung im Theater und Konzertsaal gehört nicht nur wie die Pünktlichkeit zur Höflichkeit der Könige, sondern sie erhöht auch den Kunstgenuss und wird nicht zuletzt künftigen Generationen zur Beurteilung dafür dienen, ob wir Kultur gehabt haben - oder nicht."

30.9.1963: Kongresse und Veranstaltungen in Wien

Im Monat September fanden in Wien wieder zahlreiche Kongresse und Großveranstaltungen statt. Nachstehend eine kleine Auswahl:

  • Ordentliche Tagung der Generalkonferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation
  • Internationaler Mikropaläontologen-Kongress
  • Internationale Genossenschaftswissenschaftliche Tagung
  • Jahrestagung der Internationalen Vereinigung der Absolventen von Universitäten und Hochschulen wirtschaftswissenschaftlicher und kommerzieller Ausrichtung (UNIADUSEC)
  • 9. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie
  • Jahrestagung der Deutschen und Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft
  • Tagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie
  • Kongress der Föderation des Europäischen Chemiehandels
  • Tagung der Österreichischen und Deutschen Gesellschaft für Rechtsvergleichung