Historischer Rückblick aus dem Jahr 1964

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1964

August

1.8.1964: Neue Uniformen für die Wiener Rettung und das Sanitätspersonal

Heute wurden die Entwürfe für die neuen Sommer- und Winteruniformen des Wiener Rettungs- und Sanitätspersonals vorgestellt. Die Winteruniformen für Rettungsärzte und Chauffeure sind durch kurze graue Ledermäntel besonders attraktiv gestaltet. Für die Standard-Uniform wurde ein hochwertiger Stoff aus einem Wollgemisch gewählt. Für heiße Sommertage wurde eine kleidsame offene Hemdbluse aus Baumwoll-Gabardin kreiert. Im Winter gibt es auf besonderen Wunsch der Personalvertretung für das gesamte Sanitätspersonal Lederhandschuhe.

Ab 1. Jänner 1965 sollen die Rettungs- und Sanitätsmannschaften mit den neuen Uniformen ausgestattet werden.

3.8.1964: Neues Operationszentrum im alten AK

"Vor kurzem wurde ein neues Operationszentrum für die I. Chirurgische Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus seiner Bestimmung übergeben. Diese hochmoderne Anlage kostete 10,9 Millionen Schilling. Das neue Operationszentrum ist auf das modernste eingerichtet. Alle Operationssäle und Vorbereitungsräume sind voll klimatisiert. Auch eine Frischoperierten-Station wurde geschaffen.

Die Operationstätigkeit in der I. Chirurgischen Universitätsklinik war bisher sehr behindert, weil sie auf mehrere getrennt situierte und technisch unzureichend ausgestattete Operationssäle aufgeteilt war. Da nun die technischen Anlagen in diesen Operationssälen, vor allem in dem im Zweiten Weltkrieg errichteten Operationsbunker, infolge Matrialabnützung überholungsbedürftig wurden und überdies die Installierung gewisser, dem Sicherheitsbedürfnis und dem medizinischen Fortschritt dienenden Einrichtungen unaufschiebbar geworden ist, war der Gedanke naheliegend, den Operationsbetrieb zeitgemäß zu reorganisieren und zu diesem Zweck einen einheitlichen, den modernen Anforderungen entsprechenden Operationstrakt zu errichten. Dadurch soll auch ermöglicht werden, dass die Patienten nicht wie bisher zu und von der Operation (im narkotisierten Zustand) im Freien, bei jedem Wetter, über den Hof geführt werden müssen. Mit der Schaffung des neuen Operationszentrums sind nun die alten unzulänglichen Verhältnisse beseitigt worden."

6.8.1964: Wiener Eisfabrikenbrand kostete 47,5 Millionen Schilling - Nach Börsenbrand größtes Schadenfeuer seit Kriegsende

Der Brand, der Ende Februar in den Kühlhäusern der Vereinigten Wiener Eisfabriken wütete und, das Leben zweier Arbeiter forderte, hatte einen materiellen Schaden verursacht, der nur um etwa ein Drittel hinter dem Schaden des Börsenbrandes zurückbleibt.

Anders als die Leidtragenden des Börsenbrandes hatten aber die vom Brand in den Eisfabriken betroffenen Firmen für eine ausreichende Versicherung gesorgt. Den Versicherungen ist nun, bei dem zweitgrößten Brand in Wien seit Kriegsende, ein Verlust von 47,5 Millionen Schilling entstanden.

6.8.1964: 75. Geburtstag von Hans Zacherl

Am 8. August vollendet der Gynäkologe Univ.-Prof. Dr. Hans Zacherl das 75. Lebensjahr.

Nach Absolvierung der medizinischen Studien in Wien wurde er Operationszögling in der Klinik Eiselsberg und anschließend Sekundararzt an der Landesfrauenklinik in Linz. 1924 erfolgte seine Habilitierung an der Grazer Universität, 1931 seine Berufung zum Vorstand der Universitätsfrauenklinik Innsbruck. 1935 kehrte er als ordentlicher Professor nach Graz zurück und übernahm auch die Leitung der Frauenklinik. 1938 wurde er von dieser Stelle enthoben. 1946 begann seine Tätigkeit in Wien. Zuerst leitete er die gynäkologische Abteilung der Poliklinik. 1948 wurde er Ordinarius für Geburtshilfe und Gynäkologie und Vorstand der zweiten Universitätsfrauenklinik. Unter ihm wurde die Klinik ausgebaut, eine Schwangerenbetreuung eingerichtet, eine Station für physikalische Therapie, die Strahlenstation und das Laboratorium geschaffen. Im Studienjahr 1958/59 war er Dekan der Medizinischen Fakultät. Zacherl verfasste zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten.

(Hans Zacherl wurde am 8. August 1889 in Wien geboren und starb am 27. Juni 1968 in Wien. Redaktion)

7.8.1964: Belgischer Wirtschaftsminister in Wien

Der Minister für Wirtschaft und Energie von Belgien, Antoin Spinoy, der außerdem die Ämter eines Bürgermeisters von Mecheln und eines Vorsitzenden des Internationalen Gemeindeverbandes bekleidet, wurde heute im Rathaus von Vizebürgermeister Slavik empfangen.

Der belgische Minister wird in Wien ein umfangreiches Besichtigungsprogramm absolvieren.

10.8.1964: Persischer Informationsminister im Wiener Rathaus - Für nächstes Jahr Teheran-Ausstellung in Wien geplant

Der Leiter des Iranischen Presse- und Informationsamtes für Europa, Minister Dr. Parviz Adle, der seinen ständigen Sitz in Paris hat, ist heute in Wien eingetroffen.

Der persische Minister sprach den Wunsch aus, im nächsten Jahr in Wien eine Ausstellung über Irans Hauptstadt Teheran zu zeigen. Vizebürgermeister Slavik sagte ausdrücklich zu, für eine solche Ausstellung die Volkshalle des Wiener Rathauses zur Verfügung zu stellen, die sich in den letzten Jahren bei mehreren Städte-Ausstellungen sehr bewährt hat.

11.8.1964: Burgenländische Auszeichnung für einen Wiener

Die Burgenländische Landesregierung hat dem Wiener Hochschulbeamten Johann Schartmüller die Erinnerungsmedaille für Verdienste um den Anschluss Burgenlands an Österreich verliehen. Herr Schartmüller war als Gendarmeriepatrouillenleiter in den Jahren 1921/22 im Grenzschutz tätig.

14.8.1964: 70. Geburtstag von Franz Mayer-Gunthof

Am 18. August feiert der Großindustrielle Kommerzialrat Dr. Franz Mayer-Gunthof seinen 70. Geburtstag.

(Mayer-Gunthof wurde am 18. August 1894 in Mährisch-Trübau geboren. Er studierte in Wien und Oxford Rechtswissenschaft. 1920 übernahm er die von seinem Urgroßvater gegründete mechanische Weberei, die seit 1820 besteht. Neben seiner Tätigkeit als Textilindustrieller (Generaldirektor der Vöslauer Kammgarnfabrik) engagierte er sich sehr stark in der Vereinigung österreichischer Industrieller und galt als besonderer Befürworter der österreichischen Sozialpartnerschaft. Mayer-Gunthof war aber auch eine bekannte Persönlichkeit des Wiener Musiklebens und Ehrenbürger der Technischen Hochschule Wien. Er starb am 2. Februar 1977 in Wien. Redaktion)

17.8.1964: Holland erobert Wien mit Pauken und Trompeten

Heute begeht die WIG anlässlich der Blumenhauptschau den "Holland-Tag". Im Mittelpunkt dieses Festes steht eine holländische Jugendkapelle, die "Drumband Excelsior" aus Oosterhout bei Rotterdam. Dieser Musikzug aus 40 Burschen und 40 Mädchen im Alter von 16 bis 19 Jahren tritt in rot-weißen Uniformen auf und man merkt es ihren exakten Paradeschritten und quadrillartigen Vorführungen an, dass sie von einem ehemaligen Sergeanten der amerikanischen Armee "gedrillt" sind. Heute marschierte die Kapelle unter großem Beifall durch die Mariahilfer Straße bis zum Rathaus, wo sie Bürgermeister Jonas und den Mitgliedern der Wiener Stadtregierung ein Ständchen brachte.

18.8.1964: Die besten Plakate des Vierteljahres

Die Jury des Kulturamtes der Stadt Wien hat zum besten Plakat des zweiten Vierteljahres die Werbegraphik "Festtage in Niederösterreich" erklärt, die von Prof. Wilhelm Jaruska entworfen und von der Firma Piller-Druck hergestellt wurde.

21.8.1964: Vielleicht braucht ein Nachbar Deine Hilfe! Eine große Aktion des städtischen Wohlfahrtsamtes für ganz Wien

"Eine Reihe von erschütternden Vorkommnissen in den letzten Monaten hat die städtische Wohlfahrtsreferentin, Stadtrat Maria Jacobi, dazu bewogen, eine Aktion durchzuführen, die vollkommen neuartig ist. In den Tagen vom 24. bis 31. August werden in sämtlichen Wiener Häusern kleine Plakate angeschlagen - es handelt sich um rund 45.400 Exemplare -, die die Wiener zur Hilfe für in Not geratene oder einsame Menschen aufrufen. Der Plakattext lautet:

VERGISS NICHT
Vielleicht braucht Dein Nachbar -
ein alter Mensch, ein Kind, irgend jemand -
in diesem Augenblick
DEINE HILFE.
Manchmal hilft schon ein gutes Wort.
Manchmal retten Aufmerksamkeit und
rasches Handeln ein Leben!

Gleichzeitig hat sich Stadtrat Maria Jacobi an die Wiener Redaktion mit der Bitte gewandt, auf diese Aktion besonders hinzuweisen. Es müsste doch einmal der Versuch unternommen werden, die Menschen unserer Stadt darauf aufmerksam zu machen, dass wir inmitten unseres Wohlstandes, den uns eine günstige wirtschaftliche Entwicklung beschert hat, jene unter unseren Mitmenschen nicht vergessen dürfen, die einsam leben, in Not geraten sind und vielleicht des menschlichen Kontaktes mehr bedürfen als materielle Hilfe........"

Die Plakataktion erstreckt sich über ganz Wien und wird von 1.826 ehrenamtlichen Fürsorgeräten der Stadt Wien, die mit fast 40.000 Hausbesorgern zusammenarbeiten, durchgeführt.

24.8.1964: Wieder Paul Hock-Park im 21. Bezirk

Der Kulturausschuss des Wiener Gemeinderates hat die Rückbenennung des Hans Smital-Parkes in Floridsdorf beschlossen. Die Anlage wird nun wieder "Paul Hock-Park" heißen, wie dies vor 1938 der Fall war.

Der Politiker Dr. Paul Hock lebte von 1857 bis 1924 und war erster Bezirkshauptmann von Floridsdorf.

Nach Hans Smital, dessen Verdienste als Floridsdorfer Heimatforscher durch die Rückbenennung nicht berührt werden, ist bereits eine Gasse im 21. Bezirk benannt.

26.8.1964: Antrittsbesuch des argentinischen Botschafters

Der neu argentinische Botschafter in Wien, Dr. Jose Peco, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

26.8.1964: Josef Afritsch gestorben

Völlig unerwartet ist heute Nacht Josef Afritsch, Innenminister a.D. und Stadtrat a.D., eine der populärsten politischen Persönlichkeiten unserer Republik und der Bundeshauptstadt nach einem Herzanfall gestorben.

Josef Afritsch wurde am 13. März 1901 in Graz als zweites Kind des Redakteurs und Begründers der Kinderfreunde, Anton Afritsch, geboren. Nach Absolvierung der Pflichtschule entschloss er sich, den Beruf des Gärtners zu ergreifen. Er absolvierte die Höhere Obst- und Gartenbauschule und widmete sich als Gartentechniker verschiedenen Aufgaben in Nordböhmen, Thüringen und Schleswig-Holstein. 1923 trat er in den Dienst des Wiener Stadtgartenamtes, bis er 1942 wegen illegaler politischer Betätigung verhaftet und zu einem Jahr Kerker verurteilt wurde. Nach Abbüßung der Strafe wurde er zu den Flugmotorenwerken in Wiener Neustadt zwangsdienstverpflichtet. 1944 wurde Afritsch neuerlich verhaftet und sollte weitere zwei Jahre im Kerker verbringen. Es gelang ihm aber, als "Unterseeboot" unterzutauchen und sich in Wien bei Freunden verborgen zu halten.

Am 20. April 1945 wurde er vom damaligen Bürgermeister Theodor Körner zum Amtsführenden Stadtrat für Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten bestellt und bei den Gemeinderatswahlen in den Jahren 1945, 1949, 1954 und 1957 zum Gemeinderat und Landtagsabgeordneten gewählt. 1951 Stadtgartendirektor. Anlässlich der Neubildung der österreichischen Bundesregierung im Juli 1959 wurde Josef Afritsch von der Sozialistischen Partei für das Ressort des Innenministers vorgeschlagen und vom Bundespräsidenten angelobt. Afritsch war auch Regierungskommissär für die Wiener Internationale Gartenschau 1964.

  • siehe 18. April 1945
  • siehe 5.12.1949 - Aus dem Wiener Gemeinderat

26.8.1964: 60. Geburtstag von Ludwig Schmidseder

Der Komponist Ludwig Schmidseder feiert seinen 60. Geburtstag.

Schmidseder hat besonderes Einfühlungsvermögen bei seinen Operetten, Liedern und Tanzweisen für die Wiener Lebensart bewiesen.

28.8.1964: Neue Straßenbahn-Wagenabfertigung in Gersthof fertiggestellt - Stadtrat Schwaiger übergab das Gebäude seiner Bestimmung

Ein lang gehegter Wunsch der Fahrer und Schaffner der Straßenbahnlinien E2 und 41 ging jetzt in Erfüllung: die neue Wagenabfertigung (Expedition) "Gersthof" im 18. Bezirk, in der das Personal der beiden Straßenbahnlinien "ausgewechselt" wird, ist fertiggestellt. Das neue Gebäude wurde heute von Stadtrat Schwaiger seiner Bestimmung übergeben.

Das alte Gebäude, eine nicht sehr attraktive Eisenkonstruktion aus dem Jahre 1908 war bereits baufällig und entsprach auch in sanitärer Hinsicht längst nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ende 1963 wurde mit dem Bau der neuen Abfertigung begonnen. Die gesamten Baukosten betragen 580.000 Schilling.

29.8.1964: Der Gouverneur von Kairo besucht Wien

Der Gouverneur von Kairo, Salah Dessouki, wurde heute von Bürgermeister Jonas im Wiener Rathaus empfangen.

31.8.1964: Dr. Reisinger als Generaldirektor eingeführt

Im Ringturm fand heute die Amtseinführung von Senatsrat Dr. Reisinger als Generaldirektor der Wiener Stadtwerke statt. Gleichzeitig erfolgte die Verabschiedung des in den Ruhestand getretenen Dipl.-Ing. Dr. Horak.