Historischer Rückblick aus dem Jahr 1965

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1965

August

2.8.1965: Neuer Leiter der städtischen Wasserwerke - Abschied von Senatsrat Dipl.-Ing. Franz Geilhofer

In der Zentrale der städtischen Wasserwerke wurde heute deren bisheriger Leiter Senatsrat Dipl.-Ing. Franz Geilhofer in den Ruhestand verabschiedet und sein Nachfolger, Oberstadtbaurat Dipl.-Ing. Franz Kochanek, in dieses Amt eingeführt.

3.8.1965: 75. Geburtstag von Hans Gal

Am 5. August vollendet der Komponist und Musikschriftsteller Dr. Hans Gal das 75. Lebensjahr.

Er wurde in Brunn am Gebirge geboren und betrieb an der Wiener Universität sowie am Konservatorium Musikstudien. Seit 1918 war er Lektor für Musiktheorie an der Wiener Universität. In der Folgezeit macht er sich als Komponist einen auch im Ausland bekannten Namen. Von 1929 bis 1933 leitete er die Musikhochschule in Mainz, anschließend wirkte er als Dirigent der Wiener Madrigal-Vereinigung und des Wiener Konzertorchesters. 1938 emigrierte er nach England. 1943 wurde er Dozent für Musik an der Universität Edinburgh. Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen umfasst große Bühnenwerke und große Orchesterwerke, Chöre, Lieder, Kammermusik verschiedener Besetzung. Hans Gal hat sich auch musikwissenschaftlich betätigt, vor allem als Mitarbeiter der "Denkmäler" der Tonkunst in Österreich und als Herausgeber alter Musik.

(Hans Gal starb am 3. Oktober 1987 in Edinburgh. Red.)

5.8.1965: Der Bürgermeister der Hauptstadt von Obervolta in Wien

Ougadougou heißt die Hauptstadt von Obervolta, einer der neuen selbständigen afrikanischen Staaten, der aus einer französischen Kolonie hervorgegangen ist. Der Bürgermeister, dieser 100.000 Einwohner zählenden Stadt, Dr. Conanbo, besuchte heute Vizebürgermeister Slavik im Wiener Rathaus.

Dr. Conanbo interessierte sich besonders für die Müllverbrennungsanlage, da er beabsichtigt, eine Anlage kleineren Stils für seine Stadt bauen zu lassen.

7.8.1965: Vizebürgermeister Slavik kondoliert der Familie Mantler

Zum Tode von Karl Mantler sandte Vizebürgermeister Slavik an die Familie des Verstorbenen ein Beileidstelegramm.

(Karl Mantler, geb. 13. Jänner 1890 in Wien, verstorben am 3. August 1965 in Wien. Der SPÖ-Politiker war 1937/38 in politischer Haft und von 1939 bis 1945 im KZ Buchenwald. Von 1947 bis 1949 war Mantler Staatssekretär im Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung und von 1949 bis 1956 Präsident der Wiener Arbeiterkammer. Red.)

10.8.1965: 60. Geburtstag von Karl Paryla

Am 12. August feiert der Schauspieler und Regisseur Karl Paryla seinen 60. Geburtstag.

Karl Paryla wurde am 12. August 1905 in Wien geboren und besuchte die Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Bereits mit 18 Jahren spielte er unter Max Reinhardt am Theater in der Josefstadt. 1926 war Paryla im Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien, die Jahre 1927 bis 1933 verbrachte er an Bühnen in Mannheim, Darmstadt, Düsseldorf und Breslau. 1933 kehrte er nach Wien zurück. 1938 flüchtete er aus Österreich in die Schweiz. In Zürich wurde er Mitglied des Ensembles des Züricher Schauspielhauses und gründete das "Komitee Österreichischer Künstler". Seit 1946 wirkte Paryla wieder in Wien. Er übernahm von 1948 bis 1956 gemeinsam mit W. Heinz die Leitung des "Neuen Theaters in der Scala". Besonders liegen ihm die Gestalten des Wiener Volksstücks. In den letzten Jahren ist Karl Paryla auch als Filmregisseur und Filmschauspieler hervorgetreten.

(Paryla erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1954 und 1990 den Nestroy-Ring. Er starb am 14. Juli 1996 in Wien. Red.)

17.8.1965: Wiener Saugwagen gegen Schlammflut in Köflach

Aus der weststeirischen Kohlenstadt Köflach ist ein Hilferuf an die Wiener Stadtverwaltung gerichtet worden. Über diesen Ort ist gestern eine Katastrophe hereingebrochen. Infolge mehrerer Dammbrüche überflutete eine Welle von Wasser und Schlamm den Ort. Bürgermeister Marek hat angeordnet, der heimgesuchten Stadt umgehend von Wien aus zu Hilfe eilen. Der Fuhrpark der Stadt Wien verfügt derzeit über vier Saugwagen, die die Aufgabe haben, verstopfte oder reinigungsbedürftige Kanalschächte zu säubern. Dies geschieht mittels eines modernen, leistungsfähigen Saugverfahrens. Heute setzten sich alle vier dieser Einsatzwagen in Richtung Köflach in Bewegung. Sie werden dort die Reinigung der total verstopften Abflussrohre übernehmen.

18.8.1965: 75. Geburtstag von Hans Pfann

Der Architekt Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans Pfann feiert seinen 75. Geburtstag.

Hans Pfann wurde in Wien geboren, studierte an der Technischen Hochschule und betätigte sich seit 1924 als freischaffender Architekt. 1935 erfolgte seine Habilitierung. Pfann gilt auf dem Gebiet der Gartenkunst und Gartengeschichte als internationale Kapazität. Auch zahlreiche Industrie- und Wohnhausbauten sind nach seiner Planung entstanden. Seine bekanntesten Arbeiten sind die Heilstätte in Grimmenstein, die Adaptierung und Ausstattung des Badner Spielkasinos, Konzertsäle. Pfann ist Mitglied des Künstlerhauses, in dessen Rahmen er seit 1930 ausstellt. Für seine Leistungen wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Publizistisch trat er unter anderem mit der Schrift "Der Kleingarten zu Beginn des 19. Jahrhunderts" hervor.

19.8.1965: Neuer Bezirksvorsteher von Neubau bei Bürgermeister Marek

Der neugewählte Bezirksvorsteher des 7. Bezirkes (Neubau), Otto Limanovsky, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

Otto Limanovsky, Jahrgang 1907, ist in Wien geboren und erlernte das Kürschnerhandwerk. Nach langer Gesellentätigkeit legte er 1940 die Meisterprüfung ab, machte sich 1946 selbständig und führt seither einen Kürschnersalon im 7. Bezirk. Er ist gerichtlich beeideter Sachverständiger und Schätzmeister und bekleidete verschiedene Funktionen im Österreichischen Wirtschaftsbund. Seit 1961 gehört er dem Beirat der Kürschnerinnung an. Im Oktober vorigen Jahres wurde er in die Bezirksvertretung von Wien-Neubau gewählt und im Juni dieses Jahres mit der Funktion eines Bezirksparteiobmannes der Österreichischen Volkspartei betraut, die ihn als Nachfolger des verstorbenen Bezirksvorstehers Franz Pospisil auf seinen neuen Posten berufen hat.

19.8.1965: Eine "Fee" im Wiener Rathaus

Heute stattete eine demokratisch gewählte, sehr attraktive "Fee" dem Wiener Rathaus einen Besuch ab. Es handelt sich dabei um die von den Städten und Gemeinden an dem belgischen Grenzfluss Schelde erkorene "Schelde-Fee", die im Anschluss an ihre "Krönung" eine Good-will-Tour durch verschiedene europäische Länder unternimmt.

20.8.1965: 65. Geburtstag von Professor Viktor Korda und Ernst Krenek

Der österreichische Komponist und Musikerzieher Prof. Viktor Korda feiert seinen 65. Geburtstag.

Am 23. August vollendet der weltbekannte österreichische Komponist Ernst Krenek das 65. Lebensjahr.

23.8.1965: Stadtrat a.D. Anton Rohrhofer gestorben

Der ehemalige Amtsführende Stadtrat für Wirtschaftsangelegenheiten sowie für Baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten, Kommerzialrat Anton Rohrhofer, ist im 82. Lebensjahr gestorben. Stadtrat a.D. Rohrhofer gehörte dem Wiener Gemeinderat von 1945 bis 1950 an und war ebenso lang Amtsführender Stadtrat.

Beruflicher Werdegang

24.8.1965: "In der Krim" entsteht Österreichs erste Atriumschule. Freiluftklassen zur Erholung der Kinder

"Die Schulstube soll Wohnstube sein": Dieser Ausspruch Pestalozzis wurde zum Prinzip für die Gestaltung der ersten Atriumschule Österreichs, die vom Wiener Stadtbauamt nach den Plänen von Architekt Gustav Peichl "In der Krim" zwischen Flotowgasse und Arbesbachgasse im 19. Bezirk gebaut wird.

Der Idee der Atriumanlage für diese achtklassige Volksschule der Stadt Wien liegt die Forderung nach Verbindung der Klassenräume mit vorgelagerten Freiluftklassen ("grünen Klassen") und einem als Pausenhof dienenden Freiraum ("Atrium") im Zentrum der Anlage zugrunde.

Beim Bau dieser modernsten Schule Österreichs wurden die neuesten Erkenntnisse der Pädagogik und der Architektur in Europa verwertet. In der Schweiz, in Dänemark und in Deutschland gibt es bereits mehrere solche Freiluftschulen, so zum Beispiel die 1951 von Architekt Hans Scharoun erbaute Volksschule in Darmstadt und eine Volksschule in Kopenhagen (1953, Architekt Arne Jacobsen). Die jeder "normalen" Klasse angegliederte Freiluftklasse dient nicht dem regulären Unterrichtsbetrieb, sondern soll nur für jene "Stunden der Erholung" verwendet werden, die im neuen Lehrplan vorgesehen sind.

Die Gesamtbaukosten betragen ca. 14 Millionen Schilling.

25.8.1965: Elf Leichtverletzte bei Straßenbahnzusammenstoß

Heute kurz vor sechs Uhr stieß ein durch die Marchfeldstraße im 20. Bezirk stadtwärts fahrender Zug der Linie O gegen einen vor ihm an der gesperrten Kreuzung Marchfeldstraße-Leystraße haltenden Zug der Linie 31/5. Durch den Zusammenstoß wurden elf Personen leicht verletzt. Die meisten von ihnen konnten nach der ärztlicher Versorgung in häusliche Pflege entlassen werden. Eine verletzte Person wurde in das Arbeiterunfallkrankenhaus gebracht.

25.8.1965: St. Georgner Bauernkapelle wirbt für's Burgenland

Das 26-Mann starke Blasorchester von Sankt Georgen im Burgenland gab heute für Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus ein ländliches Ständchen. Die in burgenländischer Bauerntracht aufmarschierten St. Georgner warben auf diese Weise für den Besuch der burgenländischen Weinwoche, die heuer in Eisenstadt abgehalten wird.

28.8.1965: Bürgermeister Marek begrüßt Internationalen Historikerkongress

Eine Woche lang findet in Wien der XII. Internationale Historikerkongress statt. Die Teilnehmer an diesem Kongress wurden heute von Bürgermeister Marek in der Wiener Staatsoper begrüßt.

30.8.1965: 80. Geburtstag von Albert Lorenz

Der Orthopäde Prof. Dr. Albert Lorenz feiert am 2. September seinen 80. Geburtstag.

Albert Lorenz wurde am 2.9.1885 in Wien geboren, wo er auch studierte und an der II. Chirurgischen Klinik seine Operationspraktika absolvierte. Danach praktizierte er in verschiedenen europäischen Spitälern. Während des Ersten Weltkrieges diente er zuerst bei der kämpfenden Truppe, wurde später zum Sanitätskorps versetzt und wirkte als Chefarzt. Nach der Heimkehr betätigte sich Lorenz als Helfer seines Vaters, eines weltberühmten Orthopäden, und begleitete ihn auf vielen Reisen in die ganze Welt. 1938 wurde er Leiter des Orthopädischen Ambulatoriums der Wiener Poliklinik und der Wiener Kinderklinik. 1943 habilitierte er sich und übernahm 1945 die Leitung der Orthopädischen Abteilung der Klinik Schönbauer. Lorenz ist der Verfasser zahlreicher Publikationen zum Thema "Orthopädie".

(Albert Lorenz war der Bruder von Konrad Lorenz. Er starb am 23. Juli 1970 in Wien. Red.)

31.8.1965: Bürgermeister Marek eröffnet Zentralsparkassen-Filiale in der Gumpendorfer Straße

In seinem Heimatbezirk, in Mariahilf, eröffnete heute der Wiener Bürgermeister Bruno Marek eine neue Zweigstelle der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien.

Die neue Zweiganstalt wurde nach Plänen des Architekten Hlaweniczka errichtet.