Historischer Rückblick aus dem Jahr 1965

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1965

Februar

1.2.1965: Floridsdorfer Hallenbad wächst

Der Amtsführende Stadtrat für Öffentliche Einrichtungen Pfoch besichtigte heute die Baustelle des Floridsdorfer Hallenschwimm- und Warmbades in der Franklinstraße. Das Gebäude, in dem der größte und modernste ganzjährige Badebetrieb Wiens Unterkunft finden soll, wird in Kürze die Dachgleiche begehen. Das Hallenbad wird voraussichtlich 1966 in Betrieb genommen werden.

2.2.1965: Verkehrsbetriebe starten Personalwerbekampagne

Die Wiener Verkehrsbetriebe beginnen mit einer groß angelegten Werbekampagne, in deren Rahmen Personal angeworben werden soll. Zu diesem Zweck wird auch ein Straßenbahn-Werbezug eingesetzt, der bestimmte Routen befahren und bei besonders gekennzeichneten Haltestellen stehen bleiben wird, um Interessenten Gelegenheit zu geben, sich über alle wesentlichen Fragen bezüglich Verdienstmöglichkeiten, Arbeitsbedingungen usw. zu informieren. Die Verkehrsbetriebe versuchen mit dieser neuen Werbemethode, den im letzten Jahr besonders akut gewordenen Personalmangel zu beheben.

Die Durchführung dieser groß angelegten Werbeaktion wird die "Gewista" übernehmen. Außer Personal für die Stadtwerke sollen in diesem Rahmen auch Arbeitskräfte für die städtischen Spitäler, Altersheime und Kindergärten, die städtische Straßenreinigung und andere Dienstleistungsbetriebe angeworben werden. Begonnen wird die Aktion, die unter dem Motto "Wien braucht Sie!" steht, mit einer Werbekampagne in der Presse.

Die Standorte und Haltezeiten werden jeweils am Tag zuvor von Presse und Rundfunk bekannt gegeben werden.

3.2.1965: Zehn Jahre Österreichische Gesellschaft zur Förderung von Landesforschung und Landesplanung

Die Österreichische Gesellschaft zur Förderung von Landesforschung und Landesplanung (ÖGLL) feiert ihr zehnjähriges Wirken. Der Gesellschaft, die 1954 mit dem Sitz in Klagenfurt gegründet wurde, gehören alle Bundesländer und Landeshauptstädte, mehrere Ministerien und Kammern sowie zahlreiche Gemeinden und namhafte Persönlichkeiten als Mitglieder an.

Präsident der Gesellschaft ist der Innsbrucker Bürgermeister DDr. Alois Lugger, der Vorsitzende des Vorstandes ist Prof. Dr. Rudolf Wurzer.

Derzeit sind Forschungsvorhaben über die "Zentralen Orte", den "Trinkwasser- und Nutzwasservorrat", "stehende Gewässer", das "Ländliche Siedlungswesen" und den "Fremdenverkehr" in Arbeit.

4.2.1965: Hohe Auszeichnung für Stadtrat Heller

Bürgermeister Jonas überreichte heute dem Amtsführenden Stadtrat für das Wiener Bauwesen Kurt Heller das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, das diesem vom Bundespräsidenten verliehen wurde.

5.2.1965: Operettenjubiläum an der Hernalser Marionettenbühne

Zu den musikalisch einfallsreichsten Werken der Frühzeit der klassischen Operette zählt der Einakter "Die schöne Galathee" von Franz von Suppe. Die Operette, die in aller Welt gespielt wurde, erlebte am 9. September 1865 im Carltheater in Wien ihre Uraufführung. Sie gehört zu den wenigen einaktigen Operetten und Singspielen des Alt-Wiener Theaters, die auch nach hundert Jahren noch immer aufführbar sind.

Die Hernalser Marionettenbühne gastierte mit diesem Werk bereits zweimal in Frankreich und spielt es nunmehr anlässlich des eigenen fünfjährigen Bestehens im Stammhaus, in der Neuen Wiener Marionettenbühne im Hernalser Heimatmuseum, 17, Kindermanngasse.

Für die Aufführung wurde der Bühne eine Langspielplatte einer führenden Schallplattengilde zur Verfügung gestellt. Die Solopartien sind mit Elisabeth Roon, Waldemar Kmentt, Otto Wiener und Kurt Preger besetzt. Der Text von Poly Henrion - einem ehemaligen österreichischen Offizier, der als Schauspieler, Zeitungsherausgeber und Schriftsteller tätig war - wurde von Lola Zant bearbeitet und wird vom eigenen Theaterensemble gesprochen.

11.2.1965: Neuer Straßenname im "Heilpflanzen-Viertel" in der Donaustadt: Bibernellweg

Eine Verkehrsfläche im 22. Bezirk (Donaustadt), die den Arnikaweg mit der Ziegelhofstraße verbindet, wird den Namen Bibernellweg erhalten. Damit wird die in dieser Gegend übliche Benennung von kleineren Verkehrsflächen nach Heilpflanzen fortgesetzt. Der Bibernellweg führt durch Grünland unweit des städtischen Reservegartens Hirschstetten.

16.2.1965: "Festival der Heiterkeit" - Auftakt der 5. Wiener Filmfestwochen

Die 5. Wiener Filmfestwoche steht heuer unter dem Motto "Festival der Heiterkeit". Am Programm steht u.a. die Welturaufführung des Opernfilms "Die lustigen Weiber von Windsor" nach der Musik von Otto Nicolai. Produzent ist Norman Forster. In den Lichtspielen Floridsdorf steht die europäische Erstaufführung der Landsknechtkomödie "Narrenchronik" des tschechoslowakischen Regisseurs Karel Zeman auf dem Programm.

16.2.1965: Bürgermeister Jonas gratuliert Heitzer, Danzer und Jonas

Bürgermeister Jonas hat den erfolgreichen österreichischen Eiskunstläufern bei den Europameisterschaften in Moskau Glückwunschtelegramme übermittelt, in denen er Regine Heitzer und Emmerich Danzer zur Erringung des Europatitels und Peter Jonas zum dritten Platz in der Europameisterschaft gratuliert.

16.2.1965: "Identymatic" - ein neuer Versicherungsautomat: Ein Fingerabdruck genügt - Unfallversicherung ist perfekt

Statt langwieriger Antragsaufnahme und Unterschrift genügt in Zukunft ein kleines Stück Papier und ein ganz gewöhnlicher Fingerabdruck, um eine Unfallversicherung abzuschließen. Auf der Grundlage der bisher der Kriminalistik vorbehaltenen Daktyloskopie arbeitet nämlich ein neuer Versicherungsautomat, der von der "Anglo-Danubian Lloyd", einer Konzerngesellschaft der Wiener Städtischen Versicherung, heute vorgeführt wurde.

Das Gerät, das in Wintersportorten aufgestellt wird, sieht nicht anders als ein Zündholzautomat aus, den man bei Trafiken findet. Die Handhabung ist äußerst einfach: man wirft 20 Schilling in Form von zwei Zehnschillingstücken ein, hebt eine Klappe, drückt den Finger auf ein farbloses Kissen und anschließend auf die Polizze, die für einen Tag gilt und das Datum der Ausgabe trägt. Für seine Prämie erhält der Käufer Versicherungsschutz gegen alle körperlichen Unfälle, die ihm bei der Ausübung des Wintersports zustoßen. Hat der Wintersportler das Pech, sich den Fuß oder die Hand zu brechen, und ist er mit Hilfe des Automaten versichert, so beträgt der Ersatz für Heilkosten 2.000 Schilling, im Fall bleibender Invalidität erhält er 40.000 Schilling.

Die "Weltpremiere" des Identymatic findet bei der Talstation des Hahnenkammlifts in Kitzbühel statt. In der nächsten Schisaison wird diese revolutionäre Erfindung, für die der Engländer Captain Stefan A. Klein die Weltpatente besitzt, auch in anderen Wintersportorten aufgestellt werden.

18.2.1965: Vier Ehrenkränze der Stadt Wien

Der letzte Hofschauspieler Franz Höbling wird im Ottakringer Friedhof beigesetzt. In einigen Tagen findet das Begräbnis des bekannten akademischen Malers Prof. Ludwig Heinrich Jungnickel im Kalksburger Friedhof statt. Am selben Tag werden auch der bekannte Historiker und Publizist Prof. Richard Charmatz im Ober Sankt Veiter Friedhof und die Tochter des Dichters Ludwig Anzengruber, Frau Marie Mader-Anzengruber, im Zentralfriedhof bestattet. An den Gräbern wird jeweils ein Ehrenkranz der Stadt Wien niedergelegt werden.

23.2.1965: Ein Denkmal der Stadt Wien für Dr. Karl Renner

Im Wiener Stadtsenat wurde heute die Errichtung eines Dr. Karl Renner-Denkmals durch die Stadt Wien einstimmig beschlossen. Der Anlass ist die 20. Wiederkehr des Jahrestages der Begründung der Zweiten Republik. Dr. Karl Renner hatte als Staatskanzler und späterer Bundespräsident der Republik Österreich an deren Wiedererstehen nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidenden Anteil. Als Aufstellungsplatz für dieses Denkmal ist eine etwa 200 Quadratmeter große Grünfläche im Rathauspark an der Ecke Ring-Stadiongasse vorgesehen. Die Gesamtkosten, die sich aus den Aufwendungen für das Künstlerhonorar, den Bronzeguss, die Steinmetz- und Fundierungsarbeiten sowie die gärtnerische Ausgestaltung zusammensetzen, werden auf 1,650.000 Schilling geschätzt.

24.2.1965: Ehrenmedaille der Johann Strauß-Gesellschaft für Landtagspräsident Marek und Professor Salmhofer

Im Festsaal der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (1, Wipplingerstraße) findet die Überreichung der Ehrenmedaille der Johann Strauß-Gesellschaft Wien an Landtagspräsident Komm.-Rat Bruno Marek und Hofrat Prof. Franz Salmhofer statt.

Mit dieser Ehrenmedaille, die zum erstenmal verliehen wird, will die Johann Strauß-Gesellschaft das besonders verdienstvolle Wirken dieser beiden Persönlichkeiten für die Ziele der Gesellschaft würdigen. Landtagspräsident Marek ist seit 1959 Präsident der Johann Strauß-Gesellschaft, Prof. Salmhofer ist Ehrenpräsident. Der erste Präsident der Gesellschaft nach dem Zweiten Weltkrieg war Edmund Eysler, ihm folgte 1949 Vizebürgermeister Honay.

Die Johann Strauß-Gesellschaft Wien wurde bereits im Jahr 1936 gegründet, musste aber 1938 aufgelöst werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg konstituierte sie sich zum zweitenmal.

Neben zahlreichen Strauß-Veranstaltungen ist die Gesamtausgabe der Werke von Johann Strauß Sohn das Hauptziel der Vereinigung. Vor allem im Jahr 1949 trat die Gesellschaft, deren Vizepräsidenten jetzt der Generaldirektor der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien, Dr. Neubauer, und der ehemalige Vizepräsident der Kammer für gewerbliche Wirtschaft, Kommerzialrat Linhart, sind, besonders stark in Erscheinung. Damals veranstaltete sie anlässlich des 50. Todestages von Johann Strauß Sohn und des 100. Todestages von Johann Strauß Vater eine große Strauß-Festwoche, die als Vorläufer der heutigen Wiener Festwochen angesehen werden kann. Im Rahmen dieser Strauß-Feiern fand auch die erste Rathausbeleuchtung und der erste Rathausball nach dem Krieg statt; diese repräsentative Tanzveranstaltung könnte man somit als Vorläufer der Concordia-Bälle im Rathaus bezeichnen.

25.2.1965: Goldenes Ehrenzeichen für Wiener Krankenhausleiter

Bürgermeister Jonas überreichte heute dem ärztlichen Anstaltsleiter des Krankenhauses Floridsdorf, Medizinalrat Dr. Wolfgang Riese, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Dr. Riese arbeitet seit 1940 in städtischen Spitälern. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Oberarzt an der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Wieden wurde er 1945 zum ärztlichen Leiter des Floridsdorfer Krankenhauses bestellt. Er hat sich in den Nachkriegsjahren um den Aufbau dieses Spitales große Verdienste erworben. Dr. Riese ist nicht nur ärztlicher Leiter des Krankenhauses sondern auch Vorstand der chirurgischen Abteilung.

26.2.1965: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat stand u.a. der Antrag für ein Fernheizwerk für das neue Allgemeine Krankenhaus auf der Tagesordnung.

Der Spitzenausschuss für den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses hat bereits vor längerer Zeit den grundsätzlichen Beschluss gefasst, zur Wärmeversorgung des Allgemeinen Krankenhauses ein Fernheizwerk zu errichten, dessen Kosten anteilmäßig getragen werden sollen. Die technischen Erwägungen für dieses Projekt sind nunmehr soweit gediehen, dass der Gemeinderat diesbezüglich einen grundsätzlichen Beschluss fassen muss. Auch die Fortschritte beim Neubau des Allgemeinen Krankenhauses lassen erwarten, dass schon in absehbarer Zeit eine entsprechende Wärmeversorgung nötig sein wird. Die beiden Personalwohnhäuser und die Krankenpflegeschule sind bereits sehr weit gediehen und auch in der neuen Psychiatrischen und in der Heilpädagogischen Abteilung der Kinderklinik wird man den Betrieb in absehbarer Zeit aufnehmen können.

Das Fernheizwerk soll vorläufig mit zwei Kesseln auf Ölbasis arbeiten und 90 Millionen Wärmeeinheiten pro Stunde abgeben. Im Endausbaustadium soll die Anlage 250 Millionen Wärmeeinheiten pro Stunde liefern. Die technischen Überlegungen gehen ferner dahin, später eine Müllverbrennungsanlage anzuschließen, die 20 Millionen Wärmeeinheiten abgibt und mit einer zusätzlichen Ölheizung auf 60 Millionen Wärmeeinheiten gebracht werden kann. Durch eine Wärme-Kraft-Kupplung soll ferner die Erzeugung einer Strommenge von 60.000 Kilowattstunden ermöglicht werden.

Die im Endausbaustudium erzielte Wärmemenge würde ausreichen, um 45.000 bis 50.000 Wohnungen zu heizen. Es steht daher die Möglichkeit offen, später auch weitere Verbraucher an das Fernheizwerk anzuschließen.

Der Antrag wurde mit den Stimmen der SPÖ und KLS angenommen.