Historischer Rückblick aus dem Jahr 1965

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Jänner 1965

Jänner

4.1.1965: Sternsinger im Wiener Rathaus

Vizebürgermeister Dr. Drimmel empfing heute die Sternsingergruppe der Pfarre Sankt Anton im Wiener Rathaus. Die österreichischen Sternsinger sammeln heuer für Kirchenbauten in Tanganjika und in Korea sowie für ein Projekt in Göteborg (Schweden).

4.1.1965: Straßenbahn schaltet sich in den Kampf gegen die Schneemassen ein

Aufgrund der seit einigen Tagen anhaltenden starken Schneefälle im Wiener Stadtgebiet wurden heute alle Schneearbeiter der Straßenpflege und die Lenker des Fuhrparks durch Polizei, Rundfunk und Fernsehen alarmiert. Nun schaltete sich auch die Straßenbahn mit einem Großeinsatz in die Schneeräumung ein. Es wurde eine "allgemeine Hauptreinigung" angeordnet. Dabei setzte die Straßenbahn 89 Triebwagen mit Schneeräumgeräten, 84 Anhängepflüge und 17 Lkws sowie 881 Schneearbeiter ein. Bei der Hauptreinigung werden nicht nur die Gleise, sondern auch die Fahrbahnen in ihrer gesamten Breite gereinigt.

8.1.1965: 70. Geburtstag von Fritz Schachermeyer

Am 10. Jänner vollendet der Historiker Univ.-Prof. Dr. Fritz Schachermeyer das 70. Lebensjahr.

In Linz geboren, studierte er in Graz, Berlin und Innsbruck, wo er von 1928 bis 1931 als Privatdozent für alte Geschichte wirkte. Weitere Stationen waren die Universitäten Jena, Heidelberg und Graz. 1952 kam er als Ordinarius für griechische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik an die Wiener Universität. Schachermeyer ist wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der Universität Athen.

11.1.1965: Ein "Souvenir" kehrt zurück

Es ist ja nichts Neues, dass es überall in der Welt Souvenirjäger gibt, die Aschenbecher oder Gläser oder auch anderes "zur Erinnerung" mitnehmen. Trotzdem ist der Weg eines Silberbesteckes etwas ungewöhnlich, das bei einem Empfang der Stadt Wien am 19. August vorigen Jahres als Souvenir mitgenommen wurde:

Die italienische Polizei in Innichen übergab am Silvestertag dem Gendarmeriepostenkommando Sillian ein Messer und eine Gabel mit dem Wiener Stadtwappen. Das Besteck befand sich in einem kleinen Packerl das an "Franz Jonas. Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien" adressiert war. Die italienische Polizei teilte dazu mit, dass das Packerl in Bruneck in Südtirol gefunden wurde.

Die österreichische Gendarmerie hat nun das Packerl, in dem sich auch die Einladung zu dem Empfang befunden hatte, an die Bundespolizeidirektion Wien geschickt, die ihrerseits dem Präsidialbüro den "Akt" abtrat. Somit hat der Rathauskeller sein Besteck wieder - und der Souvenirjäger ein gutes Gewissen.

12.1.1965: Zweierlinien-Baustellen "unter Dach"

Um die Bauarbeiten im Bereich der Kreuzungen Mariahilfer Straße-Getreidemarkt und Burggasse-Museumstraße während der Wintermonate unbehindert fortsetzen zu können, wurden die Firmen beauftragt, über den Arbeitsstellen Schutzdächer zu errichten. Diese Maßnahme ermöglicht es, die Abdichtungsarbeiten auf der Stahlbetondecke des unterirdischen Kreuzungsbauwerkes bei der Mariahilfer Straße durchzuführen. Bei Eintritt der besseren Witterung werden diese Bauabschnitte der zuständigen Magistratsabteilung zur Fertigstellung der Straßenanschlüsse übergeben werden können.

Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Burggasse. Dort muss die Stahlbetondecke im Haltestellenbereich innerhalb der Monate Jänner und Februar unbedingt fertiggestellt werden. Denn dies ist die Voraussetzung dafür, dass die noch offenen Rampenstellen vor dem Messegebäude bis Ende März geschlossen werden können.

14.1.1965: Ein Fisch aus Bremerhaven wird von 150 Kindern gegessen

Im Erziehungsheim Schloss Wilhelminenberg findet ein großes Fischessen für 150 Wiener Kinder statt, an dem auch Bürgermeister Jonas und Stadtrat Maria Jacobi teilnehmen.

Der Fisch - ein 80 Kilogramm schwerer Heilbutt - ein Geschenk aus Bremerhaven, das noch dazu besondere Bedeutung gewinnt, dass der Heilbutt von einem Fischdampfer mit Namen "Wien" gefangen wurde. Bremerhaven hat zu diesem großen Fischessen nicht nur die Grüße von Oberbürgermeister Selge übermittelt, sondern auch "Hein Mück" persönlich nach Wien geschickt, der den Fisch zubereitet. Ein ehemaliger Fischdampferkoch wird diese legendäre Figur Bremerhavens verkörpern, die in ihrer Popularität mit unserem "Lieben Augustin" oder dem "Münchner Kindl" verglichen werden kann.

Diese Aktion hat eine Vorgeschichte:

Anlässlich eines Hafenkonzertes in Bremerhaven, das von Radio Bremen dem Österreichischen Rundfunk als Jubiläumsgeschenk zugedacht wurde, fand ein Telefongespräch zwischen dem Oberbürgermeister von Bremerhaven Selge und Bürgermeister Jonas statt. In dieses Gespräch schaltete sich auch via Radio Norddeich der Kapitän des Fischdampfers Wien ein, der den großen Fisch als Geschenk an die Praterstadt ankündigte.

14.1.1965: 70. Geburtstag von Hugo Hantsch

Der bekannte Historiker Univ.-Prof. Dr. Hugo Hantsch vollendet das 70. Lebensjahr.

In Teplitz-Schönau geboren, trat er 1913 in das Benediktinerstift Melk ein und studierte anschließend in Innsbruck Theologie. 1918 wurde er in Sankt Pölten zum Priester geweiht. 1921 promovierte er zum Doktor der Philosophie. In den nächsten Jahren war er Archivarbeiter des Grafen Schönborn in Wiesentheid, Franken. 1930 habilitierte er sich an der Wiener Universität. Sein besonderes Forschungsgebiet wurde die österreichische Geschichte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. 1937 erschien der erste Band seiner "Geschichte Österreichs". Die Nationalsozialisten verboten das Buch und sperrten den Autor in ein Konzentrationslager. Nach seiner Entlassung wurde er Pfarrer in Ravelsbach (Niederösterreich). Seit 1946 wirkt Hantsch als Ordinarius für neuere Geschichte an der Universität Wien. In den nächsten Jahren erschien seine "Geschichte Österreichs", die bis zum Jahre 1918 reicht, in zwei Bänden.

14.1.1965: Der neue Präsident des Bundesdenkmalamtes bei Bürgermeister Jonas

Bürgermeister Jonas empfing heute den neuen Präsidenten des Bundesdenkmalamtes, Hochschulprofessor Dr. Walter Frodl, im Wiener Rathaus.

Frodl ist Ordinarius der Lehrkanzel für Kunstgeschichte und Denkmalpflege an der Technischen Hochschule Wien. Mitglied des Fachbeirates für Stadtplanung war er seit dem Jahre 1960. Im Bundesdenkmalamt hatte Prof. Frodl bisher die Funktion des Vorstandes des Institutes für Österreichische Kunstforschung inne.

15.1.1965: Eine Schwefelquelle in Oberlaa

Der Plan auf eine Tiefbohrung in Ober-Laa zur Erschließung einer Thermal-Schwefelquelle wird dem Wiener Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt.

Im Jahre 1934 wurde von der European Gas- und Elektric-Company auf einem Grundstück in Ober-Laa eine Ölversuchsbohrung durchgeführt, die zwar kein Öl, aber in einer Tiefe von 328 Meter eine Schwefeltherme zutage förderte, die sich als besonders ergiebig und heiß erwies. Bei dem Thermalwasser wurde eine Temperatur von 70 Grad Celsius und eine Quellschüttung von rund 300 Liter pro Sekunde festgestellt. Ein Gehalt von vier Gramm Schwefelsalzen pro Liter ließ die Quelle medizinisch interessant erscheinen, weshalb sie im März 1960 von der Wiener Landesregierung zur Heilquelle ernannt wurde.

Die Bohrung ist im Jahre 1934 wieder zugeschüttet worden, da man das Kapital zur Aufschließung nicht aufbringen konnte. Leider enthalten die seinerzeitigen Berichte nur unsichere Angaben über die exakte Lage der Bohrstelle. Deshalb hat das Stadtbauamt im April 1964 ein Gutachten von Univ.-Prof. Dr. Toperczer angefordert, der die alte Bohrstelle genau im heutigen Hochwasserbett der Liesing lokalisiert hat. Aufgrund dieser Anhaltspunkte hofft man, ziemlich präzise an die fündige Stelle herankommen zu können.

Die Tiefbohrung muss mit eigens dafür bestellten Spezialrohren durchgeführt werden, deren Stahl durch das chemisch-agressive Schwefelwasser nicht angegriffen wird. Vorgesehen sind ferner ein Pumpversuch, Messungen und Beobachtungen von Druck und Temperatur des Wassers sowie Entnahme von Wasser- und Bodenproben. Diese Unterlagen werden die Erstellung eines balneologischen Gutachtens ermöglichen, das für eine zukünftige Nutzung der Quelle als Heilbad ausschlaggebend sein wird. Die Kosten der Probebohrung betragen rund 1,5 Millionen Schilling.

20.1.1965: Vom 29. bis 31. Jänner: John F. Kennedy-Gedächtnisausstellung in der Volkshalle des Rathauses

In der Volkshalle des Wiener Rathauses wird vom 29. bis 31. Jänner die John F. Kennedy-Gedächtnisausstellung gezeigt.

"Die Ausstellung, die einen anschaulichen Bildbericht über das Leben des verstorbenen amerikanischen Präsidenten Kennedy und damit einen Eindruck von dem Geist eines Staatsmannes gibt, der die Weltpolitik mitbestimmen half, kommt als Ausdruck der Dankbarkeit der Familie Kennedy und der John F. Kennedy-Gedächtnisbibliothek für die überwältigenden Beweise der Anteilnahme der österreichischen Bevölkerung am tragischen Tod des Präsidenten nach Wien."

Bei der Eröffnung wird auch die jüngste Schwester des verstorbenen Präsidenten, Mrs. Jean Kennedy-Smith, anwesend sein. Die Eröffnung werden Außenminister Dr. Kreisky und Bürgermeister Jonas vornehmen.

Den Transport und die Organisation der von der John F. Kennedy-Gedächtnisbibliothek eingerichteten Ausstellung führt Pan American durch. Die Ausstellung wurde bereits in 15 Städten Europas mit großem Erfolg gezeigt. Die Ausstellung wird nach Wien in den Städten Belgrad, Athen und London gezeigt.

Die Ausstellung zeigt Privatpapiere, Dokumente, Bücher, Geschenke und persönliche Gegenstände Präsident Kennedys. Unter den zahlreichen Dokumenten ist zum Beispiel der handgeschriebene Entwurf zu der berühmten Antrittsrede zu sehen, in der Kennedy sagte: "Frag nicht, was Dein Land für dich tun kann - frag, was Du für Dein Land tun kannst. Meine Mitbürger der Welt, fragt nicht, was Amerika oder andere für Euch tun werden - sondern was Ihr für die Freiheit tun könnt....."Von großem Interesse ist auch ein Blatt Papier, auf dem Präsident Kennedy kurz nach seinem Amtsantritt einmal gedankenverloren herumkritzelte. Auf diesem "Schmierpapier" erscheint das Wort "decisions" (Entscheidungen) 17mal. Ferner ist die erste Seite des Manuskriptes jener Rede ausgestellt, in der Kennedy am 22. Oktober 1962 mitteilte, dass die Sowjetunion Raketenstützpunkte in Kuba errichtete. Daneben liegt ein Brief Chruschtschews, in dem es hieß, dass die Raketen zurückgezogen würden.

Im Rahmen der Ausstellung wird auch ein 15 Minuten-Film über John F. Kennedy vorgeführt werden.

22.1.1965: Adolf Schärf-Studentenheim eröffnet

Das 1. Adolf Schärf-Studentenheim (Ecke Lorenz Müller-Gasse-Brigittenauer Lände), dem 200 Studenten Wohnplätze bekommen, wurde heute seiner Bestimmung übergeben.

25.1.1965: Antrittsbesuch des neuen "Lipizzaner-Chefs"

Der neue Leiter der Spanischen Reitschule, Oberstleutnant Handler, stattete heute Bürgermeister Jonas seinen Antrittsbesuch ab.

25.1.1965: Bürgermeister Jonas kondoliert zum Tode Churchills

Bürgermeister Jonas begab sich heute in das Gebäude der englischen Botschaft in Wien, um anlässlich des Ablebens des ehemaligen britischen Premierministers, Sir Winston Churchill, namens der Stadt Wien zu kondolieren.

26.1.1965: 75. Geburtstag von Hans Duhan

Kammersänger Prof. Hans Duhan feiert seinen 75. Geburtstag.

Er wurde in Wien geboren, wo er Technik studierte und gleichzeitig die Musikakademie besuchte. Duhan nahm schon 1910 ein Engagement als Opernsänger am Stadttheater in Troppau an. 1914 wurde er an die Wiener Staatsoper verpflichtet und verfügte in kurzer Zeit über ein außerordentliches reichhaltiges Repertoire, das ihn rasch zum erklärten Publikumsliebling machte. Duhan erreichte auch als Oratorien- und Liedersänger hohe künstlerische Vollendung. In den Dreißigerjahren wechselte er in der Staatsoper vom Sängerfach zu dem des Regisseurs über. Von 1931 bis 1955 gehörte er dem Lehrkörper der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst an und erwarb sich als Leiter einer Klasse für Operndramatik große Verdienste.

27.1.1965: Neuer Leiter der Magistratsabteilung für Bevölkerungswesen

Obermagistratsrat Dr. Theuer wurde heute als Nachfolger von Senatsrat Dr. Gottardi zum neuen Leiter der Magistratsabteilung für Bevölkerungswesen bestellt.

27.1.1965: Feierliche Überreichung der WIG-Ehrenpreise

Die Ehrenpreise für besondere Verdienste und Leistungen im Zusammenhang mit der Wiener Internationalen Gartenschau 1964 wurden heute im Wiener Rathaus überreicht.

Bürgermeister Jonas übergab zunächst den Preis des Bundespräsidenten an die Vereinigung Holländischer Blumenzüchter für die international stärkste Beteiligung bei den Ausstellungen, den Botschafter Dr. van Houten übernahm. Dieselbe Vereinigung erhielt auch den Ehrenpreis Innenminister Czettels. Ein Ehrenpreis ging an die Tschechoslowakei, einer an das italienische Institut für Außenhandel, einer an die belgischen Blumenzüchter, je einer an die Ungarn, die Franzosen, die Dänen, die Deutschen, die Japaner und an zahlreiche österreichische Fachgremien.

30.1.1965: Landtagspräsident Bruno Marek - Bürger der Stadt Wien

Der Wiener Gemeinderat hat hohe Ehrungen für zwei bedeutende Persönlichkeiten unserer Stadt beschlossen.

Der Erste Präsident des Wiener Landtages, Kommerzialrat Bruno Marek, wurde in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste um die Stadtverwaltung und den Aufbau des wirtschaftlichen Lebens von Wien anlässlich der Vollendung seines 65. Lebensjahres zum Bürger der Stadt Wien ernannt. Das ist die zweithöchste Auszeichnung, die die Bundeshauptstadt zu vergeben hat. Bruno Marek ist auch einer der Vorsitzenden des Wiener Gemeinderates, Direktor der Wiener Messe-AG und bekleidet weitere hohe Funktionen in der Wirtschaft.

Univ.-Prof. Dr. Lorenz Böhler wird in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste auf dem Gebiete der Unfallchirurgie anlässlich der Vollendung seines 80. Lebensjahres der Ehrenring der Stadt Wien verliehen.