Historischer Rückblick aus dem Jahr 1966

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1966

Oktober

1.10.1966: Auto-Veteranen im Rathaus

Im Rahmen der "Ersten Österreichischen Auto-Veteranen-Rallye", die vom Österreichischen Motor-Veteranen-Club veranstaltet wird, fand heute ein Corso durch Wien statt, der die alten Fahrzeuge in "rasender Fahrt" vom Schloss Schönbrunn zum Rathaus führte. Im Anschluss an diesen Corso fand im Rathaus ein Empfang für die rund 140 Teilnehmer statt.

3.10.1966: Amerikanische Artillerie-Veteranen und altösterreichische Militärmärsche

Ein "militärisches Ereignis" ersten Ranges begab sich heute im Wiener Rathaus. Es war eine seltsame, aber dennoch durchaus passende Kombination altösterreichischer Militärmusik und amerikanischer Militärtradition: Unter den Klängen einer in den altösterreichischen Uniformen der "Vierundachziger" steckenden Kapelle, nahmen die 160 Mitglieder der ältesten Ehren-Militärorganisation der westlichen Welt, der "Ancient and Honorable Artillery Company" aus Massachusetts, Aufstellung. Diese Veteranen-Organisation kann auf eine ruhmreiche Tradition zurückblicken und stolz auf ihre Ehrenmitglieder hinweisen, zu denen auch der verstorbene US-Präsident John F. Kennedy gehörte.

Zur Erinnerung an ihren Wien-Besuch überreichte Vizebürgermeister Dr. Drimmel dem Leiter der Militärorganisation, Colonel Leo C. Graham, eine Prinz Eugen-Statue aus Augartenporzellan.

4.10.1966: Rathaus im Zeichen der Gärtner und Siedler

Auf dem Rathausplatz wurde die Ausstellung "Garten - Stätte unserer Erholung" eröffnet. Es wurden fünf Kleingarten- und Siedlungshäuser aufgestellt. Die Häuser, die zwischen 25 und 93,5 Quadratmeter groß sind, zeigen auch besonders zweckmäßige und formschöne Innenausstattungen.

Ferner wird die schönste und zweckmäßigste Gestaltung von Kleingeräten demonstriert, wobei neben Blumen auch Ziersträucher und Kleinkoniferien eine große Rolle spielen. Des weiteren zeigen Gartenarchitekten in Plänen und Skizzen Beispiele neuzeitlicher Gartengestaltung.

5.10.1966: Zweierlinien G'schichten: Als es noch einen J2 und R2 gab - Aus der Historie der "Lastenstraßenlinien"

Fast genau zum 65. Geburtstag der Zweierlinien zurecht gekommen ist die Eröffnung von Wiens erster Straßenbahntunnelstre eine Bewilligung für die Probelinie zu erreichen. Es war dies die erste "Straßenbahn" Wiens, die Kaiser Franz Joseph-Pferdeeisenbahn. Sie wurde am 8. Mai 1868 von der Wiener Tramwaygesellschaft übernommen, die am 28. Oktober 1899 unter dem Titel Bau- und Betriebsgesellschaft mit der Stadt Wien in Verhandlungen über die Kommunalisierung des damals aus dem Stadtverkehr schon nicht mehr wegzudenkenden "Vehikels" trat. Es sollte allerdings noch bis zum 1. Juli 1903 dauern, bis der Titel "Gemeinde Wien - städtische Straßenbahnen" aus jener ältesten Gesellschaft und der neuen Wiener Tramwaygesellschaft (gegründet am 25. Juni 1873) entstand. Später kam dann die Kagranerbahn, Ritschel & Co. (gegründet am 26. Juni 1898) und die Krauß'sche Dampftramway (gegründet am 27. Oktober 1883) zu dem neuen Unternehmen.

Anfangs gab es noch keine richtigen Linienbezeichnungen bei unserer Straßenbahn, sondern nur Zeichen und Figuren. Bei den Radiallinien tat man sich leicht, man nannte sie einfach die "Hernalser", die "Ottakringer" etc. Die Randlinien hingegen bereiteten etwas Kopfzerbrechen. Es gab da zunächst die "Ringlinie", die "Lastenstraßenlinie", die "Transversallinie" (nachmalig Linie 5) und die "Bezirkslinie" (später 3 und 13). Aus dieser Zeit stammt also die inoffizielle Bezeichnung für jenen Teilstreckenabschnitt, der dieser Tage "unter die Erd" gelegt wird, nämlich für die Lastenstraße.

Im Jahr 1907 wurden die Liniensignale mit Buchstaben und Ziffern eingeführt: Linie "2" für die Strecke Praterstern-Währinger Straße, Linie "Z" Hietzing-Neuer Markt - ein Vorläufer des 59ers also.

Ab 1910 verkehrten über die Lastenstraße zusätzlich zur Linie "2" noch die Linien " H 2" Hernals-Prater Hauptallee und "J 2" Ottakring-Radetzkystraße. An Sonntagen wurden bis zum Jahre 1920 auch die Linien "R 2" Hietzing-Mariahilfer Straße - Lastenstraße-Wollzeile-Stubenring-Prater und an Renntagen Linie "82" Alser Straße-Lastenstraße-Löwengasse-Freudenau betrieben. Über den Getreidemarkt fuhren ab 1916 noch zusätzlich die Linie "58" und von 1915 bis 1920 auch die Linie "60". Im Herbst 1918 installierte man sogar eine eigene "Heimkehrerlinie" für unsere Soldaten, die Linie "O 2", die auf der Strecke Süd- und Ostbahnhof-Ungargasse-Franzensbrückenstraße-Nordbahnhof betrieben wurde.

Im Jahre 1924 verkehrte erstmals die heute noch bestehende Linie "E 2" von Gersthof zum Praterstern. Sie trat an die Stelle der 1918 aufgelassenen Ringlinie "E R" und "E K". Vorübergehend wurde auch eine täglich verkehrende Linie "K" Praterstern-Franzensbrückenstraße-Franz-Josefs Kai-Lastenstraße-Franzensbrückenstraße-Praterstern vom Herbst 1924 bis Jänner 1926 und die Sonntagslinie "S 2" Grinzing-Praterstern in den Jahren 1925 bis 1927 betrieben. Die Linie "2" wurde ab 15. August 1928 im Regelverkehr aufgelassen und für sie sowie die Linie 37 als Nachfolger des "G 2" Hohe Warte-Radetzkystraße (-Praterstern) eingesetzt.

Trotz heftiger Fliegerangriffe war die Zweierlinie ab Mitte Februar 1945 neuerlich täglich bis zum 6. April 1945, dem letzten Betriebstag vor dem Übergreifen der Kampfhandlungen auf das Stadtgebiet, in Betrieb.

Nach Behebung der Kriegsschäden kam es am 2. Oktober 1946 zur Wiederaufnahme der Strecke über die Lastenstraße. Die Betriebsaufnahme der Linie " G 2" folgte erst im Jahre 1953 nach.

Und nun gibt es ab 8. Oktober den unterirdischen Betrieb auf der "Lastenstraße"-Trasse. Wiens erster Tunnel ist ein erster Schritt für die Straßenbahn in die Tiefe ein ebensolcher zum Ausbau eines künftigen U-Bahn-Netzes.

Vom Wiener Stadtbauamt wurde ein Film über die Bauarbeiten gedreht, der nach seiner heutigen Sendung im Österreichischen Fernsehen, auch bei täglichen Vorführungen in der Passage Mariahilfer Straße zu sehen ist.

Heute wurde der Tunnel von Bundespräsident Franz Jonas und Bürgermeister Marek besichtigt.

6.10.1966: Eine friedliche Invasion: 3.700 Amerikaner in Wien

Im Laufe der Monate Oktober und November kommen rund 3.700 amerikanische Gäste aus sämtlichen Bundesstaaten der USA auf je eine Woche zu Besuch nach Wien. In 23 Charterflügen der PAN-American Airways werden die Teilnehmer an dieser "friedlichen Invasion" nach Wien gebracht. Sie wohnen im Vienna Intercontinental-Hotel. Jede dieser 14 Reisegruppen wird auch das Wiener Rathaus besuchen.

Initiator dieser Reisen ist eine große amerikanische Firma, die Fedders Corporation in Edison im USA-Bundesstaat New Jersey, eine der größten Erzeugerfirmen von Klimaanlagen und Haushaltsgeräten, die seit 14 Jahren solche Besuchsreisen zu Werbezwecken für ihre Großhändler veranstaltet.

10.10.1966: Wiens "Hausorchester" genießt Weltruf - die Wiener Symphoniker Stiftung einer Ehrenmedaille

Kulturstadtrat Gertrude Sandner erläuterte heute, in ihrer Eigenschaft als Präsidentin des Vereines Wiener Symphoniker, die beschlossene Stiftung einer Gustav Mahler-Ehrenmedaille.

Sie erinnerte an die 66jährigen Tradition dieses Orchesters, in dessen Geschichte u.a. Anton Bruckner und Gustav Mahler eine maßgebende Rolle spielten. Seit Jahrzehnten wird von dem Orchester der Bruckner-Ring vergeben. Nun wollte man auch den anderen großen Komponisten der Jahrhundertwende, Gustav Mahler, durch eine nach ihm benannte Auszeichnung würdigen. So beschloss das Kuratorium des Vereines, von dem das Orchester getragen wird, die Schaffung einer Gustav-Mahler-Ehrenmedaille. Die Medaille zeigt auf der Vorderseite ein Reliefbild Gustav Mahlers und auf der Rückseite die Umschrift: "Gustav Mahler-Ehrenmedaille der Wiener Symphoniker" mit dem Namen des Ausgezeichneten. Die Auszeichnung darf jeweils nur an zehn lebende Personen vergeben werden. Erst bei Ableben eines Inhabers kann sie neuerlich vergeben werden.

Aktueller Anlass für die Stiftung dieser Medaille ist das Mahler-Gedenkjahr 1967, dem auch das Programm der Wiener Festwochen Rechnung tragen wird. Die Konzerthausgesellschaft wird im kommenden Jahr im Rahmen des 13. Internationalen Musikfestes sämtliche Gustav Mahler-Werke aufführen, wobei die Wiener Symphoniker einen Großteil der Konzerte bestreiten werden.

12.10.1966: 60. Geburtstag von Kammersänger Herbert Alsen

Kammersänger Herbert Alsen ist am 12. Oktober 1906 in Hildesheim als Sohn des Architekten Karl Alsen geboren.

Nach Absolvierung der Matura wandte er sich dem Fachstudium an der Musikakademie in Berlin zu, wo er auch an der Universität Vorlesungen in Germanistik, Theater- und Musikwissenschaft besuchte. Hier fiel erstmals seine voluminöse Bassstimme auf, so dass er schließlich deren Ausbildung in den Mittelpunkt stellte. Nach erster Tätigkeit als Konzert- und Oratoriensänger trat er 1932 in Hagen in Westfalen sein erstes Bühnenengagement an. Alsen sang zahlreiche Hauptpartien, u.a. in "Fidelio", "Figaro", "Tannhäuser" und "Parsifal". Alsen kam 1936 nach Wien, wurde 1947 mit dem österreichischen Kammersängertitel ausgezeichnet und war an der Wiener Staatsoper im Engagement. Er blieb Wien bis zu seiner Pensionierung 1959 treu und war ein besonderer Liebling des Wiener Opernpublikums.

Im Ruhestand zog sich Alsen in ein Landhaus am Neusiedler See zurück und verwirklichte hier die Mörbischer Seespiele, welche nach Idee und Gestaltung sein Werk sind. Seit 1959 gesellten sich unter Alsens Intendanz auch die Burgspiele in Forchtenstein hinzu.

12.10.1966: 60. Geburtstag von Univ.-Prof. Dr. Josef Böck

Josef Böck ist am 13. Oktober 1901 in Sankt Pölten geboren. Nach dem Besuch der Mittelschule studierte er an der Universität in Wien, habilitierte sich an der Wiener Universität 1939 und wurde a.o. Professor und Vorstand der Universitätsaugenklinik in Graz, wo er auch 1950 ordentlicher Professor wurde. 1955 kehrte er nach Wien zurück und wurde Vorstand der zweiten Universitätsaugenklinik in Wien.

Böck ist auch als Publizist hervorragend tätig, Gegenwärtig kann er auf ca. 110 Publikationen hinweisen, darunter u.a. sein Lehrbuch "Augenärztliche Eingriffe, eine Operationslehre".

(Josef Böck starb am 5. Juni 1985 in Wien. Redaktion)

12.10.1966: 85. Geburtstag von Hugo Glaser

Am 13. Oktober feiert der Volksbildner und Journalist Prof. Dr. Hugo Glaser seinen 85. Geburtstag.

Glaser wurde in Wien geboren, studierte Medizin und arbeitete gleichzeitig als Parlamentsstenograph für das "Wiener Tagblatt", zu dessen Chefredakteur er später aufrückte. Nach dem 1. Weltkrieg ließ er sich als praktischer Arzt in Wien nieder, betätigte sich aber auch als Schriftsteller und als Vortragender in der Volksbildung. Nach 1945 entfaltete sich seine Aktivität auf den verschiedensten Gebieten. Hugo Glaser war an der Gründung der "Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft" maßgeblich beteiligt und fungierte als deren Präsident. Ebenso war er einer der Gründer des "Österreichischen Presseklubs", dem er bis 1950 vorstand. Außerordentlich umfangreich ist sein publizistisches Wirken, das die Geschichte der Medizin, die medizinische Volksbildung und das Feuilleton umfasst.

12.10.1966: Neuer Rektor der Wiener Universität beim Bürgermeister

Der neue Rektor der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Karl Hörmann, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

18.10.1966: Trauerkundgebung der Wiener Landesregierung

Landeshauptmann Bruno Marek hielt heute zu Beginn der Sitzung der Wiener Landesregierung einen Nachruf auf den am 14. Oktober verstorbenen Landeshauptmann von Niederösterreich, Dipl.-Ing. Dr. h.c. Eduard Hartmann.

19.10.1966: Konstituierung der "Internationalen Kontaktkommission"

Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Bruno Marek wurde heute im Wiener Rathaus die "Internationale Kontaktkommission des Wiener Gemeinderates" konstituiert. Die Schaffung dieser Kommission geht auf einen gemeinsamen Antrag der SPÖ und ÖVP zurück, der die Einsetzung einer "Kommission zur Förderung, der Ansiedlung weiterer internationaler Organisationen und wirtschaftlicher Zentren für Wien" verlangte.

Die Kommission wird zunächst prüfen, welche internationalen Organisationen unter Umständen bereit sind, ihren Sitz nach Wien zu verlegen. Oberstes Ziel soll es sein, das Ansehen der österreichischen Bundeshauptstadt und damit der Republik Österreich in der Welt zu stärken.

24.10.1966: Überreichung der Kainz-Medaillen 1966 an Adrienne Gessner, Curd Jürgens und Michael Kehlmann

Die Kainz-Medaillen 1966 wurden an Kammerschauspielerin Adrienne Gessner (für ihre Darstellung der Abby Brewster in "Arsen und alte Spitzen"), an Curd Jürgens (für die Darstellung des Bill Maitland in "Richter in eigener Sache") und Michael Kehlmann für die Inszenierung des Stücks "Der zehnte Mann" von Paddy Chayefsky im Theater in der Josefstadt, überreicht.

24.10.1966: Staatsgründungsdenkmal im Schweizer Garten enthüllt

Am Vorabend des Nationalfeiertages wurde heute zur Erinnerung an das Werk von Bundespräsident Dr. Karl Renner, Begründer der Ersten und der Zweiten Republik, ein Staatsgründerdenkmal im Schweizer Garten von Bürgermeister Marek in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

Der Entwurf zu dem Denkmal stammt von der Arbeitsgemeinschaft Heinrich Deutsch und Architekt Berthold Gabriel, die bei dem seinerzeit vom Dr. Karl Renner-Denkmalverein ausgeschriebenen Wettbewerb den ersten Preis erringen konnte. Das Denkmal wurde aus rostfreiem Chromnickelstahl ausgeführt, ist zwölf Meter hoch und symbolisiert die Begründung der österreichischen Republik in Jahr 1918 und ihre Wiedererstehung im Jahr 1945.

25.10.1966: Wien ehrt Hans Kelsen und Heimito Doderer - Feierliche Überreichung des Ehrenringes

Der Ehrenring der Stadt Wien wurde heute an Prof. Hans Kelsen und an Dr. Heimito Doderer überreicht.

27.10.1966: Rektor Professor Dr. Skowronnek bei Bürgermeister Marek

Der Rektor der Hochschule für Welthandel in Wien, Prof. Dr. Karl Skowronnek, stattete heute Bürgermeister Marek im Rathaus einen Besuch ab.

28.10.1966: Bürgermeister Marek - neuer Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Internationale Kinderdörfer

Im Wiener Rathaus fand heute die Jahreshauptversammlung 1966 der Österreichischen Gesellschaft für Internationale Kinderdörfer statt. Im Rahmen der Sitzung wurde Bürgermeister Marek einstimmig zum neuen Präsidenten der Gesellschaft gewählt.

31.10.1966: Botschafter der Mongolei bei Bürgermeister Marek

Der in Österreich akkreditierte Botschafter der Mongolei, Mangalshawyn Shamsran, dessen Sitz sich in Budapest befindet, stattete heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus einen Besuch ab.