Historischer Rückblick aus dem Jahr 1966

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1966

September

2.9.1966: Einsatz des Wiener Hilfszuges im Hochwassergebiet

Von der Stadt Wien wurden in die Katastrophengebiete Kärntens und Osttirol Hilfszüge entsandt. Sie bestehen aus 34 Mann vom städtischen Fuhrpark, neun Angehörigen der Wiener Feuerwehr und drei Technikern des Wiener Stadtbauamtes. Sie alle arbeiten mit Hochdruck an den Beseitigungen der Hochwasserschäden. Den Männern stehen 22 Lastkraftwagen, vier Schlammsaugwagen, zwei Schubraupen, zwei Radlager, ein Kanalspülwagen, ein Werkstättenwagen und stationäre Schlammpumpen zur Verfügung. Bisher wurden rund 25.000 Kubikmeter Geröll und Erdreich weggeschafft.

In Dellach im Drautal, Oberdrauburg und Döllach im Mölltal hat die Wiener Einsatztruppe die überfluteten Kellerräume ausgepumpt.

Durch den Einsatz des Hochdruck-Kanalspülwagens in Lienz, Oberdrauburg und Döllach konnten die völlig verschlammten Kanäle freigemacht werden, wodurch die Seuchengefahr in diesen Orten eingedämmt wurde.

Mit dem von der Stadt Wien zur Verfügung gestellten Brückengerät wurde in Möllbrücke eine Behelfsbrücke im Zuge der Drautal-Bundesstraße errichtet. Auch eine 50 Meter lange Fußgängerbrücke, die die beiden Teile des Ortes Möllbrücke verbindet, wurde hergestellt.

2.9.1966: Wien stellt sich in Braunschweig vor

Im Rathaus der Stadt Braunschweig fand heute die Eröffnung der Ausstellung "Wien - Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst" statt. Oberbürgermeister Bernhard Liess dankte in seiner Begrüßungsansprache Wien dafür, dass es diese Ausstellung nach Braunschweig brachte und beleuchtete kurz, wie es dazu gekommen ist: Wien und Braunschweig waren auf der IVA-München Ausstellungsnachbarn und der Wiener Beitrag hat die Braunschweiger auf den Gedanken gebracht, eine Wiener Ausstellung nach Braunschweig einzuladen.

5.9.1966: Zwei Internationale Kongresse heute eröffnet

In Wien wurden heute zwei große Kongresse - der Internationale Kongress für Biophysik und die Tagung des Internationalen Genossenschaftsbundes - eröffnet.

7.9.1966: Bürgermeister Marek wieder aus der UdSSR zurück

Bürgermeister Bruno Marek, der eine Woche lang mit einer Delegation der Bundeshauptstadt, mehrere große Städte der UdSSR besucht hatte, ist heute wieder in Wien eingetroffen.

Die Wiener Delegation wurde in der UdSSR herzlich aufgenommen. Sie hatte Gelegenheit, mit höchsten staatlichen und Stadtfunktionären Gespräche zu führen, darunter auch mit Marschall Sokolowsky, der an der Befreiung Wiens im Jahre 1945 mitgewirkt hatte. Bei einer Zusammenkunft mit Generalstabsoffiziers-Veteranen, die im Jahre 1945 in Wien waren, wurde Bürgermeister Bruno Marek das Ehrenzeichen der sowjetischen Widerstandskämpfer verliehen.

Bürgermeister Marek teilte mit, dass er die Bürgermeister der Städte Moskau, Leningrad und Sotschi wie auch stattliche Funktionäre nach Wien eingeladen habe. Der Vorsitzende des Obersten Sowjets, Nikolai Wiktorowitsch Podgorny, der im Oktober in Wien erwartet wird, hat von Bürgermeister Marek die Einladung zu einem Jagdausflug in den Lainzer Tiergarten erhalten.

7.9.1966: "Geheimgänge" zwischen städtischen Amtshäusern - Eine Fernheizleitung vom Rathaus bis zur "Ustraba"- Haltestelle Lerchenfelder Straße

Im Zuge der Bartensteingasse-Schmerlingplatz-Lerchenfelder Straße wird in mehr als drei Meter Tiefe ein 1,50 Meter breiter und 2,30 Meter hoher Gang gebaut. Er soll der Wartung und der Reparatur der Fernheizleitung dienen, durch die von der großen Kesselanalge im Rathaus aus andere städtische Objekte mitversorgt werden sollen. Schon bei der Errichtung des Rathaus-Heizwerkes hat man die Anlage so dimensioniert, dass auch andere Objekte angeschlossen werden können.

Verlegt werden zwei 250 Millimeter-Rohre für die Heizung und Heißwasserversorgung sowie Kabel für Telefon und Strom.

8.9.1966: Londoner Stadtväter zu Besuch in Wien

Der "United Wards' Club" der City of London, dem zahlreiche Ratsherren und Gemeinderatsmitglieder der City of London angehören, veranstaltet alljährlich eine Informationsreise ins Ausland. Heuer führt diese Reise zum erstenmal nach Österreich und so besuchte eine 17köpfige Gruppe heute das Rathaus und wurde von Bürgermeister Marek empfangen.

Der "United Wards' Club" ist einer der ältesten und angesehensten Klubs der an alten (und angesehenen) Klubs bekanntlich sehr reichen Stadt London. Er wurde 1877 von Londoner Geschäftsleuten als Forum für die Diskussion öffentlicher Angelegenheiten der Stadt gegründet. Als "Wards" bezeichnet man die 26 Bezirke der eine Quadratmeile (2,59 km2) umfassenden City, der Londoner Innenstadt. Die Wards sind im Gemeinderat der City (Court of Common Council) durch ein oder mehrere Gemeinderatsmitglieder vertreten. Viele dieser Bezirke haben ihren eigenen Wards' Club. Der "United Wards' Club" ist jedoch der einzige Klub dieser Art, der das Londoner Wappen in seinem Abzeichen führen darf. Er zählt insgesamt 700 Mitglieder. Im Laufe der Jahre haben viele von ihnen das Amt des Lord Mayor (Bürgermeister) der City of London bekleidet.

12.9.1966: Direktor der Kölner Messe bei Bürgermeister Marek

Der Direktor der Kölner Messe, C.F. von der Heyde, der sich anlässlich der Wiener Internationalen Herbstmesse in Wien aufhält, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

13.9.1966: König Olav V. von Norwegen im Wiener Rathaus

König Olav V. von Norwegen traf heute im Wiener Rathaus ein und wurde von Bürgermeister Marek empfangen. König Olav V. hält sich zu einem Staatsbesuch in Wien auf.

Er trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

15.9.1966: Der Bürgermeister von Zagreb zu Besuch in Wien

Vizebürgermeister Felix Slavik begrüßte heute das Stadtoberhaupt von Zagreb, Bürgermeister Pero Pirker, im Wiener Rathaus.

Der Bürgermeister der zweitgrößten Stadt Jugoslawiens - Groß-Zagreb hat gegenwärtig bereist 830.000 Einwohner - hält sich anlässlich der Wiener Herbstmesse in Wien auf.

16.9.1966: Wienerbergbrücke über die Südbahn dem Verkehr übergeben - Bürgermeister Marek eröffnete dieses wichtige Brückenbauwerk in Meidling

Bürgermeister Marek übergab heute die neue Brücke über die Südbahn im Zuge der Wienerbergstraße in Meidling dem Verkehr. Diese wichtige Brücke ist ein Teil des künftigen Verkehrsknotens Philadelphiabrücke und stellt die Voraussetzung für den Umbau der Philadelphiabrücke dar. Während der geplanten Umbauarbeiten wird sie nämlich den gesamten Individualverkehr dieser Brücke aufnehmen müssen.

Die neue Wienerbergbrücke ist 27 Meter breit und hat sechs Fahrspuren von je 3,5 Meter Breite sowie zwei Gehwege von je drei Meter Breite. Jener Teil der Brücke, der die Südbahngleise direkt überspannt, wurde mit fünf Fertigteilträgern in Spannbauweise errichtet. Das Einhänger dieser Träger von je 22 Tonnen Gewicht, die auf der Baustelle herstellt wurden, konnte nur nachts erfolgen, da die Gleise gesperrt und die Fahrleitungen (15.000 Volt!) abgeschaltet werden mussten.

Die Kosten für die Herstellung der Brücke und die erforderlichen Straßenbauarbeiten betrugen insgesamt 8,65 Millionen Schilling.

17.9.1966: Luitpold Stern gestorben

Der Volksbildner und Dichter Professor Josef Luitpold Stern ist gestorben. Er erhielt 1956 den Ehrenring der Stadt Wien.

19.9.1966: Drei Wiener Hafenanlagen

Schon seit altershehr ist die Donau die natürliche Verbindung zwischen dem östlichen und westlichen Wirtschaftsraum Europas. Damit ist dieser zweitgrößte Strom unseres Kontinents zugleich ältester und billigster Verkehrsweg. Die allgemeine Tendenz, die Wasserstraßen Europas auszubauen und miteinander zu verbinden, wurde von der Wiener Stadtverwaltung rechtzeitig erkannt und der künftigen Entwicklung Rechnung getragen.

Im Hafen Albern werden Massengüter wie Getreide und Mais umgeschlagen. Das 760 Meter lange und 90 Meter breite Hafenbecken wurde zwischen 1939 und 1944 gebaut. Der Hafen verfügt über fünf Speicher und pneumatische Entladeeinrichtungen und Hafenbahnanlagen mit 17 Kilometer Gleisen. Geplant ist dort die Errichtung eines zweiten Hafenbeckens für den Kohlenumschlag.

Der Hafen Freudenau war ursprünglich Schutz- und Winterhafen. Er wurde um die Jahrhundertwende gebaut, verfügt über drei Hafenbecken und eine Wasserfläche von rund 44 Hektar. Als Schutzhafen kann er 400 Schiffe aufnehmen. An Umschlagseinrichtungen verfügt er über zwei Hafenkräne, einen Mobilkran, eine Kranfahrbahn zu 2 x 500 Meter Länge, 12 Kilometer Hafenbahn, Magazine, Freilager und eine betriebseigene Werft für kleinere Reparaturen.

Der Hafen Lobau ist für den Umschlag und die Lagerung von Mineralölen bestimmt. Das Becken ist 1.200 Meter lang und 90 Meter breit. Es gibt 20 Kilometer Gleisanlagen mit Anschluss an den Bahnhof Stadlau, sieben Pumpanlagen, zwei Tankheizstellen und in Fertigstellung - eine wichtige Neueinrichtung - die erste und einzige Tankerreinigungsanlage Europas für die Binnenschifffahrt.

Die Verwaltung, Erhaltung und der Ausbau des Wiener Hafens mit seinen drei Hafenanlagen obliegt der im Jahre 1962 gegründeten Wiener Hafenbetriebsgesellschaft mbH, die mit der Eröffnung der Zollfreizone Wien im vorigen Jahr einen wichtigen Beitrag zur Belebung der heimischen Wirtschaft getan hat.

22.9.1966: Enthüllung des Gabelsberger-Denkmals auf dem Schmerlingplatz

Auf Initiative des seit 1847 bestehenden Wiener Gabelsberger-Stenografen-Zentralvereines erhält Wien auf dem Schmerlingplatz (zwischen Justizpalast und Parlament) ein Denkmal des Schöpfers der nach ihm benannten Kurzschrift, Franz Xaver Gabelsberger. Gabelsberger (1789 bis 1849), der auch eine Rechenmaschine und einen elektrischen Telegraphen erfunden hat, arbeitete in den Jahren 1818 und 1819 sein revolutionierendes Kurzschriftsystem aus. 1834 veröffentlichte der gebürtige Münchner sein Hauptwerk, die "Anleitung zur deutschen Redezeichenkunst oder Stenografie". Bereits 1831 hatte er für die bayrische Ständeversammlung ein Stenografenbüro eingerichtet, dessen Vorstand er seit 1840 war.

24.9.1966: Steinbruchgasse heißt jetzt Mooswiesengasse

Die Steinbruchgasse im 14. Bezirk wurde in Mooswiesengasse umbenannt. Die Bezeichnung Mooswiese ist als Flurname im Gebiet der benachbarten Mühlbergstraße gebräuchlich. Bisher gab es im 14. Bezirk nicht nur die Steinbruchgasse, sondern auch eine Steinbruchstraße, was häufig zu Verwechslungen führte.

27.9.1966: Kugelsicherer "Safe auf Rädern" kann nicht geknackt werden!

Ohrenbetäubendes Heulen zerriss gestern abends die Stille des Arkadenhofes. Bürgermeister Marek testete einen neuen, eigens für die Gemeinde Wien entwickelten Geldtransportwagen. Marek hatte auf den Alarmknopf im Inneren des Wagens gedrückt. Gemeinsam mit Vizebürgermeister Felix Slavik konnte er sich bei dieser Gelegenheit "augen- und ohrenscheinlich" davon überzeugen, dass das "städtische" Geld in Zukunft völlig sicher transportiert werden kann.

Entwickelt wurde dieser "Safe auf Rädern" für die Stadthauptkasse von Fachleuten der MA 6 (Rechnungsamt), MA 48 (Fuhrpark) und Fachleuten einer Wiener Firma. Es wurden dabei die neuesten Erkenntnisse der Sicherheitstechnik verwertet.

Die Karosserie des "rollenden Safes", die auf das Fahrgestell eines ganz normalen Kastenwagens montiert ist, wurde rundum mit Stahlplatten verstärkt, die Fenster sind mit schusssicherem Glas versehen. Diese Panzerung ist so dick, dass sie selbst von Kugeln stärksten Kalibers nicht durchschlagen werden kann. Jedenfalls hielten Stahl und Glas allen Schüssen stand, die ein Sachverständiger bei mehreren Tests abgegeben hat. Droht Gefahr, kann von der begleitenden Wachmannschaft außerdem jenes weit hörbare Signalhorn eingeschaltet werden, das Bürgermeister Marek bei der Vorführung eigenhändig betätigt hatte. Abstellen konnte er es allerdings nicht mehr, denn das ist "Unbefugten" nicht möglich.....

29.9.1966: Totales Hupverbot in Wien

Im Wiener Rathaus fanden heute wieder "Drimmel-Holaubek-Gespräche" mit der Wiener Presse statt, bei der aktuelle Verkehrsprobleme erörtert wurden. Vizebürgermeister Dr. Drimmel und Wiens Polizeipräsident Holaubek stellten die wichtigsten Neuerungen vor. So tritt mit 1. Oktober eine Verordnung des Wiener Magistrats über die Erlassung eines ganztägigen Hupverbotes für Wien in Kraft. Dieses totale Hupverbot, das nun das Nachthupverbot ablöst, soll Wien zu einer "stilleren" Stadt machen.

Die neue Verordnung nennt allerdings einige Einschränkungen. Das Hupverbot gilt selbstverständlich nicht für Einsatzfahrzeuge, wie z.B. der Polizei und der Feuerwehr und der Rettung. Es gilt auch nicht für Schienenfahrzeuge, also für die Straßenbahn, weil nämlich die Straßenbahn als Eisenbahn gilt und damit der Signalordnung aufgrund des Eisenbahngesetzes unterliegt. Schließlich gilt das Verbot auch dann nicht, wenn, wie es in der Kundmachung wörtlich heißt, "ein solches Zeichen das einzige Mittel ist, um Gefahren von Personen abzuwenden".