Historischer Rückblick aus dem Jahr 1967

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1967

Juli

3.7.1967: Politische Kommission des Europarates tagt in Wien

Unter dem Vorsitz von Präsident Paul Struye tagt in Wien die Politische Kommission des Europarates, der rund 50 Delegierte aller Mitgliedsstaaten dieser Organisation angehören. Zu Ehren der in- und ausländischen Teilnehmer an diesem Diplomatentreffen gab Bürgermeister Bruno Marek heute einen Empfang im Restaurantauf dem Kahlenberg.

3.7.1967: Europäischer Krebskongress eröffnet

Im Kongreßzentrum der Wiener Hofburg wurde heute das European Cancer Meeting, eine Fachtagung europäischer Krebsforscher, durch Bundespräsident Franz Jonas eröffnet. Der Wiener Bürgermeister Bruno Marek ist Mitglied des Ehrenpräsidiums dieser Veranstaltung.

4.7.1967: Jugoslawische "Schwesternhilfe" für Wien

In Wien sind heute 40 jugoslawische Krankenschwestern eingetroffen, die sich über Vermittlung des jugoslawischen Bundesarbeitsamtes in Belgrad für ein Jahr zur Krankenpflegetätigkeit an Wiener städtischen Spitälern verpflichtet haben. Die in vierjähriger Schulung ausgebildeten Schwestern werden im Krankenhaus Lainz und im Rudolfspital arbeiten und wohnen. Für die weniger gut Deutsch sprechenden Mädchen finden Sprachkurse statt.

4.7.1967: Antrittsbesuch des australischen Botschafters

Der neue Botschafter Australiens, Seine Exzellenz M. Arthur Malcolm Morris, O.B.E., stattete heute Bürgermeister Bruno Marek im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

6.7.1967: Hochwasserpumpwerk in Simmering wird verstärkt

In der Zinnergasse in Simmering befindet sich ein sogenanntes Hochwasserpumpwerk, das dann in Aktion tritt, wenn Hochwasser in der Donau oder im Donaukanal herrscht. In diesem Fall muss nämlich der Abwässerkanal, der die Abwässer aus dem Einzugsgebiet Kaiser-Ebersdorf, Simmering und der Gegend um den Zentralfriedhof in den Donaukanal und damit in die Donau leitet, gesperrt werden, um zu verhindern, dass die Hochwassermassen in den Kanal gedrückt werden und Überschwemmungen in Kaiser-Ebersdorf und Simmering verursachen. In diesem Fall muss das Hochwasserpumpwerk eingesetzt werden und die Abwässer in den Donaukanal pumpen.

Da durch den Neubau der Zentralwerkstätte der Wiener Verkehrsbetriebe an der Simmeringer Hauptstraße wesentlich mehr Abwässer als bisher anfallen werden, muss das Hochwasserpumpwerk verstärkt werden.

Vorgesehen ist der Ankauf und die Installierung einer dritten Pumpe mit einer Leistung von 1.500 Liter pro Sekunde sowie des dazugehörenden Elektromotors und der Schaltanlage. Voraussichtliche Kosten: ca. 1,550.000 Schilling.

6.7.1967: Neuer Operationssaal für die Universitäts-Augenklinik

Der zuständige Gesundheitsausschuss beschloss heute den Umbau und die Modernisierung des Operationssaales für die I. Universitäts-Augenklinik (Prof. Hruby). Der neue Operationssaal wird an der Hofseite situiert sein, während Gänge und Vorräume zur Gassenfront verlegt werden. Dadurch können die Operationen ungestört vom Verkehrslärm durchgeführt werden. Die Umbauarbeiten kosten drei Millionen Schilling.

7.7.1967: Seit heute flattern UNO-Fahnen neben dem Rathaus. Felder-Haus der UNIDO übergeben - Amtssitzabkommen in Kraft

Das Amtssitz-Abkommen zwischen der UNIDO (United Nations Industrial Development Organisation, Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung) und der Republik Österreich wurde heute im Felder-Haus, dem provisorischen Sitz der Organisation, unterzeichnet.

Im Felder-Haus hießen Vizebürgermeister Felix Slavik, Vizebürgermeister Dr. Heinrich Drimmel und die Stadträte Maria Jacobi, Dr, Pius Prutscher, Dr. Maria Schaumayer und Rudolf Sigmund die UNIDO-Delegation mit ihrem Exekutivdirektor Univ.-Prof. Dr. Ibrahim Helmi Abdel-Rahman an der Spitze, Bundeskanzler Dr. Josef Klaus, Außenminister Dr. Lujo Toncic-Sorinj, Sozialministerin Dr. Grete Rehor, Innenminister Dr. Franz Hetzenauer und Staatssekretär Dr. Carl Bobleter, den offiziellen Vertreter der österreichischen Regierung bei den Verhandlungen mit der UNIDO, herzlich willkommen.

Gleichzeitig mit der Unterzeichnung des Abkommens wurden die beiden UNO-Flaggen über dem Eingang und auf dem Dach des Felder-Hauses gehisst.

Die Stadt Wien stellt das Felder-Haus mit einer Nutzfläche von 5.200 Quadratmeter sowie 2.500 Quadratmeter Archivräume im Wiener Rathaus als Provisorium der UNIDO zur Verfügung. Außerdem sollen noch zwei provisorische Bürogebäude auf dem Gelände Lerchenfelder Straße-Museumsstraße bis Ende Oktober in Fertigteilbauweise errichtet werden, bis die UNIDO die geplante UNO-City an der Wagramer Straße als ständigen Amtssitz beziehen kann.

10.7.1967: Der Bürgermeister von Delhi beim Wiener Bürgermeister

Seinen Wiener "Amtskollegen", Bürgermeister Bruno Marek, besuchte heute das Stadtoberhaupt von Delhi, Hansraj Gupta, der sich auf einige Tage in Wien aufhält, um die wirtschaftlichen Kontakte zwischen Österreich und Indien zu intensivieren. Bürgermeister Gupta ist auch der Präsident der "All-India Manufacturer's Organisation", die Anfang kommenden Jahres die Indische Internationale Handels- und Industrie-Messe veranstaltet. Sie wird zum ersten Mal in Madras, der großen Industrie- und Hafenstadt in Indien, stattfinden.

11.7.1967: Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien wird gegründet

Im Rahmen der Magistratsdirektion der Stadt Wien wird eine Einrichtung geschaffen, welche die gesamte Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung koordiniert und in moderner Form weiterentwickelt. Die neue Abteilung wird den Namen "Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien" führen.

14.7.1967: "Die neuen Wiener Orden und die Rettungsmedaille"

Der Wiener Landtag hat heute zwei Gesetze beschlossen, durch die so wie in anderen Bundesländern auch in Wien Orden und eine Lebensrettungsmedaille verliehen werden können. Mit der Verleihung des "Ehrenzeichens für die Errettung von Menschen aus Lebensgefahr" ist außerdem ein Geldbetrag von 3.000 Schilling verbunden.

Die Wiener Orden, über deren Verleihung jeweils die Landesregierung zu beschließen haben wird, gibt es in sieben Stufen. Die höchste Auszeichnung ist das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien mit dem Stern. Es besteht aus einer Halsdekoration 6 mal 6 Zentimeter groß und zeigt auf einem Kreuz mit acht Spitzen und vergoldeten Strahlen in der Mitte den Wiener Adler in Gold mit dem Landeswappen. Der Stern in Größe 8,5 mal 8,5 Zentimeter zeigt ebenfalls im weißen Mittelfeld einen goldenen Adler mit dem Wiener Wappen.

Die nächste Stufe ist das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, dann das Große Silberne Ehrenzeichen, beide als Halsdekoration.

Das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien besteht aus jenem Bruststern, der zu der höchsten Auszeichnung zusätzlich verliehen wird. Analog dazu das Silberne Ehrenzeichen als nächste Stufe. Schließlich gibt es noch ein Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien und ein Silbernes Verdienstzeichen, eine Medaille 4,3 mal 4,3 Zentimeter groß in Kreuzform mit dem Wappen in der Mitte.

Die Rettungsmedaille des Landes Wien ist doppelseitig geprägt, in Altsilber, Durchmesser 3,5 Zentimeter. Auf der Vorderseite ist ein aus Feuersnot geborgener Mensch auf den Armen seines Retters zu sehen. Auf der Hinterseite Lorbeerzweige, das Wiener Landeswappen und die Inschrift 'Dem Retter aus Lebensgefahr - das Bundesland Wien'. Diese Rettungsmedaille kann mehrmals verliehen werden, und zwar an jene Personen, die in Wien unter Einsatz ihres Lebens einen Menschen aus Lebensgefahr gerettet haben."

14.7.1967: Aus dem Wiener Gemeinderat

Der Wiener Gemeinderat beschloss heute den Kauf der Wienerberggründe. Insgesamt handelt es sich dabei um ca. 2,6 Millionen Quadratmeter. Es wurde folgende Vereinbarung getrofffen: 850.000 Quadratmeter werden als Wald- und Wiesengürtel gewidmet; 330.000 Quadratmeter auf öffentliche Straßen und Plätze entfallen; 950.000 Quadratmeter Bauland für die Wienerberger und 316.000 Quadratmeter Bauland für die Stadt Wien. Die Aufschließung wird in Etappen bis 1990 erfolgen.

15.7.1967: 80. Geburtstag von Josef Gerstmann

Am 17. Juli vollendet der Psychiater Univ.-Prof. Dr. Josef Gerstmann das 80. Lebensjahr.

Gerstmann wurde in Wien geboren, habilitierte sich 1921 an der Universität und war bis 1938 Direktor der Nervenheilanstalt "Maria Theresien-Schlößl". Dann emigrierte er nach Amerika, wo er als Mitarbeiter und Psychiater an verschiedenen Spitälern wirkte. Gleichzeitig übte er eine sehr erfolgreiche Lehrtätigkeit aus. Auch als wissenschaftlicher Autor ist er mit zahlreichen Publikationen hervorgetreten.

19.7.1967: "Die Tramway kommt in die Waschmaschine"

Im Bahnhof Erdberg wurde heute die erste "Wiener Tramway-Waschmaschine" vorgestellt.

Seit August 1966 verfügt der Bahnhof Erdberg über diese Groß-Waschmaschine für Straßenbahnwaggons, die in den zehn Monaten nun ausprobiert wurde, sodass seit Juli dieses Jahres jeder Zug dieses Bahnhofes zweimal wöchentlich von seinem Fahrpersonal durch die Anlage geschleust werden kann.

Die Schwierigkeiten waren gar nicht so gering, um diese Rationalisierungsmaßnahme zu verwirklichen. Immerhin geht es bei der "Tramway" darum, die Synthese von Wasser und elektrischen Strom aus der Gefahrenquelle herauszuhalten. Bekanntlich fährt ja die Straßenbahn mit 600 Volt-Spannung und würde demnach in der Waschmaschine einen "höllischen Feuerzauber" hervorrufen. Damit es hier zu keinen Zwischenfällen kommt, musste erst ein gefahrloser Weg gefunden werden. Er wurde im wesentlichen in einer auf ein Zehntel der Normalspannung im Waschbereich herabgesetzten Betriebsspannung gefunden und erfordert besondere Verhaltensmaßregeln während des Waschvorganges.

Die von einer deutschen Firma hergestellte Tramway-Waschmaschine beginnt in dem Augenblick, da der Waggon einen bestimmten Gleisabschnitt erreicht hat, aus mehreren Düsen und in zwei Richtungen mit 400 Liter Wasser pro Minute und einem Druck von fünf atü zu sprühen. Gleichzeitig schwenken je zwei rotierende Bürsten von beiden Seiten auf den Wagen zu und beginnen ihn mit 250 Umdrehungen pro Minute zu bürsten. Der Fahrer des Wagens, der während dieser Prozedur am Wagen bleibt, muss nun mit der in der Waschstraße herrschenden 60 Volt-Fahrspannung die Garnitur ganz langsam weiterlaufen lassen, bis ihm ein optisches Signal die Beendigung des Waschvorganges anzeigt. Das Ganze dauert vier Minuten, und schon strahlt der Zug in neuem Glanz. Nur zwischen den Waggons, dort wo die Maschine nicht hinlangt, muss nach wie vor ein Putzkommando agieren.

28.7.1967: 65. Geburtstag von Karl Popper

Am 28. Juli feiert der Philosoph und Soziologe Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Karl Raimund Popper den 65. Geburtstag.

Er wurde am 28. Juli 1902 in Wien geboren und betätigte sich zunächst als Erzieher sowie im Schuldienst. Er studierte Mathematik und Physik in Wien. 1937 ging er nach Neuseeland, wo er in Christchurch eine Stelle als Hochschullehrer erhielt. Seit 1946 wirkte er als Professor für Logik und wissenschaftliche Methoden an der Londoner Universität. In seinem Schaffen ging Popper von der Gesellschafts- und Geschichtsphilosophie aus. Von ihm stammen fünf in viele Sprachen übersetzte Bücher und über 100 wissenschaftliche Aufsätze. Seine Hauptwerke sind "Logik der Forschung", "The Poverty of Historicis" und "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde". Seine anderen Arbeiten sind in Sammelwerken sowie in Fachzeitschriften veröffentlicht. Popper ist unter anderem Mitglied der britischen Akademie und der Internationalen Akademie der Philosophie der Wissenschaften, der britischen Gesellschaft für die Geschichte der Wissenschaften und Präsident der Aristoteles-Gesellschaft. 1965 wurde er von der Königin von England zum Sir ernannt. Im gleichen Jahr erhielt er den Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften.

(Popper veröffentlichte 1993 anlässlich des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien einen "Aufruf an die Europäer". Er starb am 17. September 1994 in Croydon bei London. Sir Karl Popper erhielt ein Ehrengrab auf dem Lainzer Friedhof in Wien. Redaktion)