Historischer Rückblick aus dem Jahr 1967

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Mai 1967

Mai

2.5.1967: Der Bildhauer Siegfried Charoux gestorben

Der bekannte Wiener Bildhauer, Prof. Siegfried Charoux, ist in London gestorben.

Charoux war Schüler von Hannak und Bitterlich. Er studierte an der Kunstgewerbeschule und an der Akademie der Bildenden Künste. Zunächst wurde er als Karikaturist populär. Charoux' Karikaturen waren jahrelang ein "Schmuckstück" der Arbeiter-Zeitung. Sie spiegelten in humorvoller Weise die sozialen Verhältnisse der Zeit wider.

Später widmete er sich vorwiegend der Bildhauerei. Er wurde durch seine Stein- und Bronzearbeiten bekannt und entwickelte auch eine eigene Terrakottatechnik. Seine berühmtesten Arbeiten waren die Denkmäler für Blum, Mateotti, Herz und Lessing. Diese Skulpturen wurden vom Ständestaat beziehungsweise von den Nationalsozialisten entfernt und eingeschmolzen.

1935 emigrierte Charoux nach London, wo er seither als freischaffender Bildhauer und Maler mit großem Erfolg lebte. Büsten bedeutender englischer Staatsmänner, die Terrakotta-Statue "Jugend", die in der Tate-Galerie Aufnahme fand, und andere Werke machten den Namen des großen Wiener Künstlers in seiner Wahlheimat bekannt.

Charoux erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen.

(Charoux wurde am 15.11.1896 in Wien geboren und starb am 26.4.1967 in London. Seit 1982 befindet sich sein künstlerischer Nachlass im Charoux-Museum in Langenzersdorf. Redaktion)

5.5.1967: Eröffnung der Wien-Ausstellung in Rom

Bürgermeister Bruno Marek eröffnete die Ausstellung "Wien - Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst" in Rom. Die Wien-Ausstellung findet im größten römischen Ausstellungszentrum, dem CharouxPalazzo dell' Esposizioni, statt.

5.5.1967: Nürnberg-Ausstellung in der Volkshalle wird eröffnet

Nürnberg stellt sich in Wien mit einer Ausstellung in der Volkshalle des Wiener Rathauses vor, die der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter eröffnete.

Nürnberg hat vor allem durch seine vorbildliche Wiederaufbauleistung nach dem Zweiten Weltkrieg internationale Anerkennung gefunden. Seine zauberhafte Altstadt mit vielen einzigartigen Bau- und Kulturdenkmälern war zu 92 Prozent zerstört.

In seiner Begrüßungsrede führte Urschlechter u.a. aus:

"...Wien und Nürnberg haben die gleichen Stadtfarben und sind seit vielen Jahrhunderten der freundschaftlich miteinander verbunden. Der enge Handelsverkehr, der zwischen Nürnberg und Österreich bereits im 14. Jahrhundert bestand, geht hervor aus den Freiheitsbriefen der Herzöge Rudolf IV., Albrecht und Leopold von Österreich. Am Thomastag 1459 erlaubte Kaiser Friedrich III. den Nürnberger Bürgern, in seinen österreichischen Landen Handel zu treiben. Vor allem auch Kaiserin Maria Theresia bestätigte diese Handelsfreiheit, so geschehen am 27. Jänner 1759.

...Albrecht Dürer, der große Nürnberger Maler, hat für den Wiener Vorort Ober-St. Veit 1505 einen großen Flügelaltar gemalt. (heute im Kunsthistorischen Museum in Wien).......".

9.5.1967: Großflugzeug mit Wiener Wappen

Die Königlich-Niederländische Luftverkehrsgesellschaft (KLM) hat zehn Flugzeuge der Type BC-9-30 gekauft, die je bis zu 115 Passagiere fassen. Die Fluggesellschaft hat die Absicht, die Flugzeuge nach zehn europäischen Hauptstädten zu benennen. Eine der Maschinen soll "Stadt Wien" heißen und unser Stadtwappen führen.

9.5.1967: Frankfurts Oberbürgermeister in Wien

Der Frankfurter Oberbürgermeister, Prof. Willi Brundert, weilt derzeit zu einem Freundschaftsbesuch in Wien. Er besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

10.5.1967: Antrittsbesuch der kolumbianischen Botschafterin

Die neuakkreditierte Botschafterin Kolumbiens, Dr. Esmeralda Arboleda de Uribe, stattete heute Bürgermeister Marek ihren Antrittsbesuch im Wiener Rathaus ab.

12.5.1967: Premiere bei der Festwochen-Eröffnung: Junge "Viennessen" auf dem Rathausplatz

20 junge Gemeindebedienstete werden erstmals bei der Festwochen-Eröffnung auf dem Rathausplatz als "Viennessen" in Erscheinung treten. Die jungen Damen im bordeauxroten Jackenkleid, mit gleichfarbigem flachen Barett, schwarzen Lackschuhen mit schwarzer Handtasche, kenntlich durch eine Brosche mit dem Wiener Wappenadler, werden bei "ihrer" Premiere die offiziellen Ehrengäste zu ihren Plätzen geleiten.

16.5.1967: Istanbuler Vizebürgermeister von Wien sehr beeindruckt

Der Istanbuler Vizebürgermeister, Burkan Güngör, hält sich zu einem längeren Studienaufenthalt kommunaler Einrichtungen in Wien auf. Bürgermeister Marek empfing heute den türkischen Gast, der sich begeistert über seinen Aufenthalt äußerte. Güngör hat ein umfangreiches kommunales Besichtigungsprogramm absolviert. Besonders beeindruckt war Güngör von den Wiener Kindergärten.

18.5.1967: Amerikanisches Fernsehen propagiert "Ferien in Wien"

In Wien traf die Siegerin eines beliebten amerikanischen Fernsehquiz "Dating GameDating Game", Karin Dietz, ein. Ihr Siegespreis bestand in einer Wien-Reise und einem dreitägigen Aufenthalt in Wien als Gast der Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien. Frau Dietz wird vom Quizmaster David Hedison begleitet. In Wien wird mit dem Paar ein Fernsehfilm über "Ferien in Wien" gedreht, bei dem die Sehenswürdigkeiten der Stadt teils den Hintergrund, teils den Mittelpunkt bilden werden. Der von der Fox-Filmproduktion gedrehte Streifen wird in Kürze vom amerikanischen Fernsehen vor rund 20 Millionen Zusehern gezeigt werden und damit großartige Werbung für Wien machen.

19.5.1967: Aus dem Wiener Gemeinderat

StR. Heller berichtete heute im Wiener Gemeinderat über den ersten Bauteil der städtischen Wohnhausanlage in der Großfeldsiedlung. Es handelt sich um 58 Häuser in Montagebauweise mit 554 Wohnungen und 32 Wohnungen für alte Leute. Die Gesamtbaukosten betragen 129,6 Millionen Schilling. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

20.5.1967: Theater vor dem Tor erstmals in Wien

Als erstes der ausländischen Theaterensembles, die als Gäste der Wiener Festwochen 1967 im Theater an der Wien auftreten werden, wird sich das Theater vor dem Tor aus Prag dem Wiener Publikum vorstellen. Dieses Theater wurde 1965 durch Otomar Krejca, den international bekannten tschechischen Regisseur und ehemaligen Direktor des Prager Nationaltheaters, gegründet. Die Gäste aus Prag kommen mit zwei einaktigen Stücken nach Wien. Michel de Ghelderode's "Masken von Ostende" ist ein Spiel ohne Worte, in dem Frantisek Rehak der Hauptdarsteller ist. Als zweites wird "Die Katze auf dem Gleis", ein Spiel in drei Situationen von dem jungen tschechischen Dramatiker Josef Topol aufgeführt, der eine Entdeckung Krejcas ist. Marie Tomasova und Jan Triska, zwei der bedeutendsten Vertreter der jungen Prager Schauspielergeneration, spielen die Hauptrollen. Beide Stücke werden in der Regie von Otomar Krejca und in den Bühnenbildern von Josef Svoboda aufgeführt.

22.5.1967: Bürgermeister-Treffen im Wiener Rathaus

Auf Einladung von Bürgermeister Marek sind anlässlich der Wiener Festwochen viele europäischen Bürgermeister in Wien eingetroffen. So konnte Marek u.a. Oberbürgermeister Klotz aus Karlsruhe, Oberbürgermeister Brichta aus Passau und den Zürcher Stadtpräsidenten Tschäppät im Wiener Rathaus begrüßen.

23.5.1967: Der belgische Ministerpräsident besucht das Wiener Rathaus

Der Ministerpräsident von Belgien, Paul van den Boeynants, traf zu einem dreitägigen offiziellen Besuch in Wien ein und wurde von Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus empfangen.

Bürgermeister Marek ging in seiner Begrüßungsansprache auf die alten Beziehungen zwischen Belgien und Österreich, zwischen Brüssel und Wien ein. Er erinnerte daran, dass das Wiener Rathaus nach dem Vorbild des Brüsseler Rathauses errichtet wurde, dass viele Brüsseler Straßen mit ihren Gebäuden und Palästen Wiener Straßen ähneln. Marek hob auch hervor, dass Belgien im Jahr 1952 als erstes Land ein Kulturabkommen mit Österreich unterzeichnet hat. Seit damals sind die Beziehungen nur noch enger geworden. Anlässlich der Weltausstellung konnten die Brüsseler den Österreich-Pavillon besichtigen und im Jahr 1963 war die Ausstellung "Wien - Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst" zu Gast.

Der belgische Gast trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

23.5.1967: Entwicklungshilfe Wiens für junge afrikanische Staaten - Afrikanischer Gesundheitsminister dankt für erfolgreiche Krankenschwestern-Ausbildung

Der Gesundheitsminister der zentralafrikanischen Republik Malawi (früher Nyassaland), Chibambo, stattete heute Bürgermeister Marek einen Besuch im Rathaus aus. Der afrikanische Minister ist auf einer Reise, bei der er Studenten und Nachwuchskräfte seines Landes besucht, die in europäischen Staaten und in den USA ihre Fachausbildung erhalten. Nach Wien kam er vor allem wegen der 13 Krankenpflegeschülerinnen aus Malawi, die vor vier Jahren hierher kamen, um die Krankenpflege zu erlernen. Die afrikanischen Krankenschwestern - insgesamt gibt es deren 19 - haben sich in Wien sehr gut eingelebt, rasch die Sprache erlernt und sind zu ausgezeichneten Krankenschwestern geworden. Nach Erhalt ihres Diploms werden sie im Oktober dieses Jahres in ihre Heimat zurückkehren, um dort am Aufbau des Spitalswesens mitzuwirken.

29.5.1967: Ehrenring für den Chefarchäologen vom Magdalensberg

Bürgermeister Bruno Marek überreichte heute im Beisein von Kulturstadträtin Gertrude Sandner dem 85jährigen österreichischen Archäologen, Univ.-Prof. Dr. Rudolf Egger, den Ehrenring der Stadt Wien, in Anerkennung seiner hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen.

Univ.-Prof. Dr. Egger wurde am 1. April 1882 in Bruck an der Mur (Steiermark) geboren, wuchs in Kärnten auf und studierte in Wien. Zunächst als Mittelschullehrer tätig, wandte er sich bald der archäologischen Forschung der römischen und keltisch-illyrischen Vergangenheit Kärntens zu und wurde 1912 als Sekretär des Österreichischen Archäologischen Institutes nach Wien berufen. 1917 erfolgte seine Habilitierung als Dozent für römische Altertumskunde. Von 1929 bis 1945 wirkte er als Ordinarius für Römische Geschichte, Altertumskunde und Epigraphik in Wien. 1948, drei Jahre nach seiner Pensionierung, übertrug ihm das Land Kärnten die Leitung der Ausgrabungen auf dem Magdalensberg. Über diese bedeutsamen Funde hat Prof. Egger zahlreiche Publikationen verfasst. 1961 erhielt Prof. Egger den Würdigungspreis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften.

(Prof. Egger starb am 7. Mai 1969 in Wien. Redaktion)

30.5.1967: 60. Geburtstag von Paul Meissner

Am 31. Mai feiert der Maler Prof. Paul Meissner seinen 60. Geburtstag

Er wurde in Wien geboren, wo er an der Akademie bei Ferdinand Andri studierte. Seine weitere Ausbildung setzte er in Rom fort. In seiner Frühzeit überwiegen Porträts und figürliche Darstellungen, seine weitere Entwicklung zeigt eine symbolische Wandlung der Wirklichkeit bis zur abstrakten Komposition. Seine Arbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen des In- und Auslandes zu sehen, darunter Venedig, Amsterdam, London und Brüssel. 1952 wurde Meissner mit dem Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet. Im Jahre 1958 veranstaltete die Wiener Secession, deren Präsident Prof. Meissner war, eine Kollektivausstellung seiner Werke.

30.5.1967: Päpstlicher Nuntius von Kenya beim Bürgermeister

Der Päpstliche Nuntius von Kenya, Erzbischof Guido del Mestri, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus. Der Päpstliche Nuntius, der seit acht Jahren in Kenya amtiert, hat seinerzeit in Wien das Gymnasium besucht und hier maturiert.

30.5.1967: Antrittsbesuch des belgischen Botschafters

Der neu akkreditierte Botschafter Belgiens in Österreich, Exzellenz Georges Puttevils, stattete heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

31.5.1967: 65. Geburtstag von Leopold Lindtberg

Regisseur Prof. Leopold Lindtberg (eigentlich L. Lamberger) , geb. 1.6.1902 in Wien, feiert seinen 65. Geburtstag. Lindtberg war zunächst als Schauspieler tätig, wandte sich aber schon 1926 der Regie zu und erhielt Engagements in Bielefeld, Berlin, Koblenz und Düsseldorf. Lindtberg emigrierte 1933 in die Schweiz und war bis 1945 am Zürcher Schauspielhaus tätig. Er hatte in der Schweiz auch als Filmregisseur große Erfolge und gehört zu den Begründern der Schweizer Filmproduktion, die in der Zeit des Nationalsozialismus Bedeutung erlangte. Sein Hauptfilm "Die letzte Chance" aus dem Jahre 1944 ist ein unvergängliches Meisterwerk der Filmkunst. Lindtberg war Mitverfasser des Films "Die Vier im Jeep" (1951). Nach dem Krieg führte er am Wiener Burgtheater bemerkenswerte Inszenierungen durch, darunter "Hamlet", "Richard III", "Danton", die Wallenstein-Trilogie, "Egmont", "Faust", I. und II. Teil, "Peer Gynt", "Die Jungfrau von Orleans". 1963/64 war er Professor am Reinhardt-Seminar, 1963-1965 Leiter der Filmschule an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, 1965-1968 Direktor des Schauspielhauses Zürich. Professor Lindtberg ist Träger der Josef Kainz-Medaille und der Goldenen Ehrenmedaille der Stadt Wien, des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse sowie des Grillparzerringes.

(Prof. Lindtberg starb am 18. April 1984 in Sils-Maria, Schweiz. Redaktion)