Historischer Rückblick aus dem Jahr 1967

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1967

September

4.9.1967: Philips-Orchester bringt Wienern ein Ständchen

Das etwa 100 Mann starke Werkorchester "Harmonie" der Philips-Werke in Eindhoven (Holland) brachte den WienerInnen ein Ständchen. Das Orchester wurde 1911 gegründet und steht derzeit unter der Leitung des Königlich-Niederländischen Musiklehrers F. H. Schorer.

5.9.1967: Professor Rudolf Malcher gestorben

Prof. Rudolf Malcher, Erster Konzertmeister der Wiener Symphoniker, ist im 89. Lebensjahr gestorben.

Prof. Malcher, der schon in seiner Jugend als Professor am Hof des rumänischen Königshauses eine große Rolle spielte, hat in der Zeit von 1922 bis 1949 unter prominentesten Dirigenten, wie Bruno Walter, Furtwängler, Klemperer, Böhm, Karajan und Bernstein als Erster Konzertmeister der Wiener Symphoniker gewirkt.

7.9.1967: 85. Geburtstag von Hannes Mohr

Der Geologe und Mineraloge Prof. Dr. Hannes Mohr feiert seinen 85. Geburtstag.

Er wurde in Wiener Neustadt geboren und absolvierte die Fachstudien an der Montanistischen Hochschule in Leoben sowie an der Universität Wien. Seit 1910 betätigte er sich als Assistent an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag, 1913 erhielt er die Venia legendi an der Grazer Universität. 1926 erfolgte seine Berufung zum Ordinarius der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn, deren Rektorswürde er auch bekleidete. 1945 wurde er aus seinem Wirkungskreis vertrieben und wandte sich nach Wien, wo er Abteilungsleiter an der Geologischen Bundesanstalt sowie Dozent an der Technischen Hochschule wurde. Mohr hat auf dem Gebiet der technischen Geologie über 100 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Publikationen, die für Österreich von großem Wert sind. Viele davon befassen sich mit dem Glimmer- und Magnesitvorkommen unseres Landes.

9.9.1967: Friedliche "Wiener Invasion" in Zagreb

Mehr als 60 Geschäftsauslagen in der Innenstadt Zagrebs werden die "Wiener Wochen" ("Becki tjeda") bewerben, die in den nächsten Tagen in der kroatischen Hauptstadt veranstaltet werden. Da die meisten Geschäfte der Zagreber Innenstadt Konsumgüter anbieten, sind auch die "Wiener Schaufenster" vorwiegend der österreichischen Konsumgüterproduktion vorbehalten. Daneben sind einige größere Auslagen für die Fremdenverkehrswerbung der österreichischen Bundeshauptstadt reserviert. Ein repräsentatives Schaufenster ist der Wiener Messe vorbehalten, die sich durch Fotos, Plakate, Modelle und Messekataloge vorstellen wird.

12.9.1967: Mahler-Gruft in Obhut der Stadt Wien

Die Ruhestätte Gustav Mahlers im Grinzinger Friedhof wurde in Widmung und Obhut der Stadt Wien übernommen. Damit sind die Erhaltung und Pflege der Gruft des großen österreichischen Komponisten, die bis dato von den Wiener Philharmonikern und der Gustav Mahler-Gesellschaft fallweise durchgeführt worden ist, für alle Zukunft gesichert. Auch inzwischen notwendig gewordene Instandsetzungsarbeiten werden nunmehr im Auftrag der Gemeinde vorgenommen.

Gustav Mahler starb am 18. Mai 1911 in Wien, wohin er bereits schwerkrank aus Paris zurückgebracht wurde.

In der Gruft am Grinzinger Friedhof ist außer dem Tondichter noch seine früh verstorbene Tochter Maria Anna bestattet. Gustav Mahlers Witwe Alma, die im Wiener Kulturleben bis 1938 eine besondere Rolle spielte, wanderte beim Einmarsch der Hitler-Truppen mit ihrem damaligen Gatten Franz Werfel nach Paris aus. Von dort floh sie im Sommer 1940 in die Vereinigten Staaten. Alma Mahler wurde ebenfalls auf dem Grinzinger Friedhof unweit der Gruft ihres ersten Gatten bestattet.

12.9.1967: Bürgermeister Marek empfing Generalsekretär der Box-Union

Der Generalsekretär der Europäischen Box-Union (EBU), Piero Pini, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

12.9.1967: Bürgermeister Marek probiert "eisernen Schaffner" aus

Bürgermeister Marek probierte heute auf der Wiener Herbstmesse den "eisernen Schaffner" aus. Das Gerät, das pro Stück ungefähr 16.000 Schilling kostet, wird zunächst bei der Stadtbahn und dann in den schaffnerlosen Beiwagen der Straßenbahn Verwendung finden. Es ist nicht größer als etwa eine Reiseschreibmaschine.

Zu dem Exemplar, das auf der Herbstmesse gezeigt wird, haben die Wiener Verkehrsbetriebe Musterfahrscheine beigestellt, sodass die Wiener jetzt schon probeweise die Dienste des "eisernen Schaffners" in Anspruch nehmen und sich in der automatischen Fahrscheinentwertung "üben" können.

13.9.1967: Bürgermeister Marek gratuliert Hans Orsolics

Bürgermeister Bruno Marek gratulierte heute dem Wiener Europameister Hans Orsolics zu dessen Sieg über Juan Albornoz "Sombrita". Orsolics hat gestern abends in einem dramatischen Kampf seinen Box-Europameistertitel im Superleichtgewicht erfolgreich verteidigen können.

14.9.1967: Schnecken und Mammuts für Inzersdorf

Drei "Schnecken" und 12 "Mammuts" werden in Zukunft für die Reinigung der Inzersdorfer Abwässer sorgen. Es handelt sich nicht um exotische Lebewesen, sondern um komplizierte Apparate, die in der Großkläranlage 23, Inzersdorf-Blumental eingebaut werden. Die Stadt Wien wird nun die letzten vier Mammutrotoren und eine dritte Abwasserschnecke um 1,825.000 Schilling ankaufen. In der Großkläranlage werden insgesamt 12 Mammutrotoren für die Belüftung und drei großdimensionale Abwasserschnecken für den Umlauf der Abwässer sorgen.

Mit dem Einbau dieser Geräte wird dann die letzte Ausbaustufe für die Großkläranlage abgeschlossen sein. Man ist mit dieser Phase früher dran, als ursprünglich beabsichtigt. Eine Forcierung des Projektes war vor allem im Hinblick darauf nötig, dass die Planungsarbeiten für den Bau des Großgrünmarktes, der im Einzugsbereich der Kläranlage liegt, schon weit fortgeschritten sind. Die Abwässeraufbereitungsanlage im Blumental muss aber unbedingt zeitgleich mit dem Großmarkt fertig werden. Die Gesamtkosten für die Großkläranlage Inzersdorf-Blumental sind mit 46 Millionen Schilling veranschlagt.

14.9.1967: U-Bahnvariante "Mariahilfer Straße"

In Fortsetzung der Planungsarbeiten für die Wiener U-Bahn hat der Bauausschuss die Ausarbeitung zweier weiterer Vorstudien an den Wiener Zivilingenieur Dipl.-Ing. Dr. techn. Rupert Schickl vergeben. Die Vorstudien betreffen die Variante "Mariahilfer Straße" der Linie 3 und den Abschnitt "Floridsdorf-Kagran" der Linie 7.

14.9.1967: Premierminister Georges Pompidou im Rathaus

Bürgermeister Bruno Marek begrüßte heute den Premierminister der Französischen Republik, Georges Pompidou, in Begleitung seiner Gattin und Staatssekretär Andre Bettencourt, im Wiener Rathaus.

Nach der Begrüßungsansprache Mareks, in der er besonders die guten Beziehungen zu Frankreich hervorhob, antwortete der Premierminister u.a.:

"...Wien ist nicht nur die Hauptstadt Österreichs, es ist auch eine große internationale Metropole. Die Tatsache, dass sich die Internationale Atomenergiebehörde und die UNIDO hier niedergelassen haben, ist ein augenfälliger Beweis dafür. Dies ist der Beginn einer neuen Ära, ein Zeichen der neubelebten Ausstrahlung Wiens in der Welt, und es stellt zugleich einen Ansporn für die österreichische Jugend dar. ....ich überbringe Ihnen die Grüße des Präsidenten der Französischen Republik und die Grüße der französischen Städte. Ich gebe unserer Hoffnung Ausdruck, dass Ihre Stadt in Europa weiterhin eine hervorragende Stellung einnehmen möge. Es lebe das ewige Wien!"

Georges Pompidou trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

(Georges Pompidou, geb. 5. Juli 1911 in Monboudif, Cantal, Frankreich, starb am 2. April 1974 in Paris. Er war von 1962 bis 1968 Premierminister von Frankreich, dann von 1969 bis zu seinem Tode Präsident von Frankreich. Redaktion)

15.9.1967: Höchste Lions-Auszeichnung für Bürgermeister Marek

Als eines der ersten Länder wird gegenwärtig Österreich im Rahmen einer Weltreise des Internationalen Präsidenten des Lions-Klubs, Torge Bird, besucht. Im Rahmen dieses Besuches hat der aus Puerto Rico stammende Lions-Präsident heute Bürgermeister Bruno Marek als Anerkennung für sein der Klubtätigkeit entgegengebrachtes Interesse die Goldene Lions-Medaille, - das ist die höchste Auszeichnung, welche die Vereinigung zu vergeben hat, - überreicht.

16.9.1967: Bürgermeister Marek gab Startsignal für ARBÖ-Pannenhilfe

Die zweite große Kraftfahrerorganisation in unserem Land, der ARBÖ, hat als Ergänzung der ÖAMTC-Pannenhilfe insgesamt 37 Pannenfahrzeuge in den Dienst gestellt, die von 34 Stützpunkten aus den Autofahrern Hilfe bringen.

Das Startsignal für die weißen Fahrzeuge mit dem Bernhardinerbild gab Bürgermeister Marek heute auf dem Rathausplatz, indem er symbolisch den Kraftfahrern den Schlüssel für ihre Wagen überreichte.

19.9.1967: Brasilianischer Botschafter bei Bürgermeister Marek

Der neue brasilianische Botschafter in Österreich, M. Aluysio Guedes Regis Bittencourt, stattete heute Bürgermeister Marek seinen Antrittsbesuch ab.

21.9.1967: Wiener Symphoniker vor großer Konzertreise

Die Wiener Symphoniker begeben sich auf eine ausgedehnte Konzertreise, die sie vom Osten der Vereinigten Staaten, nach Kalifornien, weiter nach Alaska und danach nach Japan führen wird.

Das Konzertprogramm ist auf österreichische Komponisten der Vergangenheit und der Gegenwart abgestellt. In Japan werden zwei Konzerte nur den Werken der Familie Strauß gewidmet sein. Hier gastieren die Wiener Symphoniker in Tokio und Osaka.

Den Bogen zur Gegenwart spannen die Wiener Symphoniker mit einem Werk von Alfred Uhl, das vom Komponisten eigens für diese Tournee geschrieben wurde. Das "concerto a ballo" in vier Sätzen wird seine Welturaufführung in den Vereinigten Staaten erleben. Anfang Oktober werden die Symphoniker im Gebäude der Vereinten Nationen vor den Delegierten der UNO konzertieren. Die Symphoniker werden auf ihrer Reise von einem Team des österreichischen Fernsehens begleitet, welches einen Film von dieser Tournee drehen soll.

23.9.1967: "Widerstand in Simmering von 1938 bis 1945"

Im Simmeringer Heimatmuseum (11, Enkplatz 2) wird eine Sonderausstellung, die sich das Thema "Widerstand in Simmering von 1938 bis 1945" gestellt hat, eröffnet.

23.9.1967: Ehrenring für Professor Dr. Rudolf Henz

Der Wiener Gemeinderat hat beschlossen, dem bekannten österreichischen Dichter, Schriftsteller und Literaturkritiker Professor Dr. Rudolf Henz anlässlich der Vollendung seines 70. Lebensjahres in Würdigung seiner hervorragenden literarischen Leistungen den Ehrenring der Stadt Wien zu verleihen.

Prof. Henz, der am 10. Mai seinen 70. Geburtstag feierte, studierte an der Universität Wien Germanistik und Kunstgeschichte und arbeitete zunächst in der Wiener katholischen Volksbildung. 1931 trat er in den Dienst der Ravag und wurde dort wissenschaftlicher Leiter und später Direktor. 1938 wurde er seines Postens enthoben. 1945 wurde er sofort wieder in den Österreichischen Rundfunk berufen, wo er bis 1962 als Programmdirektor tätig war.

Seine literarische Arbeit machte ihn zu einem der führenden Vertreter der katholischen Dichtung in Österreich.

27.9.1967: "Wien ideal für UNIDO" - Almani Sylla bei Bürgermeister Marek

Bürgermeister Bruno Marek empfing heute Dr. Almani Sylla, den Sekretär des Rates für industrielle Entwicklung bei der UNIDO.

Dr. Sylla stellte in dem Gespräch fest, die UNIDO hätte keinen idealeren Platz finden können als die österreichische Bundeshauptstadt; von der Stadt Wien seien für die internationalen Organisationen optimale Bedingungen geschaffen worden.

28.9.1967: Ehrenring der Stadt Wien für Richard Neutra

Dem weltbekannten Architekten Prof. Richard Neutra wurde heute durch Kulturstadträtin Gertrude Sandner der Ehrenring der Stadt Wien überreicht.

Richard Neutra studierte bei den Architekten Otto Wagner und Adolf Loos.

Die Stadt Wien lud Prof. Neutra ein, in Wien ein repräsentatives Bauwerk zu planen und zu errichten. Ein solches Neutra-Gebäude würde auch dem Wunsch zahlreicher Architekten entsprechen, die es bedauern, dass in der Heimatstadt Neutras bis jetzt kein Beispiel seines architektonischen Schaffens vorhanden ist.

28.9.1967: Volkssänger Carl Haslinger ein "75er"

Der Wiener Humorist und Stimmungssänger Carl Haslinger feiert seinen 75. Geburtstag. Fast gleichzeitig begeht er auch sein 60jähriges Schauspieler-Jubiläum und vollendet ein halbes Jahrhundert, in dem er als Autor von Wiener Liedern tätig war.

Carl Haslinger schloss sich bereits mit 16 Jahren einer Volkssängergruppe an. Damals gab es in Wien noch mindestens 50 solcher Gesellschaften, die in großen und kleineren Gasthaussälen ihre Vorstellungen gaben. Später trat Haslinger im Apollo, im Ronacher und in fast allen anderen Wiener Kabaretts sowie in ähnlichen Etablissements in Linz, Innsbruck, Salzburg und anderen Städten auf. Nach Engagements in Deutschland, Luxemburg und der Schweiz, ließ sich Haslinger sieben Jahre in der Schweiz nieder.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er selbständiger Variete-Unternehmer mit je einer Sommerbühne in Meidling, Fünfhaus und Favoriten. Schließlich verpflichtete ihn das Variete Leicht im Prater, wobei Haslinger nach dem Tod von Wilhelm Leicht 1946 die Conference im Variete übernahm.