Historischer Rückblick aus dem Jahr 1968

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1968

Juli

1.7.1968: Wien trauert um Wolfgang Hebenstreit

In Wien herrscht Trauer über den Tod des Schauspielers Wolfgang Hebenstreit. Vizebürgermeister Felix Slavik sprach heute der Witwe im Namen der Stadtverwaltung sein Beileid aus. In einem weiteren Kondolenzschreiben an die Direktion des Burgtheaters und die Bühnengewerkschaft heißt es u.a.: "Alle, denen er als Schauspieler eindrucksvolle Theatererlebnisse vermittelte, werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren."

2.7.1968: Stadt Wien fördert "Jungfilmer"

Im zuständigen Kulturausschuss wurden heute 1,4 Millionen Schilling zur Finanzierung zusätzlicher Filmvorhaben genehmigt. Damit sollen österreichische Jungfilmer bei der Durchführung ihrer Projekte unterstützt werden.

2.7.1968: Sindelfingen will von Wien lernen

Zum Studium verschiedener Bauvorhaben der österreichischen Bundeshauptstadt ist eine Delegation der schwäbischen Stadt Sindelfingen in Wien eingetroffen. Auf dem Besichtigungsprogramm stehen die Baustellen des Allgemeinen Krankenhauses sowie eine Reihe von Tiefbauwerken. Die Delegation wurde von Baustadtrat Kurt Heller im Rathaus empfangen.

3.7.1968: Provisorium für Heilquelle Ober-Laa

Mit der provisorischen Nutzung der Schwefeltherme Ober-Laa, die im Eigentum der Stadt Wien steht, befasste sich heute der zuständige Ausschuss. Das Wasser dieser Therme, das derzeit noch ungenützt in den Liesingbach abfließt, soll provisorisch den Heilungssuchenden nutzbar gemacht werden: Unmittelbar an der Stelle soll ein Gebäude errichtet werden, das einstweilen eine Nutzung der Therme möglich macht.

4.7.1968: "Riviera des kleinen Mannes" vor der Vollendung

Ein neues, großartiges Erholungszentrum ist kurz vor der Fertigstellung und wird etwa Mitte August allen Erholungssuchenden zur Verfügung stehen. Es liegt an der Alten Donau zwischen der Insel Gänsehäufel und dem Kaiserwasser. Durch zwei soeben fertig gestellte Stege über den Laberlweg und einen Durchstich, der in den kommenden Tagen erfolgt, wird das Kaiserwasser direkt mit der Alten Donau nunmehr auch einer zweiten Stelle direkt verbunden. Durch diesen etwa vier Meter breiten Wasserlauf wird es in Hinkunft möglich sein, eine Bootsrundfahrt Alte Donau-Kaiserwasser-Alte Donau zu unternehmen.

Wäre es nach den Vorstellungen der Besatzungsmächte gegangen, hätte man im Jahre 1945 Schutt und Abfall der zerbombten Häuser in das Kaiserwasser abgelagert und dieses allmählich verlandet. Schon damals kämpfte das Stadtgartenamt um jeden Quadratmeter Wasserfläche als Erholungsfläche für die Wiener. Die vollbeladenen Lastwagen, die bereits am Rand des stehenden Donauarmes aufgereiht standen, mussten wieder umkehren, und der kleine Badesee blieb so erhalten. Im Verlauf der Jahre legte das Stadtgartenamt rund um das Kaiserwasser eine große Lagerwiese an, die allerdings immer wieder als Ablagerungs- und Mistplatz missbraucht wurde. Auch wucherte das Schilf immer weiter in das Wasser.

Mit einer großen Baggeraktion bereitete die Magistratsabteilung 29 vor einigen Jahren diesem Unwesen ein Ende. Im vergangenen Jahr wurden die ersten Baggerarbeiten für die "Wasserstraße Laberlweg" vom Kaiserwasser zur Alten Donau durchgeführt. Eine beachtliche Summe wurde genehmigt, um die beiden anmutigen Brücken über den im Entstehen begriffenen "Canale Grande" bauen zu können. Gleichzeitig mit der letzten Ausbaggerung für den Durchstich zur Alten Donau wird die "Lagerwiese Kaiserwasser" neugestaltet.

Während man jetzt noch mit dem Auto bis zur Wasserfläche zufahren kann, wird dies in wenigen Wochen endgültig verboten sein: an der dem Goethe-Hof zugewendeten Uferseite wird ein großer Parkplatz angelegt, nach dessen Inbetriebnahme jede Zufahrt strengstens untersagt sein wird. Entlang des Laberlweges werden neue Blumen und Sträucherrabatte zu der Lagerwiese führen.

4.7.1968: Amerikanisches Großorchester auf "Good Will-Tour" in Wien

Vor dem Johann-Strauß-Denkmal im Stadtpark gibt das 100 Mann starke "American Community Symphony Orchestra" unter seinem Dirigenten Dr. L. Rhodes Lewis ein öffentliches Konzert. Auf dem Programm stehen in erster Linie amerikanische Klassiker.

Frau Stadtrat Gertrude Sandner hat den Ehrenschutz über dieses Konzert übernommen, das im Rahmen einer Good Will-Tour durch Europa aufgeführt wird.

Das besonders in den USA bekannte Großorchester wurde mit dem internationalen Musikpreis von Belgien und in Frankreich mit dem Großkreuz ausgezeichnet. Dirigent Dr. Lewis wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und erhielt das Kommandeurkreuz.

4.7.1968: Stadtrat Heller in der Aufzugsfabrik Sowitsch

Bautenstadtrat Kurt Heller besuchte heute die Aufzugsfabrik Sowitsch & Co in Wien 16, Wiesberggasse 14-18. Im städtischen Wohnhausbau gewinnen die Aufzüge ständig an Bedeutung, da seit geraumer Zeit alle neuen Bauten, die mehr als vier Vollgeschosse haben, mit Aufzügen ausgestattet werden.

Die Firma Sowitsch beschäftigt in ihren vier Betrieben (zwei davon in Wien) rund 750 Arbeitskräfte. In der Fabrik werden nicht nur Aufzüge, sondern auch Rolltreppen und Elektro-Flaschenzüge hergestellt. Das höchste bisher gebaute Hebewerk von Sowitsch befindet sich im Wiener Donauturm, der zwei Express- und sechs weitere Aufzüge besitzt; die beiden Express-Aufzüge sind die schnellsten in Europa.

Stadtrat Heller bekundete große Interesse für den IB-Aufzug, der im sozialen Wohnhausbau Verwendung findet. Dieser vom Internationalen Bauzentrum entworfene Aufzug wird in großen Serien erzeugt und ist daher in der Anschaffung sehr wirtschaftlich.

5.7.1968: U Thant im Wiener Rathaus

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Sithu U Thant, traf heute zu einem offiziellen Besuch im Wiener Rathaus ein. U Thant wurde von Stadtrat Heller vom Felderhaus, dem Sitz der UNIDO, abgeholt und ins Wiener Rathaus geleitet. Der Generalsekretär wurde vom Direktor der UNIDO, Abdel Rahman, sowie mehreren führenden Persönlichkeiten dieser Weltorganisation begleitet.

U Thant wurde im Rathaus von Vizebürgermeister Felix Slavik und den Mitgliedern des Wiener Stadtsenats begrüßt. Er trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

(Sithu U Thant, geboren am 22. Jänner 1909 in Pantanaw/Birma, gestorben am 25. November 1974 in New York. Er war von 1961 bis 1971 Generalsekretär der Vereinten Nationen. Red.)

8.7.1968: Die "Sieben Quellen" fließen für Wien. Feierlicher Durchschlag des längsten Wasserüberleitungsstollen Europas

In Anwesenheit von Bürgermeister Bruno Marek und Stadtrat Hubert Pfoch sowie zahlreicher Festgäste wurde heute beim Schneealpenstollen ein entscheidender Bauabschnitt - der Durchschlag des rund 9,7 Kilometer langen Stollens - gefeiert.

Der 9.680 Meter lange Stollen wird es ermöglichen, das Wasser der im steirischen Karlgraben entspringenden "Sieben Quellen" unterhalb des Schneealpenmassivs in das niederösterreichische Reisstal zu leiten. Dort wird es in das Zubringernetz der I. Wiener Hochquellenleitung eingespeist, deren Wasseraufbringung dadurch eine Steigerung von rund 20 Prozent erfährt.

Die im steirischen Karlgraben in 797 Meter Höhe zutage tretenden "Sieben Quellen" sind von erfreulich großer Ergiebigkeit. Im Jahresdurchschnitt zeigen sie an rund 150 Tagen eine Wasserschüttung von über 300 Liter/Sekunde, die Winterminima sinken nicht unter 130 Sekundenliter ab. Die Schüttung der "Sieben Quellen" reicht aus, um den 600.000 Kubikmeter fassenden Leitungsspeicher in Neusiedl/Steinfeld fünfzehnmal jährlich voll aufzufüllen.

9.7.1968: Bezirksvorsteher Dr. Friesinger beendet seine politische Laufbahn

Der Bezirksvorsteher des 1. Bezirks, Dr. Otto Friesinger, legt mit Ende August sein Mandat als Bezirksvorsteher der Inneren Stadt und als Bezirksrat zurück. Friesinger beendet damit seine politische Laufbahn und übernimmt die Leitung der Bundesversuchsanstalt Arsenal.

Dr. Otto Friesinger, der im 54. Lebensjahr steht, wurde im Jahre 1951 zum Bezirksvorsteher des 1. Bezirkes gewählt. Schon vorher war er zwei Jahre lang Bezirksrat.

9.7.1968: Abschiedsbesuch des finnischen Botschafters

Der finnische Botschafter Otso Wartiovaara besuchte heute Bürgermeister Marek im Rathaus, um sich zu verabschieden.

10.7.1968: 714 Wohnungen für Ärzte und Schwestern. Wohnbezirk des neuen Allgemeinen Krankenhauses eröffnet.

Bautenminister Dr. Vinzenz Kotzina und Bürgermeister Bruno Marek eröffneten heute den Wohnbezirk und das Schulgebäude auf dem Gelände des neuen Allgemeinen Krankenhauses. Die beiden Personalwohnhäuser weisen insgesamt 714 Ärzte- und Schwesternwohnungen auf. Im Schulgebäude sind die Schwesternschule mit Vorschule, die Kinderkrankenpflegeschule und die Schule für medizinisch-technische Assistenten untergebracht; das Internatshochhaus verfügt über Schlafstellen für rund 320 Schülerinnen.

Die Errichtung des Wohnbezirkes war im Juli 1964 als erster Bauabschnitt im Zuge des Neubaues des Wiener Allgemeinen Krankenhauses in Angriff genommen worden. Ende 1967 war der Bau der beiden Personalhochhäuser sowie des Schulgebäudes an der Lazarettgasse im wesentlichen abgeschlossen.

Mit einem Kostenaufwand von rund 340 Millionen Schilling wurde hier ein eigener Wohnbezirk geschaffen.

Zwischen den Objekten befindet sich eine Garage mit 140 Einstellplätzen.

Die Dachgleiche der Hochhäuser konnte durch Anwendung neuester Baumethoden und Fertigteile bereits nach dreizehnmonatiger Bauzeit im August 1965 erreicht werden.

10.7.1968: Auszeichnung des Landes Wien für Rudolf Marik

Anlässlich seines fünfzigjährigen Betriebsjubiläums und für Verdienste um das Wiener Kulturleben erhielt der Direktor des Raimundtheaters, Rudolf Marik, das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

15.7.1968: Slavik und Sallinger fahren nach Afrika

Am 19. Juli wird sich Vizebürgermeister Felix Slavik zusammen mit dem Präsidenten der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft, Nationalrat Ing. Sallinger, nach Afrika begeben. Zweck der zweiwöchigen Reise ist es, mit afrikanischen Ländern wirtschaftliche Kontakte aufzunehmen. Der Wiener Vizebürgermeister wird dabei auch versuchen, die Exportmöglichkeiten für Wiener Firmen zu sondieren.

Die Informationsreise beginnt in Libyen und führt über Gabun, Kamerun, Ghana und Kenia.

18.7.1968: Große Scheu-Plakette für Bürgermeister Marek

In Würdigung seiner Verdienste um die österreichische Arbeitersängerbewegung wurde Bürgermeister Bruno Marek heute die höchste Auszeichnung des Österreichischen Arbeiter-Sängerbundes, die Große Scheu-Plakette, überreicht.

23.7.1968: Rapid-Empfang im Rathaus

Grün-Weiß war gestern die dominierende Farbe im Wiener Rathaus. Bürgermeister Bruno Marek gab am Abend anlässlich der Erringung des Meistertitels der Nationalligameisterschaft durch den Sportklub Rapid einen Empfang, an dem auch die "Rapid"-Stadträte Heller und Dkfm. Hintschig teilnahmen.

Der Kapitän der Mannschaft, Walter Glechner, konnte als Ehrengeschenk von Bürgermeister Marek einen Lipizzaner aus Augartenporzellan in Empfang nehmen.

Bürgermeister Marek überreichte an die Spieler die Meisterschaftsmedaillen des Österreichischen Fußball-Bundes.

23.7.1968: 70. Geburtstag von Alfred Lohner

Der Industrielle Alfred Lohner feiert seinen 70. Geburtstag.

Lohner entstammt einer bekannten Autofabrikantenfamilie aus Wien, studierte Jus und absolvierte später die Hochschule für Welthandel. 1918 trat er in die Firma seines Vaters ein. 1932 wurde er Präsident und Direktor der Theresientaler Baumwollspinnerei und Weberei sowie Teilhaber der Lohner-Werke. In der Folge wurde er Präsident der Vereinigten Österreichischen Leinenspinnerei und Weberei, Mitglied des Verwaltungsrates der Pottendorfer Spinnerei und Felixdorfer Weberei, der Guntramsdorfer Druckfabrik und der Akalit-Werke. Lohner gehört zu den führenden österreichischen Industriellen.

24.7.1968: Aus dem Veterinäramtsbericht: Bienenköniginnen als Exportartikel - Die meisten Schweine gibt's in Favoriten

Einige Daten aus dem Veterinäramtsbericht 2007 für das Bundesland Wien. In Wien gibt es immer weniger Groß- und Nutztiere, dafür steigt die Anzahl der Katzen und Hunde. Überraschend ist auch, dass sich in Wien nicht weniger als 9.642 Bienenvölker befinden. Noch überraschender: eine Bienenzucht im 23. Bezirk ist regelmäßiger Lieferant von Bienenköniginnen für zahlreiche Länder in Europa.

38.445 Hunde (mit und ohne Stammbaum) wurden in Wien registriert; bei Katzen ist man auf Schätzungen angewiesen. Im Berichtsjahr zählte man in Wien allerdings nur mehr 1.231 Pferde (darin sind auch die 49 Lipizzaner-Hengste der Spanischen Hofreitschule sowie die Renn- und Trabpferde in der Freudenau und Krieau mitgezählt), wobei bei den Fiakerpferden ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist; 1.383 Kühe existieren noch im Großraum Wien, die meisten in den 15 Milchmeiereien. Größere Beliebtheit erfreuen sich die Schweine: Die meisten von ihnen, nämlich 4.048, zählte man in Favoriten. Die übrigen 8.093 Wiener Schweine verteilen sich auf die Bezirke 11 bis 23. Lediglich 94 befinden sich 3. und 30 im 5. Bezirk.

24.7.1968: Ständchen für Bürgermeister Marek: Amerikanisches Orchester im Arkadenhof

Ein Ständchen erhielt Bürgermeister Bruno Marek heute im Arkadenhof des Wiener Rathauses: Mit 138 Orchestermitgliedern im Alter von 16 bis 19 Jahren hatte sich die "Milwaukee Continental Youth Band" aus dem US-Bundesstaat Wisconsin eingefunden, um dem Wiener Bürgermeister musikalische Grüße aus den Vereinigten Staaten zu überbringen.