Historischer Rückblick aus dem Jahr 1968

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

Mai 1968

Mai

2.5.1968: Granit für den Wienfluss

Für die Wienfluss-Regulierung im Bereich Kielmannseggbrücke (Landesgrenze) wurden heute für die Anschaffung von Granitsockelsteinen und Wasserbaugranitsteinen (700 Tonnen beziehungsweise 2.500 Tonnen) 463.000 Schilling genehmigt. Die Granitsockelsteine werden zur Verkleidung der Betonstützmauern verwendet.

2.5.1968: Vorarbeiten für die Hauptkläranlage

Die Vorarbeiten zur Errichtung des ersten Bauteiles der Hauptkläranlage und des Hauptsammelkanals im 11. Bezirk sind angelaufen. Dazu gehören die Aufschließung des Baugrundes durch Probebohrungen, bodenphysikalische Untersuchungen und Grundwasseruntersuchungen. Außerdem werden für die Reinigung der Klärbecken Nutzwasserbrunnen benötigt, die zweckmäßigerweise im Zusammenhang mit den Probebohrungen hergestellt werden.

Für diese Arbeiten wurde ein Betrag von 600.000 Schilling genehmigt.

2.5.1968: Iranischer Minister bei Bürgermeister Marek

Der iranische Minister für Energiewirtschaft, Ing. H. Roshwami, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus. Der Minister, der in Begleitung des iranischen Botschafters in Österreich erschienen war, befindet sich auf einer Besuchsreise, die ihn mit den Einrichtungen der Verstaatlichten Industrie und der Energiewirtschaft in Österreich bekanntmachen soll. Am heutigen Tag besucht Roshwami noch das E-WerkSimmering.

3.5.1968: Anerkennung für das Wiener Hochwasserschutzprojekt. Erklärung zum "bevorzugten Wasserbau"

Im Wiener Rathaus ist der Bescheid des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft eingetroffen, der das Bauvorhaben des Wiener Stadtbauamtes für den absoluten Hochwasserschutz an der Donau als "bevorzugten Wasserbau" erklärt. Dieser Bescheid des Ministeriums bedeutet nicht nur eine Anerkennung des Wiener Projektes, das einen Entlastungskanal im derzeitigen Überschwemmungsgebiet von Lang-Enzersdorf bis zum Lobauer Hafen vorsieht, sondern gibt auch die Grundlagen für dessen Verwirklichung.

Ziel des Bauvorhabens besteht darin, Wien vor Hochwasser bis zu einer Durchflussgröße von 14.000 Kubikmeter pro Sekunde zu schützen. Bei einem solchen Katastrophenhochwasser würden derzeit der 2., 20. und 22. Bezirk zur Gänze und der 21. Bezirk mit Ausnahme des Ortskernes von Stammersdorf und von Teilen des Ortskernes Strebersdorf überflutet. Auch die Gaswerke in Leopoldau und Simmering sowie das E-WerkSimmering liegen im Überflutungsgebiet.

3.5.1968: Bürgermeister Marek gratuliert Hofrat Dr. Heger

Bürgermeister Marek übersandte heute ein Glückwunschtelegramm an den Vorstand des Wiener Sicherheitsbüros, Hofrat Dr. Franz Heger, anlässlich dessen 60. Geburtstages.

4.5.1968: Wiener Maibaum wird "eingetanzt"

Der große Maibaum vor dem Wiener Rathaus wird heute durch Volkstanzgruppen aus allen Bundesländern "eingetanzt". Dieser Brauch, der nunmehr das fünfte Jahr geübt wird, versammelte 56 "Trachtenmännlein- und Weiblein" auf dem Rathausplatz.

Wie alljährlich wurde der große Maibaum vor dem Wiener Rathaus mit Hilfe des Stabsbattailons Wien und der Wiener Feuerwehr herbeigebracht und aufgestellt. Diesmal stammt er aus Niederösterreich und ist ein Geschenk des dortigen Landesverbandes. Die 56 Mädchen und Burschen in den bunten Trachten, die ihn heute "eintanzen" werden, wurden heute im Wiener Rathaus empfangen.

6.5.1968: Bundespräsident Jonas eröffnet Rehabilitationszentrum im Unfallkrankenhaus Meidling

Das neugeschaffene Rehabilitationszentrum für Schädel-Hirnverletzte der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt im Gelände des Arbeitsunfallkrankenhauses in der Köglergasse in Wien-Meidling wurde heute durch Bundespräsident Dr. h.c. Franz Jonas in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Wiener Stadtregierung eröffnet.

6.5.1968: Zum 100. Geburtstag der Wiener Tramway: Großer Festzug

Anlässlich des 100. Geburtstages der Wiener Tramway (am 8. Mai) findet ein großer Festzug statt. Die Strecke führte über die Mariahilfer Straße, von der Stiftgasse aus bis zum Technischen Museum.

8.5.1968: 200. Geburtstag der Tierärztlichen Hochschule

Mit einem Festgottesdienst in der alten Universitätskirche wurde der 200. Geburtstag der Tierärztlichen Hochschule in Wien gefeiert.

9.5.1968: Neue Schulen in Wien eröffnet

Bürgermeister Marek übergab heute in Wien 22, Georg-Bilgeri-Straße und in der Kienaugasse zwei neue Schulen ihrer Bestimmung.

Auch im 10. Bezirk in der Migerkastraße/Fernkorngasse wurde die neue städtische Volks- und Hauptschule offiziell ihrer Bestimmung übergeben.

16.5.1968: Wieder Zusammenlegung von Duplex-Wohnungen

Die Zusammenlegung von Kleinwohnungen in der Wohnhausanlage Siemensstraße schreitet voran. Dort wurden seinerzeit sogenannten Duplex-Wohnungen errichtet, schon damals in der Absicht, später je zwei Wohnungen zu einer größeren zusammenzulegen. Für die Zusammenlegung von zwölf Kleinwohnungen zu sechs größeren Wohnungen wurden heute 370.000 Schilling genehmigt.

16.5.1968: Festwochen der Wiener Küche - Kulturstadträtin Gertrude Sandner eröffnete Wiener Kulinarische Festwochen 1968

Im Wiener Rathaus eröffnete heute Stadträtin Sandner die "Wiener Kulinarischen Festwochen 1968", die heuer unter dem Motto "Die Wiener Küche bittet zu Tisch" stehen. Sie werden vom Bund österreichischer Gastlichkeit veranstaltet. An der Eröffnung nahmen u.a. auch Vizebürgermeister Dr. Drimmel und der Wiener Polizeipräsident Josef Holaubek teil.

Stadträtin Sandner wurde zum ersten "Gourmet Viennois" ernannt. Auch Vizebürgermeister Dr. Drimmel und Präsident Holaubek wurden zu "Kulinarischen Rittern" geschlagen. Insgesamt beteiligen sich heuer 32 Gastbetriebe in Wien und Umgebung an diesem "Gaumen-Festival".

16.5.1968: Stadtrat a. D. Karl Flödl gestorben

Stadtrat a. D. Karl Flödl, später Generaldirektor des Österreichischen Verlages, ist gestorben. Flödl, Jahrgang 1900, war vom 14. Februar 1946 bis 23. März 1949 Amtsführender Stadtrat für Wirtschaftsangelegenheiten.

16.5.1968: Max Reinhardt-Ausstellung in Wien eröffnet

Stadträtin Gertrude Sandner eröffnete heute die Max-Reinhardt-Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die Ausstellung findet im Rahmen des Kongresses der Weltvereinigung für Theaterforschung statt, der parallel zum Festwochenmotto 1968 "Die Weltwirkung der Commedia dell'arte" ein Symposion abhält.

17.5.1968: "Ein Erdberg" Am Hof

In der Wiener Innenstadt, Am Hof, wurde ein großer Berg mit Blumenerde angeschüttet, von welchem alle Wienerinnen und Wiener kostenlos entnehmen können. Bürgermeister Marek und Stadtrat Heller statteten dem Blumenmarkt heute einen Besuch ab.

17.5.1968: Calafati-Inschrift im Prater

Im Prater enthüllte heute Stadtrat Heller eine Tafel mit folgender Inschrift, die zu der 1966 errichteten Statue des Basilio Calafati Aufklärung gibt.

"Der 'große Chineser' bildete von 1854 bis 1945 den Mittelpunkt des von Basilio Calafati errichteten Ringelspiels.

Anlässlich der 200-Jahr-Feier des Wiener Wurstelpraters wurde durch die Stadt Wien diese Calafati-Statue im Jahre 1966 aufgestellt."

17.5.1968: Der Vorsitzende des Rates von Groß-London in Wien

Zum Besuch der Wiener Festwochen ist heute der Vorsitzende des Rates von Groß-London, Sir Louis Gluckstein, in Wien eingetroffen. Gluckstein wurde von Bürgermeister Marek und Stadtrat Hintschig auf dem Schwechater Flughafen begrüßt.

21.5.1968: Bürgermeister Marek wurde "Ehrenkoch"

Der Verband der Köche Österreichs verlieh an Bürgermeister Bruno Marek die Ehrenmitgliedschaft des Verbandes. Heute kamen zwei der bekanntesten Köche Österreichs, Ernst Faseth als Präsident und Helmut Misak als Vizepräsident des Verbandes der Köche, ins Rathaus, um Bürgermeister Marek die Ehrenurkunde und die silberne Verbandsnadel zu überreichen. Marek trug sich in das Goldene Buch des Verbandes ein.

Der Verband der Köche Österreichs besteht seit dem Jahre 1902 und hat mehr als 1.200 Mitglieder.

21.5.1968: 50. Geburtstag von Erik Werba

Der Komponist und Pianist Prof. Dr. Erik Werba feiert seinen 50. Geburtstag. Werba wurde in Baden (Niederösterreich) geboren und absolvierte die Akademie für Musik und darstellende Kunst sowie die Universität in Wien. Zunächst etablierte er sich als Musikkritiker und übernahm nach dem Kriege die Leitung der Mozartgemeinde. Weiters war er als Musikreferent und als Mittelschullehrer tätig. In der Folge spezialisierte er sich immer mehr auf Klavierbegleitung und wurde in dieser Sparte 1949 durch einen Dienstvertrag an die Musikakademie verpflichtet, wo er die Klasse für Lied- und Oratoriumsgesang begleitete. Er besorgt auch die Redaktion des Mitteilungsblattes der Mozartgemeinde "Wiener Figaro" und gehört seit vielen Jahren dem Redaktionsstab der Organe "Österreichische Musikzeitschrift" und "Musikerziehung" an. Von ihm liegt ferner eine Monographie über Josef Marx vor. Seine Kompositionen sind ebenfalls sehr erfolgreich. Zu internationalem Ansehen brachte es Dr. Werba als Begleiter prominenter Sänger, mit denen er alle bedeutenden Musikstädte Europos, Amerikas und Australiens bereiste. Dr. Werba erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

(Erik Werba wurde am 23. Mai 1918 in Baden/Niederösterreich geboren und starb am 9. April 1992 in Hinterbrühl/Niederösterreich. Red.)

21.5.1968: Gedenktafelenthüllung für die Nobelpreisträger Dr. Kuhn und Dr. Pauli - Sieben Nobelpreisträger gebürtige Wiener

Am Bundesgymnasium in Wien 19, Gymnasiumstraße 83, wurde heute eine Gedenktafel für die Nobelpreisträger Dr. Richard Kuhn und Dr. Wolfgang Pauli in Anwesenheit von Bürgermeister Marek enthüllt. Die Tafel hatten Angehörige des Maturajahrganges 1918 anlässlich des 50jährigen Maturajubiläums gestiftet.

Die wissenschaftlichen Verdienste der beiden Nobelpreisträger würdigend, stellte Bürgermeister Mark fest, dass Österreich mit insgesamt zwölf Nobelpreisträgern - gemessen an der Bevölkerungszahl - an zweiter Stelle der Weltrangliste stehe. Nicht weniger als sieben der österreichischen Nobelpreisträger sind gebürtige Wiener.

Dr. Richard Johann Kuhn wurde bereits mit 26 Jahren Professor an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und war später in Heidelberg tätig; er erhielt 1938 den Nobelpreis für Chemie (Arbeiten über Carotinoide und Vitamine). Konnte diese Auszeichnung jedoch erst 1948 annehmen.

Auch Dr. Wolfgang Pauli wirkte als Hochschulprofessor in der Schweiz; ihm wurde 1945 der Nobelpreis für Physik (Quantenphysikalisches Pauli-Prinzip) verliehen.

(Dr. Kuhn wurde am 3. 12. 1900 in Wien geboren und starb am 31. 7. 1967 in Heidelberg; Dr. Pauli wurde am 25.4.1900 in Wien geboren und starb am 15.12.1958 in Zürich. Red.)

22.5.1968: Peter Kreuder komponierte "Sachertorte" - Originalpartitur des Opus 500 dem Wiener Bürgermeister überreicht

Anlässlich seines 50jährigen Jubiläums als Konzertpianist weilt Professor Peter Kreuder derzeit in Wien. Heute besuchte er Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus und überreichte ihm die handgeschriebene Originalpartitur opus 500. Es ist dies der Konzert-Walter "Sachertorte". Auf die Titelseite hatte Kreuder vermerkt: "Meiner lieben Stadt Wien gewidmet". Die "Sachertorte" ist vor wenigen Tagen im Österreichischen Rundfunk uraufgeführt worden.

(Peter Kreuder wurde am 18. August 1905 in Aachen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland geboren; er starb am 28. Juni 1981 in Salzburg. Kreuder war als Pianist, Komponist und Dirigent äußerst erfolgreich. Für über 180 Filme schrieb er die Musik, u.a. für "Mazurka", "Burgtheater", "Hallo Janine", "Kora Terry", "Peter Voss, der Millionendieb", aber auch Opern, Operetten, Musicals usw.. Unvergessen auch sein Schlager "Ich brauche keine Millionen". Red. )

27.5.1968: Preise der Stadt Wien 1968

  • Für Literatur: Professor Johann Gunert
  • Für Publizistik: Dr. Kurt Skalnik
  • Für Musik: Dr. Ernst Tittel
  • Für Malerei: Anton Lehmden
  • Für Graphik: Dr. Axl Leskoschek
  • Für Bildhauerei: Karl Prantl
  • Für Architektur: Dipl.-Ing. Architekt Wolfgang Windbrechtinger
  • Für Geisteswissenschaften: Univ.-Prof. Dr. Adolf Merkl
  • Für Naturwissenschaften: Univ.-Prof. Dr. Erwin Deutsch
  • Für Volksbildung: Dipl.-Ing. Karl Gerstmayer

27.5.1968: Direktor Adolf Eder gestorben

Der Direktor der Wiener Stadthalle, Adolf Eder, ist verstorben. Der Aufsichtsrat der Wiener Stadthalle-Stadion Betriebs- und Produktions-GmbH. hielt heute eine Trauersitzung ab. Die Beisetzung wird auf dem Penzinger Friedhof erfolgen.

29.5.1968: 60. Geburtstag von Hans Weigel

Der Schriftsteller Hans Weigel feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Hans Weigel wurde am 29. Mai 1908 in Wien geboren und betätigte sich als Journalist und Textdichter. 1938 musste er Wien verlassen und lebte bis 1946 in Zürich. Nach seiner Rückkehr trat er vor allem als Theaterkritiker (u.a. für das Neue Österreich und den Kurier) hervor und arbeitet seit 1962 als freier Schriftsteller sowie als Übersetzer. Hans Weigel hat schon in jungen Jahren für Wiener Kellertheater und Kabaretts Texte geschrieben. Weigel hat sich auch als Förderer junger Talente große Verdienste erworben. In den Jahren 1951 bis 1954 erschien die von ihm herausgegebene Anthologie "Stimmen der Zeit", in der viele Anfänger ihre ersten Talentproben ablegten.

Einige Werke von Hans Weigel: "Axel an der Himmelstür", "Barrabas", "Der Grüne Stern".

Die besten seiner Theaterkritiken sind in dem Band "Tausend und eine Premiere. Wiener Theater 1956 - 1961" erschienen. Von seinen Übersetzungen sind besonders die Stücke von Moliere hervorzuheben.

(Hans Weigel starb am 12. August 1991 in Maria Enzersdorf/Niederösterreich. Red.)

29.5.1968: Wien hat wieder ein Lessing-Denkmal

Wien hat wieder ein Denkmal für Gotthold Ephraim Lessing. Es wurde in einer Grünfläche am Franz Josefs-Kai nahe dem Morzinplatz aufgestellt.

Die künstlerische Gestaltung dieses Denkmals stammt von dem vor kurzem verstorbenen Bildhauer Siegfried Charoux, der auch das alte Lessing-Denkmal auf dem Judenplatz geschaffen hatte. Dieses im Jahre 1935 errichtete Denkmal wurde im Jahre 1939 abgetragen und 1940 für Rüstungszwecke beschlagnahmt.

Die Kosten der Wiederherstellung trugen zu gleichen das Bundesministerium für Unterricht und die Stadt Wien.