Historischer Rückblick aus dem Jahr 1968

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

November 1968

November

4.11.1968: Großer Erfolg der Jubiläumsausstellung im Wiener Rathaus

In der Jubiläumsausstellung 1968 konnte heute Bürgermeister Marek den 50.000. Besucher begrüßen. Es war dies der Direktor des Flughafens Salzburg, Dipl.-Ing. Wilhelm Spazier.

4.11.1968: Grundsteinlegung für das fünfte Pensionistenheim in Wien

In der Würtzlergasse 25 im 3. Bezirk wurde heute der Grundstein für das fünfte Wiener Pensionistenheim gelegt. In dem neuen Pensionistenheim, welches in zirka zwei Jahren fertiggestellt sein soll, werden für 246 Personen 168 Einzelwohnungen und 39 Ehepaarwohnungen entstehen. Das Haus wird in aufgelockerter Bauweise errichtet, in dem die einzelnen Wohngebäude mit Wandelgängen untereinander verbunden werden. Die Einzelappartements sind zirka 31 Quadratmeter groß, die Ehepaarwohnungen haben zwei Zimmer und sind zirka 43 Quadratmeter groß.

In dem Pensionistenhaus wird ein großer Veranstaltungssaal und je ein Fernseh-, Lese- und Rauchzimmer entstehen. Von der etwas mehr als 11.000 Quadratmeter großen Grundfläche werden zirka 3.000 Quadratmeter verbaut, der große Rest wird gärtnerisch gestaltet. Gesamtkosten der gesamten Einrichtung zirka 53,6 Millionen Schilling.

5.11.1968: Gemeinde Wien für bestes Plakat ausgezeichnet

Zum besten Plakat des dritten Quartals 1968 wurde "Wien hat immer Saison - dafür sorgt unser Kulturamt" gewählt. Das Plakat wurde von Prof. Wilhelm Jaruska entworfen, Auftraggeber: Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien (PID-Wien), Druck: Druck- und Verlagsanstalt Vorwärts.

Zu den drei besten Plakaten des dritten Quartals zählen außer dem das Plakat "X. Internationale Messe Brno Tschechoslowakische Sozialistische Republik - 8. - 17. September 1968" (PID-Wien). Entwerfer dieses Plakats ist Iwan Strouf, Auftraggeber das Österreichische Büro für den Ost-West-Handel, Druck: Tisk Grafia, Brünn, sowie das Plakat "Plastiken und Objekte - Museum des 20. Jahrhunderts Schweizer Garten, Wien III. Juli bis September 1968". Entworfen wurde das Plakat von Oswald Oberhuber, Auftraggeber war das Museum des 20. Jahrhunderts, Druck: Brüder Rosenbaum, Wien.

5.11.1968: Leiter der nordirischen Handelsdelegation bei Bürgermeister Marek

Der Leiter der nordirischen Handelsdelegation, Godfrey G. Campell, in Begleitung des britischen Botschafters Sir Anthony Rumbold, besuchten heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus.

Campell, der sich derzeit mit einer nordirischen Handelsdelegation auf einer Österreichreise befindet, um den österreichischen Markt mit einem Teil der vielfältigen nordirischen Industrie bekanntzumachen, überbrachte eine Grußbotschaft des Lord Mayor von Belfast und übergab in dessen Auftrag Bürgermeister Marek das Wappen der Stadt Belfast.

5.11.1968: Rathausempfang für Grönlandforscher

Anlässlich der Tagung des Direktionskomitees der EGIG (Expedition Glaciologique Internationale au Groenland) in Wien wurden heute die Tagungsteilnehmer im Wiener Rathaus von Stadtrat Hubert Pfoch empfangen.

Die EGIG ist ein internationales wissenschaftliches Unternehmen, das sich die Erforschung des grönländischen Inlandeises zum Ziel gesetzt hat. Forschungsgebiet ist ein Abschnitt zwischen dem 67. und 73. Breitengrad, der durch die großen Eisströme, die zu den Küsten nach Westen und Osten führen, besonders aktiv ist. Die Forschungsgemeinschaft besteht seit 1956, an ihren Arbeiten beteiligen sich fünf Staaten: Dänemark, Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz, wobei die Beteiligung Österreichs durch die Akademie der Wissenschaften getragen wird.

Die technische Leitung der Arbeiten liegt in Händen des bekannten französischen Arktis- und Antarktisforschers Paul-Emile Victor. Die wissenschaftliche Leitung wird von einem internationalen Direktionskomitee ausgeübt, in dem Österreich durch zwei Mitglieder der Akademie der Wissenschaften vertreten ist. Der gegenwärtige Präsident, Professor Eske Brun, war früher dänischer Grönlandminister.

An den Untersuchungen in Grönland sind eine große Zahl von Wissenschaften beteiligt: Glaziologie, Geophysik, Meteorologie, Physik, Elektronik, Schneekunde, Hydrologie, Ozeanographie, Geologie und Astronomie. Von österreichischer Seite führte Professor Dr. Walter Ambach von der Universität Innsbruck Untersuchungen über den Energiehaushalt der Eisoberfläche - mit Strahlungsmessungen, Messungen der Eistemperaturen, der thermischen Schichtung der Luft über dem Eis und der Sublimationsvorgänge - durch.

7.11.1968: Neue städtische Wohnhausanlagen in Wien

Für den dritten Bauteil der Per Albin-Hansson-Siedlung-Ost (10. Bezirk, Favoriten) wurden heute 97,190.000 Millionen Schilling genehmigt. Die Baurate für 1968 beträgt 3,190.000 Millionen Schilling. Es handelt sich dabei um 405 Wohnungen in 16 Wohnhäusern, die in drei Baukörper zusammengefasst sind. In dieser Wohnhausanlage sollen neue Strukturen des Bauens praktiziert werden, die eine reichlichere Gliederung der Baukörper vorsehen.

Auch im 11. Bezirk (Simmering) wird mit dem Bau einer Wohnhausanlage in der Thürnlhofstraße begonnen, für deren ersten Bauteil ein Betrag von 88,1 Millionen Schilling genehmigt wurde. Hier werden in 21 Wohnhäusern 356 Wohnungen gebaut. Die Baurate für 1968 beträgt acht Millionen Schilling.

8.11.1968: Wien fördert den jungen Film

Noch im heurigen Jahr werden sechs Wiener Jungfilmer je 50.000 Schilling als Förderungsbeträge für ihre Filmvorhaben überreicht bekommen, und zwar Ferry Radax für den politisch-satirischen Farbfilm "Testament", Antonis Lepeniotis für den Kurzspielfilm "Die Bedeutung, Protektion zu haben", Walter Bannert für das österreichische Märchen "Landstreicher", Franz J. Fallenberg für den kulturellen Informationsfilm "Walter Pichler, ein Porträt", Ernst Schmidt, für den Experimentalfilm "Kino" und Peter Kubelka, für "Eine Zeitgeschichte", ein Versuch eines Beitrages zur Darstellung unserer Zeit.

8.11.1968: Angelika Kauffmann-Ausstellung eröffnet

Im Österreichischen Museum für Angewandte Kunst wurde heute die Großausstellung "Angelika Kauffmann und ihre Zeitgenossen" eröffnet.

11.11.1968: Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Republik Österreich

Anlässlich des 50. Geburtstages der Republik Österreich begannen heute zahlreiche Feierlichkeiten. Bürgermeister Bruno Marek hielt heute in Beisein der beiden Vizebürgermeister Felix Slavik und Dr. Heinrich Drimmel seine Ansprache an den Bundespräsidenten vor der Präsidentschaftskanzlei und betonte darin unter anderem, dass man heute zu einer ganz ungewöhnlichen Gratulationscour zusammengekommen sei.

"Wir feiern den 50. Geburtstag der Republik Österreich", so Marek "... und überreichen Ihnen unsere Glückwünsche, Ihnen als höchsten Repräsentanten unseres Vaterlandes, dem Sinnbild und Hüter seines Lebensrechtes, seiner Freiheit und seines Wohlergehens. 50 Jahre Republik Österreich sind 50 Jahre unseres Lebens ..."

Bundespräsident Jonas begrüßte anschließend die vielen Wienerinnen und Wiener, die anlässlich der Republik-Feier auf dem Heldenplatz vor der Präsidentschaftskanzlei erschienen waren. Der Bundespräsident hielt folgende Rede: (wörtliche Übernahme)

In diesen Tagen erleben wir Österreicher die stille Besinnung eines Volkes, das über die Wiedererstehung seines Landes und seines Staates nachdenkt. In diesen Tagen wollen wir alle unsere Sorgen vergessen und uns über die Wiedergeburt Österreichs freuen.

Nicht vergessen wollen wir aber die schweren Opfer, die dieses Volk auf sich genommen hat, um aus den Kriegswirren wieder herauszufinden. Gerade deshalb ist uns diese Republik so besonders kostbar. Alles was erreicht wurde, konnte erreicht werden, weil das gesamte österreichische Volk gemeinsam alle Anstrengungen unternahm, um Tränen, Trümmer und Not zu überwinden und den Wohlstand von heute zu erreichen. Mein persönlicher Dank gilt allen Mitarbeitern von früher, die mir heute anlässlich des Geburtstages diese Aufmerksamkeit erwiesen haben. Wenn ich das eine oder andere Mal in der Präsidentschaftskanzlei von Sorgen bedrückt bin, geht mein Blick zum Rathaus und ich erinnere mich jener Zeiten, da wesenlich größere Sorgen und viel mehr Schwierigkeiten zu überwinden waren. Die Wiener und die Österreicher sind dann am tüchtigsten, wenn es unserem Land am schlechtesten geht. Fleiß und Aufopferung sollen aber auch weiter unserem Land geschenkt werden, damit sein Aufbau fortgeführt werden kann wie bisher.

12.11.1968: Gemeinderat: Gemeinsamer Antrag der im Gemeinderat vertretenen Parteien anlässlich des Republik-Jubiläums

In der heutigen Geschäftssitzung des Wiener Gemeinderates unter dem Vorsitz von Bürgermeister Bruno Marek wurde ein von allen vier im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien unterstützter Antrag eingebracht. Der Antrag hat zum Inhalt, anlässlich des Republik-Jubiläums eine "Stadt des Kindes" zu errichten, ferner ein "sozialmedizinisches Zentrum" sowie einen "Forschungsfonds" zur Förderung von Wissenschaft und Forschung. Der Antrag wurde einstimmig dem Magistrat zur Behandlung übermittelt.

14.11.968: Grundsatzbeschluss zur Neuerrichtung von "St. Marx"

Der zuständige Gemeinderatsausschuss fasste heute den Grundsatzbeschluss zur Errichtung eines Schlacht- und Viehhofes einschließlich eines Fleischgroßmarktes auf dem Areal des Zentralviehmarktes in St. Marx. Der Magistrat wird damit ermächtigt, die erforderlichen Bauvorbereitungsarbeiten, den Grundzügen des Stufenplanes entsprechend, umgehend einzuleiten und durchzuführen.

14.11.1968: Neuer Dompfarrer von St. Stephan bei Bürgermeister Marek

Der neue Dompfarrer von St. Stephan, Monsignore Karl Hugel, stattete heute Bürgermeister Bruno Marek seinen Antrittsbesuch ab. Monsignore Hugel war bis 1960, neben Prälat Dorr, Domprediger zu St. Stephan und ist seit dieser Zeit bis zu seiner jetzigen Ernennung durch Kardinal Dr. Franz König, Pfarrer in der Kalvarienbergkirche in Hernals gewesen. Seine feierliche Installierung wird im Dom St. Stephan nach Weihnachten erfolgen.

14.11.1968: Gleichenfeier für neue Verkehrsbetriebe-Hauptwerkstätte "unter Dach"

Für die große Werkshalle der neuen Verkehrsbetriebe-Hauptwerkstätte in Simmering wurde heute die Gleichenfeier begangen.

Die neue Hauptwerkstätte, die die zur Zeit im ganzen Stadtgebiet verstreuten Einzelwerkstätten der Wiener Verkehrsbetriebe zentral zusammenfassen wird, ist eines der größten Werkstättenbauvorhaben öffentlicher Verkehrsbetriebe in Europa. Im Oktober 1965 wurde bereits mit den Erd- und Aufschließungsarbeiten auf den Riesenareal hinter dem Zentralfriedhof begonnen, das im Tausch von den Landwirtschaftsbetrieben erworben worden war. Wenn der Bau fertig ist, soll er nicht nur der Straßenbahn und Stadtbahn, sondern auch dem Autobusbetrieb und der U-Bahn die nötigen Räumlichkeiten für Revisionen und Reparaturen bieten.

Als erste Fertigungsstufe soll 1970 die Autobuswerkstätte den Betrieb aufnehmen. Sie ist in der gleichen Halle untergebracht wie die für 1973 zur Inbetriebnahme vorgesehene Straßenbahnhauptwerkstätte und befindet sich innerhalb der 68.000 Quadratmeter großen Halle, deren Dachgleiche heute gefeiert wurde.

15.11.1968: U-Bahn: Firmengespräch über ersten Bauabschnitt

Österreichs erstes U-Bahn-Projekt in Wien stellt auch die Bauwirtschaft vor Probleme, mit denen sie bisher kaum - und jedenfalls nicht in dieser Größenordnung - konfrontiert war.

Die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und der Wirtschaft - im Interesse des Bürgers - fordert neue Formen: Daher findet erstmals am 4. Dezember 1968 im Rathaus ein Informationsgespräch statt, das den an der Ausschreibung interessierten Firmen die Möglichkeit geben soll, grundsätzliche Überlegungen zu den Bauvorgängen anzustellen und technische Vorarbeiten in Angriff zu nehmen.

Dieses Gespräch betrifft ausschließlich den 1. Bauabschnitt der U-Bahn, dessen Arbeiten im kommenden Jahr öffentlich ausgeschrieben werden sollen. Der Bauabschnitt des Grundnetzes unter dem Arbeitstitel "Karlsplatz" erstreckt sich in der Linie U1 von der Paulanergasse bis zum Stephansplatz (ausschließlich der Station Stephansplatz); in der Linie U2 von der Secession (derzeitige Rampe) bis zur Dumbastraße; weiters beinhaltet er die neu zu errichtende Haltestelle der Linie U4 (derzeit Stadtbahn). Als Bauzeit sind etwa vier Jahre vorgesehen.

19.11.1968: Generalversammlung der Johann-Strauß-Gesellschaft: Zweiter Band der Strauß-Gesamtausgabe erschienen

Unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, Bürgermeister Bruno Marek, hielt die Johann-Strauß-Gesellschaft ihre ordentliche Generalversammlung ab. Zu den wichtigsten Punkten der Tagesordnung zählte die Vorlage des zweiten Bandes der unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Fritz Racek erscheinenden Johann Strauß-Gesamtausgabe. Der erste Band der Tanzmusikserie (Band I/19) wurde im Herbst vorigen Jahres präsentiert. Er enthielt die Opera 304 bis 316, darunter mit Opus 314 den Walzer "An der schönen blauen Donau", dessen hundertjähriges Jubiläum 1967 begangen wurde.

Der nunmehr vorliegende Band (Band I/18) umfaßt die Werke mit den Opuszahlen 292 bis 303, und zwar die Walzer "Aus den Bergen", "Feuilleton", "Bürgersinn", "Hofballtänze" und "Flugschriften", die Schnellpolkas "Prozeß" und "Electrophor", die Polkas francaises "Episode", "Kreuzfidel" und "die Zeitlose" sowie die Quadrillen "Die Afrikanerin" und "Bal champetre".

Die Finanzierung dieser beiden Bände wurde von der Stadt Wien und dem Bundesministerium für Unterricht übernommen. Wie groß das Interesse an der Gesamtausgabe in aller Welt ist, beweisen die bisher vorliegenden zahlreichen Subskriptionen, die vor allem aus den USA, Deutschland, Japan, Österreich und aus den skandinavischen Ländern einlangten.

Der dritte Band der Gesamtausgabe befindet sich derzeit in Arbeit. Es ist dies der erste Band der Operettenserie, mit dessen Erscheinen im Herbst 1969 zu rechnen ist. Die Finanzierung für diesen Band hat die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien übernommen, die mit diesem Widmungsband ihre Aktionen auf kulturellem Gebiet fortsetzt.

20.11.1968: Neue Straßennamen in Favoriten (10.Bezirk): Zum Andenken an österreichische Widerstandskämpfer und KZ-Opfer

In der im Bau befindlichen Per-Albin-Hansson-Siedlung Ost erhielten eine Reihe von bisher unbenannten Verkehrsflächen ihre Bezeichnung. Die "Gasse 5" wird in Zukunft "Felix-Grafe-Gasse" heißen.

Felix Grafe war Übersetzer literarischer Werke und Begründer der Zeitschrift "Anbruch". Als Mitglied der Widerstandsgruppe des Klosterneuburger Chorherren Roman Scholz wurde er am 18. Dezember 1942 hingerichtet.

Die "Gasse 6" wurde in "Max Fleischer-Gasse" umbenannt; Max Fleischer war literarischer Übersetzer und vor allem durch seine Übertragungen aus dem Chinesischen bekannt. Er ging in einem nationalsozialistischen Konzentrationslager zugrunde, ohne dass das genaue Todesdatum bekannt ist.

Die "Gasse 7" erhielt den Namen "Walter Lindenbaum-Gasse". Lindenbaum, 1907 in Wien geboren, galt als hoffnungsvoller Nachwuchs auf dem Gebiet der Lyrik. Samt Frau und Kind wurde er 1943 von den Deutschen deportiert. Er starb am 20. Februar 1945 im Konzentrationslager Ohrdruf.

Die "Gasse 8" wurde in "Jura Soyfer-Gasse" benannt; der in Charkow geborene Journalist Jura Soyfer kam schon mit sechs Jahren nach Wien und gehörte zu den bedeutendsten Kabarettdichtern Österreichs. Er wurde nach dem Einmarsch der Nazis sofort verhaftet und nach Dachau gebracht, wo er das berühmt gewordene "Dachau-Lied" schrieb. Schon am 12. Februar 1939 starb er im KZ Buchenwald.

20.11.1968: Neue Straßenbezeichnung im 23. Bezirk

Im 23. Bezirk wurde eine bisher unbenannte Verkehrsfläche in "Johann Josef Krätzer-Gasse" benannt. Der 1869 geborene Lederfabrikant Johann Josef Krätzer lebte von 1882 bis zu seinem Tode im Jahr 1950 in Atzgersdorf und erbaute hier 1911 die ersten Arbeiterwohnhäuser. Er war auch Begründer des Vereines "Hauskrankenpflege" und führe eine Kinderausspeisung auf eigene Kosten durch. Zwischen den Jahren 1920 und 1925 war Krätzer Gemeinderatsmitglied.

22.11.1968: Aus dem Gemeinderat

Auf der Tagesordnung im heutigen Gemeinderat standen u.a. folgende Punkte:

Für die geplante "Stadt des Kindes" im 14. Bezirk (Penzing) wurden Liegenschaften im Ausmaß von 32.853 Quadratmetern angekauft. Insgesamt ist damit das Grundstück, das für die Errichtung der "Stadt des Kindes" vorgesehen ist, mehr als 48.000 Quadratmeter groß.

Ein weiterer Antrag befasste sich mit der Errichtung eines Schlacht- und Viehhofes einschließlich eines Fleischgroßmarktes auf dem Zentralviehmarkt St. Marx. Auch dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Ebenfalls einstimmig angenommen wurde der Antrag auf Errichtung eines Dampfkraftwerkes der Wiener Stadtwerke-Elektrizitätswerke im Stadtgebiet von Wien.

23.11.1968: Dritter Bauteil: Siedlung Per Albin-Hansson-Siedlung-Ost

Eine der künftig größten Wohnsiedlungen der Stadt Wien, die Siedlung Per Albin Hansson-Ost, nimmt immer konkretere Gestalt an. Die Errichtung des 3. Bauteils wurde nun beschlossen. Dieser Abschnitt umfasst 16 Häuser mit 405 Wohnungen und 12 maschinelle Waschküchen. Die Gesamtkosten sind mit 97,190.000 Schilling veranschlagt. Alle Häuser werden im Montagebauverfahren hergestellt. Das vor einigen Monaten im 23. Bezirk (Wien-Inzersdorf) in Betrieb genommene Montagebauwerk liefert dafür die Fertigteile.

25.11.1968: Stadt Wien kauft Forstgut Gschöder um 50 Millionen - Zur Sicherung des Einzugsgebietes der 2. Hochquellenleitung

Ein seit der Jahrhundertwende angestrebter Grundkauf wird nun perfekt. Um 50 Millionen Schilling wird die Stadt Wien das 5.423 Hektar große Forstgut Gschöder-Buchberg im Einzugsgebiet der 2. Hochquellenleitung ankaufen. Der Eigentümer dieses Waldgebietes, Robert Herzog von Parma, ist selbst an die Stadt Wien herangetreten und hat dieses für die Wasserversorgung so wichtige Gebiet zum Kauf angeboten. Es handelt sich dabei um einen geschlossenen Komplex, vorwiegend Waldgebiet, das jedoch als günstig aufgeschlossen bezeichnet werden kann. Es bestand daher auch die Gefahr, dass dieses Forstgut dem Fremdenverkehr nutzbar gemacht wird. Dies hätte jedoch die Wasserversorgung beeinträchtigt. Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein bedeutendes Quellvorkommen, die sogenannte Antenkarquelle, mit einer Mindestschüttung von 7.000 bis 8.000 Kubikmeter täglich. Die Wasserwerke beabsichtigen schon lange, diese Quelle in die 2. Hochquellenleitung einzuleiten. Dies wird nun nach Ankauf des Grundstückes möglich. Durch einen 800 Meter langen Rohrstrang wird die Verbindung mit der 2. Hochquellenleitung hergestellt werden.

25.11.1968: Wilhelminen-Spital: Aus Direktionsgebäude wurde Schwesternheim

Das im Jahre 1902 errichtete Gebäude im Wilhelminenspital, welches bis vor vier Jahren die Direktion des Spitals beherbergte, wurde in zweijähriger Bauzeit umgebaut und einem neuen Zweck zugeführt: Seit kurzem dient es nun als Schwesternheim.

27.11.1968: Wiener Orden für Direktor des Raimundtheaters

Einen hohen Wiener Orden erhielt der Direktor des Raimundtheaters, Rudolf Marik. Im Rahmen eines Empfanges, anlässlich des 75jährigen Bestandes des Raimundtheaters, wird Marik das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien überreicht.

27.11.1968: Weihnachtsbaum aus Kärnten

Der Weihnachtsbaum für den Wiener Christkindlmarkt kommt heuer aus Drobollach, Kärnten. Es ist eine 26 Meter hohe Fichte, die die Kärntner der Wiener Bevölkerung zur Verfügung stellen. Die Übergabe des Baumes erfolgt bei der Remise Rudolfsheim /15. Bezirk.

28.11.1968: Das "Mariahilfer Burgtheater" ist 75 Jahre alt

Mit der Ouverture zum "Bettelstudenten" begann heute Abend in Anwesenheit von Kulturstadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner der Festakt anlässlich des 75. Bestandsjahres des Raimundtheaters.

Als das Raimundtheater 1893 eröffnet wurde, bezeichnete es Theaterkritiker Friedrich Uhl als das "Mariahilfer Burgtheater". Die Eröffnung fand mit Ferdinand Raimunds Zauberspiel "Die gefesselte Phantasie" statt. Die Leitung des Theaters hatte bis 1896 A. Müller-Guttenbrunn. Wurden zunächst nur Volksstücke gespielt, so wechselte dies bald zu Operetten. Erst unter der Leitung von Direktor R. Beer (1921 bis 1924) standen auch wieder Sprechstücke auf dem Spielplan. Nach 1945 begann unter Direktor Marik wieder das Operettenprogramm im Raimundtheater. Die Operette erlebte hier mit Johannes Heesters, Marika Rökk u.a. wirkliche Höhepunkte. Am Raimundtheater traten im Laufe der Jahre auch viele berühmte SchauspielerInnen auf: Darunter waren Hansi Niese, Paula Wessely, Attila Hörbiger und auch Adele Sandrock.

(Seit 1987 gehört das Raimundthater zur Vereinigte Bühnen Ges.m.b.H. Es wurde unter anderem Spielstätte für Musical und Opern./Red.)