Historischer Rückblick aus dem Jahr 1968

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Oktober 1968

Oktober

1.10.1968: Neuer juridischer Dekan bei Bürgermeister Marek

Der neue Dekan der juridischen Fakultät der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Walter Selb, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus anlässlich seines Amtsantrittes.

1.10.1968: Probebohrungen und Brunnenbauten für die U-Bahn-Linie "U1"

Die Vergebung der Vorarbeiten für die U-Bahn-Linie "U1" mit einem Gesamtkostenaufwand von 5,1 Millionen Schilling wurden heute genehmigt. Diese Arbeiten werden Probebohrungen, Brunnenbauten und Grundwasserabsenkungsversuche umfassen.

Auf dieser vordringlichen Nord-Süd-Strecke werden voraussichtlich große Abschnitte in geschlossener Bauweise hergestellt. Gerade diese Bauweise mit ihren vielfältigen Ausführungsformen verpflichtet, neben den routinemäßigen Untersuchungen des Baugrundes auch noch gesonderte und eingehende Untersuchungen hinsichtlich der Möglichkeiten einer Grundwasserabsenkung anzustellen. An zwei Stellen zwischen Karlsplatz und Stephansplatz – an einer relativ günstigen und einer relativ ungünstigen Stelle – soll jetzt eine probeweise Absenkung des Grundwassers versucht werden. Bei diesen beiden Punkten handelt es sich um die Kreuzung Kärntner Straße – Opernring und um eine Stelle nahe dem Donnerbrunnen.

Die Untersuchung von Grundwasserströmungen wird mit Hilfe radioaktiver Isotopen vorgenommen. Sie wird von der Bundesversuchs- und Forschungsanstalt Arsenal durchgeführt werden. Sämtliche Daten werden abschließend von der Geologischen Bundesanstalt in einem Gutachten zusammengefasst.

3.10.1968: Bürgermeister Marek dankt Internationalem Arbeiterhilfswerk

Im Wiener Rathaus empfing heute Bürgermeister Marek eine Delegation des Internationalen Arbeiterhilfswerkes, der Vertreter der Schweiz, der Bundesrepublik Deutschland, Frankreichs und der Österreichischen Volkshilfe angehörten. Bei dieser Gelegenheit bedankte sich das Wiener Stadtoberhaupt für die rasche und sinnvolle Betreuung der im Ausland befindlichen Bürger der CSSR.

4.10.1968: Wiener Jubiläumsausstellung 1918-1968 eröffnet

Im Wiener Rathaus eröffnete heute Bürgermeister Mark die große Jubiläumsausstellung "1918-1968".

In seiner Eröffnungsrede betonte Marek, dass diese Ausstellung keine besinnliche ist, sondern eine Ausstellung, die in aller Offenheit die letzten 50 Jahre Österreichs zeigen will.

7.10.1968: Auf Mark Twains Spuren: US-Reiseschriftsteller in Wien

313 nordamerikanische Reiseschriftsteller, die zur Zeit auf einer Rundreise durch Österreich sind, wurden heute von Kulturstadträtin Gertrude Sandner empfangen. Die Gruppe, in der sich auch kanadische Autoren befinden, hat sich zum Ziel gesetzt, sozusagen aus erster Hand Informationsmaterial – für künftige Werke – über "Wien und Umgebung" zu sammeln.

9.10.1968: Eröffnung des Liesinger Brau AG-Turmes

Durch Niederdrücken eines Knopfes auf dem Leuchtschaltbild setzte heute Bürgermeister Marek die neue Siloanlage der Liesinger Brauerei in Betrieb und übergab den 72 Meter hohen Brau AG-Turm, der ein neues weithin sichtbares Wahrzeichen des südlichen Wiens bildet, offizielle seiner Bestimmung.

Der Brau AG-Turm, dessen Bau zwei Jahre dauerte, kann in seinen 32 Lagerzellen insgesamt 22.000 Tonnen Gerste aufnehmen. Mit einem Kostenaufwand von 29 Millionen Schilling wurden 22.000 Tonnen Betonschotter, 2.300 Tonnen Zement und 700 Tonnen Baustahl verbaut; die maschinelle Ausstattung erforderte nochmals weitere 15 Millionen Schilling.

10.10.1968: Gleichenfeier der beiden Gebäude für die Psychiatrische Klinik im Neuen Allgemeinen Krankenhaus

Auf dem Gelände des Neuen Allgemeinen Krankenhauses fand heute, in Anwesenheit von Bürgermeister Bruno Marek, der Stadträte Kurt Heller und Dr. Otto Glück sowie zahlreicher Ehrengäste, die Gleichenfeier jener beiden Gebäude statt, die die Psychiatrische Universitätsklinik beherbergen werden.

Die beiden soeben vollendeten Baukörper sind als Stahlbetonskelettkonstruktion ausgeführt und erhalten aus Außenfassade aus Schockbetonplatten mit eingebauter Wärmeisolierung. Erzeuger dieser Fassadenelemente ist die Firma PORR. Die Auftragssumme dafür beträgt rund 7,5 Millionen Schilling.

Der Psychiatrischen Klinik werden 178 Betten zur Verfügung stehen, davon sind 30 Betten in der noch zu errichtenden Jugend- und Kinderpsychiatrie untergebracht. In der Kinderklinik werden dann 200 Betten eingerichtet.

11.10.1968: Viennessen auf Österreich-Rundfahrt

In einigen Tagen werden die "Botschafterinnen und Botschafter der Stadt Wien" eine achttägige Rundreise antreten, die sie in sämtliche österreichischen Landeshauptstädte führen wird. Es handelt sich dabei um jene 29 Mädchen und 11 Burschen, die seit mehr als einem Jahr die Stadt Wien bei vielen offiziellen Anlässen repräsentieren.

Zweck der Reise in die Landeshauptstädte ist die Überbringung einer Grußbotschaft des Wiener Bürgermeisters anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Republik Österreich an alle Bürgermeister. Marek betont darin ausdrücklich die besondere Verbundenheit zwischen den Landeshauptstädten und der Bundeshauptstadt.

11.10.1968: Gleichenfeier für Bürohochhaus am Donaukanal

Bei der heutigen Gleichenfeier für das neue Bürohochhaus am Donaukanal betonte der Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung, Otto Binder, die durch dieses Gebäude entstehende großstädtische Aufwertung des Gebietes um den Donaukanal.

Es haben sich vier Versicherungen, darunter die Wiener Städtische mit einem Anteil von 70 Prozent, sowie Wiener Verein, Jupiter und Österreichische Volksfürsorge als Bauherrschaft zusammengeschlossen. Die Versicherungen selbst werden nicht in das Gebäude einziehen, sondern haben mit der IBM und den Austrian Airlines langfristige Mietverträge abgeschlossen.

14.10.1968: Zollfreizone - jetzt auch Weinlager

Die Wiener Hafenbetriebsgesellschaft hat im neuerbauten Zentrallagerhaus in der Zollfreizone Wien Lagerraum für in- und ausländische Weine geschaffen. Modernste Weinlagertanks mit einem Gesamtfassungsraum von 10.000 Hektoliter bieten den in- und ausländischen Weinbetrieben die Möglichkeit, den Wein einzulagern, zu "schönen" und zu bearbeiten.

Dass das Interesse aus allen Teilen der Welt am österreichischen Wein sehr groß ist, beweisen die hohen Exportziffern der Weinbetriebe. Um aber der Konkurrenz aus den verschiedensten Teilen Europas gewachsen zu sein, bedarf es bei der hohen anfallenden Weinmenge entsprechend moderner und großzügiger Lagermöglichkeiten.

14.10.1968: Fassadenaktion für die Ringstraße - Stadtbildpflege - Denkmalpflege

Kulturstadträtin Gertrude Fröhlich-Sandner befasste sich heute in einem Pressegespräch mit den Problemen der Stadtbildpflege und Denkmalpflege in Wien. Sie teilte mit, dass die Arbeiten am Stadtbahnpavillon Karlsplatz aufgenommen wurden und dass die für das Stadtbild der Inneren Stadt so wichtigen Häuser "Am Gestade" 3, 5 und 7 von der Ekazent gekauft wurden, um sie so zu erhalten. Der Entwurf eines Wiener Altstadterhaltungsgesetztes konnte fertig gestellt werden und damit auch der Schutzzonenplan.

Auch wurde das Problem der Tiefgaragen angesprochen. So lehnt die Stadt Wien die verschiedentlich geforderte Verwendung der Arkaden in der Reichsratsstraße zur Gewinnung von Autoabstellplätzen ab und wird dafür eine Tiefgarage unter dem Rathausplatz errichten. Eine weitere Tiefgarage ist am Beethovenplatz in Bau. Die oberirdische Gestaltung des Platzes wird im Sinne der Denkmalpflege vorgenommen werden.

Im künftigen Altstadterhaltungsgesetz soll die gesamte Ringstraße in ein Schutzzonengebiet einbezogen werden, um die fortschreitende Zerstörung dieses für die Stadt Wien so wichtigen Gebietes zu verhindern. Für derzeit noch desolate Fassaden werden Instandsetzungsaufträge vergeben, wobei die Stadt Wien die Instandsetzungskosten vorläufig übernimmt.

15.10.1968: Spielzeugmuseum in Döbling

Anlässlich des bevorstehenden Beethoven-Jahres im Jahre 1970 werden in Wien-Döbling (19. Bezirk) einige Beethoven-Gedenkhäuser restauriert und das Eroica-Haus in der Döblinger Hauptstraße 92 saniert. Das Eroica-Haus soll zusammen mit dem benachbarten Heimatmuseum und der Wertheimstein-Villa zu einem Komplex in diesem Gebiet zusammengezogen werden. Ein Wiener Ehepaar hat sich bereit erklärt, ihre Sammlung von antikem Spielzeug der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und so wird in einem dieser Häuser ein Spielzeugmuseum eingerichtet werden.

15.10.1968: Denkmalschutz für Bauten von Otto Wagner-Schülern

Das Kulturamt der Stadt Wien ist an das Bundesdenkmalamt mit dem Vorschlag herangetreten, verschiedene Bauten von Schülern Otto Wagners in Döbling unter Denkmalschutz zu stellen: so die Villa Ast in der Steinfeldgasse und die Villa Knips in Nußwaldgasse. Darüber hinaus wurden in Döbling verschiedene Barockbildstöcke (zum Beispiel die Nepomukstatue) restauriert.

15.10.1968: Beethoven-Testamenthaus gekauft

In Grinzing und Heiligenstadt ist der Kauf einiger für die Ortsbilderhaltung notwendiger Althäuser geplant; so zum Beispiel wurde bereits das Beethoven-Testamenthaus in der Probusgasse 6 erworben. Darüber hinaus wird die Aktion fortgesetzt, verschiedenen privaten Hauseigentümern Zuschüsse zu Restaurierungsarbeiten zu geben.

16.10.1968: Rasthaus "Zur Schießstätte" im Maurer Gemeindewald eröffnet

Die Zahl der Ausflugszentren am Rande Wien wächst: Heute eröffnete Bürgermeister Marek das von der Gemeinde Wien errichtete Rasthaus "Zur Schießstätte" im Gemeindewald von Mauer.

Nach der Genehmigung des Wiener Gemeinderates zum Bau eines neuen Rasthauses im Maurer Gemeindewald, welches an der Stelle eines durch Kriegseinwirkung stark beschädigten Gasthauses errichtet werden sollte, ließ das Stadtforstamt das alte Objekt abbrechen. Am 2. Mai 1967 begannen die Bauarbeiten. Vom Mai 1967 bis Juli 1968 waren täglich durchschnittlich 15 Arbeiter an der Baustelle beschäftigt. Auch konnten die Baukosten mit 2,15 Millionen Schilling unter den genehmigten Kosten von 2,5 Millionen Schilling gehalten werden.

Das neue Rasthaus wird das ganze Jahr über als Raststätte dienen. Das Projekt wurde für eine Besucherzahl von 300 bis 400 Personen erstellt. Außer dem Gastraum mit einer Nutzfläche von 147 Quadratmeter steht bei Schönwetter auch eine ca. 140 Quadratmeter große Terrasse zur Verfügung.

17.10.1968: Bürgermeister von Houston bei Bürgermeister Marek

Im Wiener Rathaus empfing heute Bürgermeister Marek den Bürgermeister von Houston (Texas) Louie Welch. Die beiden Stadtoberhäupter erläuterten Probleme ihrer Städte.

Houston ist jene Stadt, in der sich das Zentrum der Steuerung des NASA-Programms befindet und von wo auch zur Zeit der Apollo-Flug gesteuert wird. Darüber hinaus befindet sich in Houston ein berühmtes medizinisches Zentrum, wo bereits 17 Herztransplantationen vorgenommen wurden.

18.10.1968: Strnadt-Schallplatte für Bürgermeister Marek

Der Wiener Mundartdichter Georg Strnadt stattete heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus einen Besuch ab. Bei dieser Gelegenheit übergab er seine Schallplatte "Wossa und Wein", welche von Richard Eybner und Fritz Lehmann besprochen wurde. Musikalisch umrahmt ist die Platte vom Schrammelquartett der Wiener Symphoniker.

Georg Strnadt, der neben Josef Weinheber zu den größten Wiener Mundartdichtern zählt, ist mit seinen Büchern "Aus da mittlan Lod" und "Gschimpft, gredt und graunzt" ein gründlicher Kenner des Wienerischen mit all seinen Tücken, Möglichkeiten des Wortspiels und seinen verschiedenen Bedeutungen.

19.10.1968: Im Land Wien: Der erste österreichische Pockenalarmplan tritt in Kraft

Das Gesundheitsamt der Stadt Wien wird in den nächsten Tagen an sämtliche Wiener Ärzte, Krankenanstalten, Ambulatorien, sowie an die in Betracht kommenden Stellen des Bundesheeres und der Polizei einen von ihm ausgearbeiteten Pockenalarmplan verteilen, der mit 1. Oktober dieses Jahres in Kraft getreten ist. Es handelt sich dabei um die ersten in Österreich verbindlich ausgearbeiteten Maßnahmen im Falle eines auftauchenden Pockenverdachtes. Die Verordnungen, die auf Landesebene Gültigkeit haben, werden als notwendig betrachtet, weil durch den immer intensiver werdenden Luftverkehr die Welt immer kleiner wird und Infektionsherde, die an sich Tausende Kilometer von Wien entfernt liegen, innerhalb weniger Stunden auch für die Bundeshauptstadt gefährlich werden können.

21.10.1968: Neue Wehranlage für Wienerwald-Stausee

Der Wienerwald-Stausee erhält eine neue Wehranlage, dies wurde heute vom zuständigen Gemeinderatsausschuss bewilligt. Die Kosten dafür werden sich auf ca. 1,650.000 Schilling belaufen.

Zweck des Vorhabens ist es, eine größere Wassermenge als bisher aufstauen zu können. Die Kapazität des Stausees soll von 1,2 Millionen Kubikmeter auf 1,8 Millionen Kubikmeter gesteigert werden. Dieses Wasser wird auch zur Trinkwasserversorgung der Wiener Bevölkerung herangezogen. In mehreren Filteranlagen wird es so vollkommen gereinigt, dass es in der Qualität dem Hochquellenwasser nicht nachsteht. Darüber hinaus hat die Aufstauung noch einen anderen Aspekt. Die tiefer liegenden Ortschaften dieser Gegend können durch diese Maßnahme noch wirksamer als bisher vor Hochwasser geschützt werden.

Ein Vergleich der Größenordnungen zeigt, dass die Steigerung der Stauungsmöglichkeiten um 600.000 Kubikmeter ziemlich genau dem Inhalt des Wasserspeichers Neusiedl entspricht. Dieser Speicher ist noch immer unbestritten der größte Wasserspeicher der Welt. In Spanien wird derzeit an einem großen Speicher gearbeitet, von dem allerdings noch nicht sicher ist, ob er den "Weltrekord" des Neusiedler Speichers übertreffen wird.

22.10.1968: Von November bis April: Internationaler Architektenwettbewerb für "UNO-City" - Linkes Donauufer wird aufgewertet

"Österreich und seine Bundeshauptstadt tragen einer Entwicklung Rechnung, die sich aus der bedeutsamen Lage der Republik an der Nahtstelle zwischen zwei verschiedenen Gesellschaftsordnungen in Europa ergibt und die seit dem Staatsvertrag immer deutlicher sichtbar wird: der politischen Aufwertung Wiens im internationalen, im diplomatischen und im Kongressleben. Mit dem Stichtag 1. November 1968 beginnt ein Internationaler Architektenwettbewerb zur Gestaltung des Amtssitzes Internationaler Organisationen und eines internationalen Kongreßzentrums im Donaupark. Ausgeschrieben wird der Wettbewerb vom Bundesministerium für Bauten und Technik in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien. Der Wettbewerb, dessen Bedingungen dieser Tage in der internationalen Fachpresse publiziert werden, wird zweifellos in Architektenkreisen weit über Europa hinaus großes Aufsehen erregen. Letzter Einreichungstermin für Projekte ist der 30. April 1969."

Die Organisation des Wettbewerbes steht unter dem Zeichen gemeinsamer Bemühungen der Republik Österreich und der Stadt Wien. Im Preisrichterkollegium ist die Stadt Wien durch den Leiter der Gruppe Planung in der Stadtbaudirektion, Dipl.-Ing. Anton Seda, vertreten. Das Bundesministerium für Bauten und Technik entsendet Sektionschef Dipl.-Ing. Josef Krzisch. Dazu kommen in der siebenköpfigen Jury fünf international bekannte Architekten: Sir Basil Spence (Großbritannien), Pierre Vago (Frankreich), Heikki Siren (Finnland), Jiri Novotny (CSSR) und Ferdinand Schuster (Österreich).

Für die besten Projekte, die sich mit der "städtebaulichen Einfügung und Gestaltung einer Baumasse in der Größenordnung von etwa 700.000 Kubikmetern umbauten Raumes" befassen, sind Preise in der Gesamthöhe von 2,3 Millionen Schilling ausgesetzt, die sich wie folgt verteilen:

  1. Preis - 500.000 Schilling
  2. Preis - 450.000 Schilling
  3. Preis - 350.000 Schilling
  4. Preis - 250.000 Schilling

Dazu kommen noch fünf Ankäufe zu je 150.000 Schilling.

Das Bauwerk wird zwei Organisationen der Vereinten Nationen beherbergen: die IAEO (Internationale Atomenergie-Organisation) und die UNIDO (Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung).

22.10.1968: Jugoslawische Krankenschwestern in Lainz und Baumgarten

In den letzten Tagen trafen insgesamt 40 junge jugoslawische Krankenschwestern in Wien ein, die nach einem Deutschkurs zum Dienst am Krankenbett herangezogen werden. Eine Gruppe von 30 Schwestern wird nach erfolgter Einschulung im Krankenhaus Lainz die Arbeit aufnehmen, wo sie auch wohnen werden. Die restlichen zehn Schwestern werden in der Lungenheilstätte Baumgartner Höhe ihren Dienst versehen.

Durch den Einsatz der 40 diplomierten Schwestern aus Kraljevo, Skopje, Paracin und Nis wird, wie Gesundheitsstadtrat Dr. Glück mitteilt, zwar eine Entlastung in der angespannten Personalsituation im Krankenpflegesektor eintreten, doch werde man sich weiter bemühen müssen, aus dem Nachbarland zusätzliches Pflegepersonal nach Wien zu bekommen.

25.10.1968: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Gemeinderat wurde u.a. die Gründung der Heizbetriebe Wien Gesellschaft mbH. beschlossen. Die Stadt Wien wird sich an der zu gründenden Gesellschaft mit einer Stammeinlage von 99.000 Schilling beteiligen. Diese Gesellschaft soll die bestehenden Fernheizwerke gegen ein jährliches Entgelt von 200.000 Schilling in Verwaltung nehmen. Später soll die Stadt Wien eine Kapitalerhöhung von 120 Millionen Schilling vornehmen.

Vizebürgermeister Slavik illustrierte das Steigen des Fernwärmebedarfes durch folgende Zahlen: 1960/61 waren nur zehn Prozent der städtischen Wohnbauten zentralbeheizt, derzeit sind es 80 Prozent aller Gemeindewohnbauten. 1964 mussten für den Ausbau von Heizzentralen zehn Millionen Schilling aufgewendet werden, 1966 bereits 22 Millionen, 1967 142 Millionen, aber 1968 bereits 251 Millionen. Im Jahr 1969 wird der Aufwand 500 Millionen Schilling betragen.

Wenn die Stadt Wien den Ausbau der Fernwärme aus Steuermitteln betreiben würde, müsste eine Einschränkung auf anderen Gebieten in Kauf genommen werden. Daher die Gründung einer Kapitalgesellschaft.

25.10.1968: In die Obhut der Stadt Wien übernommen: Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes

Im Rahmen einer Gedenkkundgebung der Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Opferverbände nahm heute, Bürgermeister Bruno Marek in Anwesenheit von Bundespräsident Franz Jonas eine Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes der Jahre 1938 bis 1945 in die Obhut der Stadt Wien. Die Gedenkstätte befindet sich im neuerbauten Leopold-Figl-Hof in der Salztorgasse 6 - an jener Stelle auf dem Mortzinplatz, an der früher das berüchtigte SS-Hotel "Metropol" stand.

Der Gedenkraum im Leopold Figl-Hof ist im Parterre dieses Neubaues in Form einer Kapelle untergebracht. Über dem künstlerisch gestalteten Tor befindet sich eine große Tafel mit der Inschrift "Gedenkstätte für die Opfer des österreichischen Freiheitskampfes 1938-1945", der Raum selbst trägt an der Stirnseite die Aufschrift "Niemals vergessen"; darunter sind Aussprüche von prominenten Freiheitskämpfern und Opfern des Faschismus zu lesen. Auf dem Marmorboden des eindrucksvoll ausgestalteten Raumes sind die Spuren von Kinderfüßen naturgetreu nachgeahmt; damit will der Künstler, der den Raum gestaltete, zum Ausdruck bringen, dass die Kinder hier zu ihren Vorfahren pilgern und deren Andenken ehren sollen. In einem großen Schaukasten sind Bilder von österreichischen Freiheitskämpfern und zahlreiche Dokumente und Schriften ausgestellt.

29.10.1968: Neuer ägyptischer Botschafter bei Bürgermeister Marek

Der neue Botschafter der Vereinigten Arabischen Republik in Österreich, Ismail Fahmy, traf heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus zu einem Antrittsbesuch.

31.10.1968: Burgtheater-Direktor Hoffmann stellte sich vor

Bürgermeister Marek begrüßte heute den neuen Burgtheaterdirektor Paul Hoffmann im Wiener Rathaus und gab seiner Freude darüber Ausdruck, ihn heute persönlich kennenlernen zu dürfen. Im Verlauf des Gespräches stellte sich heraus, dass Burgtheaterdirektor Hoffmann in Wien studiert und hier eine Dissertation über "Ludwig Wilhelm Deinhardtsein als Dramatiker" geschrieben hat. "Aus diesem Grund bezeichne und fühle ich mich als ein Urwiener", stellte der neue Burgtheaterdirektor fest.

(Paul Hoffmann war von 1968 bis 1971 Direktor des Wiener Burgtheaters, ab 1972 Ehrenmitglied des Burgtheaters. Er erhielt 1975 die Kainz-Medaille, 1977 den Albin Skoda-Ring und 1982 den Grillparzer-Ring. Hoffmann verstarb am 2. Dezember 1990 in Wien. /Red.)