Historischer Rückblick aus dem Jahr 1969

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1969

August

1.8.1969: Wiener Experten studieren Altstadterhaltungsgesetz anderswo

In Vorbereitung auf ein Wiener Altstadterhaltungsgesetz studieren Fachbeamte des Magistrats die einschlägigen Bestimmungen von denkmalpflegerischen Maßnahmen und einschlägigen Bestimmungen zu einem Altstadterhaltungsgesetz in einer Studienreise in den Städten Krakau, Warschau, Lyon und Maastricht.

1.8.1969: Prämien für Kleingalerien

Die Prämienaktion für Kleingalerien hat für das zweite Vierteljahr 1969 folgende Prämien vergeben:

Die "Galerie nächst St. Stephan" erhält für die Ausstellung "Kunst und Künstler" 6.628 Schilling, die Galerie "Ariadne" für die Ausstellung "Karl Korab - Arnulf Rainer" 4.884 Schilling und die Galerie "Würthle" für die Ausstellung " Österreichische Malerei und Skulptur nach 1945" 3.488 Schilling.

2.8.1969: Vom "Hörndl" auf "Körndl": Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien stellt um

Im Jahr 1967/1968 konnte der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien einen Gewinn von fast zwei Millionen Schilling erzielen. Hauptsächlich infolge von Maschineninvestitionen stiegen die Anlagewerte um 1,3 Millionen Schilling. Die Bauinvestitionen umfassen die Errichtung einer Tankstelle an der Ökonomie Lobau, die Neueindeckung des Getreidespeichers, die Aufstockung und den Umbau des Presshauses am Magdalenenhof sowie die Fortsetzung der Fassadeninstandsetzung in der Domäne Laxenburg. Das Ackerland mit seinen 2.977 Hektar wurde in Bezug auf die Körnermaisfläche erweitert und auch die Weinbaugebiete stiegen von 13 auf 18 Hektar. Erstmals wurden in Gemüsebau auch Paradeiser angepflanzt. Erstmals wurde die Mastrindhaltung eingeschränkt. Gegenüber einem Verkauf von 488 Stück im Vorjahre sank dieser 1967/68 auf die Hälfte. Dies wird sich weiter verringern, da man bestrebt ist, die Tierhaltung zu vermindern. Also von "Hörndl" auf "Körndl" umzuschalten.

Besonders bemüht ist der Landwirtschaftsbetrieb, durch höhere Flächenleistung Kostensenkungen zu erzielen und die Handarbeit weitgehend durch den Einsatz von Maschinen zu ersetzen.

2.8.1969: Unterstützung für Jugendlager

In Wien gibt es seit kurzem das "Wiener Komitee für internationale Schulverständigung und Schüleraustausch" (WIKIS), dessen Ziel es ist, in Kindern und Jugendlichen verschiedener Nationen schon frühzeitig zwischenmenschliche Beziehungen zu erwecken und zu pflegen. Die WIKIS arbeitet dabei mit dem Landesjugendreferat der Stadt Wien eng zusammen.

Im heurigen Jahr sind es zwei Veranstaltungen, die mit Unterstützung des Landesjugendreferates dieser völkerverbindenden Arbeit dienen sollen:

Vor einigen Tagen verließ eine Gruppe 16 bis 18jähriger Mädchen und Burschen in Begleitung einer Lehrkraft Wien, um am Internationalen Jugendlager "Glasgow" in Schottland teilzunehmen. Die Kosten für diese Good-will-Reise werden vom Kulturamt der Stadt Wien und von der WIKIS bestritten.

Eine weitere Unterstützung erhält das internationale Jugendlager "Europolis", welches im August in Haselbach, nahe Korneuburg, abgehalten wird.

4.8.1969: Israelische Sportmannschaften in Wien

Zum "Spiel um den Phönix-Pokal" kommen israelische Fußballer nach Wien. Es handelt sich dabei um die Hapoel Petka Tikva-Mannschaft aus Tel Aviv. Den Wettkampf um den Phönix-Pokal tragen die Mannschaften Austria Wien, Wiener Sportklub, Wacker Wien und die israelische Mannschaft auf dem Sportklubplatz in der Hernalser Hauptstraße (17. Bezirk) aus.

Gleich den nächsten Tag kommt auf Einladung der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien die israelische Basketball-Mannschaft Petah Tikva nach Wien. Die israelische Mannschaft wird zu ihrem Wettkampf gegen WAT-Stadlau in der Wiener Stadthalle antreten.

5.8.1969: Europameisterschaften im Stadionbad

Durch Unterstützung der Stadt Wien werden im Wiener Stadionbad am 14.August die Europameisterschaften im Schwimmen und Springen ihren Anfang nehmen. Um den 350 Teilnehmern aus 26 Nationen den sportlichen Wettkampf zu ermöglichen, übernahm die Stadt Wien die Kosten für das Stadionbad und stellte eine Subvention von 200.000 Schilling sowie eine Reihe wertvoller Preise für die Sieger zur Verfügung.

5.8.1969: Am Theater an der Wien: "Lustige Witwe" ständig ausverkauft

Gleich zweimal kann das Theater an der Wien jubilieren. Es ist eines der wenigen Theater, das sowohl in der Sommer- wie auch in der Wintersaison fast ständig ausverkauft ist und es begeht in den kommenden Monaten zwei "100er-Feiern". Die im Jahre 1967 neu inszenierte "Lustige Witwe" erlebt am 25. August ihre 100. Wiederaufführung. Am 30.August, da die Neuinszenierte das 103. Mal über die Bühne geht, ist es gleichzeitig das 586. Mal, dass die "Lustige Witwe" seit ihrer Premiere am 30. Dezember 1905 wiederaufgeführt wird. In der heurigen Sommersaison war die "Lustige Witwe" bisher stets ausverkauft. Mit "Hello Dolly" beginnt dann am 16. September die Wintersaison im Theater an der Wien. Auch dieses Erfolgsmusical hat den 100. vor sich.

6.8.1969: Endstation für den Europa-Trip: Wiener Rathaus

Im Wiener Rathaus wurden heute 55 Pfadfinderinnen aus Kalifornien anlässlich ihres Wien-Aufenthaltes begrüßt. Der Pfadfinderklub "Bay Girls" unternimmt jedes Jahr eine Europareise unter dem Motto "Over the Pole", die mit eben der gleichen Regelmäßigkeit auch nach Österreich führt. Auch diesmal besuchten sie Wien und eben das Wien Rathaus, wo sie in Erinnerung an ihren Besuch das Buch "Blick auf Wien" überreicht bekamen.

6.8.969: Nachttransport der "fliegenden Klassenzimmer"

Angeführt von einem polizeilichen Lotsendienst werden heute die ersten "fliegenden Klassenzimmer" die Herstellerfirma in der Carlbergergasse in Wien 23 verlassen und mittels Tieflader, gezogen von Zugmaschinen, zu der Schule 23, Erlaaer Straße 74 gebracht. Dort werden die Klassenhälften (3,5 mal zwölf Meter je Hälfte) auf einen Betonsockel gestellt, zusammengefügt und an die notwendigen Versorgungsleitungen angeschlossen.

Für nächste Woche ist ein zweiter solcher Transport der mobilen Schulen zu der Schule 22, Bilgeristraße 13, geplant.

7.8.1969: Den Patienten aus Biafra geht es schon besser - Die verwundeten Soldaten werden in den nächsten Tagen neu eingekleidet

Einen ersten Zwischenbericht über das Befinden der von Bürgermeister Marek eingeladenen verwundeten Soldaten aus Biafra erhielt heute Gesundheitsstadtrat Dr. Glück vom behandelnden Chirurgen Dr. Hans Bruck. Bei den Patienten, die im Krankenhaus Lainz aufgenommen wurden, handelt es sich um neun Soldaten und eine Frau.

Die zehn Biafraner kamen über Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes am 2. Mai in Wien an. Sechs von ihnen wurden in die Wiederherstellungsabteilung in Lainz, vier in die Augenabteilung des Krankenhauses Lainz gebracht. Eine Patientin, war die 38jährige Frau, die durch Kriegseinwirkungen auf einem Auge erblindet, auf dem zweiten stark sehbehindert war. Gegen die Erblindung konnten auch die Wiener Ärzte nichts mehr tun; das zweite Auge, dessen Sehkraft durch Vernarbungen stark eingeschränkt war, konnte so rasch und gut ausgeheilt werden, dass die Frau bereits am 23. Mai zu ihrer Schwester nach London reisen konnte.

Von den anderen Patienten, alle im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, berichtet Primarius Dr. Bruck, dass sie die schwierigen und schmerzhaften Eingriffe sehr gut überstanden haben.

Die Behandlungszeit, die für die Wiederherstellung der chirurgischen Patienten notwendig sein wird, schätzt Dr. Bruck auf weitere acht bis zwölf Monate. Da den jungen Biafranern alles fehlt, haben sich Ärzte und Schwestern gefunden, die mit gesammeltem Geld Unterwäsche und die nötigsten Dinge für die jungen Patienten einkauften. Heute erklärte Stadträtin Maria Jacobi, dass aus Mitteln der Stadt Wien die Patienten neu eingekleidet werden.

8.8.1969: Pensionistenheim Ottakring: "Mini-Rekonvaleszenten-Station" als Experiment für die Zukunft

In dem knapp vor der Eröffnung stehenden Pensionistenheim in Ottakring (16. Bezirk) wird auf Betreiben von Stadträtin Jacobi versuchsweise eine Mini-Rakonvaleszenten-Station eingerichtet.

Es handelt sich um eine Krankenstation, die 26 Personen Platz bietet, die nach der Ausheilung einer mehr oder minder schweren akuten Krankheit aus der Spitalsbehandlung entlassen sind, aber einer oftmals durch Monate währenden Nachbehandlung und Wiederherstellung bedürfen. Hier stehen nun - und zwar nur im Pensionistenheim Ottakring - Einrichtungen für physikalische Therapie, Elektrotherapie, Bestrahlungsanlagen etc. zur Verfügung. Sollte sich die Einrichtung bewähren, so ist an eine Ausweitung auch in den anderen Pensionistenheimen gedacht.

9.8.1969: Dachgleiche beim zweiten Bauteil des Internationalen Studentenheimes der Stadt Wien

Dachgleiche ist in diesen Tagen beim zweiten Bauteil des Internationalen Studentenheimes der Stadt Wien in Döbling (19. Bezirk), in der Gymnasiumstraße 85. Der neue Bauteil umfasst zwei siebenstöckige Studentenwohnhäuser mit 309 Einzel- und 27 Zweibettzimmern für studierende Ehrepaare. Die beiden Hochhäuser sind durch eine Halle mit einer Fläche von 192 Quadratmetern verbunden.

Auf dem Areal des Studentenzentrums entsteht unter anderem ein dreistöckiges Objekt, in dem die Direktion und die Büros des Wiener Verkehrsvereins angesiedelt werden. Die Mensa des Studentenheimes ist für 500 Personen angelegt.

Dieser zweite Bauteil des neuen Studentenheimes, dessen Gesamtkosten sich auf 95 Millionen Schilling belaufen, hat noch einen weiteren Verwendungszweck. In den "studentenlosen Monaten" (Semesterferien) dient er als Hotel. Mit den Einnahmen aus diesem Betrieb werden die Betriebskosten gedeckt.

12.8.1969: Detailprojektierung des Autobahnknotens Landstraße

Im zuständigen Gremium wurde heute beschlossen, für die Detailprojektierungsarbeiten des Autobahnknotens Landstraße 400.000 Schilling bereitzustellen. Die Arbeiten werden Professor Dipl.-Ing. Dr. Dorfwirth übertragen.

13.8.1969: Die Wiener Weingärten werden gezählt

Das Statistische Amt der Stadt Wien führt eine Weingärtenzählung in Wien durch. Es müssen dabei alle Rebflächen angegeben werden, gleichgültig ob sie im Ertrag stehen oder nicht.

14.8.1969: 90. Messeveranstaltung seit Gründung im Jahre 1921

Die diesjährige Herbstmesse ist die 90. Veranstaltung seit der Gründung im Jahre 1921. Die Wiener Internationale Messe findet regelmäßig zweimal jährlich im März und September statt; nur in der zweiten Hälfte des Krieges wurde die Tätigkeit der Wiener Messe unterbrochen. Es nehmen diesmal 2.759 Firmen aus Wien und den österreichischen Bundesländern und 2.285 Firmen aus 32 Staaten, vertreten durch 1.307 Aussteller teil.

14.8.19569: "Wiener Donauturm" - am Wörther See

Der berühmte Wiener Donauturm, des fünfthöchste Gebäude der Welt, ist nun auch am Wörther See bei Klagenfurt, freilich nur in einem maßstabgetreuen Modell im vielbesuchten Freilichtmuseum "Minimundus" zu sehen.

Diese Freilichtschau, in der Modelle berühmter Gebäude aus vielen Ländern der Erde zu sehen sind, feierte kürzlich ihr zehnjähriges Jubiläum. Mit Stolz wiesen die Eigentümer, die österreichische Gesellschaft "Rettet das Kind", auf die Zahl von 1,5 Millionen Besucher hin, welche die "kleine Welt am Wörther See" bisher besucht haben, hin. Zu den bekanntesten österreichischen Sehenswürdigkeiten, die man en miniature in "Minimundus" bewundern kann, zählen auch das Wiener Riesenrad, das "Goldene Dachl" von Innsbruck und selbstverständlich Burg Hochosterwitz als Wahrzeichen des Landes Kärnten.

16.8.1969: Beim Fernwärmewerk Spittelau: Riesenschornstein im Rohbau fertig

Der Riesenschornstein des Fernwärmewerkes Spittelau hat seine Endhöhe erreicht. In 120 Meter Höhe wurde das traditionell geschmückte Bäumchen verankert. Im Dezember des heurigen Jahres wird das Fernwärmewerk, das größte und modernste seiner Art in Europa, den Betrieb aufnehmen. In der ersten Ausbaustufe wird vor allem das Allgemeine Krankenhaus geheizt und mit Warmwasser versorgt werden.

In der zweiten Ausbaustufe ist eine zweite Wiener Müllverbrennungsanlage vorgesehen. In zwei Kesseln werden dann auf der Spittelauer Lände pro Tag insgesamt 720.000 Kilogramm Müll in Wärme verwandelt werden können. Die dritte Ausbaustufe sieht eine sogenannte Wärmekraftkupplung vor, das heißt, dass zuerst Elektrizität erzeugt und dann die Wärme für Fernheizung weiter verwendet wird. In späterer Folge soll noch eine zweite Wärmekraftkupplung errichtet werden.

18.8.1969: Die ersten "Probe-Kuren" in Oberlaa erfolgreich

Unter Aufsicht des Gesundheitsamtes der Stadt Wien haben zehn Personen in Oberlaa eine Kur absolviert. Die Erfolge wurden von den Experten als ganz ausgezeichnet beurteilt. Die Oberlaaer Schwefelquelle weist eine Temperatur von 54 Grad auf. Pro Sekunde fließen 32 Liter aus dem Erdboden. Die Thermalheilquelle Oberlaa Kurbetriebsgesellschaft mit beschränkter Haftung wird Anfang September offiziell den Betrieb aufnehmen.

19.8.1969: In Oberlaa entsteht eine der größten städtischen Wohnhausanlagen

In Oberlaa (10. Bezirk) entsteht eine der größten städtischen Wohnhausanlagen, die Per Albin Hansson-Siedlung Ost, die nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1974 4.500 Wohnungseinheiten umfassen wird. Pro Jahr werden für die Hansson-Siedlung Ost ausschließlich vom Montagebauwerk Süd in Wien Inzersdorf (23. Bezirk) rund 600 Wohnung vorfabriziert. Die Herstellung der Betondecken und Wände für die Wohnungen, welche mit dem für sämtliche Heizungs- und sanitären Installationen nötigen Vertiefungen ausgestattet sind, nimmt einen Zeitraum von bloß drei Stunden in Anspruch.

19.8.1969: Kulturamt der Stadt Wien hilft Kahlenbergerdorf erhalten

Derzeit sind Arbeiten im Gange, um den alten Ortskern des Kahlenbergerdorfes zu erhalten, beziehungsweise wieder herzustellen. Das Kulturamt der Stadt Wien leistet zu diesem Projekt einen wesentlichen finanziellen Beitrag. Bereits im vergangenen Jahr wurde in Nußdorf in der Kahlenberger Straße mit Hilfe des Kulturamtes ein gelungener Versuch zur Ortsbilderhaltung abgeschlossen.

Im Kahlenbergerdorf werden in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und Kulturamt die alten Häuser restauriert. Ferner soll die Bloschgasse neu trassiert werden. Dadurch ist es möglich, eine kleine Stadtmauer zu errichten, wobei Straße und Mauer der Linienführung der alten Häuser angeglichen werden. Auch die Beleuchtung wird wieder dem alten Dorfcharakter entsprechen.

21.8.1969: "Ofen aus" in Leopoldau - Ein "Zeitalter" geht zu Ende

In der kommenden Woche werden die gewaltigen Kammeröfen im Gaswerk Leopoldau zum letzten Mal gefüllt: Das kommende Erdgaszeitalter wirft seine Schatten voraus und bläst im wahrsten Sinne des Wortes dem Kohlengas-Zeitalter das Lebenslicht aus. Das aus der Verkokung der Kohle entstehende Gas, das seit Bestehen der Wiener Gaswerke zunächst allein und dann im Verein mit anderen Gasen den Grundstoff für das Stadtgas abgegeben hat, ist nicht mehr "up do date". Wirtschaftliche Überlegungen führen zu immer stärkerem Einsatz von Erdgas und verweisen die Kohle ins Ausgedinge.

Diesem Trend, der auf der ganzen Welt zu verfolgen ist, fallen nun auch die Kammeröfen in Leopoldau zum Opfer. 66 der 116 bestehenden Kammern sind bereits "kalt", wie der Fachmann sagt. Die letzten werden in der kommenden Woche eingestellt. Damit geht bei den Wiener Gaswerken die Kohlenperiode zu Ende beziehungsweise über in eine neue Ära. 15,8 Milliarden Tonnen Kohle wurden seit Bestehen der Werke ver"gast". Die letzten 300 Kilogramm werden nächste Woche als glühender Gaskoks die letzte Kammer verlassen.

21.8.1969: Campingplatz West: Heuer zum ersten Mal Winterbetrieb

Da der Campingplatz West heuer zum ersten Mal auch im Winter in Betrieb sein soll, wurde die Ausstattung dementsprechend "aufgestockt". So erhielt dieser in den letzten Monaten einen Selbstbedienungsladen, ein Espresso, einige Aufenthaltsräume, wesentlich vergrößerte sanitäre Anlagen sowie ein neu adaptiertes Büro, in dem auch fremde Valuten umgewechselt werden können.

22.8.1969: 2.000 Mahlzeiten in zwei Stunden

Die riesige Zentralküche, die im Neubau des Internationalen Studentenheimes der Stadt Wien in Döbling untergebracht ist, wird nach deren Fertigstellung jeweils 2.000 Mahlzeiten innerhalb von zwei Stunden fertig stellen und ausliefern können. Dank dieser Kapazität werden nicht nur die im Studentenheim Wohnenden mit Essen versorgt werden können, sondern die Mensa wird auch als Belieferungszentrale für die Gästehäuser der Stadt Wien in Hütteldorf, in Pötzleinsdorf und in der Stadtherberge im Esterhazybunker dienen.

Die Kapazität des Jugendgästehauses Pötzleinsdorf erlaubt eine tägliche Aufnahme von 420 Gästen, die der Stadtherberge unterhalb des Esterhazybunkers von 60 Gästen.

Im Jahr 1968 registrierte man in den Gästehäusern der Stadt Wien rund 190.000 Nächtigungen und die Abgabe von etwa 300.000 Hauptmahlzeiten. Die imponierende Besucherfrequenz erklärt sich unter anderem aus den niedrigen Preisen: pro Übernachtung zahlt der jugendliche Reisende nur 19, für ein Frühstück zwischen 8,50 und 10,50, für ein Menü zwischen 10 und 23 Schilling.

22.8.1969: Wien rettet Klagenfurter Eishockey-Europacup-Finale

Heut lud Kulturstadträtin Vizebürgermeisterin Gertrude Sandner die Eishockey-Mannschaft des KAC zum kostenlosen Training nach Wien ein. Die Klagenfurter Eishockey-Mannschaft ist dadurch in der Lage, das Europacup-Finale gegen ZSKA-Moskau am 10. und 12. Oktober in Klagenfurt zu bestreiten. Die Erklärung dafür: Der Klagenfurter Eishockey-Verein hatte nicht das Geld, um die Klagenfurter Messehalle für Trainingszwecke zu mieten. Deshalb war man bereits entschlossen, das Europacup-Finale abzusagen. Als Vizebürgermeisterin Sandner davon erfuhr, erklärte sie sich sofort bereit, die Klagenfurter Mannschaft für zehn Tage nach Wien einzuladen und die Eishalle im Donaupark gratis für Trainingszwecke zur Verfügung zu stellen. Damit hat die Stadt Wien ein großes sportliches Ereignis gerettet.

25.8.1969: Ableben von Professor Hoff

Der weltbekannte Psychiater Prof. Dr. Hans Hoff ist verstorben. Die Stadt Wien wird das Familiengrab, im dem Professor Hans Hoff beigesetzt werden soll, ehrenhalber auf Friedhofsdauer widmen. Das Grab befindet sich im Neustifter Friedhof.

26.8.1969: Mit Hilfe der Stadt Wien: Neue Schubert-Gesamtausgabe

Ein wesentlich finanzieller Zuschuss wurde heute für eine neue Gesamtausgabe des musikalischen Schaffens von Franz Schubert von der Stadt Wien genehmigt. Die letzte Ausgabe, verlegt im Leipziger Verlag Breitkopf und Härtel, erschien noch vor Ende des 19. Jahrhunderts. In der Zwischenzeit erbrachte die Grundlagenforschung über Schubert und seine Werke so viel Neues, dass die Breitkopf'sche Ausgabe veraltet ist.

Die neue Gesamtausgabe wird zwar in der westdeutschen Universitätsstadt Tübingen zusammengestellt, doch gehören der zu diesem Zwecke eigens gegründeten Schubert-Gesellschaft der Wiener Nestor der Schubert-Forschung, Professor Dr. h.c. Erich Deutsch und Universitätsprofessor Dr. Leopold Nowak, der Direktor der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, an. Überdies ist das Tübinger Unternehmen bei der Sammlung des Quellenmaterials in hohen Maß auf die Wiener Stadtbibliothek angewiesen, die über die größte Schubert-Kollektion der Welt verfügt.

26.8.1969: Großbrand im Liebermann-Hof: Feuerwehr verhindert Katastrophe

Im vierten Stock des Gebäudes der Städtischen Versicherung in der Oberen Donaustraße brach heute ein Großbrand aus. Der anwesende Bürgermeister Marek sprach auch mit den Mitgliedern der kanadischen Botschaft, in deren Räumen nach Aussagen der Polizei ein junger Mann durch Werfen eines "Molotow-Cocktails" die Katastrophe auslöste, und drückte ihnen sein Bedauern über das Unglück aus.

Bei dem Brand löste die Feuerwehr Alarmstufe 3 aus. Die Höhe des Schadens dürfte in die Millionen gehen, denn rund ein Sechstel des Gebäudes wurde vernichtet. Die vier obersten Stockwerke des sechsstöckigen Gebäudes sind vollständig ausgebrannt.

Bei dem Brand im Liebermann-Hof verletzten sich 32 Personen, davon zehn Angehörige der Kanadischen Botschaft, ein Angehöriger der Schwedischen Botschaft, sieben Feuerwehrleute und 14 weitere Personen, die am Unfallort von der Rettung ambulant behandelt wurden. Vier Personen erlitten schwerere Verletzungen und wurden in die Hautklinik des Allgemeinen Krankenhauses gebracht, darunter auch zwei Feuerwehrleute.