Historischer Rückblick aus dem Jahr 1969

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1969

Dezember

1.12.1969: Aus dem Jahresbericht 1968: Neue Uniformen für die Wiener Feuerwehr

New Look bei der Wiener Feuerwehr: 1968 wurde mit einer schrittweisen Neugestaltung der Dienstbekleidung begonnen. In Zukunft werden sich die Feuerwehrmänner nicht mehr in schwarzen Hosen, blauen Hemden und blauen Uniformblusen präsentieren, sondern graue Hosen, graue Hemden und graue Uniformblusen tragen. Anstelle der blauen Arbeitsmützen treten gleichfalls graue Kopfbedeckungen. Bei der Bekleidung für den Außendienst wurde die schwarze Hose beibehalten, die neue Uniformjacke ist jedoch ebenfalls grau. Bessere Reinigungsmöglichkeit und angenehmeres Tragen sind die Gründe für die Umstellung auf neue Farben und neue Stoffarten.

Der Personalstand der Wiener Feuerwehr betrug im Berichtsjahr 1.215 Mann, das Durchschnittsalter wurde mit 31,8 Jahren errechnet. 1968 gab es insgesamt 8.976 Alarmfälle. Kein einziger Tag verlief ohne Alarm. Die meisten Alarme wurden am 15. Jänner, nämlich 551, registriert.

Die meisten Ausrückungen der Feuerwehr betrafen nicht Brände, sondern sonstige Hilfeleistungen, worunter auch Verkehrsunfälle, das Öffnen versperrter Räume, Bergung von Leichen etc. fallen. Diesen 6.577 "sonstigen Hilfeleistungen" stehen 2.299 Brände und 100 Rauchfangfeuer gegenüber.

Nicht nur die meisten Großbrände, nämlich vier, ereigneten sich im Jänner 1968, in diesem Monat gab es mit 1.569 auch die meisten Ausrückungen. Schwächster Monat war mit "nur" 726 Ausrückungen der Februar.

Der "brandreichste" Bezirk Wiens war mit 218 Bränden Favoriten (10. Bezirk), die wenigsten Brände (41) wurden in der Josefstadt (8. Bezirk) verzeichnet.

2.12.1969: Wertvolles Renaissancehaus in Döbling wird renoviert

Das denkmalgeschützte Renaissancehaus in der Hackhofergasse 1 in Döbling (19. Bezirk) ist ein besonders interessantes und künstlerisch wertvolles Objekt, dessen ursprünglicher Charakter weitgehend erhalten geblieben ist. An der Fassade ist das Baujahr 1577 vermerkt. Weiters fällt das Haus durch sein steiles Krüppelwalmdach, durch das große rundbogige Tor und durch seine gewölbte Einfahrt auf. Es ist für den Nußdorfer Platz als Blickfang von besonderer Bedeutung.

Die Stadt Wien unterstützt die Renovierung durch das Bundesdenkmalamt mit einer Subvention von 60.000 Schilling.

2.12.1969: Theaterförderung durch Kulturamt

Dem Ateliertheater, der Werkstattbühne, den Pradler Ritterspielen, dem Theater im Savoy und dem Theater am Börseplatz wurden durch das Wiener Kulturamt Subventionen in der Höhe von 100.000 Schilling gewährt.

3.12.1969: Unbekanntes Johann Strauss-Autograph aufgetaucht

In einem Antiquariat in Marburg an der Lahn tauchte eine 18-seitige umfassende eigenhändige Partitur des Werkes "Kolonnen-Walzer" von Johann Strauss-Sohn auf und wurde in einer Autographen-Auktion versteigert. Der Wiener Stadtbibliothek gelang es, dieses der Forschung bisher unbekannte Werk zu ersteigern.

Weiter konnte die Stadtbibliothek in letzter Zeit Briefe berühmter Literaten kaufen, unter anderem von Peter Altenberg, Franz Theodor Csokor, Franz Karl Ginzkey, Rainer Maria Rilke, Hugo Salus, Anton Wildgans, Marie Ebner-Eschenbach, Heinrich Laube. Die Autographen werden in der Handschriftensammlung der Wiener Stadtbibliothek aufbewahrt.

3.12.1969: Linker Wienfluss-Sammelkanal wird umgebaut

Das U-Bahn-Stationsbauwerk Karlsplatz benötigt viel Platz: Deshalb muss ihm unter anderem auch der Linke Wienfluss-Sammelkanal weichen. Auf einer Strecke von rund 150 Meter - etwa vom Restaurant O.K. bis zum Sandfang Girardipark - wird dieser Sammelkanal in rund 10 Meter Tiefe in eine andere Trasse gelegt. Für dieses Projekt wurde heute ein Betrag von 4,7 Millionen Schilling genehmigt.

5.12.1969: Eröffnung der Ausstellung "Der österreichische Freiheitskampf"

Bürgermeister Bruno Marek eröffnete heute im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands im Alten Rathaus (1. Bezirk) die Ausstellung "Der österreichische Freiheitskampf".

5.12.1969: Viertes UNIDO-Gebäude übergeben

Ein sechsgeschossiges Bürogebäude in der Lerchenfelder Straße (7. Bezirk) wurde heute in die Obhut der UNIDO übergeben. Die Gesamtkosten für das neue UNIDO-Gebäude betragen 26 Millionen Schilling. Wie bei allen UNIDO-Bauten und beim geplanten Amtssitz für die Internationalen Behörden im Donaupark leistet auch hier die Stadt Wien einen Beitrag von 35 Prozent.

9.12.1969: Dezember-Rekord: 50 Zentimeter Schnee - Großeinsatz der Stadtreinigung in Wien

Noch nie im Dezember wurde Wien von einer derart hohen Schneedecke - 50 Zentimeter - überzogen. Die Aufzeichnungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte verzeichnet am 16. Dezember 1933 34 cm Schnee, aber 50 Zentimeter in fünf Tagen gab es bisher nur im Jänner des Jahres 1941.

Die Gesamtkosten der Schneereinigung betragen im heurigen Jahr bis jetzt schon 20 Millionen Schilling.

10.12.1969: Prof. Novotny im Wiener Landessanitätsrat

Die Wiener Landesregierung hat zugestimmt, an Stelle des verstorbenen Universitätsprofessors Dr. Hans Hoff als ordentliches Mitglied in den Landessanitätsrat für Wien Universitätsprofessor Dr. Otto Novotny, Dekan an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und Vorstand der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten im Allgemeinen Krankenhaus, zu entsenden.

10.12.1969: Start der Budgetdebatte im Wiener Rathaus

Bürgermeister Marek eröffnete heute die Sitzung des Gemeinderates - Start der Budgetdebatte, die bis 19. Dezember angesetzt ist. Finanzstadtrat Felix Slavik gab in einem Referat das Gesamtbudget der Bundeshauptstadt mit Einnahmen von 15.032 Millionen und Ausgaben von 15.355 Millionen bekannt.

Zahlreiche neue Großvorhaben sind im Budget 1970 enthalten: U-Bahn, Hochwasserschutz, Großkläranlage, Großgrünmarkt, das neue St. Marx, das Kurzentrum und neue Heizwerke, für den U-Bahn-Bau sind allein 438 Millionen vorgesehen.

Für Investitionen in den städtischen Krankenanstalten sind 234 Millionen vorgesehen. Darüber hinaus sind für den Neubau des Allgemeinen Krankenhauses 240 Millionen, für Arbeiten an der 2. Chirurgischen und an der 1. Universitätsfrauenklinik 180 Millionen, für das Rudolfspital 32 Millionen und 26 Millionen für die Unfallchirurgie im Wilhelminenspital eingeplant.

13.12.1969: Renner-Preis für jubilierende Wiener Staatsoper

Aufgrund eines einstimmig gefassten Beschlusses des von ihm eingesetzten Kuratoriums hat Bürgermeister Marek bestimmt, dass der Dr. Karl-Renner-Preis der Stadt Wien im Jahre 1969 ungeteilt im Gesamtbetrag von 200.000 Schilling der Wiener Staatsoper anlässlich ihres 100jährigen Bestandsjubiläum verliehen wird. Die hohe Auszeichnung ist dem gesamten künstlerischen und technischen Personal der Wiener Staatsoper in Würdigung seiner hervorragenden Leistungen gewidmet.

15.12.1969: Nach elf Tagen Dauereinsatz: Atempause für Wiener Schneearbeiter

Angesichts der ruhigen Wetterlage und dass der Schneefall aufhörte, haben die Wiener Schneearbeiter endlich eine "Atempause". Laut Meteorologen ist außerdem mit Tauwetter zu rechnen.

16.12.1969: Hohe Auszeichnung für Polizeipräsident Holaubek

Bürgermeister Bruno Marek überreichte heute an den Wiener Polizeipräsidenten Josef Holaubek das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Ebenso wie der Präsident wurden über 60 Polizeibeamte mit Landesauszeichnungen geehrt.

In seiner Laudatio betonte Marek, dass Josef Holaubek der am längsten amtierende Polizeipräsident in der Geschichte der Stadt Wien sei. Holaubek ist seit dem 3. September 1947 im Amt.

17.12.1969: Burgtheater-Direktor Hoffmann seit heute Wiener

Burgtheater-Direktor Paul Hoffmann wurde heute die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen. Hoffmann ist seit 1968 Direktor des Wiener Burgtheaters. Sein erstes Engagement datiert jedoch viel weiter zurück: 1956 bis 1958 spielte und inszenierte er am Theater in der Josefstadt. 1959 holte ihn der damalige Burgtheater-Direktor Häussermann ins Haus am Ring, dem er von da an ununterbrochen als Schauspieler und Regisseur angehörte.

19.12.1969: Neuer Bezirksvorsteher für den 18. Bezirk gewählt

Dkfm. Hans Hellmelmayer (ÖVP) wurde einstimmig zum neuen Bezirksvorsteher des 18. Bezirkes gewählt. Er tritt damit die Nachfolge von DDr. Viktor Leo Gräf an, der in den Gemeinderat berufen wurde.

22.12.1969: Wieder 22 Zentimeter Neuschnee in Wien - Kampf an der Schneefront geht weiter

Wieder fielen über 22 Zentimeter Neuschnee in Wien und stellen die Schneearbeiter vor immer größere Probleme. Auch ist das angekündigte Tauwetter nicht eingetreten, sodass wieder das gesamte zur Verfügung stehende Personal im Einsatz ist.

23.12.1969: Wiens Bevölkerung im November

Das Statistische Amt der Stadt Wien weist in seinem Bericht für November 864 Eheschließungen, 1.436 Geburten und 2.284 Sterbefälle aus. Nach dem Bericht der Polizeidirektion sind im November 12.624 Personen nach Wien zugewandert. 10.109 haben sich abgemeldet.

27.12.1969: Silvester im Wiener Rathaus: "Hereinspaziert ins Neue Jahr"

Das Silvester-Programm des Österreichischen Fernsehens hat seinen Auftakt heuer im Wiener Rathaus. Um 18.15 Uhr wird Heinz Conrads eine einstündige Sendung unter dem Motto "Hereinspaziert ins Neue Jahr" präsentieren. Unter der Regie von Herbert Fuchs werden in dieser Silvestervorfeier Gabriele Jacoby, Otto Schenk, Fritz Muliar, Eberhard Wächter und viele Prominente aus der Wiener Musik- und Theaterszene mitwirken.

29.12.1969: Wiener Hafen: Aufstrebende Tendenz

Wiens Hafenanlagen zeigen eine aufstrebende Tendenz: der Gesamtumschlag in den Häfen Albern, Freudenau und Lobau betrug im Zeitraum Jänner bis Oktober 3,259.841 Tonnen (Vorjahr: 3,195.540 Tonnen). Am stärksten nahm der Warenumschlag im Stückguthafen Freudenau zu, wo ein Plus von rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr erzielt werden konnte.

Auch die Zollfreizone Wien expandiert: Der Mengenumschlag betrug zwischen Jänner und September 88.054 Tonnen (Vorjahr: 72.403 Tonnen), was ein Plus von 22 Prozent bedeutet. Rückläufig - bedingt durch die Sondersteuer - war in der Zollfreizone der Eingang von Kraftfahrzeugen: zwischen Jänner und September 20.044 Stück, das sind 26 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Die Wiener Hafenbetriebsgesellschaft hat bedeutende Ausbaupläne: Der Getreidehafen Albern soll um zwei Hafenbecken für den Umschlag von Kohle und Industriegütern erweitert werden. Im Freudenauer Hafengelände, wo auch die Zollfreizone liegt, ist ein Containerumschlagplatz geplant. Vorgesehen ist auch die Vergrößerung des Zentrallagerhauses in der Zollfreizone, ferner die Errichtung eines Autosilos und eines Sozialgebäudes. Das Hafengebiet Wien umfasst derzeit drei Hafenanlagen mit insgesamt 64 Hektar Wasserfläche, 50 Kilometer Hafenbahngleisen und rund 15.000 Meter Uferstrecke.

30.12.1969: Schallplattenkassette über Brüder Schrammel erschienen

Aus Anlass ihres fünfjährigen Bestehens hat das klassische Wiener Schrammelquartett in Zusammenarbeit mit der "Gebrüder Schrammel-Gesellschaft", dem Institut für Volksmusikforschung an der Wiener Musikakademie und der Österreichischen Phonothek eine Kassette mit drei Langspielplatten herausgegeben, die dem Werk der Gebrüder Schrammel gewidmet ist. 29 Kompositionen sind insgesamt darauf gebannt und ein interessantes Beiheft gibt Auskunft über Leben und Werk dieser für Wiens Volksmusik so bedeutenden Musikerfamilie. Das klassische Wiener Schrammelquartett, dessen Tätigkeit es zuzuschreiben war, dass der Klang und das Werk der Brüder Schrammel nach vielen Jahrzehnten des Schweigens wieder in seiner Originalgestalt hörbar wurde, ermöglicht damit allen Freunden echter Wiener Musik Einblick in das überaus vielseitige Musikschaffen dieser Volkskünstler zu nehmen.