Historischer Rückblick aus dem Jahr 1970

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Feburar 1970

Februar

2.2.1970: Eröffnung der Österreich-Woche in Berlin

Am 5. Februar werden in der Berliner Urania die Österreich-Wochen eröffnet. Als Repräsentanten der Wiener Stadtverwaltung werden Vizebürgermeisterin Gertrude Sandner, Stadtrat Dkfm. Alfred Hintschig und Stadtrat Reinhold Suttner zu diesem Zwecke nach Berlin reisen. Die bis zum 24. Februar dauernden Österreich-Wochen finden schon seit einigen Jahren statt. Im vergangenen Jahr war es Oberösterreich, das sich in Berlin vorstellen durfte. Heuer sind es Wien und Niederösterreich.

Das von beiden Bundesländern präsentierte Sonderveranstaltungsprogramm ist sehr reichhaltig. In der Urania wird die Erfolgsausstellung "Wien - Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst" und eine Niederösterreich-Sonderschau zu besichtigen sein. In Willmersdorf die Präsentation "Wiener Kinderkunst aus sieben Jahrzehnten" und im Rathaus Wedding die Fotoschau "Niederösterreich - ein Ferienidyll für jung und alt".

Das musikalische Programm bestreiten die Wiener Sängerknaben, Studierende des Konservatoriums der Stadt Wien, das Duo Meixner sowie die Niederösterreichische Volkstanz- und Trachtengruppe Mödling.

Im Nobelhotel Kempinski wird zwischen 5. und 22. Februar ein Wiener Kaffehaus aufgebaut. Im Schöneberger Ratsweinkeller ist während der gleichen Zeit der Wiener Rathauskeller zu Gast und im Kaffeerestaurant Hutmacher gibt es Wachauer Winzerwochen.

2.2.1970: Antrittsbesuch des neuen OPEC-Generalsekretärs

Der für dieses Jahr gewählte Generalsekretär der OPEC, Omar el Badri (Libyen), stattete heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus seinen Antrittsbesuch ab.

3.2.1970: Modernster "Wasser-Verschubbahnhof" Rosenhügel

Seine Bewährungsprobe hat der derzeit modernste "Wasser-Verschubbahnhof", das neue Pumpwerk am Rosenhügel, bereits hinter sich, als vor wenigen Wochen eine größere Reparatur im Stollen der Zweiten Hochquellenleitung notwendig war, musste Wasser von der Ersten Hochquellenleitung in das Versorgungsgebiet der Zweiten gepumpt werden. Dies funktionierte reibungslos.

Der Behälter am Rosenhügel (13. Bezirk) ist die "Endstation" für die Erste Hochquellenleitung, der Behälter im Lainzer Tiergarten der Endbehäter der Zweiten Hochquellenleitung. Beide liegen günstigerweise so nahe beisammen, dass man von einer "Anspeisungseinheit" sprechen kann. Während der Lainzer Behälter vorwiegend als Vorratsbehälter eine wichtige Rolle spielt, übernimmt der Behälter am Rosenhügel mit seinen beiden älteren Hebewerken und dem erst im Vorjahr fertiggestellten hochmodernen Pumpwerk auch bedeutende "Verschubfunktionen". Die Wiener Wasserversorgung muss so elastisch sein, dass beim Auftreten plötzlicher Gebrechen oder bei jeder "Abkehr", das heißt, dem Ableiten von Wasser bei einer Reparatur, das Trinkwasser nicht nur "eingleisig", sondern nach Bedarf in die verschiedensten Stadtteile geleitet werden kann.

3.2.1970: Antrittsbesuch des rumänischen Botschafters

Der Botschafter der Volksrepublik Rumänien, Dumitru Aninoiu, besuchte heute Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus. Aninoiu informierte Marek, dass Rumänien die Absicht habe, an jedem Haus, in dem im vorigen Jahrhundert Fürst Alexander Joan Cuza, der Einiger der rumänischen Fürstentümer, gewohnt hat, eine Gedenktafel anzubringen.

4.2.1970: Altersheim-Kommission gegründet

Bürgermeister Bruno Marek nahm die Konstituierung einer Kommission des Gemeinderates zur Untersuchung der Möglichkeit einer weiteren Verbesserung der Betreuung der Wiener Altersheimpfleglinge vor. Zum Vorsitzenden der Kommission wurde Gemeinderat Franz Rosenberger SPÖ gewählt, 1. Vorsitzender-Stellvertreter ist Gemeinderat Herbert Dinhof SPÖ, 2. Vorsitzender-Stellvertreter Gemeinderätin Dr. Marga Hubinek ÖVP.

Die Kommission besteht aus 14 Mitgliedern. Die Wiener Altersheime verfügen über insgesamt 6.400 Betten, pro Jahr werden rund 12.000 Pfleglinge betreut.

5.2.1970: Fußgängerzone in Favoriten geplant

Mit großer Mehrheit - nur drei Gegenstimmen - stimmt die Favoritner Bezirksvertretung nach einer Debatte grundsätzlich einer Umwandlung der Favoritenstraße zwischen Gürtel und Reumannplatz in eine 1,1 Kilometer lange Fußgängerzone zu.

9.2.1970: Pioniere bauen Brücke am Karlsplatz

Rund hundert Pioniere des Österreichischen Bundesheeres werden im Bereich der U-Bahn-Baustelle Karlsplatz eine Brücke aus Fertigteilen errichten, auf der die Straßenbahnlinie 60 in Richtung stadtauswärts den künftigen Tunnel der Linie U2 übersetzen werden.

9.2.1970: Grundkäufe für Krankenhaus Ost abgeschlossen

Im zuständigen Ausschuss wurden heute die Grundkäufe für das künftige Krankenhaus Ost abgeschlossen. Der Ausschuss genehmigte den Kauf eines 5.402 Quadratmeter großen Grundstückes zwischen Langobardenstrasse und Wulzendorfstraße.

10.2.1970: Beethoven-Jahr: Deutschland, Mexiko

Eine große Beethoven-Ausstellung wird in der Bundesrepublik Deutschland vorbereitet: Sie wird im nächsten Monat in Bonn, dem Geburtsort des Komponisten, eröffnet und später in England und Schweden gezeigt. Aussteller ist die Kulturabteilung des Auswärtigen Amtes, das auch weitere 60 Kleinausstellungen über Beethoven plant: sie sollen in den bundesdeutschen Auslandsvertretungen gezeigt werden.

Doch nicht nur Bonn (wo der Komponist geboren wurde) und Wien (wo Beethoven lebte) haben in diesem Jahr einschlägige Ambitionen: in Mexiko haben bereits Beethoven-Festspiele begonnen. Sie bestehen aus insgesamt 30 Konzerten.

11.2.1970: Neuer Stadtteil für 80.000 Menschen: Attraktive Akzente im Süden

Großzügige, attraktive Bauvorhaben werden dem Südraum Wiens neue städtebauliche Akzente geben. Aus der Gesamtplanung ergibt sich hier zwingend eine sogenannte "Aufbauachse" entlang der Wohnanlagen, Verkehrswege, öffentlichen Einrichtungen, Betriebe und Erholungsgebiete, die erstmals in einem Zug ausgebaut beziehungsweise neu errichtet werden können. Die Achse Meidling-Siebenhirten entlang der geplanten Linie 6b ist neben den Achsen Favoriten und Kagran (entlang der Linie U1 beziehungsweise deren Verlängerung) die in der Entwicklung am weitesten fortgeschrittene. In dem neuen geplanten Stadtteil im Süden Wiens sollen dann 80.000 Menschen leben.

Zwei städtische Bauvorhaben für dieses neue Entwicklungsgebiet im Süden - nämlich "Am Schöpfwerk" mit rund 3.000 Wohnungen und "Wiener Flur" mit 5.000 Wohnungen - sind in der Planung schon weit fortgeschritten. Mit den effektiven Bauvorbereitungsarbeiten kann 1971 begonnen werden. Bei dem Projekt "Wohnpark Erlaa" der Gemeinnützigen Siedlungs- und Baugesellschaft (Gesiba) handelt es sich erst um eine Bebauungsstudie.

Die Wohnanlage "Am Schöpfwerk" (Architekten Hufnagl, Windbrechtinger) zwischen "Am Schöpfwerk" und Südautobahn-Zubringer gliedert sind ein kleine Höfe mit Grünflächen und Plattenbelag, um größere Höfe konzentrieren sich Kindergärten, Schulen, Volksheim, Ladengruppen und Gemeinschaftseinrichtungen. Die Terrassenhäuser sind oben teilweise begehbar, dort können Ateliers eingerichtet werden. Verschiedenartige Wohnformen wie Terrassenwohnungen, Wohnen in Türmen und in Maisonnetten sind vorgesehen.

Das Bauvorhaben "Wiener Flur" (Architekt Falkner) zwischen Perfektastraße und Ketzergasse schafft bei zwei- bis 15geschossiger Bebauung mit Terrassenhäusern 5.000 Wohnungen.

Die Studie "Wohnpark Alt-Erlaa" (Architekten Glück, Hlaweniczka, Requat, Reinthaller) ist ein Bebauungsvorschlag für ein 17,5 Hektar großes Areal südlich der Liesing, das im Westen unmittelbar an die geplante Linie 6b grenzt.

11.2.1970: Abschiedsbesuch des norwegischen Botschafters

Der königlich-norwegische Botschafter in Österreich, Thor Brodtkorb, verabschiedete sich heute von Bürgermeister Marek. Nach fast fünfjähriger Tätigkeit in Wien wurde der Diplomat von seiner Regierung zum Botschafter Norwegens in Prag und Bukarest ernannt.

13.2.1970: 65. Geburtstag von Piero Rismondo

Den 65. Geburtstag feiert der Schriftsteller Prof. Piero Rismondo. Er wurde in Triest geboren, wuchs aber in Wien auf und trat 1949 in die Redaktion der Tageszeitung "Die Presse" ein, wo er in der Kulturredaktion arbeitete und in der Folge deren Leitung übernahm. Seit 1964 fungiert er als Dozent für Theaterkritik am Theaterwissenschaftlichen Institut. Seine schriftstellerischen Arbeiten bestehen unter anderem aus Bühnenwerken, Theaterkritiken und wertvollen Übersetzungen aus dem Italienischen.

14.2.1970: Bürgermeister von Schöneberg in Wien

Der Bürgermeister des Berliner Bezirks Schöneberg, Hans Kettner, wurde heute von Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus empfangen. Während seines Wien-Aufenthaltes will Kettner Bezirksverwaltungsprobleme in Wien studieren.

17.2.1970: Ehrenzeichen für Prof. Wolfgang Sawallisch

Bürgermeister Marek überreichte heute dem Chefdirigenten der Wiener Symphoniker, Prof. Wolfgang Sawallisch, das Grosse Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

Prof. Sawallisch ist seit zehn Jahren Chefdirigent der Wiener Symphoniker Bei mehr als 500 Konzerten ist er am Pult der Symphoniker gestanden, davon öfter als 300 mal in Wien.

18.2.1970: Auch Gemeinde Wien zahlt für neue Kanalbrücke

Für die neue Donaukanalbrücke - Knoten Prater - im Zuge der Nordost-Autobahn, die vom Bund mit insgesamt 28 Millionen Schilling finanziert wird, muss die Gemeinde für gewisse Einbauten und Vorrichtungen zusätzlich rund 1,5 Millionen Schilling aufwenden. Dieser Betrag ist notwendig, um für Kabel und Leitungen Aufhängevorrichtungen, beziehungsweise Kollektoren und Bedienstungsstege zu errichten.

18.2.1970: Ottakringer Hallenbad hat Dachgleiche

Das alte Sommerbad an der Johann Staud-Straße in Ottakring (16. Bezirk) wird zu einem Hallenbad ausgebaut. Nun hat die zweigeschossige Halle die Dachgleiche erreicht.

Beim Ottakringer Sommerbad wird erstmals ohne Störung des Betriebs ein sukzessiver Umbau in ein Hallenbad bewerkstelligt. Der Umbau soll bis 1973 abgeschlossen sein.

20.2.1970: Tournee des Wiener Schrammelquartetts

Das klassische Wiener Schrammelquartett wird über Einladung der Österreichischen Kulturinstitute in London und Paris eine vom 22. Februar bis 2. März dauernde Konzertreise unternehmen. Nach bereits erfolgten Auslandskonzerten in den Städten Zürich, München, Aarhus und Kopenhagen wird es nun auch in England und Frankreich konzertieren.

Das Programm enthält eine reiche Auswahl von Werken der Brüder Josef und Johann Schrammel im Originalsatz für zwei Violinen, Kontragitarre und g-Klarinette, wie diese vom klassischen Wiener Schrammelquartett seit über fünf Jahren zur Wiederaufführung gebracht werden. Unter anderem ist für den 24. Februar ein Konzert im Österreichischen Kulturinstitut in London, verbunden mit einer Aufnahme für die BBC, geplant. Am 26. Februar folgt ein Konzert im Musee du Costume de la ville de Paris im Rahmen der Ausstellung "Wiener Biedermeier und Empire - modes romantiques viennoises 1800 - 1860", veranstaltet vom Österreichischen Kulturinstitut Paris.

20.2.1970: Renner-Preis für die Staatsoper

Der Renner-Preis 1969 geht heuer an die Staatsoper Wien. Der Preis ist mit 200.000 Schilling dotiert. Staatsoperndirektor Hofrat Dr. Heinrich Reif-Gintl nahm den Preis in Empfang und teilte mit, dass dieser an das Personal der Oper gehen wird. Die drei Personalkörper der Staatsoper (Darstellendes, künstlerisches und technisches Personal je 83.000 Schilling, nicht darstellendes künstlerisches Personal 34.000 Schilling) haben beschlossen, aus den ihnen zugeflossenen Beträgen einen Dr. Karl-Renner-Sozial-Fonds zu schaffen. Zweck des Fonds: Unterstützung für Mitglieder des Hauses, die in Notstand geraten sind.

25.2.1970: Ehrungen für Wagener, Swarowsky und Holt

Die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold überreichte heute Vizebürgermeisterin Sandner an Kammerschauspielerin Hilde Wagener, Schauspieler Hans Holt und Hochschulprofessor Hans Swarowsky.

28.2.1970: Döblinger Heimatmuseum erhielt bisher unveröffentlichte Ferdinand von Saar-Briefe

Das Döblinger Heimatmuseum (19. Bezirk) hat aus England eine wertvolle Bereicherung seiner Handschriftensammlung erhalten. Es handelt sich dabei um eine Anzahl von Briefen des Dichters Ferdinand von Saar an eine Dame der Döblinger Gesellschaft, die später mit ihrer Familie nach England ging sowie um ein Manuskript einer Rede anlässlich der Eröffnung oder des Jubiläums einer Blindenversorgungsanstalt. Die Briefe beziehen sich hauptsächlich auf private Mitteilungen und entstanden in den Jahren 1903/1904. Nach dem Tode dieser Dame wurden die Dokumente von ihrer Tochter im Nachlass vorgefunden, nunmehr dem Döblinger Heimatmuseum übermittelt.

Manuskript und Briefe sind bis jetzt noch unveröffentlicht und bedeuten daher für die Autographensammlung des Museums eine neue Quelle der Saar-Forschung, beziehungsweise ein neues Glied in der Erinnerungskette Saar-Villa Wertheimstein.