Historischer Rückblick aus dem Jahr 1970

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Mai 1970

Mai

4.5.1970: Bayrische Feuerwehrkapelle konzertierte im Wiener Rathaus

Im Arkadenhof des Wiener Rathauses fanden sich heute die Mitglieder der Feuerwehrkapelle aus Pfuhl bei Neu-Ulm in Bayern zu einen Platzkonzert ein. Die Feuerwehrkapelle aus Bayern - 30 Mann - kam auf Einladung des Bezirksvorstehers des 16. Bezirkes zu einem längeren Aufenthalt nach Wien.

5.5.1970: Kosmisches Ereignis: Merkur kreuzt die Sonnenscheibe

Für den 9. Mai wird ein kosmisches Ereignis erwartet, das in Österreich zu beobachten sein wird. Der Planet Merkur zieht vor der Sonne vorüber.

In knapp acht Stunden passiert die kleine, pechschwarze Merkurscheibe die Sonnenscheibe - der Merkur sieht dann wie ein kleiner Sonnenfleck aus. Der "Merkurdurchgang" beginnt um 5.20 Uhr mitteleuropäischer Zeit im linken (östlichen) Sonnenrand, drei Minuten später steht der Planet ganz vor der Sonne. Um 9.16 Uhr ist die Mitte des Durchgangs erreicht, um 13.12 Uhr hat Merkur die Sonnenscheibe wieder verlassen.

Solche "Merkurdurchgänge" ereignen sich etwa dreizehn Mal im Jahrhundert, gegenwärtig stets im Mai oder November. Der letzte fand am 7. November 1960 statt, der nächste wird dann am 10. November 1973 eintreten.

6.5.1970: Neues Sportzentrum für den Westen Wiens

In Wien-Penzing (14. Bezirk), auf dem Areal an der Linzer Straße, wird das große und moderne Sportzentrum West entstehen. Die erste Baustufe bringt ein Sportstadion für 20.000 Zuschauer mit einer Flutlichtanlage. Als nächste Etappe folgen Leichtathletikanlagen, Tennisplätze und Tribünen für rund 3.000 Besucher sowie Saunaräume und ein Buffet. Eine Sporthalle für 1.000 Zuschauer mit Spielfeldern für verschiedene Sportveranstaltungen entsteht in der dritten Bauetappe. Voraussichtliche Gesamtkosten des Projekts: 163 Millionen Schilling.

Mit dem Baubeginn soll noch heuer begonnen werden. Die neue Sportstätte wird vom ehemaligen Rapid-Star Architekt Dipl.-Ing. Gerhard Hanappi geplant.

6.5.1970: München steht im Zeichen Wiens

Im Münchner Stadtmuseum arbeiten Wiener Experten schon länger an den vier großen Wiener Ausstellungen "Wien - eine Stadt stellt sich vor", "Das Wiener Plakat", "Der Phantastische Realismus" und "Richard Teschner - der Wiener Meister des Puppenspiels". Die Ausstellungen werden von Bürgermeister Marek zugleich mit den Wiener Wochen in München am 8. Mai eröffnet und bis 31. Mai zu sehen sein.

Außer diesen Ausstellungen gibt es noch eine Reihe hervorragender Konzerte, vor allem der Wiener Sängerknaben und des Konservatoriums der Stadt Wien sowie anderer Musikkapellen, die im Rahmen der Wiener Wochen veranstaltet werden.

11.5.1970: Wiener Sängerknaben erobern München

Im Rahmen der Wiener Wochen traten heute die Wiener Sängerknaben im Saale des Deutschen Museums in München, der rund 2.400 Plätze umfasst, unter der Leitung des Dirigenten Anton Nyder auf. Das Konzert umfasste im ersten Teil sakrale Musik. Im zweiten Teil stand Franz Schubert auf dem Programm, dem sich österreichische Volkslieder anschlossen, zum Abschluss schließlich Werke von Carl Ziehrer. Das Konzert war ein großer Erfolge und die jugendlichen Sänger mussten einige Zugaben geben.

11.5.1970: Für gutes Autofahren: Reise nach Wien

Im Wiener Rathaus wurde heute von Stadtrat Suttner eine Reisegruppe des Königlich belgischen Automobil-Clubs empfangen.

Jedes Jahr belohnt der KBAC einige Mitglieder für 25 Jahre straffreies Fahren mit einer Reise unter dem Motto "Kultur und Gastronomie". Heuer ist Wien das Ziel dieser Fahrt.

12.5.1970: Verband der sowjetischen Schwarzmeerflotte besucht Wien

Im Wiener Rathaus wurden heute die Offiziere und Mannschaften des Schiffsverbandes der sowjetischen Schwarzmeerflotte, die unter Führung von Konteradmiral Pachaltschuk Österreich besucht, empfangen. Die rund 200 Besatzungsmitglieder der Schiffe sind Gäste der Stadt Wien.

13.5.1970: Rumänischer Fremdenverkehrsminister bei Bürgermeister Marek - Touristik-Kontakte mit Österreich

Zur Anbahnung von touristischen Kontakten weilte der rumänische Fremdenverkehrsminister Univ.-Prof. Alecsandru Sobaru, der zugleich Präsident des Automobil-Klubs seines Landes ist, in Wien und besuchte Bürgermeister Marek im Wiener Rathaus. In dem Gespräch wurden von beiden Seiten die Bedeutung der weiteren Vertiefung der Fremdenverkehrskontakte zwischen beiden Ländern betont.

13.5.1970: "Brückenköpfe" der Friedensbrücke werden umgebaut

Die "Brückenköpfe" der Friedensbrücke sowohl im 9. als auch im 20. Bezirk werden im Rahmen des Ausbauprogramms für die Donaukanal-Begleitstraße sowie der bereits im Gange befindlichen Verbreiterung der Friedensbrücke selbst umgebaut. Für diese Arbeiten wurden insgesamt 2,9 Millionen Schilling genehmigt.

13.5.1970: Statistisches Taschenbuch 1969 erschienen

Das Statistische Taschenbuch der Stadt Wien 1969 ist erschienen und bietet in 19 Kapiteln wieder viele interessante Zahlen über das Geschehen in Wien. Derzeit leben in Wien rund 1,65 Millionen Menschen. Im Jahr 1969 wurden 13.816 Ehen geschlossen und 4.390 geschieden, 19.335 Geburten standen 28.361 Todesfälle gegenüber.

Die Zahl der Wohnungen ist von 1961 bis 1969 von 675.774 auf 769.520 gestiegen, das sind um 13,9 Prozent mehr. Allein im Vorjahr wurden 14.703 Wohnungen fertiggestellt, darunter 5.524 städtische.

Der KFZ-Bestand betrug 1969 401.213 Autos und Motorräder.

Der Fremdenverkehr Wiens entwickelte sich zufriedenstellend. Im vergangenen Jahr wurden 3.535.506 Übernachtungen registriert, um 205.955 mehr als 1968.

14.5.1970: Holzmeister-Kirche für Großfeldsiedlung

Clemens Holzmeister wird in der Riegelstraße in der Großfeldsiedlung eine einstöckige Kirche bauen. Diese Kirche wird zugleich ein katholisches Gemeindezentrum für das Neubaugebiet darstellen. Der Kultraum umfasst 328 Sitzplätze, im ersten Stock sind ein Gemeindesaal für 90 Personen und drei Gruppenräume vorgesehen. Eine Pfarrerwohnung und ein Parkplatz kommen ebenfalls dazu. Architektonisch fällt das Ensemble durch das in der Mitte geknickte Hängedach des Kirchenschiffes sowie durch einen schlanken Campanile ins Auge.

15.5.1970: Größter Grundkauf für WIG 1974 Ober-Laa genehmigt

Im zuständigen Ausschuss wurde heute der für die WIG 1974 in Oberlaa entscheidende Grundkauf genehmigt. Die Stadtverwaltung erwarb von der Firma Universale Hoch- und Tiefbau AG zur Verwirklichung des städtischen Bauvorhabens Großgrünanlage Oberlaa eine Fläche im Ausmaß von 180.599 Quadratmetern. Das Grundstück liegt am Südhang des Laaerberges, ist als ehemaliges Lehmabbaugelände stark gegliedert, und weist neben einem großen auch mehrere kleinere Teiche auf.

15.5.1970: Wiener U-Bahn-Film errang ersten Preis

Mit 83 von 90 möglichen Punkten - und damit der höchsten Punktezahl, die überhaupt vergeben wurde - errang der Wiener U-Bahn-Film "Stunde Null", der Auftrag des Presse- und Informationsdienstes der Stadt Wien hergestellt wurde, bei den Wirtschaftsfilmtagen 1970 in Pörtschach am Wörthersee den ersten Preis. Der 35-Millimeter-Farbfilm (Regie: Fred Iversen, Hauptdarsteller: Alfred Böhm) zeigt die Notwendigkeit des U-Bahn-Baues in Wien auf.

Der Streifen "Stunde Null" konnte den einzigen ersten Preis für Österreich bei der international besetzten Veranstaltung erringen.

Der Streifen zeigt einleitend die Bedrohung des Großstadtmenschen durch den Verkehr, mehrere Interviews mit dem sprichwörtlichen "Mann von der Straße" ergänzen das Bild. Im Mittelpunkt des weiteren Filmgeschehens steht Alfred Böhm als typischer Wiener Raunzer, dessen stereotypes "Wos brauch i des?" Satz für Satz vom Bild widerlegt wird.

19.5.1970: Donauhochwasserschutz: Nußdorfer Wehr wird umgebaut

Im Zuge der Verbesserung des Donauhochwasserschutzes muss das Wehr Nußdorf weitgehend umgebaut werden. Es ist geplant, von der Schleuse Nußdorf bis zur Freudenauer Hafeneinfahrt einen Hochwasserschutzdamm unmittelbar am rechten Donauufer zwischen Handelskai und derzeitiger Uferböschung auszuführen. Der notwendige Umbau der Schleuse Nußdorf ist bereits abgeschlossen. Für den Umbau des Nußdorfer Wehres wurden zunächst die erforderlichen Baugrunduntersuchungen und Kernbohrungen zur Überprüfung des Bauzustandes der Wehranlagen vergeben.

20.5.1970: Vertrag über Erdgas-Umstellung

Die Wiener Stadtwerke haben mit der Wiener Firma Integral Industriebedarf GmbH einen Vertrag über die Umstellung der Wiener Gasversorgung auf Erdgas abgeschlossen. Die Firma Integral Industriebedarf GmbH wird danach die Arbeiten zur Anpassung der Geräte übernehmen.

Die Ausschreibung dieser Arbeiten hatte vier Angebote zur Folge, die den gestellten Bestimmungen entsprachen. Die Firma, mit der jetzt der Vertrag unterzeichnet wurde, war Bestbieter und konnte außerdem auf einschlägige Erfahrungen in Niederösterreich, der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich verweisen.

Der Vertrag sieht unter anderem vor, dass die Firma den Gaskonsumenten für die umgebauten oder umgestellten Geräte ein halbes Jahr, für Heizgeräte ein volles Jahr Garantie gewährt.

20.5.1970: Festwochen-"Fidelio": Kartenbestellung zwei Jahre vorher

Zum Teil schon seit zwei Jahren sind die Karten für die drei Fidelio-Aufführungen bestellt gewesen, die im Rahmen der Wiener Festwochen 1970 im Theater an der Wien gegeben werden. In dem haus, in dem der "Fidelio" zum ersten Mal aufgeführt wurde, steht diesmal - fast 170 Jahre danach - der heute weltberühmte Komponist und Dirigent Leonard Bernstein am Pult.

21.5.1970: Aus dem Wiener Gemeinderat:

Im heutigen Wiener Gemeinderat wurde die Errichtung eines Hallenstadions in der Engerthstraße im 2. Bezirk, das rund 70 Millionen Schilling kosten wird, beantragt. Als erste Baurate sind im heurigen Jahr noch zehn Millionen Schilling vorgesehen.

Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

Am Schluss der Gemeinderatssitzung hat der Wiener Gemeinderat Obersenatsrat Dr. Fritz Delabro, den bisherigen Leiter der Amtsinspektion, über Vorschlag von Bürgermeister Marek einstimmig zum neuen Kontrollamtsdirektor bestellt. Dem bisherigen Kontrollamtsdirektor, Dr. Ernst Lachs, der aufgrund der Erreichung des 65. Lebensjahres aus dem Dienst scheidet, sprach der Wiener Gemeinderat einstimmig Dank aus.

22.5.1970: Neuer Rekord beim Gaswerk: 345 Kubikmeter in drei Monaten

Die Wiener Gaswerke haben einen neuen Rekord erreicht. Dies belegt der Quartalsbericht des Unternehmens über die ersten drei Monate des Jahres 1970: 345,413.000 Kubikmeter Gas wurden in diesen drei Monaten an die Kunden geliefert, das sind um 6,3 Prozent mehr als zur gleichen Zeit des vergangenen Jahres und um 8,2 Prozent mehr als im Wirtschaftsplan für 1970 vorgesehen war.

Hauptgrund für diesen Rekord war der außergewöhnlich lange und strenge Winter, während dem sich die Zahl der Neukunden nur unwesentlich, nämlich um 67 auf 77.111 erhöhte.

Mit der Umstellung auf Erdgas wird allerdings ermöglicht, den Einbau von Gasheizungen weiter zu verstärken. Die Gaswerke bemühen sich deshalb schon jetzt, möglichst alle Wünsche nach einer Gasheizung zu befriedigen. In den ersten drei Monaten des Jahres 1970 wurden Heizgasanträge für 2.435 Wohnungen eingebracht, von denen 2.425 genehmigt werden konnten.

22.5.1970: 50 Jahre Mietervereinigung Österreichs

Die Mitvereinigung Österreichs, mit rund 270.000 Mitgliedern die größte Mieterorganisation unseres Landes, feiert heuer ihr 50jähriges Bestandsjubiläum.

22.5.1970: "Festwochen für den Gaumen" eröffnet - Orden der Österreichischen Gastlichkeit für Bürgermeister Marek

"Die Wiener Küche bittet zu Tisch" - Unter diesem Motto veranstaltet der Bund Österreichischer Gastlichkeit die bereits traditionellen "Wiener Kulinarischen Festwochen".

Bürgermeister Bruno Marek nahm heute die Eröffnung dieses "Festivals des Gaumens" im Wiener Rathaus vor. Als Dank für die Unterstützung, die Marek alljährlich dieser Veranstaltung gibt, wurde ihm in Anbetracht seiner Verdienste um die österreichische Gastronomie, der Orden des Bundes Österreichischer Gastlichkeit überreicht.

An der Aktion beteiligen sich heuer insgesamt 36 gastgewerbliche Betriebe in Wien und Umgebung. Höhepunkt und besondere Attraktion ist die Verleihung des Diploms "Gourmet Viennois". Dieses Diplom erhalten Gäste, die während dieser Veranstaltung in vier verschiedenen Teilnehmerbetrieben essen und sich dies auf ihrer Teilnehmerkarte bestätigen lassen.

25.5.1970: Straßenbahn wird schaffnerlos

Den Wiener Verkehrsbetrieben ist es nach langen Bemühungen gelungen, die Bewilligung für eine weitere wesentliche Rationalisierungsmaßnahme von der Aufsichtsbehörde zu erhalten: die Einführung von schaffnerlosen Straßenbahnzügen wurde genehmigt. Diese Züge werden nur mehr mit einem Fahrer besetzt sein.

Für diese Neuerung sind allerdings verschiedene Investitionen notwendig, die außer Geld auch Zeit kosten: die Triebwagen müssen mit einer Totmanneinrichtung, einer Funkanlage und automatischen Fahrscheinentwertern ausgestattet werden. Die Funkanlage ist erforderlich, damit der Fahrer bei einer Betriebsstörung oder einem Unfall Nachricht geben kann. Mit der Erprobung der schaffnerlosen Straßenbahn wird noch heuer begonnen werden. Die Verkehrsbetriebe untersuchen gegenwärtig, welche Linie dafür am geeignetsten ist.

27.5.1970: Wiener "Tatzelwurm" nach Strassburg

Ein "Tatzelwurm", also ein Gelenkbus der Wiener Verkehrsbetriebe, wird von 3. bis 13. Juni nicht auf der Linie 48 in Wien, sondern im Strassburger Liniendienst eingesetzt sein. Mit zwei Fahrern und zwei Schaffnerinnen fährt der Autobus von der Garage Spetterbrücke ab. Über München, Ulm und Stuttgart geht es nach Strassburg, wo der Bus im Rahmen der "Österreich-Woche" eingesetzt wird.

27.5.1970: Drei Metropoliten im Rathaus

Im Auftrag des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Athenagoras, besuchten der Metropolit von Österreich, Dr. Chrysostomos Tsiter, der Metropolit von Colonia, Premetides, und der Metropolit von Militou, Emilianos, Wiens Stadtoberhaupt Bruno Marek. Die Metropoliten überbrachten dem Bürgermeister Grüße des Patriarchen, der sich seit einiger Zeit zur Erholung auf dem Semmering befindet.

30.5.1970: Zwei Rathaus-Empfänge: Foto-Naturfreunde, Europa-Studenten

Bei den zwei Empfängen im Wiener Rathaus wurden heute die Fotoreferenten der Naturfreunde-Internationale und Studenten des Europa-College begrüßt.

Die Anlässe zu den beiden Empfängen: Die Fotoreferenten halten ihre zweitägige alljährliche Fachtagung, an der 150 Delegierte aus Deutschland, Italien, der Schweiz, Holland und Österreich teilnehmen, diesmal in Wien ab. Die rund 60 Studenten des Europa-College, das 1949 unter den Auspizien des Europarates als internationales postuniversitäres Institut zum Studium der europäischen Integration gegründet wurde (Präsident: Jean Rey, Sitz: Brügge) haben als Ziel ihrer diesjährigen Studienreise Wien gewählt.