Historischer Rückblick aus dem Jahr 1971

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1971

Juli

1.7.1971: Erweiterung der amerikanischen Schule

Die internationale amerikanische Schule in der Salmannsdorfer Straße im 19. Bezirk wird vergrößert. Die Erweiterung der Schule wurde notwendig, weil der Schüleransturm in den bestehenden Räumen nicht mehr zu bewältigen wäre.

Der Zubau wird zwei Geschoße aufweisen. Darüber hinaus benötigt die Schule dringend einen Sportplatz, der hinter der Schule errichtet werden wird.

1.7.1971: Hochschuljubiläums-Stiftung: Heuer 3,6 Millionen für 47 Projekte

3,623 Millionen Schilling wird die Hochschuljubiläums-Stiftung der Stadt Wien im Jahre 1971 zur Förderung von 42 Forschungsvorhaben ausschütten. Unter den geförderten Projekten befindet sich auch eine Reihe solcher, deren Ergebnisse für die Tätigkeit der Stadtverwaltung wertvolle Entscheidungsgrundlagen liefern sollen. Von besonderer Bedeutung sind für Wien unter anderem folgende Projekte:
intim-, privat- und öffentlicher Bereich bei Bau- und Siedlungsformen (IFES); Urbanisation von Tieren in Wien (1. Zoologisches Institut, Universität Wien); Ausbildung von Architektur- und Umweltforschern (Österreichisches Zentrum für Architekturforschung); Vergleichende Untersuchung europäischer Großstädte (Geographisches Institut, Universität Wien); Chlordioxydgehalt in Trinkwasser und Abwasser (Institut für analytische Chemie, Technische Hochschule Wien); Bestimmung der organischen Verschmutzung des Abwassers (Institut für Wasserversorgung, Technische Hochschule Wien).

1.7.1971: Weitere 15 Millionen Schilling für Grundlagenforschung

Die Zahl jener Aufträge, die von der Stadtplanung an Institute, Zivilingenieure und Architekten vergeben werden, steigt enorm. In diesem Jahr waren für diese Arbeiten 25 Millionen Schilling vorgesehen. Dieser Betrag wurde bereits jetzt fast zur Gänze ausgegeben. Da in diesem Jahr noch wichtige Arbeiten auf dem Gebiet der Grundlagenforschung vergeben werden sollen und auch Wettbewerbe vorgesehen sind, wurden nun weitere 15 Millionen Schilling genehmigt.

2.7.1971: Stadtpark: Grüne Galerie mit 51 Werken

Im Stadtpark wurde heute wieder die Stadtparkausstellung der Stadt Wien - seit 1954 jährlich als "Grüne Galerie" veranstaltet - eröffnet. Heuer beteiligen sich 36 Bildhauer mit 51 Werken an der Exposition, die diesmal unter dem Motto "Steinbildhauerei" steht. Die "Grüne Galerie" bleibt bis August im Stadtpark und ist am Abend mit Scheinwerfern beleuchtet.

2.7.1971: Erster österreichischer Friedhofswettbewerb entschieden

Das Ergebnis des abgeschlossenen erstmals in Österreich durchgeführten Ideenwettbewerbs für die Neugestaltung einer Friedhofsfläche liegt nun vor. Es ging um Vorschläge für die Gestaltung des zehn Hektar großen Erweiterungsteils für den Südwestfriedhof in Wien-Meidling (12. Bezirk), der auf das Doppelte seiner derzeitigen Fläche gebracht werden soll. Die Bauvorbereitungen für die Erweiterung werden - aufgrund des Wettbewerbsresultats - in Kürze beginnen.

Der erste Preis wurde dem Landschaftsarchitekten Josef Sieberer aus Grödig bei Salzburg zuerkannt, den zweiten Preis errang Toni Jelinek aus Frankfurt-Höchst und die zwei dritten Preise gingen an Wilfried Kirchner aus Wien und an Architekt Herbert Ursprunger, ebenfalls aus Wien. Außerdem wurden ein erster Ankauf und zwei weitere Ankäufe zuerkannt.

Der Friedhofswettbewerb war mit 150.000 Schilling dotiert. Für den ersten Preis wurden 60.000 Schilling ausgeworfen, für den zweiten Preis 40.000 Schilling, für die beiden dritten Preise je 15.000 Schilling. Ferner wurden ein erster Ankauf (10.000 Schilling) und zwei weitere Ankäufe (je 5.000 Schilling) vergeben.

5.7.1971: Überreichung der Julius-Tandler-Medaille

Die Julius-Tandler-Medaille in Silber überreichte heute Bürgermeister Felix Slavik dem Mitglied des Julius-Raab-Gedenkvereines, Kommerzialrat Johann Hrabak.

Hrabak bekam die Auszeichnung in Würdigung seines langjährigen, selbstlosen und aufopfernden Wirkens. Er hat in der Zeit von 1947 bis 1955 heimkehrende Kriegsgefangene betreut und ihnen durch finanzielle Zuwendungen ermöglicht, sich wieder in das Berufsleben einzugliedern.

6.7.1971: Grundtausch Wien-Bund perfekt: Krankenanstalt Rudolfsstiftung gehört nun den Wienern

Seit dem Jahre 1919 wird die ehemalige Militärakademie im 3. Bezirk, Boerhaavegasse 13, von der Stadt Wien für Krankenhauszwecke benützt. Die Anlage ist Bestandteil der städtischen Krankenanstalt Rudolfsstiftung - der Besitzer jedoch der Bund. Nach jahrelangen Verhandlungen gelang es nun, eine Lösung zu finden: Wien erwirbt das Grundstück Boerhaavegasse im Tauschweg und bietet dafür im 6. und 10. Bezirk Liegenschaften an, die der Bund vor allem für die Erweiterung und den Neubau von Schulen benötigt.

6.7.1971: Bronzeplastik "Widerstand" für den 11. Bezirk

Der akademische Bildhauer Karl Sukopp schuf eine 2,40 Meter hohe Bronzeplastik, die im 11. Bezirk aufgestellt wird: Das Kunstwerk, dessen Ankauf von der Stadt Wien nun beschlossen wurde, trägen den Namen "Widerstand". Aufstellungsort ist die Grünfläche in der städtischen Wohnhausanlage Mühlsangergasse in Simmering.

7.7.1971: Professor Hans Knesl gestorben

Der bekannte Bildhauer und Graphiker Professor Hans Knesl ist gestorben. Der Künstler, 1905 in Niederösterreich geboren, war ein Schüler von Hans Bitterlich. Er hat vorerst bei idealisierenden Figuren begonnen, um sich im Jahre 1950 sodann der modernen Richtung anzuschließen, wobei er, wie schon viele Künstler vor ihm, einen Übergang im Kubismus zu finden suchte. Seit dem Jahre 1951 an der Akademie für angewandte Kunst in Wien als Leiter einer Meisterklasse für Bildhauerei tätig, war Knesl Träger zahlreicher Auszeichnungen, wie etwas des Österreichischen Staatspreises für Plastik (1951) und des Preises der Stadt Wien für Plastik (1965). Er war erfolgreicher Teilnehmer an verschiedenen Wettbewerben und Ausstellungen im In- und Ausland. So erwiesen sich auch die zuletzt gezeigten beiden Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst (November/Dezember 1970) und die Festwochenausstellung "Konfrontationen 1971" als große Erfolge.

Der Künstler wird in einem Ehrengrab der Stadt Wien beigesetzt.

7.7.1971: Wien wird Mitglied internationaler Organisation für soziale Sicherheit

Die Stadt Wien tritt als assoziiertes Mitglied zur internationalen Vereinigung für soziale Sicherheit, die ihren Sitz in Genf hat, bei. Die Stadt Wien ist als Träger von Zweigen der sozialen Sicherheit wie Kranken- und Pensionsversicherung sowie Unfallfürsorge an der Arbeiter dieser Organisation interessiert. Besonders die Bemühungen um die Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten in der Landwirtschaft werden für die Land- und Forstwirtschaftsinspektion wertvoll sein.

9.7.1971: Stadtforschungsinstitut tritt der "Intermet" bei

Das Institut für Stadtforschung (is) wird der "Intermet" (Internationale Vereinigung für Großstadtforschung und Großtadtentwicklung) beitreten, welche sich auf die Probleme der Millionenstädte spezialisiert hat. Der Intermet, die in Toronto ihren Sitz hat, gehören derzeit rund 40 Städte an. Ihr Ziel ist der internationale Erfahrungsaustausch und die Abstimmung wissenschaftlicher, die Stadtentwicklung betreffende, Untersuchungen aufeinander. Für Wien sind vor allem drei Projekte von großem Interesse: verbesserte Entscheidungsmethoden für die Großstadtentwicklung, Umweltprobleme und die Entwicklung der Stadtregionen. Der Wiener Studiengruppe, die die Kontakte mit der Intermet halten soll, werden die Stadträte Ing. Fritz Hofmann und Dr. Maria Schaumayer sowie namhafte Planer und Spitzenbeamte angehören.

9.7.1971: Parkgebühren: In Paris jetzt eingeführt

Während in Wien der Entwurf für ein sogenanntes Parkometergesetz noch im Begutachtungsverfahren ist, wurde in Paris die Einführung von Parkgebühren bereits beschlossen. Damit folgt nun auch die französische Hauptstadt, wo seinerzeit die kostenlosen Kurzparkzonen erfunden wurden, dem Vorbild vieler anderer europäischer Großstädte.

Wie Reuter aus Paris berichtet, hat der Pariser Gemeinderat beschlossen, in den verkehrsreichen zentralen Teilen der französischen Hauptstadt für alle Fahrzeuge Parkgebühren einzuheben. Das Parken soll für eine halbe Stunde 50 Centimes kosten, eine Stunde einen Franc, eineinhalb Stunden zwei Franc und zwei Stunden drei Franc. Da ein Franc ungefähr 4,50 Schilling entspricht, bedeutet dies, dass die Pariser Parkgebühren über dem für Wien beabsichtigten Satz liegen.

9.7.1971: Funksteuerung für 25 Hebewerke: drei-ton-code als Kontrollor

25 Kanal- und Regenwasserhebewerke sollen künftig von der Kanalisationsabteilung mittels ukw-Funk überwacht werden. Eine Besatzung der Außenstationen ist nicht erforderlich, denn die Kontrolle übernimmt ein von der Zentrale ausgesendeter drei-ton-code. Die unbesetzten Stationen liefern auf Abfrage drei "Antworten" in code-form: Bei "Station in Ordnung" leuchtet auf einem Anzeigetableau in der Zentrale eine grüne Lampe auf, bei "Station gestört" eine rote Lampe und bei "Funkübertragung gestört" eine gelbe Lampe.

Noch heuer sollen vier Kanalhebewerke, nämlich in der Pastorstrasse und in der Schwarzlackenau (beide Floridsdorf) sowie in der Arbeiterstrandbadstraße und in der Spandlgasse (beide Donaustadt) mit der vollelektronischen Funkanlage ausgerüstet werden. 1972 sollen dann weitere sieben Hebewerke adaptiert werden.

14.7.1971: Neue Großwohnhausanlage für Simmering

Insgesamt 499 Wohnungen in 16 Häusern wird die städtische Großwohnhausanlage im Bereich Mühlsängergasse/Kaiser-Ebersdorfer-Straße in Simmering (11. Bezirk) haben, deren Errichtung heute genehmigt wurde. Für das Projekt, das den zweiten Bauabschnitt der Wohnhausanlagen in diesem Gebiet darstellt, sind 165,2 Millionen Schilling vorgesehen, wovon jetzt noch heuer 20 Millionen Schilling zur Verfügung stehen.

Der Entwurf der Anlage durch die "arge 7" mit den Architekten Bayer und Holtermann an der Spitze sieht eine kettenförmige Anordnung der Häuser in sechs stark gegliederten Gruppen vor. Diese sind teilweise durch Loggienreihen verbunden. Die Höhe der Häuser bewegt sich zwischen acht und elf Geschoßen.

14.7.1971: Rosa Jochmann - Bürger der Stadt Wien

Zum 137. Mal wurde heute das Bürgerrecht der Stadt Wien verliehen, zum dritten Mal in der Zweiten Republik (nach Gabriele Proft und Lise Meitner) einer Frau: Rosa Jochmann, seit frühester Jugend Funktionärin der Österreichischen Sozialdemokratie, länger als zwei Jahrzehnte Abgeordnete zum Nationalrat, sechs Jahre inhaftiert im Konzentrationslager Ravensbrück, erhielt von Bürgermeister Felix Slavik die Bürgerurkunde und die Bürgernadel überreicht.

15.7.1971: Bürgermeister Slavik zu Iula-Kongress abgeflogen

Der Wiener Bürgermeister Felix Slavik ist in Begleitung von Städtebund-Generalsekretär Stadtrat Otto Schweda zum Kongress des Internationalen Gemeindeverbandes abgeflogen, der diesmal in Toronto, Kanada, abgehalten wird. Slavik soll bei diesem großen Kongress zum Präsidenten der Iula gewählt werden.

(Iula = International union of local authorities, im deutschen Sprachraum hat sich für die iula die Bezeichnung Internationaler Gemeindeverband durchgesetzt)

Bürgermeister Slavik wurde am 21. Juli 1971 einstimmig zum Präsidenten der iula gewählt. Er löst damit Sir Francis Hill (Großbritannien), der sechs Jahre lang dieser weltweiten Organisation vorstand, ab.

Der nächste Weltkongress soll in zwei Jahren in Lausanne stattfinden.

19.7.1971: Internationale Donaufahrt passiert Wien

Die Internationale Donaufahrt der Paddler führt heuer von Ingolstadt nach Silistra (Bulgarien). Nun passierten die Paddler aus sieben Ländern Wien. Die Wassersportler kamen während ihres kurzen Aufenthaltes zu einem Besuch in das Wiener Rathaus.

20.7.1971: Rathausplatz: Büdelsdorfer Jugendspielmannszug spielt auf

Eine große Zuschauermenge sammelte sich heute auf dem Rathausplatz in Wien, als dort - ganz in weiß - 72 Mädchen und Burschen des Jugendspielmannszuges des Büdelsdorfer Turn- und Sportvereins aus Rendsburg in Norddeutschland - aufspielten. Die jungen Musikanten wurden in Wien von Vertretern der Wiener Stadtregierung empfangen.

Der Spielmannszug brachte in seiner typischen Instrumentierung - Querflöten, Trommeln, Pauken, Becken, Schellenbäume - unter Stabführung des 15jährigen Hans-Jürgen Kling schwungvoll deutsche Märsche zu Gehör.

22.7.1971: Nach Ratifizierung in Genf: Wien-Schwechat soll Sanitätsflughafen werden

Nachdem Österreich die internationalen Gesundheitsregelungen in Genf ratifiziert hat, besteht die Verpflichtung, den Flughafen in Wien-Schwechat entsprechend der Gesundheitsregelungen zu einem Sanitätsflughafen umzugestalten. Die Verhandlungen darüber werden gemeinsam vom Sozialministerium, dem Land Wien und Niederösterreich sowie der Flughafen-Gesellschaft geführt.

Da der Flughafen nicht auf Wiener Boden liegt, besteht für das Land Wien keine rechtliche Verpflichtung, Leistungen irgendwelcher Art zu erbringen. Dennoch ist das Land Wien bereit, gewisse Verpflichtungen zu übernehmen - so beispielsweise die Desinfektionsanstalt der Stadt Wien bei Bedarf einzuschalten oder bei Katastropheneinsätzen mitzuwirken.

Die Ausgestaltung eines Sanitätsflughafens nach dem internationalen Sanitätsrecht verlangt verschiedene, relativ kostspielige Einrichtungen. So muss ein Großflughafen, der von internationalen Linien angeflogen wird, durch sein Vorhandensein die Bevölkerung aber nicht gefährden darf, über eine vom Flughafengebäude getrennte Quarantänestation mit einer seuchensicheren Schleuse, über einen Permanenzdienst mit einem Arzt und einem entsprechend geschulten Sanitäter verfügen und die Möglichkeiten besitzen, geeignete Sofortmassnahmen im Bedarfsfall in Kraft treten zu lassen.

26.7.1971: 27. Internationaler psychoanalytischer Kongress: Ovationen für Anna Freud

Der 27. Internationale psychoanalytische Kongress, mit mehr als 2.000 Experten aus der ganzen Welt, wurde heute im Beisein von Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner in der Wiener Hofburg eröffnet.

Sandner hieß auch Dr. Anna Freud herzlichst in Wien willkommen, die mit minutenlangem Beifall begrüßt wurde.

Die Teilnehmer dieses Kongresses werden zu einem Empfang in das Wiener Rathaus eingeladen.

26.7.1971: De Valera empfing Bürgermeister Slavik

Bürgermeister Felix Slavik reiste von Kanada weiter nach Irland und wurde in Dublin vom irischen Präsidenten Eamon de Valera empfangen. Darüber hinaus traf Slavik auch mit dem irischen Premierminister Jack Lynch zusammen.

27.7.1971: Volkszählung bestätigt Wiens Planung

Die ersten Ergebnisse der Volkszählung haben gezeigt, dass sich die einzelnen Wiener Bezirke in den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelten: einer starken Abnahme der Wohnbevölkerung in den Bezirken 1. bis 9., 12. und 14. bis 18. - in zwanzig Jahren rund 170.000 Personen - steht eine ebenso starke Bevölkerungszunahme in den Bezirken 10., 11., 13. und 19. bis 23. gegenüber. Diese Entwicklung zeigt, dass die Stadterneuerung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vordringlich wird, erklärte Stadtplaner Dipl.-Ing. Engelberger.

Die Stadtplanung habe in dem ihr möglichen Rahmen bereits vor längerer Zeit die ersten Akzente gesetzt: die U-Bahn werde beispielsweise die Attraktivität des dichtverbauten Gebietes erhöhen. Fußgängerzonen - in der Innenstadt eventuell mit Hilfsverkehr - sollen das Leben im Zentrum wieder lebenswerter machen.

Nach Ansicht des Stadtplaners ist in einigen Jahren eine Trendumkehr vom Umland in die City zu erwarten. Um diesen Trend voll ausnützen zu können, werde die Stadtplanung die Verbesserung der Lebens- und Umweltbedingungen in der City verstärken.