Historischer Rückblick aus dem Jahr 1972

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1972

Dezember

2.12.1972: Wohnungen und Ledigenheime für Zuwanderer

Der Wiener Bürgermeister Felix Slavik kündigte den Bau von Wohnungen und Ledigenheimen für österreichische Zuwanderer an.

Der Vorstand des Wiener Zuwandererfonds beschloss einstimmig, für die Errichtung von vier Heimen im 7., 13., und 23. Bezirk 25,2 Millionen Schilling zur Verfügung zu stellen.

Der Rest der Baukosten soll auf dem Kapitalmarkt und durch die allgemeine Wohnbauförderung aufgebracht werden. An dieser Initiative beteiligen sich die Stadt Wien, die Wiener Wirtschaftskammer und verschiedene Firmen. Insgesamt sollen in diesen vier Heimen 590 alleinstehende Zuwanderer und 120 Lehrlinge Platz finden. Weiters soll im Jahr 1973 mit dem Bau von 500 Wohnungen für österreichische Zuwanderer begonnen werden.

4.12.1972: Ab 1. Jänner 1973: Verstärkte Subventionierung von Privatkindergärten

Die von der Stadt Wien subventionierten privaten Kindergärten werden ab 1. Jänner 1972 in noch stärkerem Ausmaß als bisher unterstützt werden. So ist beabsichtigt, ab dem kommenden Jahr den Kinderfreunden, dem Caritas-Verband, dem Kinderrettungswerk und der Superintendur der Evangelischen Kirche für jede von ihnen geführte Krippe und Kindergartengruppe monatlich 3.600 Schilling und für jede Hortgruppe 7.700 Schilling zu gewähren. Bisher wurden nur die Hortgruppen unterstützt.

Von dieser Neuregelung profitieren die Kinderfreunde mit 122 Kindergarten- und 96 Hortgruppen, der Caritas-Verband mit sieben Krippen, 268 Kindergartengruppen und 44 Hortgruppen, das Kinderrettungswerk mit 14 Kindergarten- und acht Hortgruppen und die Supterintendur der Evangelischen Kirche mit 22 Kindergarten- und drei Hortgruppen. Die Kosten werden jährlich insgesamt 32,7 Millionen Schilling betragen.

4.12.1972: Das Arbeitskräftepotential der Nachbarstaaten

Die Wiener Stadtverwaltung wird sich an einer Untersuchung über das Arbeitskräftepotential und den Arbeitskräftebedarf in den österreichischen Nachbarstaaten beteiligen, die vom Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt wird. Kosten: 300.000 Schilling.

5.12.1972: Wiener Luster für Rathaus von Johannesburg

Im Sitzungssaal des Neuen Rathauses von Johannesburg wird ein Luster aus Wien hängen, der sechs mal sechs Meter groß ist und 4,5 Tonnen wiegt. (Zum Vergleich: der zehn Meter hohe Luster im Wiener Gemeinderatssitzungssaal wiegt 3,2 Tonnen) Die goldeloxierte Stahl-Alu-Verbundkonstruktion des Lusters ist eine Spezialanfertigung der Firma Waagner-Biro, die Beleuchtungskörper sind von der Firma Bakalowits und Söhne. Die beiden Firmen haben ähnliche Spezialkonstruktionen bereits für das Parlament in Belgrad und für den Moskauer Kreml geliefert.

5.12.1972: Renovierte Bürgerstube im Alten Rathaus eröffnet - Ausstellung über "Versprechen und Wirklichkeit des Nationalsozialismus"

Im Alten Rathaus wurde die renovierte gotische Bürgerstube erstmals dem Publikum präsentiert und zugleich die Ausstellung "Versprechen und Wirklichkeit - der Nationalsozialismus in Österreich" eröffnet. In der Ausstellung werden nationalsozialistische Plakate aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren mit der Realität der Jahre 1938 bis 1945 konfrontiert. Die Ausstellung wurde vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes gemeinsam mit dem Bezirksmuseum Innere Stadt gestaltet.

Im Alten Rathaus ist auch die ständige Ausstellung des Dokumentationsarchivs und die Sonderausstellung zum 60. Geburtstag des im Konzentrationslager Buchenwald ermordeten Dichters Jura Soyfer zu besuchen.

6.12.1972: Jubiläum 1973 wirft Schatten voraus: 100 Jahre erste Wiener Hochquellenleitung

Im kommenden Jahr wird - mit einer Reihe von Veranstaltungen, einer Ausstellung, Führungen und der Einrichtung eines Sonderpostamtes - die Niederösterreichische Ortschaft Kaiserbrunn, Gemeinde Reichenau, durch die Feier des hundertjährigen Jubiläums der Ersten Wiener Hochquellenleitung, in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Es war am 23. und 24. Oktober 1873, als die vom Wiener Gemeinderat im Jahr 1864 beschlossene, nach Kaiser Franz Josef benannte Hochquellenleitung im Rahmen zweitägiger Feiern und unter Inbetriebnahme des Hochstrahlbrunnens auf dem Wiener Schwarzenbergplatz eröffnet wurde.

Aus diesem Grund soll die Umgebung des Kaiserbrunnens, einer der Quellen der Ersten Hochquellenleitung, auf "Hochglanz" gebracht werden. Für die Renovierung des Dienstgebäudes der Wasserwerke und des Gasthofes gegenüber der Quelle - hier wird das Sonderpostamt eingerichtet - bewilligte der Wiener Gemeinderat 1,3 Millionen Schilling.

6.12.1972: Brücken und Bäume für die WIG 74

Nadelgehölze, wie Schwarzföhren, Weißföhren und Latschen, Laubbäume und Rosenpflanzen im Wert von sechs Millionen Schilling werden für die Herbstauspflanzung auf dem Gelände der WIG 74 am Laaer Berg vom Stadtgartenamt angeschafft werden. Rund 4.000 Laubbäume, 3.000 Nadelbäume, 15.000 Sträucher und 45.000 Rosen verschiedenster Größen und Sorten werden in der nächsten Zeit auf dem WIG-Gelände gepflanzt.

Gleichzeitig wurden für die Errichtung von zwei Fußgängerbrücken, der Hauptwegbrücke und der Restauratorbrücke auf dem WIG-Gelände, acht Millionen Schilling bereitgestellt.

6.12.1972: Der Wiener Weihnachtsbaum leuchtet

Wien hat seinen Bundesländer-Weihnachtsgruß 1972: Auf dem Rathausplatz illuminierte Landeshauptmann Theodor Kery die 100jährige burgenländische Fichte.

11.12.1972: Brand bei Herzmansky

Im Papierkeller des Kaufhauses Herzmansky in der Mariahilfer Straße brach ein Brand aus. Die Feuerwehr löste Alarmstufe 2 aus und rückte mit zwei Bereitschaftszügen aus, um das Feuer in dem etwa 40 Quadratmeter großen Kellerraum zu löschen. Die starke Verqualmung machte den Einsatz schwerer Atemschutzgeräte erforderlich. Nach zwei Stunden konnte "Brand aus" gemeldet werden. Die Besucher des Kaufhauses waren nicht in Gefahr.

12.12.1972: In zehn Jahren fast 100.000 Wohnungen mehr

Am Tag der Volkszählung, dem 12. Mai 1971, gab es in Wien 773.400 Wohnungen. Das sind um 97.600 oder 14,4 Prozent mehr als zehn Jahre vorher. Die Angaben sind im soeben veröffentlichten Heft der "Mitteilungen aus Statistik und Verwaltung der Stadt Wien" enthalten.

In diesen zehn Jahren wurden in Wien 121.400 Wohnungen fertiggestellt. Gleichzeitig wurde bei der Baupolizei ein Abgang von 18.000 Wohnungen registriert. Die stärkste Zuwachsrate gab es im 23. Bezirk mit mehr als 61 Prozent.

12.12.1972: Wiener Landessportbeirat nominiert

Nach dem im Sommer dieses Jahres beschlossenen Wiener Landessportgesetzes wird ein Landessportbeirat gebildet, dem Mitglieder des Wiener Gemeinderates, des Stadtschulrates sowie der Sportverbände ASKÖ, ASVOE, Union und der Fußballverband angehören. Die Wiener Landesregierung hat heute unter dem Vorsitz von Landeshauptmann Felix Slavik folgende Personen nominiert:

Die Gemeinderäte Herbert Mayr, Dr. Rudolf Müller und Professor Markus Bittner, als Vertreter des Magistrats und des Stadtschulrates Dr. Matzke und Prof. Heinrich Föhrmann und als Vertreter der Sportverbände Erwin Lanc und Dr. Josef Simecek (beide ASKÖ), Hans Hanauska und Walter Lesek (ASVOE), Viktor Plaschka und Felix Vrchoticky (Union) und Franz Horr (Fussballverband). Als Ersatzmitglieder: Franz Kraus, Karl Neidl, Dr. Heinrich Übleis, Dipl.-Ing. Hans Wimmer, Dr. Alfred Pribil, Wilhelm Lindl, Kurt Ehrenberger, Josef Fritsch und Anton Krieger.

13.12.1972: Wien schreibt leitende Dienstposten aus - der Inhalt des Übereinkommens

Ab 1. Jänner 1973 wird die Stadt Wien freiwerdende leitende Dienstposten ausschreiben. Dies teilte Personalstadtrat Vizebürgermeister Hans Bock heute mit. Das Übereinkommen, abgeschlossen zwischen der Stadt Wien und der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, sieht vor, dass alle freiwerdenden Dienstposten von Leitern einer Magistratsabteilung oder eines Magistratischen Bezirksamtes sowie die Dienstposten eines Obersenatsrates (entspricht beim Bund dem Sektionschef) ferner die Dienstposten leitender Bediensteter der Magistratsdirektion und der Generaldirektion der Stadtwerke sowie einzelner Geschäftsgruppen und der Kraftwerke der Stadtwerke auszuschreiben sind. Bei der Ausschreibung sollen in erster Linie Bedienstete der Stadt Wien zum Zug kommen, doch sind Ausnahmen möglich. Die Ausschreibung wird im Amtsblatt der Stadt Wien beziehungsweise im Amtsblatt zur Wiener Zeitung veröffentlicht.

Zur Beurteilung der eingelangten Bewerbungsgesuche wird eine Kommission unter dem Vorsitz des Magistratsdirektors gebildet. Dieser Kommission gehören der zuständige Stadtrat, ein Vertreter der Magistratsdirektion beziehungsweise der Generaldirektion sowie der Vorsitzende der Landesgruppe der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten und zwei weitere Gewerkschaftsvertreter an.

Die Kommission erstellt einen Nominierungsvorschlag mit den drei bestqualifizierten Bewerbern in alphabetischer Reihenfolge, und zwar durch Stimmenmehrheit. Bei Stimmengleichheit entscheidet der Magistratsdirektor. Aufgrund dieses Dreiervorschlages kann dann der Bürgermeister beziehungsweise in seiner Vertreter der Personalstadtrat eine Entscheidung treffen.

15.12.1972: Studie zur Sanierung alter Baublöcke

Der Planungsausschuss des Wiener Gemeinderates hat sechs Architekten beauftragt, fünf verschieden geschaffene, große Baublöcke, die im vorigen Jahrhundert entstanden sind, auf deren Sanierungsmöglichkeit zu untersuchen. Die Baublöcke stehen in den Bezirken 2, 10, 12, 16 und 17. Die Kosten machen 402.000 Schilling aus.

15.12.1972: Neuer Generalsekretär des Wiener Fremdenverkehrsverbandes

Senatsrat Dr. Helmut Krebs wurde heute mit der Funktion des Generalsekretärs des Wiener Fremdenverkehrsverbandes betraut.

18.12.1972: "wien aktuell" - die neue Kommunikationsillustrierte

Das offizielle Organ Wiens wird ab Jahresbeginn unter dem neuen Titel "wien aktuell" erscheinen. Schon der neue Titel solle den geplanten Charakter dieser Zeitschrift als illustriertes kommunales Wochenmagazin anzeigen. Das Amtsblatt der Stadt Wien wird als eigene Beilage zu "wien aktuell" gedruckt werden. "wien aktuell" wird zum Preis von drei Schilling in den Trafiken erhältlich sein.

19.12.1972: 1,5 Millionen für Wiens Landwirtschaft

Eine Subvention von rund 1,5 Millionen Schilling für die Wiener Landwirtschaftskammer wurde heute vom Wiener Stadtsenat genehmigt. Darin sind Beträge für den Pflanzenschutz, für die Förderung des Wein- und des Gartenbaus, für das landwirtschaftliche Siedlungswesen und für den Verwaltungsaufwand der Kammer enthalten.

19.12.1972: City-Bus wird in Wien erprobt

Die Steyr-Daimler-Puch AG stellte heute einen neuen Fahrzeugtyp vor: den City-Bus. Dieses Fahrzeug fährt fast lautlos, verursacht fast keine giftigen Abgase und ist für den Einsatz in Fußgängerzonen gedacht. Der City-Bus soll im Probebetrieb in der Fußgängerzone in der Inneren Stadt eingesetzt werden.

21.12.1972: Wiener U-Bahn-Premiere

Wiens erster U-Bahn-Doppeltriebwagen, vollbesetzt mit Vertretern der Presse und des ORF, fuhr heute aus der provisorischen Halle in der Stadtbahnstation Heiligenstadt zur ersten offiziellen Probefahrt. Unter den ersten U-Bahn-Fahrern, die am Führerstand die 1.100 PS dirigierten, waren Bürgermeister Felix Slavik und die Stadträte Franz Nekula und Otto Schweda.

Der erste Doppeltriebwagen der aus insgesamt sieben Einheiten bestehenden Prototypserie für die Wiener U-Bahn hat damit die Testfahrten zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke aufgenommen. Bei diesen Versuchsfahrten geht es zunächst darum, die technischen Einrichtungen des Waggons zu überprüfen, bevor im Frühjahr 1973 mit der Einschulung des Fahrpersonals begonnen werden kann.

21.12.1972: Hoher Bundesorden für Wiener Magistratsdirektor

Bürgermeister Felix Slavik überreichte heute dem Wiener Landesamtsdirektor und Magistratsdirektor Dr. Rudolf Ertl das ihm vom Bundespräsidenten verliehene Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Dr. Ertl ist mit einer mehr als zehnjährigen Amtstätigkeit der am längsten dienende Magistratsdirektor in der Geschichte Wiens.

21.12.1972: Wotruba-Ring für Trixi Schuba

Bürgermeister Felix Slavik überreichte der Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Eiskunstlauf Beatrix Schuba als Geschenk der Stadt Wien einen Ring, der von Prof. Fritz Wotruba gestaltet wurde. Trixi Schuba wurde auch zur besten Sportlerin des Jahres 1972 gewählt.

28.12.1972: Wohnhausanlagen mit neuen Grundrissen

Neue Formen für städtische Wohnhausanlagen werden projektiert. Der Hochbauausschuss des Wiener Gemeinderates vergab nun die Projektbearbeitung für eine auf den Trabrenngründen in der Donaustadt geplante Großwohnhausanlage mit 1.229 Wohnungen. In Fertigteilbauweise sollen hier verschiedenartige Wohn- und Hausformen realisiert werden. Von besonderem Interesse sind sogenannte Split-Level-Typen mit halbgeschoßig versetzten Grundrissen. Außer Zentralheizung soll die Wohnhausanlage auch eine zentrale Warmwasserversorgung erhalten.

Die Entwurfarbeiten wurden dem Architektenteam Fritz Mayr, Walter Vasa und Brigitte Wiedmann übertragen. Der Wohnhausanlage werden auch ein Einkaufszentrum mit rund 3.500 Quadratmeter Verkaufsfläche, ein Kinderhort und eine Mutterberatungsstelle zugeordnet.