Historischer Rückblick aus dem Jahr 1972

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1972

Juli

1.7.1972: Neuauflage des Buches "Jungbleiben in Wien"

Mit Beginn des vorigen Jahres wurde in Wien damit begonnen, jedem "in Pension gehenden" Mitbürger einen in Buchform gestalteten Ratgeber für ein "Leben im Alter" zu überreichen. Das im Auftrag der Stadt Wien gestaltete Buch trägt den Titel "Jungbleiben in Wien" und hat den Zweck, Senioren nicht nur in den kleinen Dingen des Alltages zu beraten, sondern auch auf die zahlreichen Kommunalinstitutionen, die speziell für ältere Menschen eingerichtet wurden, hinzuweisen. Das überaus rege Interesse der Wienerinnen und Wiener für diesen Ratgeber, machte nunmehr eine Neuauflage des Buches notwendig.

1.7.1972: Zum 22. Mal: Förderungsbeiträge aus dem Wiener Kunstfonds in der "Z"

Die "Preise des Wiener Kunstfonds" wurden heuer zum 22. Mal an folgende Personen verliehen:

  • Bildende Kunst: Lore Heuermann
  • Literatur: Dr. Theodor Sapper
  • Musik: Martin Bjelik
  • Darstellende Kunst: Stella Kadmon
  • Film: Mansur Mahdavi

Jeder von ihnen wird 15.000 Schilling erhalten. Weitere 22 Personen erhalten Förderungspreise in einem Ausmaß von insgesamt 200.000 Schilling.

1.7.1972: Wiener Stadthalle: 1.000 Assistentinnen aus 21 Nationen werden weitergebildet

Hervorragende Wissenschafter haben sich zur Verfügung gestellt, um im Rahmen des 10. iamlt-Kongresses rund 1.000 diplomierten medizinisch-technischen Assistentinnen einen Überblick über die jüngsten einschlägigen Forschungsergebnisse zu geben und sie mit den daraus resultierenden Möglichkeiten im Laborbereich vertraut zu machen. Der Kongress wird vom Verband der diplomierten medizinisch-technischen Assistentinnen Österreichs durchgeführt. Unter den Teilnehmern befinden sich unter anderem eine 30köpfige Delegation aus Japan, solche aus Südafrika, Australien, Malaya, Neu-Guinea, den Vereinigten Staaten und nahezu allen europäischen Ländern. Ehrenschutz: Bundesministerin Dr. Ingrid Leodolter.

3.7.1972: Wiener Delegation bei Gerontologenkongress in Kiew

In Kiew findet der 9. Internationale Kongress für Gerontologie statt. Auf dem Kongress werden vor allem die sozialen, medizinischen und biologischen Probleme erörtert, die sich im Zusammenhang mit dem Älterwerden des Menschen ergeben. Für die Stadt Wien nehmen Landessanitätsrat Dr. Ermar Junker sowie Dr. Drapalik von der Magistratsabteilung 12 daran teil.

Eines der Hauptreferate hält der ärztliche Direktor des Altersheimes der Stadt Wien - Baumgarten, Dozent Dr. Walter Doberauer, der gleichzeitig Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Geriatrie ist. Sein Vortrag beschäftigt sich mit den Problemen der Alterschirurgie.

3.7.1972: Neubau der juridischen Fakultät: Grundgeschenk der Stadt Wien

Der Bund beabsichtigt, auf dem Areal Schottenbastei/ Hohenstaufengasse/Helferstorferstraße/Hessgasse in der Wiener Innenstadt, einen großen Neubau der juridischen Fakultät der Universität Wien zu errichten. Die Stadt Wien beteiligt sich an diesem Projekt, dessen Verwirklichung mithelfen soll, die Raumnot an den Wiener Hochschulen zu lindern, durch ein nicht unbeträchtliches Geschenk: die Stadtverwaltung stellt dem Bund drei Grundstücke mit einem Wert von rund 4,3 Millionen Schilling unentgeltlich zur Verfügung. Diese Schenkung an die Republik Österreich soll vor allem das Bestreben der Stadt Wien zum Ausdruck bringen, die Wissenschaft gebührend zu fördern.

3.7.1972: Theater-Ausstellung in der Hofburg

Mit einer Subvention von 100.000 Schilling hat das Kulturamt der Stadt Wien die Abhaltung einer großen Theater-Ausstellung unter dem Motto "Die Bühne als Forum" in den Redoutensälen der Wiener Hofburg unterstützt.

"Die Bühne als Forum" wurde vom neuen Berliner Kunstverein zusammengestellt und bereits in Berlin und Zürich gezeigt. In etwa 200 Exponaten wird die internationale Theaterszene seit 1945 dargestellt, wobei etwa 200 Inszenierungen ausgewählt wurden. Innerhalb der Ausstellung nimmt der deutschsprachige Raum eine besondere Stellung ein. Als Veranstalter treten das Österreichische Kulturzentrum und der Bundestheaterverband auf.

4.7.1972: Eine Million Schilling für Künstlerhaus-Theater

Die Baukosten für das im Künstlerhaus projektierte Theater stehen nunmehr mit etwa 7,8 Millionen Schilling fest. Bund und Stadt Wien, die sich die Kosten teilen, haben je eine Million Schilling für den Beginn der Bauarbeiten bereitgestellt. Der Kulturausschuss genehmigte nun auch noch 140.000 Schilling als Anteil der Stadt Wien an der Jahresmiete für 1972, schließlich auch noch eine Jahressubvention für die Künstlerhaus-Gesellschaft in der Höhe von 50.000 Schilling.

4.7.1972: Leinfellner-Fries für Haus der Begegnung

Für das Haus der Begegnung im 15. Bezirk (Schwendergasse 39) wurde die Anschaffung eines Frieses des bekannten Bildhauers Prof. Heinz Leinfellner genehmigt.

4.7.1972: Grundkauf für Naturpark Bisamberg

Die Wiener Stadtverwaltung kauft vom Chorherrenstift Klosterneuburg eine Reihe von Grundstücken am Südhang des Bisamberges für die Realisierung des Naturparks Bisamberg im Gesamtausmaß von rund 100.000 Quadratmetern.

Die Grundstücke zeichnen sich durch das Vorhandensein besonders seltener Fauna- und Floraelemente aus. Das Gebiet ist außerdem latent gefährdet, verbaut zu werden.

Durch diesen Grundkauf werden einerseits die Zugangswege zum geplanten Erholungsgebiet gesichert und andererseits wird das Erholungsgebiet selbst nicht unwesentlich vergrößert.

5.7.1972: Stadtentwicklungs-Enquete: Dipl.-Ing. Waldbrunner Vorsitzender des Präsidiums

In den Arbeitsräumen von Bürgermeister Slavik fand heute die Konstituierung der "Wiener Stadtentwicklungs-Enquete" statt. Es besteht aus Dipl.-Ing. Karl Waldbrunner, dem Vorsitzenden, Planungsstadtrat Ing. Fritz Hofmann, dem Geschäftsführer, Stadtrat Dr. Hannes Krasser, und Stadtrat Hubert Pfoch.

Die Enquete, deren Grundlage der Entwurf der "Leitlinien für die Stadtentwicklung" bildet, soll im Herbst stattfinden. In einem ersten Arbeitsgespräch wurde in groben Zügen der Operationskalender fixiert: Beginn in der zweiten Oktoberhälfte mit einer Plenartagung im Rathaus, Vorstellung der Leiter der einzelnen Arbeitskreise, Bildung von zwölf oder dreizehn Arbeitskreisen, die im wesentlichen mit den Kapiteln des "Leitlinienentwurfes" übereinstimmen.

Bis Ende August werden die Leiter der einzelnen Arbeitskreise bestimmt. Für diese Aufgabe sollen hervorragende Wissenschafter und Fachleute gewonnen werden.

Zu dieser Enquete werden Vertreter der fachlich und kommunalpolitisch qualifizierten Öffentlichkeit, der Interessensvertretungen der Kammern, der Kultur, der Studenten, der Jugendorganisationen, der Kirchen und der Parteien eingeladen.

6.7.1972: 90. Geburtstag Oscar Larsens

Am 8. Juli feiert der akademische Maler Prof. Oscar Larsen seinen 90. Geburtstag.

In Wien als Sohn eines dänischen Malers und Illustrators geboren, studierte er zunächst 1897 bis 1901 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, in den darauffolgenden Jahren an der Wiener Akademie. Noch als Student wurde er zur Mitarbeit an den Kartons für eine Serie von Intarsien im Rathaus von Bozen herangezogen, deren Ausführung infolge des Ersten Weltkrieges nicht mehr zustande kam. Die Kriegsszenen, die Larsen in den Jahren 1914 - 1918 malte, befinden sich heute zum Großteil im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. 1919 trat er der Genossenschaft bildender Künstler (Künstlerhaus) bei, wo er sich seitdem ständig an Ausstellungen beteiligte und 1957 mit dem Goldenen Lorbeer ausgezeichnet wurde. Außerdem erhielt Larsen 1925 den Preis der Stadt Wien und wurde ein Jahr später Ehrenmitglieder der Royal Academy in London. Seit 1918 malt er figurliche Szenen aus der Bibel, der antiken Mythologie und aus dem deutschsprachigen Sagenkreis. Daneben war Prof. Larsen auch als Illustrator der "contes" von Lafontaine und der Geschichten aus 1001 Nacht erfolgreich.

7.7.1972: Internationales Jugendmusikfestival hat Sitz in Wien

Das Internationale Jugendmusikfestival wird künftig von einem sich heute konstituierten Verein durchgeführt, der seinen Sitz in Wien hat. Der Verein trägt den Namen "Internationale Vereinigung für kulturellen Austausch". Präsident der Vereinigung ist der Rechtsanwalt Dr. Rudolf Götz, der die US-Seite vertretende Vizepräsident Dr. Richard H. Janger.

Das Internationale Jugendmusikfestival wurde von amerikanischer Seite initiiert.

7.7.1972: Aus dem Wiener Gemeinderat

Für den Betrieb der Pensionistenklubs in der Periode 1972/73 wurden heute insgesamt 10,2 Millionen Schilling im Wiener Gemeinderat genehmigt. Außerdem wurde beschlossen, für Pensionistenklubs mit mehr als 100 Teilnehmern künftig drei statt zwei Betreuerinnen vorzusehen. Insgesamt verfügt die Stadt Wien über 125 Pensionistenklubs.

11.7.1972: Internationales Jugendmusikfestival: "Hier zu spielen, ist eine Ehre"

In der Wiener Stadthalle fand eine erste Kontaktprobe der 27 amerikanischen Bands unter der musikalischen Leitung von Dr. William Revelli statt. Die Probe, die bis Mitternacht dauerte, bewies, dass die acht- bis 24-jährigen Musiker über ein außergewöhnliches Können verfügen.

Vor der Probe unterrichtete Dr. Revelli die Festteilnehmer über die Bedeutung, in Wien ein Festival der Musik abhalten zu können. Revelli wörtlich: "Ihr spielt in einer Stadt, die ich schlechthin als Welthauptstadt der Musik bezeichne, in der Musikgiganten wie Beethoven, Brahms und die Dynastie Strauss gelebt und gewirkt haben, in einer Stadt, von der immer wieder neue, die ganze Welt beeindruckende musikalische Impulse ausgehen. Hier zu spielen, ist eine Ehre, der man sich würdig erweisen muss."

Die Eröffnung des Internationalen Jugendmusikfestivals fand vor dem Schloss Schönbrunn unter Mitwirkung von mehr als 4.000 jugendlichen Musikern aus aller Welt statt. Sie wurden von Bundesminister Dr. Fred Sinowatz und Bürgermeister Felix Slavik begrüßt. Alle Musikgruppen werden in den nächsten Tagen an den verschiedensten Plätzen in Wien konzertieren.

13.7.1972: Jugendmusikfestival: Ständchen für Bundeskanzler Dr. Kreisky

Eine riesige Kapelle brachte heute auf dem Ballhausplatz dem österreichischen Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky ein musikalisches Ständchen.

Im Rahmen des Festivals werden im Stadion der Südstadt erstmals und speziell für das österreichische Publikum einige tausend amerikanische Studenten - begleitet von ihren Schulmusik-Kapellen - auftreten, und ihre Künste im Marschieren und Zusammenstellen "Bewegter Bilder" zeigen. Diejenige Gruppe, die diese Kunst am exaktesten beherrscht und optisch zu gewinnen versteht, also die "beste Marschierer-Gruppe", wird den "Preis des Unterrichtsministeriums" erhalten.

14.7.1972: "Lustige Witwe" im Theater an der Wien

Am 15. Juli findet die Premiere der Wiederaufnahme der "Lustigen Witwe" im Theater an der Wien statt. Es ist die 650. Vorstellung der Operette an diesem Haus seit der Ur-Aufführung am 30. Dezember 1905 und die 167. Vorstellung der Inszenierung Rolf Kutschera, die am 18. April 1967 Premiere hatte.

19.7.1972: Plakatwettbewerb: "Musik in Wien - Sommer 1972" erhielt ersten Preis

Das vom Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien in Auftrag gegebene Plakat für das kulturelle Sommerprogramm mit dem Titel "Musik in Wien - Sommer 1972" wurde von der alle drei Monate tagenden Jury zum besten Plakat des zweiten Vierteljahres 1972 gewählt. Dem von Prof. Wilhelm Jaruska entworfenen Plakat wurde auch ein von der Gewista ausgesetzter Preis zuerkannt.

Weitere ausgezeichnete Plakate sind:

  • "Wolff Wäsche sitzt immer" (Entwuf: Othmar Motter)
  • "Papier, Ausstellung Papier" (Entwurf: Tino Erben)
  • "Mobil - wir sind überall, wo man uns braucht" (Entwurf: Walter Schmoegner)
  • "Trink was zufrieden macht, trink Ovomaltine" (Entwurf: Harald Reidinger)
  • "Eskimo Eisspezialitäten - hundert Klappfahrräder zu gewinnen" (Entwuf: Karl Hanisch und Franz Babler)
  • "Hamol ultra bräunt - schützt" (Entwurf: Neukomm und Pinschewer AG)
  • "Zisch- frisch Keli Fruchtlimonade" (Entwurf: Studio 66 - Donhauser und Bergmayer)

21.7.1972: Papierlwegwerfen kann 20 Schilling kosten - Strafen für grobe Verunreinigung bis zu 2.000 Schilling

Polizeipräsident Holaubek hat dieser Tage in einer Dienstanweisung alle Wacheorgane angewiesen, gegen die Verschmutzung des Stadtbildes schärfer einzuschreiten. Wer ein Papierl wegwirft, riskiert ein Organstrafmandat über 20 Schilling. Bei groben Verunreinigungen ist mit Strafen bis zu 2.000 Schilling oder Arrest bis zu zwei Wochen zu rechnen.

21.7.1972: Karlsplatz als Filmszenerie: Schüsse im U-Bahn-Schacht - Umfangreiche technische Hilfeleistung durch Bauleitung

Der "underground" der U-Bahn-Großbaustelle Karlsplatz wird zur Szenerie für den amerikanischen Spionagefilm "Scorpio". Die künftigen U-Bahn-Schächte sind Schauplatz einer spannungsgeladenen Verfolgungsjagd der Agenten Cross, dargestellt durch Burt Lancaster, und Laurier, verkörpert durch Alain Delon. Dabei wird natürlich auch geschossen. Delon ist der Jäger, Lancaster der Gejagte. Derzeit werden die technischen Vorbereitungen für die Dreharbeiten in den U-Bahn-Schächten abgeschlossen.

Bauleitung und ARGE Karlsplatz leisteten für die Dreharbeiten umfangreiche technische Hilfe. Für den Agententhriller, der Reminiszenzen an den "Dritten Mann" wecken soll, wurde unter anderem ein hölzerner Turm im Zielschacht bei der Paulanergasse gebaut, der im Verlauf des Filmgeschehens einstürzt. Von dem Krangerüst im Anfahrschacht wird eine Menschenattrappe in ein Hochspannungsnetz fallen, das mit Stahlseilen simuliert wird. Zirkusnetze werden als Schutzmaßnahme ausgespannt. Eine Rutsche, die bei der Verfolgungsjagd eine Rolle spielt, wurde ebenfalls gebaut.

Der Fortschritt der Bauarbeiten wird jedoch durch die Filmszenen nicht beeinträchtigt.

22.7.1972: Wien - die größte Bauerngemeinde Österreichs

Die Millionenstadt Wien ist auch die größte Bauerngemeinde Österreichs: Hier bestehen mehr als 2.600 landwirtschaftliche Betriebe, die zusammen rund 22.000 Hektar Boden bearbeiten. Mehr als die Hälfte des Stadtgebietes wird also landwirtschaftlich genutzt, ein weiteres Fünftel forstwirtschaftlich.

Von besonderer Bedeutung ist der Wiener Gemüsebau, der 70 Prozent des Wiener Bedarfs deckt. Das entspricht etwa 60 Prozent der gesamten österreichischen Gemüseproduktion. Dabei ist die Tendenz zur ganzjährigen Gemüseproduktion sehr deutlich zu erkennen. Rund eine Million Hektar Glashausfläche ermöglicht dies.

Zur Förderung der Wiener Landwirtschaft beschloss der Gemeinderat schon 1959 eine Kreditaktion, in der bisher bereits 183 Kredite mit einer Gesamtsumme von 8,5 Millionen Schilling vergeben wurden.

24.7.1972: 230 Millionen für das Gastgewerbe

In der Kreditaktion für das Gast- und Schankgewerbe, die seit zehn Jahren läuft, wurden bereits 3.200 Kredite mit zusammen mehr als 230 Millionen Schilling vergeben. Mit der Aktion sollen Investitionen im Dienste des Fremdenverkehrs gefördert werden, vor allem die Modernisierung von Küchen, sanitären Anlagen und Gasträumen, der Einbau von Heizungen und Lüftungsanlagen sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Lärm- und Geruchsbelästigungen. Die Stadt Wien stellt dafür jährlich zwanzig Prozent der Einnahmen aus der Getränkesteuer zur Verfügung. Die Kredite bis zu 300.000 Schilling werden für fünf Jahre zinsenfrei gewährt. Bei pünktlicher Rückzahlung muss nur die Hälfte des Kredits zurückgezahlt werden, die andere Hälfte übernimmt die Stadt Wien.

27.7.1972: Neubau AKH: Mammutmaschinen bei Fundierung des Hauptgebäudes

Mit großem technischen Einsatz laufen seit Juni die Fundierungsarbeiten für das Hauptgebäude des Neuen Allgemeinen Krankenhauses am Währinger Gürtel. Österreichs größte Hochbaustelle - 235.000 Quadratmeter, davon 47.500 verbaut - bietet auch auf dem Maschinensektor Superlative.

Aufwendige Tiefgründung

Der Kern der Gesamtanlage - also der Flachtrakt mit den beiden aufgesetzten Bettentürmen - ragt 72,50 Meter über die Erde (14 Meter unter die Erde erstrecken sich noch drei Untergeschoße). Dies bedingt eine aufwendige und differenzierte Tiefgründung, für die derzeit auch ein Pfahlbelastungsversuch durchgeführt wird. Die Gründung der Außenwände erfolgt mit rippenförmig verstärkten, 20 bis 25 Meter tiefen Schlitzwänden, die zugleich als Baugrubenumschließung dienen, die Fundierung der Säulen mit rund 500 Pfählen in der Länge von 25 Meter und Durchmessern von 1,20 bis 1,50 Meter an der Spitze und 2,40 bis 3 Meter am Fuß. Kastenförmige Schlitzwandelemente dienen der Gründung der Stiegenhäuser und Aufzugsgruppen im Bettenhausbereich.

Haushohe Betonmischanlage

Im Bereich der Grube für den Bauteil Ost des Hauptgebäudes wurde eine "Betonzentrale" eingerichtet, die derzeit aus einer haushohen Mischanlage besteht, die durch einen Computer gesteuert wird und 50 Kubikmeter Frischbeton pro Stunde liefert. Eine zweite derartige Mischanlage wird ab September arbeiten. Die Betonförderung erfolgt durch sechs Pumpen und lange Rohrleitungen zu den verschiedenen Einsatzpunkten auf dem weitläufigen Areal. Zwei stationäre und drei fahrbare Turmdrehkräne - Tragkraft 90 bis 180 Tonnen/Meter, Ausladung 30 bis 60 Meter - markieren die "Skyline" der Großbaustelle. Drei weitere Turmdrehkräne gleicher Dimension kommen in späteren Bauabschnitten dazu. Ein besonderes "Prunkstück" ist der riesige 50-Tonnen-Autokran, der größte seiner Art in Österreich, für den Transport der stählernen Bewehrungen.

Derzeit wird pro Tag ein Schlitzwandelement von etwa 100 Kubikmeter betoniert, in nächster Zeit wird die Produktion verdreifacht. Entsprechend wird auch die Herstellung der Bewehrungen - derzeit fünf Tonnen pro Tag - beschleunigt. Rund 2.000 Kubikmeter Erdmaterial werden mit drei Laderaupen und etwa 25 LKW-Zügen pro Tag ausgehoben und transportiert.

Die Fundierungsarbeiten der ersten Bauteile Ost und Nordwest erstrecken sich bis in das Jahr 1973. Der dritte und letzte Bauabschnitt West des Hauptgebäudes soll 1974 - nach dem Abbruch der alten psychiatrischen Klinik - in Angriff genommen werden. Die Fertigstellung des Hauptgebäudes, einschließlich Einrichtung, und damit der Gesamtanlage, ist für Ende 1981 vorgesehen.

27.7.1972: Friedens-Seminar an der Wiener Universität

An der Wiener Universität findet derzeit ein Seminar über die Rolle der Universität auf der Suche nach dem Frieden statt. Es handelt sich um das erste sogenannte "vienna rotating seminar", das 60 Rektoren, Professoren und Vertreter internationaler Organisationen aus 21 Ländern nach Wien geführt hat.