Historischer Rückblick aus dem Jahr 1972

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1972

März

1.3.1972: Erste Gespräche über Eislaufprojekt-Engelmann

Im Zusammenhang mit dem Projekt einer Kaufhausgruppe, auf dem Areal des derzeitigen Engelmann-Eislaufplatzes ein Einkaufszentrum zu errichten und den Eislaufplatz auf das Dach des Gebäudes zu verlegen, fanden die ersten Gespräche zwischen der Wiener Stadtverwaltung, Anrainern und den Vertretern der Kaufhausgruppe statt.

Der Bezirksvorsteher des 17. Bezirkes, Josef Veleta, sprach sich grundsätzlich - wenn alle Auflagen und Vorgaben stimmen - für die Verlegung und damit Erhaltung des Eislaufplatzes auf das Dach aus.

1.3.1972: Neue Versuchsanstalt der Gaswerke eröffnet

Die Wiener Gaswerke haben in ihrem Simmeringer Werk eine neue Prüf- und Versuchsanstalt errichtet, die heute von Bürgermeister Slavik eröffnet wurde. In der neuen Anstalt können Gasgeräte aller Art bis zu einer Belastung von einer Million Kilokalorien überprüft werden. Dabei kann in einer automatischen Mischanlage jede beliebige Gasart hergestellt werden, sodass auch für das Ausland bestimmte Geräte geprüft werden können.

Die Wiener Gaswerke haben bereits 1913 mit der Prüfung von Gasgeräten begonnen. Seit damals wurden diese Untersuchungen im Gebäude in Wien 8, Josefstädter Straße durchgeführt. Mit einem Bescheid des Handelsministeriums vom 18. Februar 1949 wurde die Prüf- und Versuchsanstalt "autorisiert", das heißt, sie wurde berechtigt, über das Ergebnis ihrer Untersuchungen Zeugnisse auszustellen, die als öffentliche Urkunden gelten.

Zu den wichtigsten Aufgaben gehört die Prüfung von Geräten nach der Önorm, die eine Voraussetzung für die Erteilung des Prüfzeichens seitens der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach ist. In Wien ist dieses Prüfzeichen für alle Haushaltsgeräte gesetzlich vorgeschrieben.

Eine besonders große Aufgabe erwuchs der Anstalt mit der Umstellung der Wiener Gasversorgung auf Erdgas (schon 60.000 Haushalte sind umgestellt). Zur organisatorischen Vorbereitung mussten die in Wien vorhandenen verschiedenen Gasgerätetypen erfasst und auf die Möglichkeit der Umstellung oder des Umbaus auf Erdgas geprüft werden. Dabei wurden schon vor Beginn der Umstellaktion mehr als 1.100 verschiedene Gasgerätetypen festgestellt, die in Wien in Gebrauch stehen. Für die meisten dieser Geräte existierten keine erdgasgerechten Umbausätze, viele stammten von nicht mehr bestehenden Firmen. In der Prüf- und Versuchsanstalt wurden in Zusammenarbeit mit einschlägigen Unternehmungen viele Umbausätze neu entwickelt - eine umfangreiche Arbeit im Interesse der Kunden, denen damit Kosten erspart wurden.

6.3.1972: "Experimentelle Fotografie" aus Wien wird in Bremen gezeigt

Experimentelle Fotografien der beiden Wiener Meisterfotografen Hans Mayr und Wladimir Narbutt-Lieven bilden den Inhalt einer Ausstellung, die in der Galerie Hansen in Bremen zu sehen ist.

Die international anerkannten Fotografen haben bereits vergangenes Jahr im Rahmen einer internationalen Ausstellung im Österreichischen Museum für angewandte Kunst einen Teil ihrer Arbeit mit großen Erfolg gezeigt. Aufgrund des damaligen Erfolges wurden die beiden Künstler nun dazu eingeladen, ihre "Lichtbilder" nunmehr auch in Bremen zu zeigen.

6.3.1972: Festakt: 50 Jahre Stadtschulrat für Wien

In einer öffentlichen Festsitzung, der auch Bundespräsident Franz Jonas beiwohnte, wurde das 50jährige Bestehen des Stadtschulrates für Wien - als oberste Landesschulbehörde - gefeiert.

6.3.1972: Emmerich Pranz - ein Repräsentant echten Wienertums - gestorben

Der bekannte Volksmusiker und Kontragitarrist des klassischen Wiener Schrammelquartetts, Emmerich Pranz, ist im 86. Lebensjahr gestorben.

Emmerich Pranz, am 16. Oktober 1886 in Wien als Sohn eines Volksmusikanten geboren, widmete sich bereits seit frühester Jugend der Wiener Volksmusik und war als einer der besten Kontragitarristen Wiens äußerst beliebt und bekannt. Den Höhepunkt seiner langjährigen beruflichen Tätigkeit - er war Regimentsmusiker und Mitglied verschiedener europäischer Kapellen - bildete die Mitwirkung im klassischen Wiener Schrammelquartett.

7.3.1972: Neues Meidlinger Bezirksmuseum

Das Meidlinger Bezirksmuseum hat ein neues Domizil erhalten. Dank der Unterstützung durch die Stadt Wien konnte das Museum, das bisher im Gebäude einer Schule untergebracht war, neue Räumlichkeiten in der Kobingergasse 7 beziehen. Insgesamt stehen vier Schauräume für die Bezirksgeschichte sowie ein mit Stereoanlage ausgestatteter Vortragssaal und eine Restaurierungswerkstätte zur Verfügung. Im Erdgeschoss ist nun die Galerie des Museums untergebracht. Die erste Ausstellung ist Werken des akademischen Malers und Bildhauers Rudolf Kedl gewidmet.

10.3.1972: "Zweite Donau", 1. Bauabschnitt: Stahlspundbohlen für 8,7 Millionen

Als erstes sichtbares Bauwerk für die "Zweite Donau", muss zu Beginn der Aushubarbeiten rund 1,5 Kilometer stromabwärts der Stadlauer Ostbahnbrücke ein sogenanntes Absturzbauwerk errichtet werden, um den Höhenunterschied von etwa 6,5 Meter zwischen dem Inundationsgebiet und der geplanten Sohle des Entlastungsgerinnes ausgleichen zu können. Dieses überflutbare Bauwerk wird aufgrund der hydraulischen Versuche von Prof. Grzywienski, Technische Hochschule Wien, in einer Breite von 170 Meter aus zwei parallel angeordneten, quer zur Strömungsrichtung verlaufenden und durch Anker verbundenen stählernen Spundwänden errichtet. Für den Ankauf des Spundwandmaterials - Bohlen von zehn bis 20 Meter Länge, Anker und Zubehörmaterial im Gesamtgewicht von rund 1.600 Tonnen - wurde der Betrag von 8,7 Millionen Schilling bereitgestellt.

13.3.1972: Laurence Oliviers Nachwuchstheater in Wien

Die "Arena 72" im Museum des 20. Jahrhunderts wird durch das Londoner "young vic-theater" eröffnet. Der Direktor und Gründer des "young vic", Frank Dunlop, beschloss nach Besichtigung des Zwanzigerhauses anlässlich des 400. Geburtstages des Shakespeare-Zeitgenossen Ben Jonson, der genau in die heurigen Festwochen fällt, die bei uns kaum bekannte Jonson-Komödie "Der Alchimist" mit seinem Ensemble für Wien zu inszenieren.

Das "young vic" ist das junge Ensemble des englischen Nationaltheaters, dessen Chef Sir Laurence Olivier ist und als dessen Co-Direktor der Regisseur Frank Dunlop fungiert. Das young vic, das erst seit kurzem existiert, konnte trotzdem schon mit seinen Aufführungen die Londoner Theaterszene beeinflussen. Ausgedehnte Gastspielreisen brachten dem young vic in ganz Europa außerordentliche Erfolge.

14.3.1972: Warme Quelle für grünen Karlsplatz

Das Wiener Stadtgartenamt wird nun den dänischen Gartengestalter Prof. Sven-Ingmar Anderson mit der Ausführung des in einem internationalen Wettbewerb mit dem ersten Preis prämiierten Projektes für die Gestaltung des Karlsplatzes beauftragen. Anderson sieht die Schaffung einer großen Erholungsfläche vor, die sich vom Ostrand des Karlsplatzes bis zur Wiedner Hauptstraße erstreckt. Es sind mehrere Wasserflächen geplant, der alte Baumbestand soll erhalten bleiben und es sollen besonders geschützte, von den Verkehrszonen getrennte Spielplätze für Kinder geschaffen werden.

Schließlich soll Anderson in seine Ausführungspläne auch die 16 Grad warme Quelle, die unter dem Historischen Museum der Stadt Wien entspringt, einbeziehen. Die Quelle wurde beim Bau des Museums in dessen Keller gefasst und wird derzeit abgeleitet. Die Quelle könnte beispielsweise für einen ganzjährig sprudelnden Brunnen genutzt werden.

15.3.1972: Neues Großwohnbauvorhaben im 2. Bezirk

Das Gebiet zwischen Handelskai, Haussteinstraße, Wehlistraße und Weschelstraße im 2. Bezirk soll eine neue städtebauliche Struktur erhalten. Auf der Basis einer städtebaulichen Studie von Architekt Prof. Lippert werden nun Studien über die architektonische Gestaltung eines neuen Wohnbauvorhabens mit etwa 400 Wohnungen durchgeführt. Es wurden nun vier junge Architekten beauftragt, es handelt sich um eine Art internen Wettbewerb, der nach Möglichkeit zu einem optimalen Ideenentwurf führen soll.

16.3.1972: Altes AKH wird an Fernheizwerk angeschlossen

Mit einem Gesamtkostenaufwand von 25 Millionen Schilling wird der alte Teil des Allgemeinen Krankenhauses an das Fernheizwerk Spittelau angeschlossen. Für das heurige Jahr wurde eine erste Rate von fünf Millionen Schilling freigemacht. Mit der Fertigstellung der Fernheizleitung können mehr als hundert Kohlenöfen zum "alten Eisen" wandern.

16.3.1972: Neun goldene "Meilensteine" für Touristikbücher

Im Wiener Rathaus überreicht heute der stellvertretende Generalsekretär des Fremdenverkehrsverbandes für Wien, Dr. Franz Jager, neun vergoldete "Wiener Meilensteine" (Entwurf nach einer Idee von Prof. Otto Liewehr) für hervorragende touristische Bücher, die bei dem zum dritten Mal durchgeführten internationalen Wettbewerb "Das touristische Buch" prämiiert wurden. Es wurden in den drei Sparten Reiseführer, Bildbände und Reisebeschreibungen jeweils der beste Text, die beste Illustration und die beste Herstellung von einer Fachjury ausgewählt. Insgesamt sind 280 Bücher von 50 Verlagen aus 21 Ländern zu dem Wettbewerb eingereicht worden.

Die Liste der Preisträger:

  1. Reiseführer: Bester Text: Touring Club Italiano, Mailand (für mehrere Reiseführer); beste Illustration: Verlag Thames und Hudson, Longen ("Venice"); beste Herstellung: Verlag Nagel, Genf ("Der Mond")
  2. Bildbände: Bester Text: Verlag Arthaud, Grenoble ("les palais du reve" und "la france"); beste Illustration: Verlag Atlantis, Zürich ("Algave" und "Türkei"); beste Herstellung: Verlag Yama to keikoku sha, Tokio ("Ymakey-Führer")
  3. Reisebeschreibungen: Bester Text: Verlag Prostel, München (für verschiedene Reiseserien); Beste Illustration: Verlag Bertelsmann, Gütersloh ("Mein Paris"); Beste Herstellung: Verlag Jugend und Volk, Wien ("Wien-Spektrum einer Stadt")

16.3.1972: Kellerbrand im Kaufhaus Tlapa

Im Keller des bekannten Kaufhauses Tlapa in Wien 10, Favoritenstraße brach heute ein Brand aus, der einen Schwerverletzten forderte. Der Heizer des Betriebes war von den Flammen eingeschlossen und wurde von der Feuerwehr geborgen.

Aufgrund der starken Rauchentwicklung musste das Kaufhaus von allen Besuchern geräumt werden. Die vermutliche Brandursache war ein Flammenrückschlag beim Papierverbrennungsofen im Altpapierlager, das sich im Keller befindet.

17.3.1972: Städtebauliche Studie "Unteres Wiental"

In den Leitlinien für die Stadtentwicklung wird die Stadterneuerung als eine der vordringlichsten Aufgaben der Planung bezeichnet. Diesen Vorstellungen entspricht ein Auftrag an ein privates Architektenteam: das Untere Wiental, eine der markantesten Stadtlandschaften mit vielen ungelösten Problemen, soll unter die Lupe genommen werden. Ziel dieser Studie, die mehr als zwei Millionen Schilling kostet, ist es, ein Leitbild für das gesamte Planungsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der projektierten Schnellstraße und der Umstellung der Stadtbahn auf U-Bahn-Betrieb zu erhalten.

Als Planungsziel wurde daher vorgegeben: Schaffung einer innerstädtischen Entwicklungsachse mit vermehrten Büro- und Wohnfunktionen, vermehrte Einrichtungen für Erholung und Bildung, Erarbeitung eines Flächenwidmungs- und Bebauungsplanvorschlages mit Varianten.

Im Rahmen der Studie soll auch ein operativer Entwicklungsplan mit Differenzierung von Dringlichkeitsstufen erarbeitet werden. Aus diesem Grund wird sich die Stadtbaudirektion - Projektsteuerung an den Planungsarbeiten beteiligen und mittels Netzplantechnik den Ablauf vorzuschlagender Maßnahmen kontrollieren und steuern. Der Termin für die Fertigstellung der Arbeit ist mit Februar 1973 fixiert.

Einiges über die Größe des Untersuchungsgebietes: das Flächenausmaß beträgt rund 360 Hektar. In diesem Raum wohnen ungefähr 56.000 Menschen. Die Gesamtbevölkerung - inklusive Arbeitsbevölkerung - beträgt etwa 132.000.

Die Arbeitsgemeinschaft für Architektur, Stadtplanung, Koordination - Architekt Ottokar Uhl (Wien), Prof. Joseph P. Weber (Hamburg) - hat die Absicht, von dem Planungsgebiet ein Modell herzustellen, das eine genaue Kontrolle aller räumlich-städtebaulichen Maßnahmen ermöglicht. Diese Kontrolle soll durch ein Endoskopiegerät ermöglicht werden. Diese Minifernsehkamera - sie wird überwiegend in der Medizin verwendet - ermöglicht die Betrachtung des Modells aus der Fußgängerperspektive. Das Modell erhält durch die Minikamera die Dimensionen der Realität.

20.3.1972: 25 Jahre Verein Wiener Hauskrankenpflege - 2,5 Millionen Einsatzstunden

Der Verein "Wiener Hauskrankenpflege", im Jahre 1947 über Initiative der Stadt Wien gegründet, begeht heuer sein 25jähriges Bestandsjubiläum. Seit der Gründung haben Bedeutung und Umfang der Vereinstätigkeit stark zugenommen. So ist der Verein heute die bedeutendste und größte Wohlfahrtsorganisation, die für Stadt Wien im Rahmen der Wohlfahrtsverwaltung die sozialen Dienste "Heimhilfe" und "Hauskrankenpflege" leistet.

Derzeit werden vom Verein 175 Heimhelferinnen und 18 diplomierte Krankenschwestern, die laufend circa 650 Personen betreuen, beschäftigt. Waren es 1947 rund 14.100 Einsatzstunden gewesen, so betrug deren Zahl vergleichsweise 1971 bereits 229.934 Pflegestunden. Die Gesamtzahl der seit Gründung des Vereines geleisteten Einsatzstunden überschritt 1964 zum ersten Mal die Millionengrenze und wird im Lauf des heurigen Jahres 2,5 Millionen Einsatzstunden betragen.

22.3.1972: Ehrenring für Univ.-Prof. Dr. Erich Schmid

Bürgermeister Felix Slavik überreichte heute dem Präsidenten der Österreichischen Akademie der Wissenschaft, em. Univ.-Prof. Dr. Erich Schmid, den Ehrenring der Stadt Wien für seine außerordentlichen Verdienste auf dem Gebiet der Metallforschung.

Neben zahllosen Ehrungen, die Schmid im Laufe der Jahre erhielt, unter anderem 1957 die Wilhelm Exner-Medaille des Österreichischen Gewerbevereines und die Haydn-Gedenkmünze der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde, 1960 der Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, erhielt er auch 1965 den Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften. Im Jahr 1962 wurde Schmid Ehrenmitglied der japanischen Gesellschaft für Metallkunde.

24.3.1972: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat standen unter anderen folgende Punkte auf der Tagesordnung:

Der Antrag auf eine Subvention in der Höhe von 1,5 Millionen Schilling für die Austria-Wochenschau wurde mehrstimmig angenommen.

Einstimmig angenommen wurden die Anträge für den Anschluss des Alten Allgemeinen Krankenhauses an das Fernwärmenetz sowie die Vergabe "Studie Wiental".

Ebenfalls einstimmig angenommen wurde der Antrag 6,2 Millionen Schilling für den Umbau des einstigen Dorotheumsgebäudes in Wien 15, Schanzstraße zum neuen Depot des Historischen Museums der Stadt Wien zur Verfügung zu stellen. Das Museum verfügt über reiche Schätze, die nicht zur Gänze im Gebäude auf dem Karlsplatz untergebracht werden können. Derzeit gibt es zwei Außendepots im 12. und 20. Bezirk, die nach der Übersiedlung in die Schanzstraße aufgelassen werden können.

Auch die Änderung der Geschäftseinteilung, mit der vor allem den ständig steigenden Anforderungen der Stadtplanung, des U-Bahn-Baus und des Hochwasserschutzes Rechnung getragen werden soll, stand auf der Tagesordnung. Es wurden folgende Änderungen einstimmig beschlossen:

Die MA 18 (Stadt- und Landesplanung) wird sich künftig nur mehr mit den grundsätzlichen Aufgaben beschäftigen und die Bezeichnung "Stadstrukturplanung" erhalten. Für die Detailarbeit wird die MA 47 mit der Bezeichnung "Flächenwidmungs- und Bebauungsplan" geschaffen. Die MA 29 (Brücken- und Wasserbau) wird sich künftig nicht mehr mit dem U-Bahn-Bau befassen, dafür wird eine MA 38 mit der Bezeichnung "U-Bahn-Bau" geschaffen.

Die Kompetenzen für den Altstadterhaltungsfonds werden der MA 7 (Kulturamt) übertragen, die Kompetenz für die Vorschreibung von Kanaleinmündungsgebühren wird von der MA 4 (Allgemeine Finanzverwaltung) zu den MA's 35, 36 und 37 (Baupolizei) verschoben.

29.3.1972: 25 Jahre französisches Kulturinstitut: "Studio Moliere" wird eröffnet

Anlässlich des 25jährigen Bestandes des französischen Kulturinstitutes steht eine Retrospektive Rene Clair auf dem Programm. Rene Clair, Dr. h.c. der Universität Cambridge und Mitglied der academie francaise, wird während der Filmfestwoche in Wien sein und das "Studio Moliere" gemeinsam mit dem französischen Botschafter, Francois Leduc, eröffnen.

Das "Studio Moliere" ist das ehemalige Fliegerkino in der Liechtensteinstrasse 37, das ab dem Eröffnungstag ausschließlich dem Institut francois de vienne und dem Lycee francois zur Verfügung steht. Es sollen im Studio einmal wöchentlich Filme in französischer Originalfassung gezeigt werden.

29.3.1972: Antrittsbesuch des ägyptischen Botschafters

Salah Gohar, seit Februar in Wien akkreditierter Botschafter der arabischen Republik Ägypten und Vertreter seines Landes bei der UNIDO und bei der Atombehörde, stattete heute Bürgermeister Felix Slavik seinen Antrittsbesuch ab.

30.3.1972: Der gute "Ton" im U-Bahn-Bau: Keramik aus Tegel vom Karlsplatz

Der blaugraue Tonmergel, der bei den Erdarbeiten des U-Bahn-Baus auf dem Karlsplatz ausgehoben wird, ist von hervorragender Qualität als Material für Gefäßkeramik. Dies ist die Meinung von Prof. Heinz Leinfellner von der Hochschule für angewandte Kunst.

Beamte der U-Bahn-Bauleitung und des Kulturamts hatten Leinfellner im Februar auf den Tegel (das ist der Wiener Ausdruck für den Tonmergel) aufmerksam gemacht, der auf dem Karlsplatz "gefördert" wird. Dieser Tegel, Ablagerung im stillen Meereswasser des Jungtertiär, wurde von der Klasse Leinfellner in Augenschein genommen und als hervorragend befunden.

Mittlerweile hat die Stadt Wien über den U-Bahn-Bau mit einer besonderen Art der Kunstförderung begonnen: es wurden bereits zwei Tonnen des "U-Bahn-Tons" kostenlos an die Hochschule geliefert.

Vor wenigen Tagen wurde die erste Keramik, eine Schale, aus diesem Ton fertiggestellt. Sie befindet sich in Verwahrung von Tiefbaustadtrat Kurt Heller. Von Seiten der Stadt Wien ist daran gedacht, Keramiken aus U-Bahn-Ton anzukaufen und prominenten Besuchern der Baustelle Karlsplatz als Erinnerungsgeschenk zu überreichen. Die Klasse Leinfellner wiederum beabsichtigt, eine Ausstellung ausschließlich mit Keramiken, die aus U-Bahn-Ton hergestellt sind, zu gestalten.