Historischer Rückblick aus dem Jahr 1972

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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November 1972

November

2.11.1972: Weitere 135 Millionen für Aufschließung von Betriebsbaugebieten

Der Wiener Stadtsenat genehmigte für die weitere Aufschließung von Betriebsbaugebieten in Wien eine Summe von insgesamt 135,46 Millionen Schilling. Es handelt sich dabei um fünf Gebiete im Gesamtausmaß von 904.000 Quadratmeter, und zwar im 10. beziehungsweise 23. Bezirk die sogenannten Aldergründe, ferner das Gebiet 21., Trillergasse, 22., Iberisweg, 22., Wagramer Straße und 23., Zetschegasse.

Damit wird das im Jahr 1968 begonnene Industrieflächen-Erschließungsprogramm neuerlich aufgestockt. Jene Flächen, für die die Aufschließungsarbeiten bereits beendet sind, konnten auch schon zur Gänze vergeben werden. Seit 1969 wurden von der Stadt Wien und der Wiener Betriebsansiedlungsgesellschaft insgesamt 75 Betrieben Flächen zur Verfügung gestellt. Die Investitionssumme dieser Betriebe wird ohne die Grundkosten ungefähr 1,7 Milliarden Schilling betragen.

3.11.1972: Umweltfreundliche Autobusse für Wien

Stadtrat Franz Nekula übernahm in der Österreichischen Automobilfabrik Gräf und Stift in Liesing (23. Bezirk) fünf neuartige Autobusse für die Wiener Verkehrsbetriebe, die dem neuesten Stand der technischen Entwicklung entsprechen und besonders umweltfreundlich sind. Mit diesen fünf neuen Autobussen verfügen die Wiener Verkehrsbetriebe über 393 einsatzbereite Autobusse, davon 69 Doppeldeckerbusse und 47 Gelenkzüge. 212 Wagen sind für den Einmannbetrieb mit Türautomatik und Fahrscheinentwerter ausgerüstet.

Die Wiener Verkehrsbetriebe haben schon vor zehn Jahren begonnen - in Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen, darunter der ÖMV - Versuche durchzuführen, um eine Verminderung der Schadstoffe in den Auspuffgasen zu erreichen. Es gelang nun - nach mehrjährigen Versuchen - einen Flüssiggas-Diesel-Mischbetrieb zu entwickeln, der diesen Vorstellungen entsprach. Es wurden zwei voneinander unabhängige Testreihen durchgeführt - eine gemeinsam von der Mobil Oil-Austria und der Technischen Hochschule Wien, die andere im Zusammenwirken der Steyr-Werke mit Esso-England. Beide ergaben eine Verminderung der Schadstoffe in den Auspuffgasen um rund zwei Drittel. Wenn alle Autobusse der Wiener Verkehrsbetriebe auf den Flüssiggasmischbetrieb umgestellt sind, werden sie statt 150 Tonnen Ruß nur mehr 40 Tonnen Ruß pro Jahr erzeugen. Von den 393 städtischen Autobussen sind bereits 253 für den Flüssiggas-Mischbetrieb ausgerüstet, bis Ende 1974 sollen alle mit den entsprechenden Einrichtungen versehen sein.

Die vor etwa eineinhalb Jahren durch Fusion entstandene Firma Österreichische Automobilfabrik - Gräf und Stift hat in ihren drei Werken in Floridsdorf, Döbling und Liesing 2.400 Beschäftigte. Der Umsatz überstieg voriges Jahr erstmals eine Milliarde Schilling. Das Liesinger Werk betreibt den Autobusbau. Die große Werkshalle wurde auf eine Länge von 185 Meter und eine Fläche von 4.600 Quadratmeter erweitert, die Kapazität beträgt einen Autobus pro Tag.

6.11.1972: 100.000 Haushalte auf Erdgas umgestellt

Ein kleines Jubiläum feierten die Wiener Gaswerke: 100.000 Haushalte wurden bereits auf Erdgas umgestellt. Dazu kommen 3.775 gewerbliche Gasanlagen.

7.11.1972: Tod am Rednerpult

Zu einem tragischen Zwischenfall kam es im Verlauf der Wiener Stadtentwicklungsenquete im Haus der Begegnung, 19., Gatterburggasse. Der siebente Diskussionsredner, Professor Max Meinecke vom Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Wien, stürzte während seines Beitrages im Arbeitskreis Jugend, Bildung, Freizeit vermutlich infolge Herzschlag tot zu Boden.

8.11.1972: Kammer stimmt Vergrößerung der Fußgängerzone zu

Die Wiener Handelskammer hat nun grundsätzlich einer Vergrößerung und definitiven Ausgestaltung der Fußgängerzone Kärntner Straße im Bereich Stock-im-Eisen-Platz - Philharmonikerstraße zugestimmt. Ein entsprechender Brief von Präsident Mitterer traf im Rathaus ein. Die Zustimmung wird allerdings von der Erfüllung einiger Forderungen abhängig gemacht: So müsse die Zufahrt in die Quergassen der Kärntner Straße immer gewährleistet sein und zudem müsste die Kärntner Straße während der Nachtstunden im Interesse der Hotels beziehungsweise Restaurantbetriebe an zwei bis drei Stellen gequert werden dürfen. Als weitere Voraussetzungen werden die Beibehaltung einer Autobuslinie parallel zur Kärntner Straße, die Schaffung von zusätzlichen Kurzparkplätzen und Taxistandplätzen genannt.

8.11.1972: Verzeichnis der wissenschaftlichen Institute

Auf Anregung des Kulturamtes der Stadt Wien hat das Institut für Stadtforschung eine Zusammenstellung aller wissenschaftlichen Institute in Wien herausgebracht, soweit sie ein eigenes Forschungsbudget haben. Die Liste der 445 wissenschaftlichen Institute liegt nun in Buchform vor.

10.11.1972: Stadtentwicklungsenquete: Arbeitskreis Wohnen und Wirtschaft konstituiert

Mehr Schutz für den Wohnkonsumenten, Verbesserung der Bauqualität durch eindeutigere gesetzliche Baubestimmungen und ein besseres Kreditsystem für den Kauf, beziehungsweise die Renovierung von Altwohnungen forderten Diskussionsteilnehmer bei der ersten Sitzung des Arbeitskreises Wohnen der Wiener Stadtentwicklungsenquete.

Auch der Arbeitskreis Wirtschaft konstituierte sich unter seinem Vorsitzenden Prof. Dkfm. Hans Seidel, dem stellvertretenden Leiter des Instituts für Wirtschaftsforschung.

10.11.1972: Industriezentrum Liesing: Neues Autozentrum

Mit einem Kostenaufwand von 120 Millionen Schilling entstand im Industriegebiet Liesing (23. Bezirk) an der Ketzergasse - Brunnerstrasse ein neues Autozentrum, das mehr als eintausend Beschäftigte hat.

14.11.1972: Für den ORF: Wien erhöht Beteiligung

Gewaltig erhöht hat Wien seine Beteiligung am ORF im Zusammenhang mit einer Erhöhung des Stammkapitals der Österreichischen Rundfunk GesmbH von 115 Millionen auf 230 Millionen. Wien erhöht im Rahmen der Beteiligung der einzelnen Bundesländer als Gesellschafter des ORF seinen Geschäftsanteil von 239.168 Schilling auf 24.406.437 Schilling. Die Wiener Landesregierung fasste diesen einstimmigen Beschluss.

Der Beschluss der Wiener Landesregierung geht auf einen Beschluss der Landeshauptleute-Konferenz von Juni dieses Jahres zurück, sich an der Erhöhung des Stammkapitals des ORF so zu beteiligen, dass die Länder zusammen insgesamt 49 Prozent des Stammkapitals aufbringen. Die Aufteilung erfolgt nach der Bevölkerungszahl.

15.1.1972: Wettbewerb für die Donauinsel

Die Stadt Wien wird einen großen städtebaulichen Wettbewerb zur Erlangung von Ideen für die Gestaltung der durch den Bau der Zweiten Donau im Bereich von Wien entstehenden Insel ausschreiben. Dieser Wettbewerb geht auf eine Empfehlung der Gemeinderätlichen Stadtplanungskommission zurück. Der Wettbewerb, der für alle österreichischen Fachleute und Fachteams (Architekten, Soziologen, Biologen, usw.) ausgeschrieben ist, sieht Preise in der Gesamthöhe von 3,3 Millionen Schilling vor.

Für die künftige Donauinsel können grundsätzlich städtische Nutzungen und Funktionen vorgeschlagen werden, soweit sie nicht den angestrebten Grundsatzcharakter eines Erholungsgebietes beeinträchtigen. Solche Nutzungen sind: Erholungsflächen, Freizeiteinrichtungen, in geringerem Umfang auch Wohnstätten, kulturelle Einrichtungen und erforderliche Versorgungseinrichtungen. Die Nutzung der künftigen Donauinsel soll sich jedoch nicht auf eine einzige Nutzungsart beschränken. Ausdrücklich soll darauf geachtet werden, dass das Gebiet der Donauinsel weder für Industrie noch für gewerbliche Betriebe - soweit letztere nicht für die direkte Versorgung notwendig sind - verwendet werden darf.

Die Ausschreibung wird von der Stadt Wien und dem Bund gemeinsam vorgenommen werden. Für die Beurteilung der einlangenden Projekte wird eine internationale Jury eingesetzt.

17.11.1972: Stadtentwicklungsplatz für den 2. und 20. Bezirk

Der zuständige Ausschuss des Wiener Gemeinderates hat die Konsulentengruppe Raumplanung beauftragt, einen Stadtentwicklungsplan für den 2. und 20. Bezirk zu erarbeiten. Die Kosten werden sich auf 400.000 Schilling belaufen. Dieser Stadtentwicklungsplan steht in engem Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahn und der künftigen Donauinsel.

17.11.1972: Erste Bauphase für Fußgängerzone Favoritenstraße

Für die erste Baustufe der Fußgängerzone in der Äußeren Favoritenstraße zwischen Columbusplatz und Quellenstraße wurden 3,9 Millionen Schilling genehmigt.

18.11.1972: Präsident Suharto im Rathaus

Der Präsident der Republik Indonesien, General Suharto, wurde heute im Wiener Rathaus von Bürgermeister Felix Slavik empfangen. Der Präsident trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

Indonesische Spende für Pensionistenheim

Anlässlich des Besuches von Frau Suharto, der Gattin des indonesischen Staatspräsidenten, im Pensionistenheim Liebhartstal in Ottakring (16. Bezirk) überreichte sie einen Scheck über 23.000 Schilling als Geschenk.

20.11.1972: Grundsteinlegung Hilton-Hotel

Bürgermeister Felix Slavik legte den Grundstein zur Errichtung eines Hilton-Hotels in Wien. Das künftige Wiener "Hilton" wird rund 1.400 Betten umfassen. Es wird auf dem Grundstück Ecke Vordere Zollamtsstraße-Landstraßer Hauptstraße errichtet (3 Bezirk). Das geplante Hotel wird von einer Großhotelplanungsgesellschaft, der als Gesellschafter auch die "Swiss-Air" angehört, errichtet.

Der Gebäudekomplex soll 17 Geschoße aufweisen. Neben dem Hotel wird in dem Gebäude auch der künftige City-Air-Terminal untergebracht sein.

Im Erdgeschoß ist die Hotelhalle und die Abfertigungshalle des City-Air-Terminals geplant, weiters ist die Errichtung eines Restaurants, einer Schnellimbissstube und einer Hotelbar vorgesehen. Im ersten Obergeschoß wird das Konferenz- und Tagungszentrum des Hotels untergebracht. Dieses Zentrum besitzt einen Festsaal für 600 Personen und eine Reihe von Konferenzzimmern.

Die Bruttonutzfläche des Gesamtkomplexes beträgt 59.710 Quadratmeter, der umbaute Raum 222.700 Kubikmeter.

21.11.1972: U-Bahn-Strecke Schwedenplatz - Rossauer Lände beschlossen

Der Wiener Stadtsenat genehmigte den fünften Bauabschnitt der U-Bahn: Mit einem Kostenaufwand von einer Milliarde und 220 Millionen Schilling wird die Stadtbahn zwischen den Stationen Schwedenplatz und Rossauer Lände zur U-Bahn umgebaut.

Die Linie U4, die auf der Donaukanl- und der Wientalstrecke der Stadtbahn entsteht, wird von den Verkehrsbetrieben hergestellt.

Auf dem beschlossenen Bauabschnitt müssen zwei große Stationen errichtet werden: beim Ringturm schließt die Linie U2 an die U4 an, wobei auch zugleich mit dem Stadtbahnumbau das Anschlussstück der U2 bis zum Deutschmeisterplatz errichtet wird. Auf dem Schwedenplatz muss die Kreuzung der Linien U1 und U4 gebaut werden.

Der Stadtsenat vergab zugleich die Rohbau- und Kanalarbeiten an die Arbeitsgemeinschaft Bau AG Negrelli - E. Hamberger und Partner, sowie die Detailplanung für den fünften Bauabschnitt an den Zivilingenieur Dipl.-Ing. Dr. Schickl.

22.11.1972: Wien tritt der STUVA bei

Die Stadt Wien tritt zur Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen (STUVA) bei. Diese in der Bundesrepublik Deutschland bestehende Organisation dient vor allem dem Erfahrungsaustausch zwischen den Städten, die U-Bahnen bauen. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 1.000 Mark jährlich.

25.11.1972: Heizungsberatung mit Computer

Die Wiener Gaswerke haben in ihrer Beratungsstelle in der Mariahilfer Straße eine Heizungsausstellung eingerichtet, in der die neuesten geprüften Gasheizgeräte aller Fabrikationen gezeigt werden. Gleichzeitig wird eine kostenlose Heizberatung durchgeführt. Es besteht nun auch die Möglichkeit, mit einem Computer den Wärmebedarf für jeden Raum zu berechnen.

Die elektronische Wärmebedarfsberechnung berücksichtigt alle Gesichtspunkte. Die Daten und Angaben - Größe und Lage der Wohnung, Art der Wände, Größe der Fenster usw. - können mit fünfzehn verschiedenen Knöpfen des Gerätes eingestellt werden. Der stündliche Wärmebedarf kann dann sofort abgelesen werden, auch die jährlich anfallenden Heizkosten je nach Heizungsart können annähernd angegeben werden.

27.11.1972: 1. medizinische Universitätsklinik vergrößert und modernisiert

Im Rahmen des Neubaus und der Modernisierung des Allgemeinen Krankenhauses wurde auch die 1. medizinische Universitätsklinik - Leiter Prof. Dr. E. Deutsch - umgestaltet. Die Klinik wurde durch einen Zubau vergrößert, beziehungsweise durch Adaptierung des bestehenden Gebäudes modernisiert und mit den neuesten technischen Geräten ausgestattet. Die Kosten, die zur Hälfte von der Stadt Wien getragen wurden, betrugen insgesamt 32,5 Millionen Schilling.

Die Klinik verfügt nun unter anderem über ein Sterilzelt, zur Behandlung von Patienten nach Reaktorunfällen, sowie ein spezielles Hormon- und Fermentlaboratorium für Stoffwechseluntersuchungen.

Auch wurde eine Intensivstation mit einer speziellen Abteilung mit acht künstlichen Nieren und einem speziellen Laboratorium für Notfälle geschaffen, das besonders für die Behandlung von Herzinfarkten und von Vergiftungsfällen geeignet ist.

27.11.1972: Neuer Wiener Marktamtsdirektor

Dr. Othmar Samsinger wurde heute als neuer Wiener Marktamtsdirektor bestellt. Dr. Samsinger war bisher Leiter des Bezirksamtes für den 4. und 5. Bezirk.

30.11.1972: Erster Winterkindergarten Wiens

Seit kurzem besitzt Wien nicht nur "Sommerkindergärten" in der Umgebung Wiens, sondern auch einen "Winterkindergarten". Auf dem Girzenberg im 13. Bezirk tummeln sich seit einigen Wochen 40 bis 50 Kinder aus verschiedenen Kindergärten der Stadt. Das Gelände rund um den Kindergarten ist auch im Winter für das Spiel im Freien hervorragend geeignet. Ein großer, sanft abfallender Hang bietet die Möglichkeit, zu rodeln und Ski zu fahren.

Dieser "Winterkindergarten" soll von derzeit fünf Kindergartengruppen täglich - die mit Autobussen kommen - genutzt werden können. Ein weiterer Ausbau steht bevor.