Historischer Rückblick aus dem Jahr 1973

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Dezember 1973

Dezember

1.12.1973: Der Leopoldsbrunnen wird "delogiert"

Der Leopoldsbrunnen zwischen der Pestsäule und dem Stock im Eisen-Platz am Graben (1. Bezirk) muss im Zuge des U-Bahn-Baues vorübergehend "delogiert" werden. Mit der Demontage dieses aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammenden Brunnens wird Anfang Dezember begonnen. Die Demontagearbeiten werden von den Städtischen Steinmetzwerkstätten durchgeführt, in deren Lager in Simmering die Brunnenteile auch aufbewahrt werden. Überdies wird, soweit dies notwendig ist, der Brunnen auch restauriert werden. In zirka zwei Jahren soll der Brunnen dann wieder seinen Platz am Graben bekommen.

3.12.1973: Rathaus-Jubiläum prolongiert

Die große Jubiläums-Ausstellung im Wiener Rathaus, die ursprünglich am 2. Dezember geschlossen werden sollte, wurde wegen des überaus starken Interesses verlängert. Sie bleibt nun bis 19. Dezember geöffnet. Bisher wurden bereits mehr als 120.000 Besucher gezählt.

Das im Rahmen der Ausstellung gestartete Experiment, unter dem Titel "Literatur im Rathaus", Autorenlesungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen, erwies sich als voller Erfolg: Nicht weniger als 5.500 Personen nahmen an diesen Veranstaltungen teil, deren Bogen weit gespannt war und von populären Vortragsabenden prominenter Schauspieler, wie Fritz Muliar und Elfriede Ott, über Werklesungen berühmter Autoren wie Fritz Hochwälder, Alexander Lernet-Holenia, Friedrich Torberg, über Vorstellung progressiver Literaturproduzenten bis zu Vorträgen bekannter Dialektdichter und den Lesungen zahlreicher Jugendschriftsteller reichte.

4.12.1973: Das 37-Milliarden-Budget der Stadt Wien

Das Wiener Budget für 1974 sieht, einschließlich der Wiener Stadtwerke, Ausgaben von rund 37 Milliarden Schilling vor, das sind rund 23.000 Schilling Ausgaben pro Kopf der Bevölkerung. Von den 37 Milliarden entfallen 9.403 Millionen auf Investitionen. Gegenüber 1973 ergibt sich eine reale Budgetausweitung um rund 14 Prozent. Der Anteil der Personalkosten sinkt von 33,8 auf 33,5 Prozent, der Anteil der Investitionen bleibt mit 29,3 Prozent unverändert.

1.874 Millionen sind für den Bau der U-Bahn bereitgestellt, um 533 Millionen mehr als 1973. Für die Verbesserung des Hochwasserschutzes werden 528 Millionen aufgewendet (1973: 545 Millionen). Der kommunale Wohnbau erhält 1.420 Millionen, das entspricht den Baukosten für 5.000 Wohnungen, 2.334 Millionen sind für die Wohnbauförderung bestimmt. Bei den Wohlfahrts- und Krankenanstalten stehen Ausgaben von 4.486 Millionen lediglich Einnahmen von 1.875 Millionen gegenüber.

Weitere wichtige Ausgabeposten: 150 Millionen für die UNO-City, 73 Millionen für Betriebsansiedlungen, 2.156 Millionen für die Schulen, 434 Millionen für Kultur, 250 Millionen für Kinder- und Jugendheime, 445 Millionen für Kindergärten, 264 Millionen für Straßen- und Brückenbau, 3.144 Millionen für Umweltschutz und öffentliche Einrichtungen.

5.12.1973: Übergabe des Weihnachtsbaumes

Auf dem Wiener Rathausplatz fand die Übergabe des heurigen Weihnachtsbaumes, diesmal ein Geschenk des Landes Niederösterreich an Wien, statt.

6.12.1973: Autobahnanschluss zur UNO-City

Für den Autobahnanschluss der UNO-City mit der Donauufer-Autobahn wird ein neues Projekt ausgearbeitet. Die Projektierung wurde dem Zivilingenieur Dr. Wycital übertragen. Kosten dafür: 420.000 Schilling.

6.12.1973: Wiener Fasching 1974

Rund 240 Ballveranstaltungen - vom Kaiserball zu Silvester bis zum Frühlingsball am 23. März - wird der Ballkalender enthalten, den der Fremdenverkehrsverband Wien für den Wiener Fasching 1974 zusammengestellt hat. Unter den Veranstaltern befinden sich zahlreiche öffentliche und private Institutionen, darunter etwa die Penzinger Bürger oder die Spengler und Kupferschmiede, die Kriminalbeamten und die Floridsdorfer Waidmänner, die Westbahner ebenso wie die Schlossermeisters-Töchter, die Tabaktrafikanten und die reisenden Kaufleute. Zu Silvester 1973 werden acht Bälle stattfinden.

7.12.1973: Eine neue Erholungslandschaft soll entstehen

Im Nordostraum Wiens soll der Wald- und Wiesengürtel ebenfalls festen Fuß fassen. Dies aber in einer anderen, als der traditionell gewohnten Form, weil die landschaftlichen und klimatischen Voraussetzungen in dem rund 1.000 Hektar großen Areal andere sind als im Bereich des Wienerwaldes. Gartenarchitekt Ing. Wilfried Kirchner wurde mit der Ausarbeitung eines sogenannten Landschafts-Aufbauplanes für den künftigen Wald- und Wiesengürtel im Nordosten von Wien beauftragt und auch die Kosten in der Höhe von 950.000 Schilling wurden dafür genehmigt.

Besonders berücksichtigt soll bei dieser Arbeit die Tatsache werden, dass durch Abbau von Schotter schon bisher zahlreiche Wasserflächen entstanden sind beziehungsweise noch entstehen werden. Zudem muss bei dieser Landschaftsplanung auch beachtet werden, dass die jährlich in Wien anfallenden fünf Millionen Kubikmeter Bauaushub, zum Beispiel für eine großzügige Geländemodellierung derzeit unattraktiver, ebener Flächen verwendet werden könnten.

7.12.1973: Budgetdebatte

Die Wiener Budgetdebatte für 1974 wird vom 13. bis 19. Dezember im Wiener Rathaus abgehalten.

7.12.1973: Kollegium des Stadtschulrates

Einstimmig genehmigte die Wiener Landesregierung die, aufgrund des Wahlergebnisses, neue Zusammensetzung des Kollegiums des Stadtschulrates für Wien. Von den 50 Mitgliedern entfallen 33 auf die SPÖ, 16 auf die ÖVP und eines auf die FPÖ.

10.12.1973: Baustart für neuen "Schulwohnbau" in Simmering

Für eine neue Schule mit 16 Klassenzimmern, die nach einem Rückgang der Schülerzahlen ohne größeren Aufwand in ein Wohnhaus mit 24 Wohnungen umgewandelt werden kann, werden nun die Bauarbeiten in Angriff genommen. Die neuartige Schule entsteht an der Thürnlhofstraße in Simmering (11. Bezirk). Um die Schule rechtzeitig mit der Besiedlung einer neuen Wohnhausanlage im ersten Bauabschnitt bis September 1974 fertigzustellen, wird die Fertigteilbauweise angewendet.

10.-12.1973: Hallenstadion und Stadionbad: Elektronische Zeitnehmung und Kunststoffsitzbretter

Der Wohnbau- und Liegenschaftsausschuss des Gemeinderates gab "grünes Licht" für den weiteren Ausbau des neuen Hallenstadions an der Engerthstraße und des Stadionbades.

Für das Hallenstadion wurde die Lieferung und Montage von Elektronikeinrichtungen für die Zeitnehmung bei Leichtathletik- und Radsportwettbewerben sowie einer elektronischen Anzeigetafel mit Kosten von 4,45 Millionen Schilling vergeben. Ferner wurden 1,2 Millionen Schilling für Kunststeinstufen bewilligt.

Für das Stadionbad, das für die Europameisterschaften im Schwimmen im Sommer 1974 ausgebaut wird, wurden Kunststoffsitzbretter für die neue Tribünenanlage mit Kosten von 263.000 Schilling in Auftrag gegeben.

13.12.1973: Wiener Umweltbericht fertiggestellt

Stadtrat Peter Schieder präsentierte heute den soeben fertiggestellten Umweltbericht. In diesem Bericht wurde der Versuch einer Bestandsaufnahme der Umweltsituation in Wien durchgeführt. Der Bericht fasst aber auch den Großteil der bisher fertiggestellten Untersuchungen und Messungen zusammen. Er erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

An gesetzlichen Aktivitäten im kommenden Jahr kündigte Schieder an: Grünlandschutzgesetz, Vorarbeiten für ein Ölfeuerungsgesetz, eine Neufassung des Abwassergesetzes mit wesentlich strengeren Bestimmungen und unter anderen Initiativen eine Überprüfung des Luftemissionsgesetzes auf eine eventuelle Verbesserung.

13.12.1973: Städtische Bäckerei: täglich 5,7 Tonnen Backwaren

Seit fünfzig Jahren existiert die Städtische Bäckerei. Im wirtschaftlichen Krisenjahr 1923 gegründet, erzeugte sie im ersten Betriebsjahr rund 386.000 Kilogramm Brot hauptsächlich für Spitäler und Altersheime. 1928 übersiedelte die Bäckerei in ein modernes Gebäude in der Hasnerstraße 123 in Ottakring (16. Bezirk).

Nach großzügigem Ausbau des Maschinenparks stellen die 38 Mitarbeiter der Städtischen Bäckerei heute pro Tag 5,7 Tonnen Schwarz- und Weißbrot, Kleingebäck und Mehlspeisen her.

14.12.1973: Aus dem Wiener Landtag

In seiner heutigen Sitzung beschloss der Wiener Landtag folgende drei Gesetzesvorlagen: Änderung des Wasserversorgungsgesetzes, wonach künftig eine jährliche Ablesung, jedoch eine vierteljährliche Teilzahlung der Wassergebühren erfolgt; Änderung der Wiener Abgabenordnung zur Anpassung an die Datenverarbeitung; Änderung des Opferfürsorgeabgabegesetzes, dessen Geltungsdauer bis 31. Dezember 1977 verlängert wurde. Die Gesetzesvorlagen wurden einstimmig beschlossen; die Änderung zum Opferfürsorgeabgabegesetz mehrstimmig.

17.12.1973: Doppeljubiläum der Wiener Städtischen Versicherung

Das kommende Jahr bringt für die Wiener Städtische Versicherung gleich zwei Jubiläen: die Gründung der "Städtischen" als Lebens- und Rentenversicherung fand vor 75 Jahren anlässlich des Kaiser Franz Josef-Jubiläumsjahres statt. Aus der später erfolgten Fusion mit der "Wechselseitigen Brandschaden", die vor 150 Jahren in Wien gegründet wurde, ergibt sich das zweite Jubiläum.

17.12.1973: 6,5 Millionen für Fußgängerzonen

Für die Ausgestaltung der Fußgängerzone in der Kärntner Straße, der Äußeren Favoritenstraße und auf dem Rathausplatz wurden insgesamt 6,5 Millionen Schilling genehmigt.

20.12.1973: Maulwurf ist durch!

Heute um Punkt 11.13 Uhr war es so weit: Der "Maulwurf" hat die letzte Barriere der Tunnelröhre vom Südtiroler Platz zum Columbusplatz durchstoßen und damit den letzten Abschnitt auf der Südstrecke der U1 zwischen Stephansplatz und Reumannplatz fertiggestellt.

Die 512 Meter lange Tunnelstrecke vom Südtiroler Platz zum Columbusplatz war mit einer durchschnittlichen Tagesleistung von 11 Metern fertiggestellt worden. 80 Meter davon mussten unter Druckluft aufgefahren werden, weil sich unterhalb der Südbahnbrücke ein kritischer Bereich befunden hat. Die Schildmaschine wird nun hier im Zielschacht Columbusplatz demontiert und wird von hier zum Schwedenplatz gebracht, wo sie im kommenden Jahr wieder eingesetzt wird, um die Streckenröhren vom Donaukanal zum Stephansplatz hin zu bauen.

21.12.1973: Stadtbaudirektor Prof. Koller feiert 65. Geburtstag

Im Rahmen einer kleinen Feier, in Anwesenheit von Vizebürgermeister Hubert Pfoch und der Stadträte Ing. Fritz Hofmann und Peter Schieder, feierte Stadtbaudirektor Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rudolf Koller seinen bevorstehenden 65. Geburtstag.

Prof. Dr. Rudolf Koller übernahm 1961 als Nachfolger von Aladar Pecht das Amt des Stadtbaudirektors. Seit 1959 hatte er die Gruppe Tiefbau geleitet. Der Bau der Opernpassage und des Südtiroler Platzes sind die bedeutendsten Großprojekte aus dieser Zeit. 1962 wurde Koller als Honorarprofessor an die Technische Hochschule Wien berufen, die ihm 1965 eine ihrer höchsten Auszeichnungen, die Prechtl-Medaille, verlieh. 1964 erhielt Koller das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 1968 das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien. 1972 wurde er Ehrensenator der Technischen Hochschule Wien. Rudolf Koller ist gebürtiger Wiener und vollendet am 27. Dezember sein 65. Lebensjahr.

22.12.1973: Aus der Fremdenverkehrsstatistik: Mehr Deutsche und Jugoslawen, weniger Amerikaner

Wie aus der Fremdenverkehrsstatistik hervorgeht, haben im November 53.759 Ausländer Wien besucht - um 2.669 mehr als im November 1972. Die Zahl der Übernächtigungen war allerdings rückläufig: während heuer nur 150.927 gezählt wurden, waren es im November des Vorjahres 152.030.

An erster Stelle der ausländischen Wien-Besucher standen weiterhin die Gäste aus der Bundesrepublik Deutschland (13.369 gegenüber 12.349 im November 1972). Abgenommen hat die Zahl der an zweiter Stelle liegenden amerikanischen Wien-Besucher: heuer kamen 6.947, im November des Vorjahres waren es 7.112. Steigende Tendenz zeigten dagegen die Zahlen der Besucher aus Jugoslawien und Italien: es wurden 4.844 Jugoslawen (1972: 3.820) und 3.999 Italiener (1972: 3.865) gezählt.

27.12.1973: Wien baut Österreichs größte Autobahnbrücke

Mit rund zwei Kilometer Länge wird die Hochstraße zwischen dem Knoten Prater und der Anschlussstelle Landstraße das größte Brückentragwerk sein, das bisher im österreichischen Autobahnbau in Angriff genommen worden ist. Die Bauarbeiten, mit denen vor wenigen Wochen begonnen wurde, werden voraussichtlich vier Jahre dauern und rund 700 Millionen Schilling kosten, auch dieser Betrag stellt für ein Einzelbauvorhaben auf dem Bundesstraßensektor einen Rekord dar.

29.12.1973: Ländliches Wien

Mit mehr als 2.000 landwirtschaftlichen Betrieben ist Wien die größte Agrargemeinde Österreichs. In Wien wird zum Beispiel mehr Weizen geerntet als in Salzburg, Tirol und Vorarlberg zusammen.

In doppelter Hinsicht ist Wien eine "grüne Stadt": einerseits durch mehr als 13 Millionen Quadratmeter städtische Gartenanlagen, die nächstes Jahr durch das Gelände der WIG 74 um eine Million Quadratmeter vergrößert werden, andererseits durch 13.600 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen bei einem Stadtgebiet von 41.409 Hektar. Das "ländliche Wien" setzt sich aus 7.832 Hektar Gärten, 639 Hektar Weingärten und 6.941 Hektar Waldungen zusammen.

Noch einige Zahlen aus dieser erstaunlichen Statistik: die 769 Betriebe der Wiener Erwerbsgärtner decken 70 Prozent des Gemüsebedarfs der Stadt. Alljährlich werden etwa 28 Millionen Salathäupl, neun Millionen Bund Radieschen, sieben Millionen Kilogramm Gurken und 19 Millionen Paprika auf den Markt gebracht.

Der meiste Wein wächst in Stammersdorf

Nicht einer der weltberühmten Wiener Weinbauorte hat die größte Weinbaufläche, sondern Stammersdorf, nämlich 154 Hektar, rund ein Viertel der gesamten Wiener Weinbaufläche. Es folgen Nußdorf mit 100 und dann erst Grinzing mit 96 Hektar. Heiligenstadt hat 53 Hektar, Obersievering 37, Neustift am Walde 34, Kahlenbergerdorf 31, Mauer 29, Untersievering 26, Dornbach 20 und Oberlaa acht Hektar.