Historischer Rückblick aus dem Jahr 1973

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1973

Februar

1.2.1973: Ein Stadtwäldchen für Floridsdorf

Am Rande der Großfeldsiedlung in Floridsdorf (21. Bezirk) wird ein 5,6 Hektar großes Stadtwäldchen entstehen. Zwei Drittel der Fläche werden noch heuer aufgeforstet, eine halbe Million Schilling steht dafür bereit. Außerdem werden die Aufforstungen in der Schwarzlackenau fortgesetzt und auf dem Bisamberg, wo die von der Stadt Wien gekauften Gründe saniert werden müssen, begonnen. Etwa eine Million Schilling ist für Aufforstungen auf dem Schneeberg vorgesehen. Dort soll die Waldgrenze etwas höher verschoben werden, wie das auf der Rax bereits seit Jahren geschieht. Nicht nur wegen des rauen Gebirgsklimas, sondern auch wegen des Transportes sind diese Arbeiten äußerst schwierig. Es hat sich als beste Methode erwiesen, die Bäume mit Hubschraubern ins Aufforstungsgelände zu bringen.

1.2.1973: Züricher Delegation studiert Wiener U-Bahn-Bau

Führende Experten des Kantons Zürich sind heute nach Wien gekommen, um sich über den Bau der U-Bahn zu informieren. In Zürich wird gegenwärtig über den Bau einer U- und S-Bahn diskutiert und eine Volksabstimmung vorbereitet. Die Informationsreise dient dem Zweck, weitere Unterlagen für die U-Bahn-Diskussion zu erhalten.

Voraussichtlich am 20. Mai wird die Bevölkerung des Kantons Zürich darüber abstimmen, ob 1,2 Milliarden Schweizer Franken für den Bau eines U-Bahn- und S-Bahn-Grundnetzes bewilligt werden sollen.

3.2.1973: Weitere tunesische Gastarbeiter für Wiener Verkehrsbetriebe

Die vierzig tunesischen Gastarbeiter, die seit September bei der Wagenrevision der Wiener Verkehrsbetriebe beschäftigt sind, haben sich so gut bewährt, dass sich die Verkehrsbetriebe nun um weitere Gastarbeiter aus Tunesien bemühen. Im kommenden Frühjahr sollen bereits 25 Arbeiter als erste Gruppe von insgesamt einhundert Tunesiern in Wien eintreffen.

5.2.1973: WIG-Werbung in ganz Europa

Mit mehr als vier Millionen Besuchern rechnet man für die Wiener Internationale Gartenschau 1974 (WIG 74), die in der Zeit vom 18. April bis 14. Oktober 1974 abgehalten werden wird. Um den angestrebten Erfolg zu erreichen, wird eine Werbekampagne in ganz Europa gestartet.

Für die Europa-Werbung wird ein Gelenkbus des Typs eingesetzt, wie er auch bei den Verkehrsbetrieben im Einsatz steht. Der Bus ist für Empfänge ausgestattet und seine technische Ausrüstung erlaubt auch die Vorführung der WIG-Werbefilme.

Aufgabe der Bus-Besatzung - eines Reiseleiters und mehrere Hostessen - ist es, in den Städten Europas mit unter anderem den zuständigen Stellen des Magistrats (wie etwa den Stadtgartenämtern), mit der Presse, den Reisebüros, den Fremdenverkehrswerbungen in engen Kontakt zu treten.

Die erste Reise ist für die Zeit vom 25. März bis 25. Juni dieses Jahres anberaumt. Der Werbebus wird in dieser Zeit Italien, Frankreich, England, Belgien, Holland, die Bundesrepublik Deutschland, Schweden, Westberlin und die CSSR besuchen.

7.2.1973: Türkische Folklore-Truppe gastiert in Wien

Über Initiative des Wiener Zuwandererfonds gastiert eine internationale Folklore-Truppe aus der Türkei in Wien. Die Truppe besteht aus 40 Personen, kommt von der Bosporus-Universität in Istanbul und hat bereits mehrere sehr erfolgreiche Tourneen in Europa und Amerika absolviert. Geboten wird ein buntes Programm, das aus Volkstänzen - wie etwa Schwerttänzen - und Gesangsdarbietungen aus sämtlichen Regionen der Türkei besteht.

7.2.1973: Überreichung der Förderungspreise des Dr. Adolf Schärf-Fonds

In Anwesenheit von Bundespräsident Franz Jonas und zahlreicher Ehrengäste fand heute die Überreichung der Förderungspreise aus dem von der Zentralsparkasse errichteten Dr. Adolf-Schärf-Fonds zur Förderung der Wissenschaften statt. Zur Durchführung dieser 12. Verleihung hatte die Zentralsparkasse einen Betrag von 275.000 Schilling zur Verfügung gestellt. Damit konnten die Forschungsprojekte von zehn Wissenschaftlern gefördert und ein vom Dr. Adolf Schärf-Fonds initiierter Forschungsauftrag vergeben werden.

Die ausgezeichneten Wissenschaftler sind:

  • Prof. Dr. Richard Bamberger
  • Dipl.-Ing. Oskar Beckmann
  • Dr. Peter Fischer
  • Ingeborg Formann-Radl
  • Dr. Edith Kann
  • Dr. Dorit Kramer
  • Dr. Johanna Pradel
  • Dr. Hannes Stekl
  • Dipl.-Ing. Manfred Wehdorn und
  • Dkfm. Dr. Erich Zeillinger.

Der Forschungsauftrag "Wirtschaftliche Konsequenzen eines aktiven Umweltschutzes" wurde an Dr. Uwe Schubert, Leiter der Abteilung Ökonomie am Institut für höhere Studien in Wien, vergeben.

8.2.1973: Kohlenanlage im Gaswerk Leopoldau gesprengt

Hundert Kilogramm Gelatin-Donarit haben das Kohlenzeitalter der Wiener Gaswerke endgültig beendet: Im Gaswerk Leopoldau wurde die Kohlen-Misch- und Mahlanlage gesprengt.

Das Gebäude war 41 Meter hoch, ebenso lang, 14 Meter breit und fünf Meter tief fundamentiert. Hier wurde die Kohle zur gewünschten Größe zermahlen und dann mittels rotierender Mischteller und Förderbänder gemischt. Die Mischung der Kohle aus verschiedenen Herkunftsländern - UdSSR, CSSR, Polen, USA, dem Ruhr- und Saargebiet - ermöglichte eine optimale Auswertung des Rohstoffes.

Die Misch- und Mahlanlage bestand aus sechs Bunkern, die je 500 Tonnen fassten. Die nun gesprengte Anlage wurde 1954 in Betrieb genommen und war bis zur Einstellung der Kohlenvergasung im Jahre 1969 das Herzstück der Kohlenverarbeitung im Gaswerk Leopoldau. In diesen fünfzehn Jahren wurden 2.718.000 Tonnen Kohle verarbeitet.

Die Kohlenvergasung war die erste der bisher drei Etappen in der Geschichte der Wiener Gasversorgung. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts gab es in Wien die ersten Versuche einer Gasbeleuchtung. 1818 wurde beim Kärntnertor eine Kohlendestillieranlage eingerichtet, mit der Gaslaternen in der Walfischgasse und der Krugerstrasse betrieben wurden. Kurz darauf installierte der Apotheker J. Moser in seiner Apotheke "Zum Goldenen Löwen" in der Josefstädter Straße eine Gasbeleuchtung in seiner Auslage. Ein anderer Apotheker, Dr. Georg Pfendler, richtete zehn Jahre später in der Rossau eine Ölgasanlage ein, in der er Gas in Flaschen abfüllte und unter anderem an die Hofküche, die Feldapotheke und die Nationalbank lieferte. 1835 nahm er die erste Wiener Gasleitung, die 1.200 Meter lang war und von der Rossau in die Innenstadt führte, in Betrieb.

Verschiedene in- und ausländische Gesellschaften gewannen nun Interesse an der Wiener Gasversorgung. Zwei von ihnen machten das Rennen - die englische "imperial continental-gas association", die zur Versorgung der Innenstadt und einiger Vororte Erzeugungsanlagen in Fünfhaus, Döbling, Floridsdorf und Baumgarten besaß, und die "Österreichische Gasbeleuchtungs-AG", die von ihren Werken in Gaudenzdorf und am Wienerberg die anderen Vororte belieferte.

Im Jahre 1896 wurde die Gasversorgung - nach Schwierigkeiten mit den privaten Firmen - der Stadtverwaltung übertragen. In nur drei Jahren wurde das Gaswerk Simmering errichtet, das mit einer Jahresleistung von 86 Kubikmeter (rund ein Zehntel des heutigen Wiener Gasbedarfs) damals das größte der Welt war.

Bald reichte das Simmeringer Werk nicht mehr aus, 1911 wurde der zweite Betrieb, das Gaswerk Leopoldau, in Betrieb genommen. Beide Werke wurden entsprechend dem steigenden Bedarf immer weiter ausgebaut.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde wegen des Kohlenmangels damit begonnen, Erdgas dem Kohlengas beizumengen. Dieser Weg war aber nicht zielführend. Nach dem Krieg begannen dann die Versuche, aus Erdgas durch katalytische Spaltung Stadtgas zu erzeugen. 1953 begann die generelle Umstellung von Kohlengas auf Spaltgas aus Erdgas und damit die zweite Epoche in der Geschichte der Wiener Gasversorgung. 1966 wurde die Kohlengaserzeugung in Simmering, 1969 auch in Leopoldau eingestellt.

Schon ein Jahr später, am 7. September 1970, begann die dritte Epoche - das Erdgaszeitalter. Von den rund 790.000 Kunden der Wiener Gaswerke sind bereits mehr als 120.000 Erdgasbezieher. 1978 soll die Umstellung auf Erdgas in Wien abgeschlossen werden.

9.2.1973: Grundsteinlegung für neues Pensionistenheim beim Augarten - Platz für 294 Personen

Den Grundstein für den Bau eines neuen Pensionistenheimes legten Bürgermeister Felix Slavik und Wohlfahrtsstadträtin Maria Jacobi heute im 2. Bezirk, in der Rauschergasse 16.

Das neue Pensionistenheim, dessen Grundstück an den Augarten anschließt, wird nach seiner Fertigstellung Platz für 294 Personen bieten. Von der etwa 12.000 Quadratmeter großen Grundfläche sind nur 2.820 Quadratmeter verbaut, sodass den Bewohnern wieder ein großer Garten zur Verfügung steht.

Die Gesamtkosten des Pensionistenheimes werden voraussichtlich 83 Millionen Schilling betragen.

13.2.1973: Damit Riesenrolltreppen raus können: Grundstücksverkauf an Fabrik

Eine bekannte Wiener Aufzugsfirma hat ihre Produktion auf überlange Rolltreppen ausgeweitet. Die Lieferungen gehen bis nach Südamerika. Für diese Riesenrolltreppen war jedoch die Ausfahrt aus dem Werksgelände an der Wienerbergstraße zu klein. Damit nun die Produkte der Firma überhaupt aus dem Werk heraus können, verkauften die Wiener Gaswerke an die Firma - mit Genehmigung des Wiener Stadtsenats - das notwendige Grundstück.

13.2.1973: Bürgermeister Slavik fliegt in die USA

Der Wiener Bürgermeister, Felix Slavik, fliegt nach New York, um in Jersey-City das Ehrendoktorat der Universität "St. Peter's College" entgegenzunehmen.

Die Promotion zum Dr. h.c. findet im Rahmen einer Feier statt. Maria Jeritza wird für den Wiener Bürgermeister ein Dinner geben. Felix Slavik ist für sein "stetes Eintreten für die Rechte der Menschen auf Freiheit und Frieden und für sein Bemühen, im kommunalen Geschehen den Menschen über die Technik zu stellen" auszuzeichnen.

Nach den Feierlichkeiten in New York, fliegt Slavik nach Montreal weiter. Auf Einladung des dortigen Bürgermeisters wird er als Ehrengast an den vom "Club Austria" veranstalteten Wiener Opernball teilnehmen.

14.2.1973: Kongress über Fabrik der Zukunft

Das Internationale Institut für Industrieplanung (I.I.I.) veranstaltet einen internationalen Kongress zum Themenkreis "Fabrik der Zukunft".

Das I.I.I. will durch diesen Kongress, an dem 250 Experten aus aller Welt teilnehmen, die Voraussetzung für die Beschäftigung mit allen Teilaspekten der industriellen Entwicklung bis zum heutigen Tag und darüber hinaus schaffen.

Die UNIDO verlieh dem Institut kurz nach der Gründung den Konsultativstatus und das I.I.I. zählt zu den wenigen westlichen Organisationen, die in den Oststaaten Seminare abhalten dürfen.

14.2.1973: Frühlings-"Festwoche" in Wien

Das Wiener Frühlingsfest findet erstmals vom 23. bis 31. März statt und soll künftig alljährlich wiederholt werden. Das Programm dieses ersten Frühlingsfestes reicht von einer festlichen Soiree im Wiener Rathaus und dem Galamatineekonzert der Wiener Symphoniker bis zum Frühlingsball in der Hofburg und dem großen Frühlingsfest in der Wiener Stadthalle, wo Vorführungen der Spanischen Reitschule sowie des Opernballetts auf dem Programm stehen. Außerdem wird in dieser Zeit die Volksoper mit einer Operettenwoche aufwarten und in acht Wiener Kaffeehäusern werden Konzerte stattfinden.

Organisiert wurde das Frühlingsfest als "Gemeinschaftsproduktion" des Kulturamtes der Stadt Wien, der Stadthallengesellschaft, des Präsidialbüros im Rathaus, der Bundestheaterverwaltung, der Spanischen Reitschule und der Hofburg-Betriebsgesellschaft unter der Koordination des Fremdenverkehrsbandes für Wien, der die Auslandswerbung für den "Frühling in Wien" übernommen hat.

16.2.1973: Entwicklungsplan für den 9. Bezirk

Im Wiener Gemeinderat wurde die Ausarbeitung eines Stadtentwicklungsplanes für den 9. Bezirk beschlossen. Zahlreiche Detailprojekte und Einzelprobleme wie etwa der U-Bahn-Bau, der Ausbau des Areals vom Franz Josefs-Bahnhof oder das übergeordnete Straßennetz machen eine möglichst baldige Zusammenschau auf der Ebene eines Entwicklungsplanes notwendig. Mit der Arbeit wurde das Österreichische Zentrum für Architekturforschung beauftragt. Die Kosten werden voraussichtlich 440.000 Schilling betragen.

21.2.1973: Zehn Jahre Institut für Standortberatung

Anlässlich des zehnjährigen Bestehen des Wiener Instituts für Standortberatung fand heute ein Festakt statt, an dem unter anderem auch Stadtrat Ing. Fritz Hofmann und Kammerpräsident Komm.-Rat Otto Mitterer teilnahmen. Beide hoben die Bedeutung des Instituts für die Wirtschaft wie auch für die Planungsabteilungen des Magistrates hervor. Zudem unterstrichen Mitterer und Hofmann die Bereitschaft von Kammer und Stadtverwaltung zu einer weiteren, engen Kooperation, wie sie ja durch die Gründung und Führung des Instituts manifest geworden sei.

22.2.1973: Stadt Wien erbte Briefmarken

Die Stadt Wien hat eine neue Erbschaft gemacht: Der in Triest verstorbene Hoteldirektor Heinrich Seycek hat der Bundeshauptstadt eine wertvolle Briefmarkensammlung hinterlassen, die nun wahrscheinlich versteigert wird.

Die bisher wertvollste Erbschaft der Stadt war der Pötzleinsdorfer Park mit dem Schloss. Der 1935 verstorbene Antiquitäten- und Möbelhändler Schmidt hat 1935 dieses Erbe mit der Auflage hinterlassen, den Park zu erhalten und das Schloss gemeinnützigen Zwecken zuzuführen. Seit 1945 ist der Park allgemein zugänglich, das Schloss dient seit 1950 als Jugendgästehaus.

24.2.1973: Neues Wohnviertel bei den Trabrennvereinsgründen

Die Stadt Wien beabsichtigt, im Bereich der Trabrennvereinsgründe im 22. Bezirk (Donaustadt) auch eine größere Wohnhausanlage zu errichten. Das Projekt konnte bisher noch nicht verwirklicht werden, weil inmitten des städtischen Besitzes ein 15.000 Quadratmeter großes Grundstück im Besitz einer Privatperson war. Kaufverhandlungen waren nun erfolgreich, dem Bau der Wohnhausanlage steht nun nichts mehr im Wege.

28.2.1973: Neue Wege in der Jugendbetreuung: Wien bekommt Jugend-Informationszentrum

Mit einer für Österreich völlig neuen Einrichtung der Jugendbetreuung wird das Jugendamt der Stadt Wien Ende März aufwarten können: im 6. Bezirk, in der Damböckgasse 1, wird in der nächsten Tagen mit der Errichtung eines Jugend-Informationszentrums begonnen.

Ähnliche Einrichtungen gibt es bereits in mehreren westeuropäischen Ländern, vor allem in den Niederlanden und in Belgien, vereinzelt auch in der Bundesrepublik Deutschland.

28.2.1973: Amerikanische Spende für Wiener Kinder

Bürgermeister Felix Slavik gab zu Ehren von General Melvin Zais und einer Gruppe von Amerikanern, die zur Enthüllung einer Gedenktafel für General Patton, den Retter der Spanischen Reitschule, nach Wien kamen, einen Empfang.

In Anwesenheit von Botschafter John Humes und Oberst Handler erinnerte der Bürgermeister an die Verdienste der amerikanischen Armee um die Rettung einer der berühmtesten Wiener Institutionen und an die Marshal-Plan-Hilfe, die es ermöglicht hatte, Wien und seine Wirtschaft wieder aufzubauen.

Jeane Dixon, der die Gesundheit nicht nur der Kinder in ihrer Heimat, sondern in der ganzen Welt ein besonderes Anliegen ist, übergab dem Wiener Bürgermeister einen Scheck über einen größeren Geldbetrag für die Wiener Kinder.