Historischer Rückblick aus dem Jahr 1974

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1974

August

1.8.1974: 35 Millionen für Spitäler und Schulen

Im Gemeinderatausschuss wurden heute folgende Beträge genehmigt:

18 Millionen Schilling für Renovierungen und Modernisierungen in Spitälern und Pflegeheimen, darunter die Sanierung des Pavillons 2 im Pflegeheim Baumgarten um elf Millionen Schilling, eine Medizingasanlage für den Operationstrakt im Preyer'schen Kinderspital und die Adaptierung des ehemaligen Hauses der geistlichen Schwestern im Elisabethspital als Internat für Krankenpflegeschülerinnen.

Mehr als 17 Millionen Schilling betrafen Einzelarbeiten, vor allem Installationen, für Schulen. Für ältere Gemeindebauten wurde der nachträgliche Einbau von insgesamt 26 Aufzügen genehmigt. Unter zahlreichen Grundankäufen war einer, mit dem der Bau der Künftigen U-Bahn-Station Ecke Kirchengasse/Lindengasse gesichert wird.

Vergeben wurde auch das Baurecht für die Tiefgarage in der Kärntner Straße, neben der Oper, an die Wiener Garagenbau- und Betriebsgesellschaft. Mit dem Bau, der wegen des gleichzeitigen Baues der U-Bahn bis Ende 1975 fertig sein muss, kann nun sofort begonnen werden.

1.8.1974: Rumänien in Wien - "Kultur-, Wirtschafts- und Sporttage" im August

Rumänische Kultur, eine Verkaufsschau, Auftritte eines großen Folklore-Ensembles sowie ein Fliegertreffen präsentiert die Österreichisch-Rumänische Gesellschaft im August in Wien. Gemeinsam mit der rumänischen Botschaft soll den Wienern Rumänien von heute vorgestellt werden.

Mittelpunkt der Veranstaltungen sind die große Verkaufsschau rumänischer Waren im Kaufhaus Herzmansky auf der Mariahilfer Straße und die Ausstellung "Rumänien heute - Land, Leute, Folklore" im Wiener Künstlerhaus.

Das 35 Mitwirkende umfassende Tanzensemble "Hategana", eine der besten und bereits in vielen Ländern aufgetretene rumänische Folkloregruppe, gibt Vorstellungen im Arkadenhof des Wiener Rathauses und beim Schloss Schönbrunn.

2.8.1974: Entlastungsgerinne: Regattastrecke für Ruderer

Den bereits fertiggestellten Teil des Entlastungsgerinnes in der Lobau - rund 1.600 Meter lang - übergab Stadtrat Ing. Fritz Hofmann dem Österreichischen Ruderverband und dem Wiener Regattaverein zu Trainingszwecken im Hinblick auf die Ruder-Weltmeisterschaft im September dieses Jahres.

Das Entlastungsgerinne wird den beiden Vereinen bis etwa Mitte Oktober als - allerdings verkürzte - Regattastrecke (Normallänge 2.000 Meter) zur Verfügung stehen.

3.8.1974: Zweites Gleis für Hafen Lobau

Zur Sicherung der Heizöl- und Treibstoffversorgung Wiens wird für die städtische Hafenbahn im Bereich des Hafens Lobau ein zweites Übergabegleis gebaut. Der steigende Energiebedarf hat auch einen immer höheren Waggoneinsatz im Hafengebiet zur Folge. Kosten: 6,8 Millionen Schilling.

5.8.1974: Größte Gasturbine Europas kommt nach Wien - Nächtlicher Transport von der Südautobahn nach Leopoldau

Auf einem Spezialtransport rollt der 12 Meter lange und 40 Tonnen schwere Turbinenläufer des Gasturbinenkraftwerkes Leopoldau von Berlin nach Wien. Das Werkstück, das bis zu drei Meter Durchmesser hat, ist das größte dieser Art, das jemals in Europa gebaut wurde.

Das Wiener Gasturbinenkraftwerk wird eine Leistung von 100 Megawatt haben. Es wird ab November Strom ans Wiener Netz liefern.

5.8.1974: Moderne Plastiken - keine "Stiefkinder" mehr

Intensivieren wird das Kulturamt der Stadt Wien ab sofort die denkmalpflegerische Betreuung moderner Skulpturen in Wien. In Zukunft wird auch für moderne Skulpturen gelten, was bereits bisher "älteren Jahrgängen" sicher war: die systematische Erfassung und fachmännische Planung und Durchführung von notwendigen Erhaltungsarbeiten. Das Kulturamt der Stadt Wien hat bereits jetzt rund 1.500 skulpturelle Kostbarkeiten in seinem Besitz, die gemeinsam eine Art großes "Freilichtmuseum" ergeben.

1967 wurden an sechs Wissenschaftler Arbeitsaufträge zu diesem "Freilichtmuseum" vergeben, das Ergebnis dieser Arbeiten machte die Neuerstellung und Publizierung der Wiener Denkmalkartei des städtischen Kulturamtes möglich. Der Bogen der zu betreuenden Objekte reicht von mittelalterlichen Wegsäulen wie der "Spinnerin am Kreuz" und der "Penzinger Lichtsäule" über zahlreiche Produkte der barocken Hoch- und Volkskunst bis zu den Zeugen feinsinniger Wiener Bürgerkultur auf den in Besitz der Stadt Wien befindlichen Biedermeier-Friedhöfen - zum Beispiel der Währinger Ortsfriedhof - und zahlreichen Denkmälern des Historismus - zum Beispiel Ringstraßendenkmäler von Zumbusch - und reizvollen Beispielen der Jugendstilepoche. Für alle diese Objekte stellt das Referat für Stadtbild und Denkmalpflege im Wiener Kulturamt für die Arbeit der Restauratoren und Techniker die nötigen Unterlagen und das Geld bereit. In Hinkunft wird diese sorgfältige Betreuung auch den Objekten von Vertretern der Moderne - soweit sie sich im Besitz der Stadt Wien befinden - zum Beispiel Objekte von Wotruba, Wander-Bertoni und Leinfellner - in verstärktem Ausmaß zugutekommen.

6.8.1974: Planungsteam Wien - ÖBB

Die Bildung eines gemeinsamen Arbeitsteams der Stadt Wien und der Österreichischen Bundesbahnen vereinbarten Stadtrat Ing. Fritz Hofmann und ÖBB-Planungsdirektor Dr. Roman Jaworski bei einem Kontaktgespräch im Wiener Rathaus. Das Team soll sich mit allen Überlegungen befassen, die den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes im Großraum Wien betreffen.

7.8.1974: Fußgängerzone in der Kärntner Straße eröffnet

Unter großer Anteilnahme der Wiener Bevölkerung eröffnete heute Bürgermeister Leopold Gratz die erste Wiener Fußgängerzone in der Kärntner Straße.

8.8.1974: Wien an Seibersdorfer Forschung interessiert

Im Forschungszentrum Seibersdorf wird derzeit eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten durchgeführt, die den kommunalen Bereich betreffen. So werden neue Betonsorten entwickelt, wird das Problem der Entkeimung des Klärschlamms der Abwässer behandelt und werden strahlenaktive Abfälle aus den Wiener Spitälern gelagert und die Möglichkeit deren Verbrennung erwogen.

Bei einer Besichtigung des Forschungszentrums durch Vizebürgermeister Hubert Pfoch, galt dessen Interesse vor allem der Entwicklung der elektronisch gesteuerten Betonzubereitung, durch die eine Qualitätsverbesserung der gewünschten Betonsorten erreicht wird. Eingehend wurde über neue Betonsorten diskutiert, bei deren Verwendung die Wohnlichkeit von Bauten durch erhöhten Schall- und Strahlenschutz verbessert werden könnte.

Nach der Fertigstellung der großen Abwasserkläranlage in Simmering werden große Mengen Klärschlamm anfallen. Dieser Klärschlamm kann nur dann als hochwertiges Düngemittel verwendet werden, wenn er entkeimt wird. Wie Professor Hans Gruemm - der wissenschaftliche Leiter des Forschungszentrums - dazu erklärte, könnte der Klärschlamm mittels Bestrahlung sterilisiert werden.

8.8.1974: Zehn Millionen Subvention für Konzerthaus-Renovierung

Eine außerordentliche Subvention in der Höhe von fast zehn Millionen Schilling wird die Wiener Konzerthausgesellschaft für die Generalinstandsetzung des Konzerthauses von der Gemeinde Wien erhalten. Insgesamt wird die Generalsanierung des Konzerthauses 20 Millionen Schilling kosten.

9.8.1974: Rundtempel auf dem Gallitzinberg wird restauriert

Auf der Wilhelminenstraße des Gallitzinberges in Ottakring (16. Bezirk) steht der einzige Rundtempel Wiens, der als ein besonders schönes Werk klassizistischer Baukunst gilt. Aus Mitteln des Kulturamtes der Stadt Wien wird dieses architekturhistorisch bedeutsame Bauwerk derzeit generalrenoviert. Die Kunststeinsäulen wurden bereits saniert, das Kupferdach erneuert. Weitere 360.000 Schilling - die heute genehmigt wurden - werden für die Restaurierung der Fassade und des Gesims dienen.

Der Gallitzinberg, im Volksmund "Galliziberg" genannt, hat seinen Namen von dem russischen Botschafter Demeter von Gallitzin, der den Berg 1780 kaufte und bis zu seinem Tod 1795 besaß. Er ließ dort ein Sommerschloss bauen und einen großen Park anlegen. Nach neuester Mode seiner Zeit ließ er den Park, im Gegensatz zur strengen Form des Barocks, freier gestalten und mit verschiedenen Bauten schmücken. Unter den nachfolgenden zehn Besitzern wurden alle Nebengebäude mit Ausnahme des Rundtempels abgerissen. Als die Stadt Wien 1927 das Objekt erwarb und zu einem Kinderheim umgestaltete, wurde auch der Rundtempel mit übernommen.

12.8.1974: Technische Revolution im Bau von Starkstromleitungen: Erstes 110 kV-Kunststoffkabel

Erstmals in Österreich wird derzeit ein 110 kV-Kunststoffkabel verlegt - von den Wiener E-Werken auf der etwa drei Kilometer langen Strecke zwischen den Umspannwerken Schmelz und Kendlerstraße.

Die Kabelisolierung auf Polyaethylenbasis wurde von einer französischen Firma entwickelt. Die Wiener E-Werke lernten sie bei ihrem ständigen Erfahrungsaustausch mit der verstaatlichten französischen Elektrizitätswirtschaft kennen. Erfahrungen bestanden dabei allerdings erst mit 60- und 90-kV-Kabeln. Nun wird also in Wien ein 110-kV-Kabel erprobt.

In Österreich werden bisher fast ausschließlich Ölkabel verlegt. Gasdruckkabel verursachen zu hohe Betriebskosten, andere Kabel, etwa mit Kühlrohrsystemen, sind in der Erhaltung zu teuer. In Frankreich wurden Kabel auf Polyaethylenbasis auch schon für 230-kV-Leitungen entwickelt, doch liegen dafür noch keine Erfahrungswerte vor.

12.8.1974: Mahler-Erstaufführung beim Konzert im Schloss Schönbrunn

Der kürzlich wiedergefundene Satz des Quartetts für Violine, Viola, Violoncello und Klavier von Gustav Mahler wird bei einem Konzert im Schloss Schönbrunn seine Wiener Erstaufführung seit der Wiederentdeckung erleben. Das Quartett schrieb Mahler 1876 knapp sechzehnjährig.

14.8.1974: Neue Leitung der Heizbetriebe

DKfm. Dr. Ernst Kraus, der bisherige kaufmännische Leiter der Heizbetriebe Wien GesmbH., ist seit 18. Juli Vorstandsdirektor der Wiener Allgemeinen Beteiligungs- und Verwaltungs-GesmbH., der Holding der privatrechtlichen Mehrheitsbeteiligungen der Stadt Wien. Ing. DKfm. Gerahrd Decombe, der aus der Privatwirtschaft kommt, wird künftig die technischen Angelegenheiten und den Verkauf leiten, Dr. Bruno Jancik, bisher im Kontrollamt der Stadt Wien tätig, wird die kaufmännischen Agenden übernehmen.

16.8.1974: Umweltschutz im Wienerwald: Konzept für Abfallkörbe

Im Herbst wird sowohl in den niederösterreichischen als auch in den Wiener Gebieten des Wienerwaldes damit begonnen werden, nach einem Konzept großräumige Abfallkörbe aufzustellen. Für diese und ähnliche Maßnahmen stehen dem Verein Wien-Niederösterreich, der sich zur Pflege und Erhaltung des Erholungsgebietes rund um Wien im Herbst konstituieren wird, ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung.

20.8.1974: Weitere Krankenschwestern von den Philippinen in Wien eingetroffen

Am Flughafen Wien-Schwechat trafen 40 diplomierte Krankenschwestern aus Manila ein. Sie werden zunächst für sechs Wochen im Personalwohnhaus des Psychiatrischen Krankenhauses Baumgartner Höhe wohnen. Während dieser Zeit werden die Diplomschwestern Deutschunterricht erhalten und gleichzeitig auch Gelegenheit bekommen, sich zu akklimatisieren.

In Wiens städtischen Spitälern gibt es gegenwärtig bereits 154 philippinische Krankenschwestern. 100 davon stehen zurzeit in der Rudolfstiftung und im Elisabethspital im Einsatz. Die übrigen werden im Wilhelminenspital und im Allgemeinen Krankenhaus mit ihrer Arbeit beginnen.

Wie Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher ankündigte, werden aufgrund eines Abkommens zwischen der Stadt Wien und dem philippinischen Arbeitsministerium in den kommenden drei Jahren insgesamt 600 philippinische Krankenschwestern in den städtischen Krankenanstalten ihren Dienst aufnehmen.

20.8.1974: Katholische und protestantische Nordiren auf gemeinsamen Wien-Besuch

Einen dreitägigen Studienurlaub werden 28 katholische und protestantische Jugendliche aus der von bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen Katholiken und Protestanten zerrissenen Provinz Ulster auf Einladung von Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner diese Woche in Wien gemeinsam verbringen.

22.8.1974: Wiener Ferienspiel - ein großer Erfolg

Das heurige Sommerferienspiel erwies sich als ein großer Erfolg und konnte den Vorjahresstand weit übertreffen. Nach den ersten Zahlen dürften im heurigen Ferienspiel zwischen 80.000 und 100.000 Spielmarken ausgegeben worden sein.

Spitzenreiter bei den kleinen Besuchern waren das Planetarium, die WIG 1974 und die neuen Musikveranstaltungen - die ihr Ziel, die Kinder zum eigenen Musizieren anzuregen, voll erfüllten.

23.8.1974: Ein Fernwärmering für Wien

Ein Fernwärmering mit den Schwerpunkten Fernheizwerk Spittelau, Kraftwerk Simmering und Fernwärmewerk Arsenal soll in den nächsten Jahren in Wien verwirklicht werden. In den Verhandlungen wurde zwischen dem Bund und der Stadt Wien auf politischer Ebene bereits grundsätzliche Übereinstimmung erzielt.

Mit diesem Projekt sollen vorerst die Reserven im Fernheizwerk Spittelau genützt werden, die für das Neue Allgemeine Krankenhaus bereitgestellt sind. Das sind 100 Gigakalorien.

Bis 1978 wird im Kraftwerk Simmering ein Block mit 370 Megawatt gebaut, der eine Wärme-Kraft-Kupplung enthalten wird. Diese Anlage soll dann die Wärmelieferung übernehmen, wenn die Spittelauer Reserve für das Allgemeine Krankenhaus gebraucht wird.

Der Fernwärmering Wien soll vor allem Gebäude in den Innenbezirken beliefern.

24.8.1974: Schützenhaus am Donaukanal wird renoviert

Das sogenannte Schützenhaus am linken Ufer des Donaukanals, ein Werk Otto Wagners, wird vom Bautenministerium renoviert. Haus und Grund gehören zu zwei Dritteln der Stadt Wien, zu einem Drittel dem Bund. Der Liegenschaftsausschuss des Wiener Gemeinderates hat nun beschlossen, dass Wien seinen Anteil dem Bund schenkt.

Das Schützenhaus wurde 1908 als Betriebsgebäude der Kaiserbadschleuse erbaut und gilt als besonders schönes Beispiel für den Stil Otto Wagners. Zuletzt wurden das Gebäude und das 650 Quadratmeter große Grundstück von der Abteilung des Stadtgartenamts, die für die Grünflächen am Donaukanal zuständig ist, benützt. Das Stadtgartenamt benötigt es nicht mehr. Das Haus, das in schlechtem baulichem Zustand ist, steht derzeit leer. Bautenminister Moser hat nach einer Besichtigung entschieden, dass das Bauwerk renoviert werden soll. Die Kosten dafür werden auf fünf Millionen Schilling geschätzt. Nach der Renovierung soll im Schützenhaus eine Dienststelle des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen untergebracht werden.

26.8.1974: "Bücherherzog" - 60. Geburtstag

Kommerzialrat Wilhelm Herzog, den Wienern als "Bücherherzog" ein Begriff geworden, feiert seinen 60. Geburtstag. Wilhelm Herzog wurde 1914 in Wien geboren. Seine Ausbildung als Buchhändler erwarb er in Wien und Leipzig, später wurde er Leiter der Urania-Buchhandlung des "Volksbildungshauses Wiener Urania" und Mitarbeiter der Städtischen Büchereien in Wien. Anschließend etablierte er sich als selbständiger Buchhändler und ist heute Inhaber der Buchhandlung "Bücherherzog" und der "Galeri-Herzog". Kommerzialrat Herzog hat sich vor allem um die Förderung avangardistischer Literatur große Verdienste erworben und ist auch auf dem Sektor der Kunstförderung hervorgetreten.

27.8.1974: Pipeline-Ring für Kraftwerk Donaustadt

Um den Betrieb des Kraftwerkes Donaustadt und damit die Versorgung der Haushalte und die Wirtschaft mit Elektrizität noch besser zu sichern, planen die Wiener E-Werke den Bau einer Heizöl-Pipeline vom Kraftwerk Donaustadt zum Ölhafen Lobau. Bereits 1967 wurde eine Pipeline von der ÖMV in Schwechat zum Kraftwerk Simmering gebaut, die dann nach Donaustadt verlängert wurde. Dieser Bau war eine Pioniertat. Es gab damals noch keine Pipeline für Schweröl in Mitteleuropa. Die damals einzige europäische Leitung dieser Art, die sich in Italien befand, funktionierte nur mangelhaft, während sich diese Leitung der Wiener E-Werke von Anfang an bewährte.

Inzwischen hat die ÖMV eine solche Leitung zwischen ihrer Raffinerie und dem Ölhafen gebaut. Mit der Pipeline vom Kraftwerk zum Hafen würde eine Ringleitung entstehen. Damit wäre die Versorgung des Kraftwerkes auch dann gesichert, wenn eine der beiden Leitungen aus irgendeinem Grund ausfallen sollte.

28.8.1974: Kulturamt schenkt Dinosaurier

Noch haben Präparatoren und Wissenschaftler alle Hände voll zu tun, um die Riesenknochen eines zweieinhalb Meter langen und 180 Millionen Jahre alten Schwimmsauriers zu präparieren. Doch schon in wenigen Wochen wird das Urtier die Reise nach Wien antreten und im Naturhistorischen Museum seinen Platz einnehmen.

Die Fachleute des Wiener Naturhistorischen Museums haben dieses Prachtexemplar in der Bundesrepublik Deutschland aufgespürt. Der Schwimmsaurier wurde bei einem Steinbruchbesitzer entdeckt. Da bei der Finanzierung aber Probleme auftraten, sprang hier das Kulturamt der Stadt Wien ein und stellte die Mittel in der Höhe von 400.000 Schilling für den Ankauf zur Verfügung.

Der Schwimmsaurier stammt aus dem unteren Jura in Württemberg. Dort wurde er kürzlich in einem Steinbruch gefunden. In Holzmaden, etwa 30 Kilometer von Stuttgart entfernt, gab es früher mehrere Steinbrüche. Einer ist noch in Betrieb. In dieser Gegend wurden schon viele urgeschichtliche Funde, wie fossile Fische, Krokodile und Kleintiere, gemacht.

29.8.1974: Sensationelle Funde in Unter-Laa

Sensationelle Funde kamen bei der im heurigen Sommer in der Sankt Johann-Kirche in Unter-Laa (10. Bezirk) durchgeführten Grabung zum Vorschein. Neben drei monumentalen römischen Pfeilern und mehreren Grabstätten beeindrucken vor allem die mehr als 70 Zentimeter starken im für den Baustil der späten Antike und des Mittelalters typischen Fischgrätmuster angelegten Mauern.

Wie der Leiter der Ausgrabungen, der Archäologe Dr. Ortolf Harl vom Museum der Stadt Wien bestätigt, besitzt Wien nirgends - auch nicht in den römischen Resten in der Innenstadt - antike Mauern von solcher Monumentalität. Die Stärke der Mauern und der römischen Pfeiler lassen den Schluss zu, dass sich über dem Raum der heutigen Kirche noch ein zweites Geschoss befunden haben könnte.

Die vollkommen isolierte Lage der Kirche lässt Vermutungen zu, dass hier bereits in der Antike ein Heiligtum bestanden haben könnte, an das das christliche Mittelalter bewusst anknüpfte und das, wie Baureste beweisen, in der Karolingischen Renaissance seine zweite Blüte erlebte. Nach dieser Hypothese hätten wir es hier mit einer der ältesten wenn nicht sogar ältesten Kirche Wiens zu tun.

Die Grabungen nördlich der Kirche und von Bauern auf den südlich anschließenden Feldern gemachten Funde und Beobachtungen lassen weiter den Schluss zu, dass das römische Heiligtum, das sich hier befunden haben könnte, Mittelpunkt einer ganzen Siedlung gewesen ist. Die Ziegelsignaturen weisen darauf hin, dass es sich um eine zivile Siedlung, eine Art Miniatur-Carnuntum gehandelt haben muss

31.8.1974: Wien erhält Lobaumuseum

Wien erhält ein Lobaumuseum inmitten der größten Erholungslandschaft von Wien. Die Stadtverwaltung stellt dem Verband für Umweltschutz einige Räume im Erdgeschoss eines Gebäudes in der Nähe des Forsthauses Lobau zur Verfügung. Das künftige Museum wird allerdings nur zu Fuß erreichbar sein. Auf der Zufahrtsstraße herrscht Fahrverbot.

Das Lobaumuseum soll die Geschichte und die Entwicklung dieser Naturlandschaft zeigen und Interessierten über die Pflanzen und Tierwelt in dieser ursprünglichen Landschaft Auskunft geben. Verschiedenste Exponate werden vor allem auf die Eigenart der Fauna und Flora hinweisen. Der Verband für Umweltschutz, der seinerzeit die Aktion "Rettet die Lobau" gestartet hatte, arbeitet zurzeit an der Gestaltung der Ausstellungsräume.