Historischer Rückblick aus dem Jahr 1974

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Februar 1974

Februar

1.2.1974: Piazza Navona - ein Beispiel für Ensembleschutz: Bürgermeister von Rom eröffnete Ausstellung im Wiener Rathaus

Der Bürgermeister von Rom, Dr. Delio Darida, eröffnete in Anwesenheit von Bürgermeister Leopold Gratz und zahlreichen Ehrengästen in der Volkshalle des Wiener Rathauses die Ausstellung "piazza navona - centro di roma", eine kulturhistorisch interessante Darstellung in alten Stichen und modernen Großfotos des Herzstückes der "Ewigen Stadt".

Gratz bezeichnete in seiner Rede die "piazza navona" als eindrucksvolles Beispiel für Ensemble- und Denkmalschutz, das die gleichen Überlegungen in Wien bestätigt.

Die "piazza navona", das Herz von Rom, zeigt die Ausstellung in einer Fülle von alten Stichen und Darstellungen aus einem Zeitraum von mehr als dreihundert Jahren. Künstler aus allen Ländern haben das Leben auf diesem Platz Roms zum Vorbild ihrer Darstellungen genommen. Die Geschichte des Platzes, der als Stadion von Domitian angelegt worden war, füllt einen Zeitraum von 1.900 Jahren, in denen der Platz immer Vergnügungsort oder Treffpunkt, Marktplatz oder Bühne des römischen Volkes gewesen ist.

4.2.1974: Enge Zusammenarbeit Wien - Rom

Die Stadtsenate von Rom und Wien wollen künftig kontinuierlich Erfahrungen austauschen und vor allem bei der Lösung von Altstadtproblemen zusammenarbeiten. Dies war das wichtigste Ergebnis eines Arbeitsgespräches zwischen den Bürgermeistern von Rom und Wien.

Von den beiden Städten beauftragte Experten sollen in der nächsten Zeit die effizienteste Form dieser Zusammenarbeit suchen. Bürgermeister Gratz betonte, dass ihm diese Verbindung zwischen den Städten sinnvoller erscheine als eine Partnerschaft, die außer der Bekundung guten Willens wenig bringe.

5.2.1974: Für 1974 bereits 111 Kongresse angemeldet - zwei Millionen Schilling für die Kongressförderung

Kongresse sind für die Wiener Fremdenverkehrswirtschaft einer der wichtigsten Zweige, weil sie nicht nur in der Hochsaison stattfinden, sondern vielfach auch in der sogenannten "toten Saison". Für heuer sind bereits 111 Kongresse angemeldet, an deren Ausrichtung sich die Stadt Wien mit zwei Millionen Schilling Kongressförderung beteiligen wird.

5.2.1974: Prof. Kolisko gestorben

Der langjährige Direktor der Wiener Symphoniker, Prof. Dr. Robert Kolisko, ist dieser Tage in Wien gestorben.

Robert Kolisko war 1910/11 Schüler von Alexander Zemlinksky und Arnold Schönberg, dann bei Franz Schreker. Er studierte zuerst Jus, bewies aber 1914/15 bei mehrmaligen Auftreten als Dirigent seine Eignung für diesen Beruf, worauf er nach Absolvierung des Studiums am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität bei Guido Adler und nach der Promotion zum Dr.phil. die Dirigentenlaufbahn in Klagenfurt begann. Sein Weg führte über Ulm an der Donau, Dortmund und Prag nach Zürich, wo er als musikalischer Oberleiter unter anderem Zyklen der Opern von Richard Wagner und Richard Strauss leitete (Schweizer Erstaufführung der "Frau ohne Schatten") und seine Arbeitskraft auch in den Dienst der modernen Oper stellte (1931 Schweizer Erstaufführung von Alban Bergs "Wozzeck).

Nach Jahren, in denen er in verschiedenen Großstädten, darunter auch in Wien an der Staatsoper, als Gastdirigent tätig war, übernahm er die musikalische Oberleitung der Wiener Volksoper, und wirkte dann bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1966 als Direktor der Wiener Symphoniker.

6.2.1974: Überreichung der Förderungspreise des Dr. Adolf Schärf-Fonds

Heute fand die 13. Verleihung von Förderungsbeiträgen aus dem von der Zentralsparkasse eingerichteten Dr. Adolf Schärf-Fonds zur Förderung der Wissenschaften statt. Zur Durchführung dieser 13. Verleihung hatte die Zentralsparkasse einen Betrag von 350.000 Schilling zur Verfügung gestellt. Damit konnten die Forschungsprojekte von 15 Wissenschaftlern gefördert und ein vom Dr. Adolf Schärf-Fonds initiierter Forschungsauftrag vergeben werden.

Die ausgezeichneten Wissenschaftler sind: Dipl.-Ing. Wolfgang Blaas, Dr. Günther Chaloupek, Dr. Werner Doralt, Mag. Wilhelm Filla, Dr. Luise Fornleitner, cand. phil. Wolfgang Grabenwöger, Dipl.-Ing. Dr. Ralph Gretzmacher, cand. phil. Peter Haiko, Prim. Dr. Peter Kahn, Dipl.-Ing. Kurt Leitner, Dr. habil. Bernd Lötsch, Hans Muhr, Dipl.-Ing. Kurt Puchinger, Mag. Wilfried Schönbäck und Obermuseumsrat Prof. Dr. Heinz Schöny.

Der Forschungsauftrag "die Problematik der Errichtung von Zweitwohnungen aus volkswirtschaftlicher Sicht" wurde an Univ.-Prof. Dkfm. Dr. Alfred Kyrer von der Universität Salzburg vergeben.

6.2.1974: Acht neue Autobusse für die Wiener Verkehrsbetriebe

Bürgermeister Leopold Gratz und Stadtwerke-Stadtrat Franz Nekula übernahmen im Liesinger Werk der Österreichischen Automobilfabrik Graef und Stift acht neue Großraum-Autobusse für die Wiener Verkehrsbetriebe. Die Wagen sind für den umweltfreundlichen Flüssiggas-Mischbetrieb ausgestattet und haben geräuschlose Bremsen. Sie werden zur Verbesserung des Verkehrs in Floridsdorf (21. Bezirk) und Donaustadt (22. Bezirk) eingesetzt werden.

Zur beschleunigten Modernisierung und Vergrößerung des Wagenparks der Wiener Verkehrsbetriebe werden heuer 143 Millionen Schilling zusätzlich bereitgestellt werden.

7.2.1974: Prinzessin Alexandra im Rathaus

Zu Ehren von Prinzessin Alexandra von Kent fand im Wappensaal des Wiener Rathauses ein Empfang statt.

8.2.1974: Architektenwettbewerb "Wohnen morgen": Terrassenbauten mit Fußgängerstraße - In Rudolfsheim-Fünfhaus erstes größeres Stadterneuerungsprojekt

Ein junger Architekt von internationalem Rang - Wilhelm Holzbauer - wird als erster Preisträger des Wettbewerbes "Wohnen morgen" in Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk) ein größeres Stadterneuerungsprojekt mit einer supermodernen Wohnhausanlage ausführen. Eine dreizehnköpfige Jury sprach in dem, vom Bautenministerium in Zusammenarbeit mit der Stadt Wien veranstalteten, Architektenwettbewerb "Wohnen morgen" für die städtebauliche Neugestaltung eines größeren Areals den 1. Preis in der Höhe von 500.000 Schilling Architekt Wilhelm Holzbauer zu.

Der zweite Preis (350.000 Schilling) wurden Architekt Georg Ladstätter, Wien, zuerkannt. Den dritten Preis (250.000 Schilling) errang das Architektenteam Peter P. Pontiller und Peter Swienty aus Innsbruck. Ferner vergab das Preisgericht unter Vorsitz von Hochschulprofessor Hans Aigner, Technische Hochschule Wien, neun Anerkennungspreise zu 100.000 Schilling.

Alle Wettbewerbsentwürfe werden im Wiener Bauzentraum ausgestellt.

Die Bebauungsvorschläge betreffen das rund 39.000 Quadratmeter große Areal, das nach Absiedlung der Hauptwerkstätte der Wiener Verkehrsbetriebe im 15. Bezirk frei wird. In der ersten Baustufe soll im Bereich Siebeneichen-/Anschütz-/Jheringgasse eine Wohnhausanlage mit rund 300 Wohnungen geschaffen werden. Es wurden Ideen für beispielhafte Wohnformen im Rahmen des sozialen Wohnbaus, für die Gestaltung der Freiflächen und für die Verkehrslösung erwartet. Das Preisgericht urteilte nach den Kriterien "Städtebauliche Lösung und architektonische Gestaltung", "Wohnwert" und "Wirtschaftlichkeit".

8.2.1974: Hugo Wiener - 70. Geburtstag

Der Autor und Komponist Prof. Hugo Wiener feiert am 16. Februar seinen 70. Geburtstag.

Hugo Wiener wurde 1904 in Wien geboren. Nach dem Besuch der Mittelschule studierte er an der Akademie Musik und wurde 1923 Kapellmeister im Apollotheater, nachdem er vorher schon in Pressburg debütiert hatte. Seine eigentliche Laufbahn begann aber dann 1928 in der "Hölle" und in der "Femina", deren Hausautor er wurde. In dieser Zeit schrieb er auch für seine Lieder die dazugehörenden Texte. Den ersten großen Erfolg feierte er mit seinem Operettenlibretto "Der gütige Antonius", zu welchem Jara Benes die Musik schrieb. Weitere Operettentexte sind die gleichfalls erfolgreichen "Auf der grünen Wiese" und "Gruß und Kuss aus der Wachau". Mit Robert Stolz gemeinsam schrieb er "Die Reise um die Erde in 80 Tagen", mit Leo Jessel "Die goldene Mühle". 1938 musste Hugo Wiener Wien verlassen und wandte sich nach Bogota in Bolivien, wo er gleichfalls großen Erfolg hatte. In Caracas in Venezuela lernte er Cissy Kraner kennen, die seine Frau wurde. Nach Kriegsende kehrte Wiener nach Wien zurück.

1950 stieß er zum Simpl-Team. Diesem traditionsreichen Wiener Cabaret diente er lange Jahre vierfach: als Autor, Texter, Komponist und Pianist. Im Jahr 1955 entdeckte er für Karl Farkas und Ernst Waldbrunn, die im Jahre 1922 von Farkas und Grünbaum kreierte Doppelkonference neu.

Für seine Gattin Cissy Kraner schrieb er Texte und Chansons, deren Titel überaus populär wurden, so unter anderem "Aber der Novak lässt mich nicht verkommen", "Das Pinup-Girl", "Ich möchte so gern ein Teenager sein", "Ich wünsch mir zum Geburtstag einen Vorderzahn". Im Jahre 1964 ging eine weitere Operette "Frühjahrsparade" in der Volksoper über die Bretter, zu der Robert Stolz die Musik schrieb. Im gleichen Jahr schrieb Wiener auch ein Festwochenkabarett. Hugo Wiener erhielt zahlreiche Auszeichnungen.

12.2.1974: Präsident Echeverria im Rathaus

Der Staatspräsident von Mexiko Luis Echeverria stattete heute Bürgermeister Gratz im Wiener Rathaus einen Besuch ab und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

14.2.1974: Das "große Loch" am Stephansplatz

Mit den Aushubarbeiten für das "große Loch" im Bereich Stephansplatz ist begonnen worden. Von der Goldschmiedgasse bis zum Stock im Eisen-Platz und zwischen beiden Begrenzungsseiten des Stephansplatzes entsteht hier eine große Baugrube, die für die Errichtung des Stationsbauwerkes Stephansplatz der U-Bahn notwendig ist.

18.2.1974: Wienerberggründe werden Erholungsgebiet

Der größte Teil der Wienerberggründe zu beiden Seiten der Triester Straße soll in Zukunft der Bevölkerung als Naherholungsgebiet zur Verfügung stehen. Außerdem sollen auf diesem großen Areal im Süden Wiens Sport- und Freizeiteinrichtungen geschaffen werden.

18.2.1974: Fernwärme für Wiener Rathaus noch 1974

Ein Teil des Wiener Rathauses soll Ende 1974 an die Fernwärme des Werkes Spittelau angeschlossen werden. Der übrige Teil soll bis Ende 1975 angeschlossen werden.

19.2.1974: Anleihe für die Wiener Stadtwerke

Auch heuer soll wieder eine Investitionsanleihe der Bundeshauptstadt Wien aufgelegt werden, die den Wiener Stadtwerken zugutekommt. Auf Antrag von Finanzstadtrat Hans Mayr ermächtigte der Stadtsenat den Magistrat, die Verhandlungen über dies Anleihe mit einem Betrag von maximal 1,2 Milliarden Schilling aufzunehmen.

Die Anleihe soll für die wichtigsten Investitionen der Stadtwerke genützt werden: für den Ausbau der Dampfkraftwerke Simmering und Donaustadt, den Bau des Gasturbinen-Kraftwerkes Leopoldau, die Verstärkung der Verteilernetze von E-Werken und Gaswerken, die Erneuerung des Wagenparks der Verkehrsbetriebe, den Umbau von Wagen für schaffnerlosen Betrieb und die Fertigstellung der neuen Zentralwerkstätte der Verkehrsbetriebe.

20.2.1974: Bürgermeister von Göteborg im Wiener Rathaus

Der Bürgermeister der schwedischen Stadt Göteborg, Hans Hansson, ist heute zu einem mehrtägigen Besuch in Wien eingetroffen, um hier Gespräche über die Durchführung einer Österreich-Woche in Göteborg zu führen. Heute war er zu Besuch im Wiener Rathaus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

21.2.1974: Österreichischer Städtetag: Gratz neuer Obmann des Österreichischen Städtebundes

Wiens Bürgermeister Leopold Gratz löste Ex-Bürgermeister Felix Slavik heute als Obmann des Österreichischen Städtebundes ab.

21.2.1974: Vizekanzler Scheel im Wiener Rathaus

Der Vizekanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Walter Scheel, besuchte heute im Rahmen seines offiziellen Österreich-Besuches das Wiener Rathaus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Wien ein.

22.2.1974: Aus dem Wiener Gemeinderat

Der Antrag auf Errichtung der städtischen Wohnhausanlage 15, Nobilegasse/Flachgasse mit 118 Wohnungen und einem Kostenaufwand von 58,9 Millionen Schilling wurde einstimmig angenommen.

Mit den Stimmen der SPÖ wurde der Antrag auf eine Sachkrediterhöhung um 74,9 Millionen Schilling auf 145 Millionen Schilling für das neue Hallenstadion angenommen.

Den einstimmigen Beschluss, eine Otto Glöckel-Medaille zu stiften, fasste abschließend der Wiener Gemeinderat über Antrag von Vizebürgermeister Hubert Pfoch (SPÖ). Die in Bronze hergestellte Medaille kann an Personen verliehen werden, die sich durch außerordentliche Leistungen auf pädagogischem Gebiet Verdienste um die Stadt Wien und die Jugend der Stadt erworben haben.

22.2.1974: Pierre Cardin in Hetzendorf

Der prominente Pariser Couturier Pierre Cardin besuchte heute die Modeschule der Stadt Wien in Hetzendorf. Cardin zeigte sich begeistert von der Schule (eine ähnliche Einrichtung gibt es in Paris nicht) und den Arbeiten der Schülerinnen.

22.2.1974: China-Botschafter bei Bürgermeister Gratz

Anlässlich der Eröffnung der großen Ausstellung archäologischer Funde der Volksrepublik China im Museum für angewandte Kunst stattete heute eine Delegation chinesischer Archäologen Bürgermeister Gratz im Wiener Rathaus einen Besuch ab. Der Leiter der Delegation, der Botschafter der Volksrepublik China in Wien, Wang Yueh-Yi, betonte dabei die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Völkern und lud den Wiener Bürgermeister, der kürzlich die Präsidentschaft des Kuratoriums des Österreichischen China-Forschungsinstituts übernommen hat, zum Besuch ein.

25.2.1974: "world wildlife fund" dankt Wien für Lobau-Inititative

Die österreichische Sektion des "world wildlife fund", einer Organisation, die sich vor allem für die Erhaltung möglichst ungestörter Naturräume und ihres Wildbestandes einsetzt, dankte der Wiener Stadtverwaltung in einem Brief für die Initiativen zur Erweiterung des Schutzes der Lobauauen und insbesondere der Lobau. In dem vom Präsidenten des WWF, Prof. Manfred Mautner-Markhof, unterzeichneten Brief wird die Versicherung abgegeben, dass der WWF nach Möglichkeit gerne mithelfen werde, die Pläne zur Erhaltung und zum Schutz der schönsten Augebiete im gesamten Donaulauf zu unterstützen und in die Tat umzusetzen.

28.2.1974: Wiens neuer Stadtkommandant

Brigadier Karl E. Schrems kommandiert seit 1. Jänner 1974 die Garnison Wien.

Schrems, "Ur-Wiener" und 60. Militärkommandant der Bundeshauptstadt Wien, kam direkt aus Moskau, wo er vier Jahre als Militärattache tätig war. Schrems bot heute der Wiener Stadtverwaltung die Hilfe der Wiener Garnison bei Erstellung und Umsetzung des neuen Katastrophenschutzgesetzes an und erklärte dazu: "Zu den territorialen Aufgaben innerhalb des militärischen Bereichs gehört der Katastropheneinsatz des Bundesheeres. Für diese Aufgabe steht ein großer Teil der Soldaten 'Spaten bei Fuß' und kann jederzeit eingesetzt werden."

Im neuen Katastropheneinsatzplan wird die Zusammenarbeit der Gemeinde Wien mit dem Militärkommando neu festgelegt.

28.2.1974: U-Bahn-Grabungen: Weinkeller unter dem Stephansplatz - auch auf Pestgrab gestoßen

Auf interessante Spuren des mittelalterlichen Wiens stießen die Historiker in den letzten Tagen im Zuge der Grabungsarbeiten für die U-Bahn-Station Stephansplatz. An der Südweststrecke des Platzes, dort, wo das "große Loch" bereits fünf Meter in die Tiefe gediehen ist, wurden alte Hausfundamente freigelegt. Sie beweisen, dass der Platz früher viel kleiner war. Die Häuser reichten näher an den Dom heran. Die Goldschmiedgasse nahm überdies etwas nördlicher als heute ihren Verlauf.

Man entdeckte auch zwei Stockwerke tiefe Kellergewölbe. Solche Keller waren im Zuge der U-Bahn-Vorarbeiten schon an anderen Stellen des Platzes gefunden worden. Es ist anzunehmen, dass faktisch der ganze Platz früher unterkellert war und diese als Weinkeller dienten. Es ist bekannt, dass im ausgehenden Mittelalter in Wien und seinen Vorstädten enorm viel Wein produziert wurde. Die Weingärten reichten bis nahe an die Stadtmauern heran. Später, als der Weinbau zurückging, wurden die Keller nicht mehr benötigt. Sie wurden mit Schutt und Sand aufgefüllt und abgemauert.

Interessant für die Historiker, die ständig bei den U-Bahn-Grabungen auf Beobachtungsposten sind, war auch die Freilegung eines Friedhofes an der Nordweststrecke des Platzes gegen die Rotenturmstraße zu. Zwei Gräberschichten wurden freigelegt. Die eine befand sich knapp unter dem Straßenniveau, die zweite lag anderthalb bis zwei Meter tiefer. In dieser älteren Schicht fiel die große Anzahl von Kieferknochen mit völlig intaktem Gebiss auf, offenbar wurden dort viele jüngere Menschen begraben, die einer Seuche zum Opfer gefallen waren. Man dürfte also einen Pestfriedhof gefunden haben, der rund um das ehemalige Messnerhaus gelegen war.