Historischer Rückblick aus dem Jahr 1974

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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Juli 1974

Juli

1.7.1974: Städtebauliche Studie für "Wiener Flur"

Für den südlichen Bereich des "Wiener Flur" im 23. Bezirk wurden an zwei Architekten vom zuständigen Gemeinderatsausschuss Aufträge für eine städtebauliche Studie vergeben. Die beiden Architekten - Wilhelm Holzbauer sowie Klara und Rudolf Hautmann sollten alternative Bebauungsvorschläge für etwa 800 bis 1.000 Wohnungen erstellen.

1.7.1974: Neue Feuerwache für Landstraße

Der dritte Bezirk erhält eine neue Feuerwache Ecke Nottendorfer Straße - Baumgasse. Kosten: rund 19 Millionen Schilling. Die alte Bezirksfeuerwache ist seit rund 50 Jahren im Bezirksamt des 3. Bezirkes untergebracht. Da der alte Standort verkehrstechnisch äußerst ungünstig gelegen ist, wird noch heuer mit dem Bau der neuen Feuerwache begonnen.

2.7.1974: Neues Betriebsbaugebiet in der Donaustadt

Die sogenannten Hascha-Gründe im 22. Bezirk (Donaustadt) werden mit einem Kostenaufwand von 20,1 Millionen Schilling als Betriebsbaugebiet aufgeschlossen. Das 267.000 Quadratmeter große Areal wird zwei Firmen der Nahrungsmittelbranche beherbergen, die dort eine Getränkeabfüllung und eine Feinkostherstellung errichten werden.

3.7.1974: Bürgermeister Gratz lädt ein: Hearing "Donaubereich Wien"

Bürgermeister Leopold Gratz hat zur Erörterung des Ergebnisses des Wettbewerbes "Donaubereich Wien" zu einem Hearing in den Messepalast eingeladen, wo gegenwärtig die Ausstellung der prämiierten Arbeiten zu sehen ist. Der Teilnehmerkreis umfasst die zuständigen Mitglieder des Stadtsenates, die Präsidenten des Wiener Landtages, die Mitglieder des zuständigen Gemeinderatsausschusses und die Gemeinderäte der betroffenen Bezirke Leopoldstadt, Simmering, Döbling, Brigittenau, Floridsdorf und Donaustadt sowie deren Bezirksvorsteher und -stellvertreter. Ferner wurden zu dem Hearing der Präsident der Wiener Ingenieurkammer Arch. Dipl.-Ing. Friedrich Rollwagen, der Präsident der Aktion "Besseres Wien", Univ.-Prof. Dr. Erich Bodzenta, und der Wiener Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Anton Seda sowie die Mitglieder der Wettbewerbsjury und die Fachgutachter eingeladen.

Nach einem einleitenden Referat durch den Vorsitzenden der Jury, Prof. Dr. Dipl.-Ing. Jakob Maurer werden die anwesenden Experten für Auskünfte zur Verfügung stehen.

3.7.1974: Japanischer Garten als Geschenk an die Stadt Wien

Der japanische Garten auf der WIG 74 wurde durch Botschafter Naraichi Fujiyama als Geschenk an die Stadt Wien übergeben.

Der Nationalgarten der Japaner ist 750 Quadratmeter groß und gehört mit seinen Original-Kirschbäumen, seiner Steinsymbolik, den schönen alten Laternen und der Nachbildung eines Teehauses zu den besonderen Anziehungspunkten der WIG 74. Der Garten hat eine Widmungstafel mit folgendem Text:

"Mögen sich die Menschen noch viele Jahre lang an diesem japanischen Garten in Wien erfreuen."

3.7.1974: Stephansplatz: Drei römische Gräber gefunden

In der tiefen Baugrube am Stephansplatz wurden bei Aushubarbeiten drei römische Gräber entdeckt. Eines davon war ein sogenanntes Ziegelplattengrab, von dem fünf große römische Dachziegel erhalten sind. Einer dieser Dachziegel trug den Stempel einer römischen Waffenfabrik aus der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts nach Christus. Bei den beiden anderen Gräbern handelt es sich um einfache Erdgräber. In einem davon wurden Perlen einer Halskette aus Halbedelsteinen gefunden. In dem Ziegelplattengrab gab es einige Reste von Keramik.

In diesem Bereich des Stephansplatzes befand sich in der späten Zeit des römischen Lagers Vindobona ein Teil des Lagerfriedhofes. Dieser Lagerfriedhof war ursprünglich nur Männern, also den Soldaten vorbehalten. In der späteren Zeit, als im Lager auch die Familien zahlreicher Militärangehöriger wohnten, sind demnach auch Frauen in diesem Lagerfriedhof bestattet worden.

4.7.1974: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Gemeinderat stand eine ausführliche Debatte über den Bauringbericht auf dem Programm. Daran anschließend wurde über den Rechnungsabschluss 1973 debattiert.

4.7.1974: Internationale Rosenschau auf der WIG 74 eröffnet

In Anwesenheit von Fürstin Gracia Patricia und ihrer Tochter Prinzessin Caroline wurde in der Kurhalle der WIG 74 die viertägige Internationale Rosenschau eröffnet.

Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurden vier Rosenneuheiten getauft: in kräftigen Rosatönen mit den Namen "Stadtrat Heller" und "Wienerwald" sowie in intensiven Gelbtönen mit den Namen "Oskar Weihs" und "Anni Daeneke".

4.7.1974: Karl Kraus-Manuskripte für die Stadtbibliothek

Eine wesentliche Bereicherung erfuhr das Karl Kraus-Archiv der Wiener Stadtbibliothek knapp vor Ende der Karl Kraus-Ausstellung im Musikvereinsgebäude.

Doktor Hans Roeder übergab der Wiener Stadtbibliothek, die das Karl Kraus-Archiv verwaltet, bisher in seinem Besitz befindliche Manuskripte im Gesamtumfang von zirca tausend Seiten. Unter diesen Aufzeichnungen befindet sich das komplette Manuskript für die "Fackel", die im Juli 1934 unter dem Titel "Warum die Fackel erscheint" ediert wurde. Außerdem sind in diesem Konvolut auch noch Handschriften und erste Entwürfe von Gedichten zu "Worte in Versen" sowie umfangreiche Manuskriptteile zu "Letzte Tage der Menschheit" enthalten.

8.7.1974: "Time": Gratz hat politische Zukunft

Dem Wiener Bürgermeister bescheinigt das angesehene amerikanische Nachrichtenmagazin "Time" große politische Zukunft: In einer eben veröffentlichten Liste von 150 Persönlichkeiten aus aller Welt, die jünger sind als 45 und voraussichtlich die politische Zukunft in ihren Ländern bestimmen werden, scheint auch der Name Leopold Gratz auf. In die Liste, die im soeben erschienenen jüngsten "Time"-Heft enthalten ist, wurden 39 Europäer aufgenommen, darunter zum Beispiel der französische Premier Chirac. An Österreichern ist in der Aufstellung nur noch Bauernbund-Direktor Sixtus Lanner genannt.

8.7.1974: "Wiener Spaziergang" mit 20 Stationen

Zu einem Wiener Spaziergang lädt ab heute die Stadt Wien in der Volkshalle des Wiener Rathauses ein: Dieser Spaziergang kann aber auch "in natura" absolviert werden, indem man die 20 Stationen besucht, die man sich vorher auf dem großen Innenstadtmodell in der Volkshalle zusammensuchen kann. Auf diesem fünf Meter im Durchmesser großem Stadtmodell kann man überdies mit Knopfdruck weitere 76 kultur- oder kunsthistorisch interessante Gebäude der Innenstadt zum Leuchten bringen.

9.7.1974: Wasser aus dem Rosenhügelbehälter ohne Chlorgeschmack

Das Wiener Wasser soll noch besser schmecken. Seit 1945 wird das Wiener Trinkwasser durch Beifügung von Chlor entkeimt. Dies bedeutete manchmal eine Geschmacksbeeinträchtigung. Die Wasserwerke sind nun seit einiger Zeit daran, die Entkeimung des Wiener Trinkwassers mit Hilfe von Chlordioxydanlagen vorzunehmen. Entsprechende Erfahrungen wurden an den bereits seit Jahren in Betrieb befindlichen Anlagen für die II. Hochquellenleitung sowie für das Grundwasserwerk Nussdorf gesammelt. Nun wird auch der Rosenhügelbehälter eine solche Entkeimungsanlage erhalten. Für die Errichtung der Anlage wurden heute 3,3 Millionen Schilling genehmigt.

11.7.1974: Wäschepflegedienst auf ganz Wien ausgedehnt

Der von der Stadt Wien gemeinsam mit dem Verein "Wiener Volkshilfe" seit April zunächst in fünf Wiener Bezirken durchgeführte Wäschepflegedienst für Betagte und Behinderte wird ab sofort auf ganz Wien ausgedehnt.

11.7.1974: Zweites Hearing über die Donauinsel

Unter Vorsitz von Bürgermeister Leopold Gratz begann heute das zweite Hearing über die Donauinsel. Das Hearing findet im Messepalast statt (dort befindet sich auch noch die Ausstellung der 44 Projekte des Wettbewerbes "Donauraum").

12.7.1974: Internationale Sozialkonferenz in Nairobi

In Nairobi, Kenya, beginnt die 17. Internationale Sozialkonferenz. Veranstalter dieser für sieben Tage anberaumten Tagung, an der Delegierte aus aller Welt teilnehmen werden, ist die Internationale Vereinigung für Sozialarbeit (international council on social welfare). Das Generalthema der Konferenz lautet: Theorie und Praxis und die damit verbundenen Konsequenzen der Sozialarbeit. Seitens der Stadt Wien werden Maria Jacobi, als Präsidentin des Österreichischen Komitees für Sozialarbeit, sowie Gesundheits- und Sozialstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher an der Sozialkonferenz teilnehmen. Prof. Stacher wird außerdem die Leitung eines Arbeitskreises übernehmen, der sich mit der Rolle des älteren Menschen in der gegenwärtigen Gesellschaft befasst.

15.7.1974: Neue Schlachthalle St.- Marx fast fertig - Tierärztliche Hochschule bekommt freiwerdende Flächen

Der Neubau des Fleischzentrums St. Marx macht gute Fortschritte. Die derzeit im Bau befindliche Schlachthalle und die dazugehörenden Wartestallungen werden voraussichtlich im Oktober des heurigen Jahres in Betrieb genommen werden können. Durch die Inbetriebnahme des neuen Fleischzentrums werden verschiedene Objekte im derzeitigen Rinderschlachthof usw. nicht mehr benützt werden. Die freiwerdenden Flächen werden der Tierärztlichen Hochschule zur Verfügung gestellt werden.

15.7.1974: Fast 50.000 Hunde in Wien

Die Zahl der Hunde in Wien steigt weiter: sie betrug Ende vergangenen Jahres, wie aus einem Bericht des Veterinäramtes hervorgeht, genau 49.448, um rund 3.000 mehr als ein Jahr zuvor. Damit ist der Rekordstand des Jahres 1955 mit 51.735 Hunden fast wieder erreicht.

Die meisten Hunde, nämlich jeweils mehr als 4.000, gibt es im 21. und 22. Bezirk.

16.7.1974: Internationale Donaufahrt: 400 Paddler und Ruderer in Wien

Rund vierhundert Paddler und Ruderer, Teilnehmer der Internationalen Donaufahrt, machen im Überschwemmungsgebiet der Donau oberhalb der Reichsbrücke Zwischenstation. Diese traditionelle Veranstaltung, an der Sportler aus 12 Nationen teilnehmen, wird auch von der Stadt Wien unterstützt. Die Wanderfahrt führt von Ingolstadt bis Silistra in Bulgarien.

18.7.1974: Tandler-Medaille für Guttmann, Horak und Wolf

Für ihre Verdienste auf sozialem Gebiet wurden heute drei Persönlichkeiten ausgezeichnet. Die "Professor Julius Tandler-Medaille der Stadt Wien" wurde überreicht an:

Alfred Guttmann, Elisabeth Horak - beide hatten sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bemüht, die Lebensmittelversorgung mehrerer Wiener Spitäler aufrecht zu erhalten sowie an Oberschwester Cäcilie Wolf, die Leiterin des "Vereins Wiener Sozialdienste".

18.7.1974: Holding-Vorstand gebildet

Der Vorstand der Wiener Allgemeinen Beteiligungs- und Verwaltungs-GesmbH., der Holding für die privatrechtlichen Unternehmungen der Stadt Wien, wurde heute gebildet. Vorsitzender des Vorstandes ist Obersenatsrat Dr. Josef Machtl, Vorstandsmitglieder sind Abgeordneter Dr. Manfred Drennig, Dkfm. Dr. Ernst Kraus und - ab 1. Jänner 1975 - Direktor Walter Reiser.

20.7.1974: Fernheizwärme für Amalienbad

Die Wiener Heizbetriebe bauen auf dem Areal des Amalienbades um rund sieben Millionen Schilling ein Blockheizkraftwerk, das die künftige U-Bahn-Station Reumannplatz, die Tiefgarage auf diesem Platz und das Amalienbad beheizen soll.

22.7.1974: Untersuchung über U-Bahn-Tiefstationen

Im Zusammenhang mit der Planung der Linie U3 des Grundnetzes der Wiener U-Bahn sollen auch verschiedene Varianten für die Anlage von Tiefstationen untersucht werden. Die Studie wurde an den Ziviltechniker Prof. Dr. Rupert Schickl vergeben und die Kosten von 2,1 Millionen Schilling dafür wurden vom Gemeinderat genehmigt.

22.7.1974: Hochwasserpumpwerk

Für den Bau des Hochwasserpumpwerkes in der Simmeringer Haide im Zuge der Verlängerung des Rechten Hauptsammelkanals wurden 70 Millionen Schilling genehmigt. Es wird ein Pumpengebäude im Ausmaß von rund 20.000 Kubikmeter für fünf Pumpen mit einer Gesamtleistung von 24 Kubikmeter pro Sekunde errichtet.

23.7.1974: "Sigmund Freud-Souvenirs" wieder in Wien

In die ehemalige Wiener Wohnung Sigmund Freuds in der Berggasse im 9. Bezirk kehrten zahlreiche wertvolle Stücke aus dem Besitz Sigmund Freuds zurück. Die Objekte - darunter die Reisetasche sowie die Hand- und Kabinenkoffer, mit denen Freud 1938 seinen persönlichen Besitz ins Ausland bringen konnte - wurden dem Wiener Freud-Museum von der in London lebenden Tochter Anna Freud geschenkt. Auch der Inhalt des damals sehr umfangreichen Übersiedlungsgepäcks findet sich zum Teil unter der Schenkung: unter anderen 100 Stücke aus Freuds Antikensammlung, Teile der originalen Luster aus zwei Zimmern der Wohnung, die Lesebrille, die Rauchgarnitur und die Tarockkarten Sigmund Freuds. Neben diesen persönlichen Erinnerungsstücken stellte Anna Freud dem Wiener Freud-Museum rund 1.000 Bände Fachliteratur zur Verfügung. Bei diesen Werken handelt es sich zum größten Teil um Literatur, die in österreichischen Bibliotheken bisher nicht erhältlich waren.

25.7.1974: Gilt das Testament des Freiherrn von Trenck noch? Bayrische Stadt Cham urgiert Armenhausplätze für ihre Bürger in Wien

Mit umfangreichen Nachforschungen und Untersuchungen hatten sich Archivare der Stadt Wien und Juristen des Rathauses zu beschäftigen, nachdem der erste Bürgermeister der bayrischen Stadt Cham in einem Schreiben an den Wiener Bürgermeister Leopold Gratz das Testament des Obersten Franz Freiherrn von der Trenck aus dem Jahre 1749 in Erinnerung brachte - und das Anrecht geltend machte, dass Bürger aus Cham in einem Wiener Altersheim Aufnahme finden.

So kurios diese Mitteilung zunächst erscheinen mag, hat sie dennoch ihre historische Berechtigung: Franz Freiherr von der Trenck, der als Panduren-Oberst im österreichischen Erbfolgekrieg für Kaiserin Maria Theresia gegen Bayern Krieg führte, hatte 1742 die Stadt Cham arg heimgesucht. In seinem Testament 1749 während seiner Einkerkerung im Spielberg verfasst, bestimmte "Trenck der Pandur" 4.000 Gulden für die Errichtung eines Versorgungshauses in einem österreichischen Städtchen oder Markt. Dieses sollte dreißig verarmte Personen beiderlei Geschlechts aufnehmen. Zu ihrem Unterhalt stiftete Trenck weitere 30.000 Gulden und verfügte, dass Bewohner von Cham und des Iserwinkels bei der Aufnahme bevorzugt werden sollten. An diese Bestimmung erinnerte nun - 1974 - der Bürgermeister von Cham.

Tatsächlich hatte Trenck mit seiner Pandurenschar, das geht aus alten Chroniken eindeutig hervor, dem Städtchen Cham und seinen Bewohnern großes Unglück gebracht: Die Stadt wurde in Brand geschossen und nahezu gänzlich eingeäschert. Drei Tage lang durfte dann die Soldateska plündern und morden. 42 Bürger von Cham fanden den Tod, und der Sachschaden belief sich, einer Stadtchronik zufolge, auf 452.015 Gulden.

Obwohl dem Paduren-Trenck in derselben Chronik bescheinigt wird, dass er nach der dreitägigen Plünderung wieder streng auf Zucht schaute und Zuwiderhandelnde aus den eigenen Reihen erschießen ließ, kann es wohl als späte Reue angesehen werden, dass er dann in seinem Testament die genannte Verfügung traf. Trenck selbst, in Ungnade gefallen und zu Tode verurteilt, später zu lebenslanger Haft begnadigt, starb am 4. Oktober 1749 im Spielberg.

Gilt also das Vermächtnis des Freiherrn von der Trenck noch heute und hat die Stadt Cham Ansprüche an die Stadt Wien? Die Trenck'sche Stiftung hat nach den vorliegenden Dokumenten tatsächlich existiert. Vollzogen wurde die Stiftung im Wiener Großarmenhaus, das damals in staatlicher Verwaltung stand, auf dem Gelände des heutigen Allgemeinen Krankenhauses. Die 4.000 Gulden Baukosten sollten zur Renovierung eines "Stoeckels" dienen, das von der Invalidenhofkommission verwaltet wurde. Die 30.000 Gulden Stiftungskapital sollten durch Obligationen beim banco del giro sichergestellt werden.

Nach Akten der Stadt Cham haben seit dem Jahre 1766 dreißig Personen aus Cham die Wohltaten der Stiftung beansprucht, seit 1840 jedoch hat überhaupt niemand mehr sich darum beworben. Schon vorher hatte Josef II. im Jahre 1784 eine Umwidmung der Stiftung vorgenommen "da von jenen armen, die in der stadt chaem oder in dem iseris winkel ansessig gewesen, und in dem 1741 krieg verungluecket worden, dermalen keine mehr vorhanden sind ...". Die Stiftung wurde damit auch allen anderen Bedürftigen zugänglich.

Die "Trenck-Großarmenhaus-Stiftung" lässt sich das ganze 19. Jahrhundert noch weiter verfolgen. 1898 notierte das aus Wertpapieren bestehende Kapital mit zirca 76.000 Gulden. Das waren rund 152.000 Kronen, die durch die inflationäre Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg - bei einem Umtauschwert von 24.000 Kronen zu einem österreichischen Schilling - auf den Bagatellbetrag von sechs Schilling schrumpften. Dieser praktische Untergang des Stiftungsvermögens - eine Stiftung ist ja eine zweckgebundene Vermögensmasse hatte auch den rechtlichen Untergang der Stiftung zur Folge.

Was die Stadt Wien selbst betrifft, so war sie niemals Rechtsträger der Stiftung. Der Wiener Magistrat war lediglich mit der Verwaltung betraut.

Es bestehen also kaum Chancen für Bürger aus Cham, ihren Lebensabend in einem Wiener Betagtenheim zu verbringen.

27.7.1974: Hans Gratzer bereitet Wiener Straßentheater 1975 vor

Im Auftrag von Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner wird der Leiter der Theatergruppe "die Werkstatt", Hans Gratzer, für den Sommer 1975 ein Konzept für das Wiener Straßentheater erarbeiten, das in den Fußgängerzonen in Favoriten und im 1. Bezirk spielen wird. Wie Gratzer erklärte, will er dabei auf die Form des Thespiskarrens zurückgehen, wobei jede Ähnlichkeit mit dem weitverbreiteten Pawlatschentheater vermieden werden soll. Gratzer wird eine für die nächsten Wochen geplante Reise nach Frankreich und Großbritannien dazu benützen, auch internationale "Vorbilder" zu studieren. Dem Leiter der "werkstatt", die das Straßentheater bespielen wird, schwebt aber eine originale, spezifisch wienerische Lösung vor. Den Wienbezug soll das Straßentheater vor allem durch die Auswahl der Autoren bekommen: Gedacht ist an die Präsentation kurzer, vor allem zeitkritischer Stücke von Karl Kraus bis zu den jungen österreichischen Autoren. Es ist auch geplant, junge Autoren einzuladen, für das Wiener Straßentheater eigene Stücke zu schreiben.

31.7.1974: Rathaus-Korrespondenz-Redaktion: Ab sofort Tag und Nacht erreichbar

Die Redaktion der Rathaus-Korrespondenz ist ab sofort Tag und Nacht telefonisch erreichbar. Während der Dienstzeit ist ein diensthabender Redakteur wochentags von 7.30 bis 19.30 Uhr, Samstag von 10 bis 17 Uhr, Sonntag von 14 bis 17 Uhr unter der Nummer 42 800/Durchwahl 2971 erreichbar. Außerhalb dieser Zeiten zeichnet nun unter der gleichen Telefonnummer ein Tonband alle Anrufe auf. Über die Telefonzentrale des Rathauses ist ein Redakteur in dringenden Fällen immer telefonisch zu erreichen.