Historischer Rückblick aus dem Jahr 1976

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1976

August

1.8.1976: Der Einsturz der Reichsbrücke

Am Sonntag, dem 1. August 1976 ist knapp vor fünf Uhr früh die Wiener Reichsbrücke aus unbekannter Ursache eingestürzt. Um 6.30 Uhr trat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Leopold Gratz im Wiener Rathaus ein Krisenstab zusammen, um über die einleitenden Sofortmaßnahmen zu beraten. Außerdem nahm Bürgermeister Gratz sofort Verbindung mit Bautenminister Moser wegen des Baus einer Behelfsbrücke auf. Die Versorgung des 21. und 22. Bezirks mit Gas, Wasser und Strom funktioniert. Die Telefonleitungen sind zum Teil unterbrochen.

10.20 Uhr: Der Autobuslenker, der sich mit einem städtischen Autobus zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke befand, wurde von der Feuerwehr geborgen. Er erlitt einen Schock, aber nur leichte Verletzungen. Alle in der Brücke eingebauten Versorgungsleitungen wurden abgesperrt, sodass keine Explosionsgefahr besteht.

Gegen mittags teilte Bürgermeister Gratz mit, dass erste Untersuchungen um die Ursache des Einsturzes zu klären, eingeleitet wurden. Vordringlich sind zunächst aber vor allem die Sofortmaßnahmen, insbesondere die Festlegung von Umleitungen für den öffentlichen Verkehr sowie für den Individualverkehr. Auch die Wiederherstellung der Schifffahrtsmöglichkeit auf der Donau soll so rasch wie möglich geschehen. Alle in Frage kommenden Stellen des Magistrates und des Bundes, Institutionen und Firmen wurden mobilisiert, um zu prüfen, ob, beziehungsweise welche Behelfsbrückentragwerke derzeit in Österreich und darüber hinaus in ganz Europa zur Verfügung stehen.

12.30 Uhr: Da sich die eingestürzte Reichsbrücke um einen weiteren halben Meter gesenkt hat, konnte ein nach Augenzeugenberichten mit der Brücke abgestürztes und versunkenes Kraftfahrzeug trotz intensiver Suche noch nicht gefunden werden. Mit einem Mehrzweckboot wurde der Strom bis Hainburg nach eventuell treibenden Personen abgesucht. An der Abbruchstelle im rechtsseitigen Brückenbereich wurde ein provisorischer Holzsteg errichtet, um die Passagiere des Schiffes "Oltenita" zu bergen.

14 Uhr: Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Leopold Gratz trat Sonntagmittag die Wiener Landesregierung zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, an der Vizebürgermeister Hubert Pfoch, die Amtsführenden Stadträte Hans Mayr, Franz Nekula, Peter Schieder und Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher, Magistratsdirektor Dr. Josef Bandion sowie Feuerwehrdirektor Dipl.-Ing. Anton Sanytr, der Stadtkommandant von Wien, General Karl Schrems und von der Polizei Rittmeister Kraiger teilnahmen. Ferner wurden die in der Einsatzzentrale anwesenden Gemeinderäte Dr. Matthias Glatzl (ÖVP) und Dr. Erwin Hirnschall (FPÖ) von Bürgermeister Gratz gebeten, an der Sitzung als Vertreter ihrer Fraktion teilzunehmen.

Wichtigstes Ergebnis der Sitzung

Es wird versucht, mit Brückengeräten des Bundesheeres in voraussichtlich drei Wochen ein erstes Provisorium fertigzustellen, über das zunächst die Straßenbahn eingleisig verkehren kann. Für den zweigleisigen Verkehr wird anschließend ebenfalls eine Pionierbrücke geschlagen. Eine dritte provisorische Brücke soll dann den Individualverkehr aufnehmen.

Beschlossen wurde außerdem eine Reihe von nötigen Verkehrsmaßnahmen im Raum der Reichsbrücke.

15.30 Uhr: Eine vom Bund und der Stadt Wien gemeinsam eingesetzte, aus vier Universitätsprofessoren bestehende Untersuchungskommission wird die Ursachen für den Einsturz detailliert und so rasch als möglich prüfen. Dies teilten Bautenminister Moser und Bürgermeister Gratz in einer rasch einberufenen Pressekonferenz mit.

Letzte Reichsbrückenkontrolle im Juli

18.40 Uhr: Aus den Unterlagen über die Kontrollen der Reichsbrücke, die dem Krisenstab vorgelegt wurden, geht hervor, dass die Reichsbrücke entsprechend den gesetzlichen Richtlinien in jedem Monat überprüft wurde. Auf dem Karteiblatt ist vermerkt, dass die Kontrollen heuer am 9. Jänner, 2. Februar, 3. März, 7. April, 5. Mai, 18. Juni und am 17. Juli stattfanden. Bei den Überprüfungen wurden laut den Eintragungen keine erheblichen Mängel festgestellt.

2.8.1976: Reichsbrücke - Vermisster Kombiwagen von der Feuerwehr geborgen

Unterhalb der Fahrbahn der versunkenen Brücke, etwa zehn Zentimeter unter der Wasseroberfläche, wurde heute früh der vermisste Ford-Transit aufgefunden. Das Fahrzeug wurde mit Stricken an das Abschleppschiff "Krems" befestigt. Durch Heranfahren des Schleppschiffes und gleichzeitigem Hochwinden wurde das Fahrzeug im Bereich des Kieles hochgezogen und an Land gebracht. Im Fahrzeug eingeklemmt war die Leiche eines 22jährigen Technikers und Lenkers des Mietfahrzeuges aus Donaustadt.

4.8.1976: Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien 1976

Vera Ferra-Mikura, Wolf Harranth, Brigitte Peter, Walter Johannes Maria Wippersberg und Käthe Reicheis sind die Träger der Preise der Stadt Wien für Kinder- und Jugendbücher 1976.

Vera Ferra-Mikura erhielt den Kleinkinderbuchpreis 1976 für ihren Gedichtband "Meine Kuh trägt himmelblaue Socken" und Wolf Harranth für die Textierung des Bilderbuches "Michael hat einen Seemann".

Den Kinderbuchpreis teilen sich Brigitte Peter für den Expeditionsbericht "Im Dschungel der Gargar" (Jugend und Volk) und Walter Johannes Maria Wippersberg für den Kinderkrimi "Augenzeugen" (Obelisk-Verlag).

Der Jugendbuchpreis geht für das Problembuch "London, 13. Juli" an Käthe Recheis (Verlag Herder).

Den Illustrationspreis vergab die Jury an Emanuela Delignon für die graphische Gestaltung des Kleinkinderbuches "Thomas und Billy oder: Katzen springen anders" (Verlag Jugend und Volk).

4.8.1976: Reichsbrücke - "Marcus" und "Kronau" beginnen mit den Baggerungen

Zur raschen Freimachung einer neuen Schifffahrtsrinne an der Einsturzstelle der Wiener Reichsbrücke wurden heute die Arbeiten aufgenommen: Die beiden mit Polypgreifern ausgestatteten Baggerschiffe "Marcus" und "Kronau" sind am linken Donauufer nahe der Brückenreste in Stellung gebracht worden. Sie werden noch heute damit beginnen, Schlamm und Buhnen, das sind schwere Gesteinsblöcke, die zur Ufersicherung im Strom versenkt sind, auszubaggern. Die Steinblöcke werden auf ein Begleitschiff gehoben und zum Ufer transportiert.

Zur Bergung des mitten im Strom auf der versunkenen Brückenfahrbahn stehenden städtischen Autobusses wird der 80-Tonnen-Kran der Donaukraftwerke eingesetzt. Der Kran ist seit gestern von Ybbs/Donau nach Wien unterwegs und wird voraussichtlich heute in Wien eintreffen.

Am rechten Donauufer hat gestern die kräftige Strömung starke Auswaschungen verursacht, die jedoch vom Bundesstrombauamt mittels Steinblöcken gestoppt werden konnten. Noch nicht zur Ruhe gekommen sind die Brückenteile im rechten Uferbereich. Man rechnet damit, dass sie sich neuerlich noch etwas absenken.

5.8.1976: 25 Jahre Per Albin Hansson-Siedlung

Am 5. August 1951 - vor 25 Jahren - wurde am unteren Wiener Feld die erste große Siedlung eröffnet, die die Stadt Wien im Rahmen des sozialen Wohnungsbaues in der Nachkriegszeit errichtet hat.

Heute verfügt die Siedlung über 1.033 Wohnungseinheiten und 48 Geschäftslokale, gegliedert in 660 Einfamilienhäuser mit Gärten und 57 Mehrfamilienhäuser.

5.8.1976: Kinder aus Friaul am Kahlenberg

91 Kinder aus dem Erdbebengebiet Friaul verbrachten einen Tag in Wien. Die Kinder im Alter von 10 bis 14 Jahren, die vier Wochen lang in der Steiermark auf Erholung sind, wurden von der Stadt Wien eingeladen, einen Tag in Wien zu verbringen. Die italienischen Mädchen und Buben wurden heute zu einem Mittagessen auf den Kahlenberg eingeladen und danach auf einen Praterbummel.

Die Kinder stammen aus dem Dorf Forgaria, einem der schwer betroffenen Orte des Katastrophengebietes. Die meisten der Kinder sind Waisen und haben alles verloren. Von den 1.400 Häusern ihres Dorfes blieben nur 40, zum Teil ebenfalls beschädigte Häuser stehen.

Nach der Katastrophe startete das Land Steiermark in Zusammenarbeit mit der "Neuen Zeit" die Aktion "Bambini" und lud Kinder in das Landesjugendheim Rosenhof bei Graz zu einem vierwöchigen kostenlosen Erholungsurlaub ein.

6.8.1976: Dr. Czeike wurde Archivdirektor

Dr. Felix Czeike wurde als Nachfolger von Dr. Max Kratochwill, der in den Ruhestand getreten ist, zum Direktor des Wiener Stadt- und Landesarchivs berufen.

6.8.1976: Rücktritt Stadtrat Ing. Fritz Hofmann

Der Amtsführende Stadtrat für Stadtgestaltung und Verkehr Ing. Fritz Hofmann hat heute seine Funktion als Amtsführender Stadtrat zurückgelegt. Der Rücktritt wurde von Bürgermeister Leopold Gratz angenommen. Mit der provisorischen Leitung des Ressorts "Stadtgestaltung und Verkehr" wurde Stadtrat Franz Nekula betraut.

10.8.1976: Reichsbrücke - Schon 6.350 Tonnen Steine und Kies ausgebaggert

Bei der Reichsbrücke werden rund um die Uhr die Arbeiten fortgesetzt. Am rechten Ufer wurde vor allem die Zerschneidung der Ketten fortgesetzt, am linken Ufer wurden ebenfalls Schneidearbeiten und Demontagen durchgeführt. Außerdem wurden am rechten Ufer die Abhebung der Fahrbahn weitergeführt und der Aushub für das Hilfsjoch begonnen, am linken Ufer wurden die Arbeiten an den beiden Zugpressenfundamenten vorangetrieben. Das Bundesheer organisierte den Fährbetrieb für die eingesetzten Arbeitskräfte und führte mit zwei Bergepanzern die abgeschnittenen Kettenglieder zur Deponie.

Der auf der Einsturzstelle stehende Autobus wurde geborgen.

Die Baggerarbeiten zur Freilegung einer Schifffahrtsrinne wurden unter Einsatz aller verfügbaren Geräte fortgesetzt. Derzeit sind 6.350 Tonnen Material ausgebaggert und am linken Ufer abgelegt worden.

Die vermutlichen Einsturzursachen

Der erste Bericht der Experten-Kommission zur Beurteilung der Ursache des Einsturzes der Wiener Reichsbrü

Die Mitglieder der Kommission sind:

  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Karl Lötsch, stellvertretender Vorstand der Technischen Versuchs- und Forschungsanstalt, Technische Universität Wien
  • Dipl.-Ing. Alfred Pauser, Zivilingenieur für Bauwesen
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hans Reiffenstuhl, Vorstand des Institutes für Stahlbeton- und Massivbau, Technische Universität Wien
  • em. o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. h.c. Konrad Sattler, ehemaliger Vorstand des Institutes für Baustatik, Technische Universität Graz
  • Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.-Ing. Peter Stein, Vorstand des Instituts für Stahlbau, Technische Universität Wien

11.8.1976: Prioritätenliste zur Überprüfung der Wiener Brücken

Die Überprüfung der Wiener Brücken auf ihre Sicherheit, die auf Anweisung von Bürgermeister Leopold Gratz sofort im Hinblick auf das vorgelegte Expertengutachten über die Einsturzursachen der Reichsbrücke erfolgt, sieht die Priorität von 15 Brücken vor.

Es sind folgende Stahlbrücken: Floridsdorfer Brücke, Große Marxer Brücke, Reitschulsteg, Auhofsteg, Hietzinger Steg, August-Ritt-Brücke, Neubachbrücke, Stubenbrücke.

An Betonbrücken werden untersucht: Schwedenbrücke, Sieveringer Brücke, Dürwaringbrücke.

Weiters erfolgt die Überprüfung folgender Bundes-Brücken: Landstraßer Gürtelbrücke, Radetzkybrücke, Flötzersteigbrücke, Nordbrücke.

Mit der Überprüfung werden Brückenbaufirmen gemeinsam mit Ziviltechnikern, darunter spezielle Betontechniker, betraut.

16.8.1976: Neuer Leiter der Baupolizei

Senatsrat Dipl.-Ing. Emil Nagel wurde in sein neues Amt als Leiter der Gruppe Baupolizei in der Stadtbauamtsdirektion eingeführt. Er tritt damit die Nachfolge von Obersenatsrat Dipl.-Ing. Karl Grimme an, der in den Ruhestand trat.

18.8.1976: Gesichter Amerikas - Große Fotoausstellung im Wiener Rathaus

Die zahlreichen Gesichter der USA versucht eine Ausstellung in der Volkshalle des Rathauses zu zeigen: "Reflections: Images of America", eine künstlerische Fotoausstellung aus Anlass der 200-Jahrr-Feier der USA.

Mit 300 Schwarz-weiß-Fotos aus der Zeit um 1840 bis heute und einer Diapositive-Serie, die auch Motive des in Österreich geborenen Fotografen Ernst Haas bringt, informiert die Ausstellung über Landschaft und Bevölkerung, über kulturelle, soziologische und philosophische Aspekte des "American way of life". Zu den Fotografen der "Images of America" zählen unter anderem die Amerikaner Walter Evans, Andreas Feininger, Dorothea Lange, Alfred Stieglitz und Edward Weston.

21.8.1976: Reichsbrücke - "Donau-Bus" wird repariert

Stadtrat Franz Nekula teilte heute mit, dass der städtische Autobus, der beim Einsturz der Reichsbrücke mitgerissen wurde, repariert werden kann. Die Reparaturkosten betragen rund 350.000 Schilling. Die Firma Gräf und Stift, die den Bus gebaut hat und ihn jetzt auch repariert, hat sich bereiterklärt, als ihren Beitrag zur Bewältigung der folgen des Brückeneinsturzes 200.000 Schilling dieser Kosten zu übernehmen. 150.000 Schilling trägt die Stadt Wien.

24.8.1976: Weitere Ganztagsschule in Simmering

Aufgrund der positiven Bilanz werden die Schulversuche "Ganztagsschule" weiter ausgedehnt. Als siebente Ganztagsschule in Wien wird die Hauptschule im 11. Bezirk, Hasenleitengasse 9 im heurigen Schuljahr ihren Betrieb aufnehmen.

26.8.1976: Reichsbrücke -Diskussion der Varianten für neue Brücke

Parallel zu den Arbeiten zur Errichtung der Ersatzbrücken sind die Planungsvorarbeiten für eine neue Reichsbrücke im Gang. Bis Mitte September werden die erforderlichen Grundlagen zur Diskussion der möglichen Varianten vorliegen. Ein Schwerpunkt ist dabei, ob es zweckmäßig ist, eine neue Brücke an der alten Achse zu bauen beziehungsweise ob diese neue Brücke neben dem Straßenverkehr gleichzeitig für die Überquerung des Stromes durch die U-Bahn-Linie nach Kagran zu verwenden ist. Sollte bei der Errichtung der neuen Brücke an der alten Stelle die Benützung der im Strombett versenkten Pfeilerfundamente möglich sein, würde das eine Verminderung der Bauzeit von ein bis anderthalb Jahren bringen und eine Kostenersparnis von 60 bis 80 Millionen Schilling.

27.8.1976: Wiener Messe - Hintschig Generaldirektor, Handelskammer im Vorstand vertreten

Der Aufsichtsrat der Wiener Messe AG beschloss die personellen Konsequenzen, die sich aus der Beteiligung der Wiener Handelskammer mit einem Anteil von 30,6 Prozent neben dem Mehrheitsgesellschafter Stadt Wien ergeben.

Stadtrat a.D. Dkfm. Kommerzialrat Alfred Hintschig wurde zum Vorsitzenden des Vorstands mit dem Titel eines Generaldirektors gewählt, Direktor Alfred Draxler wurde als Vorstandsmitglied bestätigt, Dr. Reginald Foeldy auf Vorschlag der Wiener Handelskammer als Vorstandsmitglied berufen.

30.8.1976: Aus dem Wiener Gemeinderat

Die heutige Sondersitzung des Wiener Gemeinderates wurde mit einer Erklärung und detaillierten Berichterstattung des Bürgermeisters über die seit dem Einsturz der Reichsbrücke erfolgten Maßnahmen eingeleitet.

Weiters teilte Gratz mit, dass es eine Vergrößerung des Stadtsenates auf 14 Mitglieder und die Festsetzung der Zahl der Amtsführenden Stadträte mit zehn geben wird.

Wahl der Stadträte

Anschließend erfolgten die Wahl der neuen Stadträte und deren Angelobung. Mit Stimmenmehrheit wurden die Stadträte Hans Böck, Heinz Nittel und Universitätsprofessor Dipl.-Ing. Dr. Rudolf Wurzer gewählt. Ebenfalls mit Stimmenmehrheit wurde die Wahl von Dr. Erhard Busek (ÖVP) angenommen.

Anschließend erfolgte die Bestimmung der Verwaltungsgruppen, die ab 28. September 1976 in Kraft treten soll. Sie lauten:

  • Personal und Sport (Stadtrat Kurt Heller)
  • Inneres und Bürgerservice (Stadtrat Peter Schieder)
  • Finanzen und Wirtschaft (Stadtrat Hans Mayr)
  • Kultur, Jugend und Bildung (Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner)
  • Gesundheit und Soziales (Stadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher)
  • Stadtplanung (Stadtrat Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wurzer)
  • Bauten (Stadtrat Hans Böck)
  • Wohnen (Vizebürgermeister Hubert Pfoch)
  • Städtische Dienstleistungen und Konsumentenschutz (Stadtrat Heinz Nittel)
  • Verkehr und Energie (Stadtrat Franz Nekula)

Auch dieser Vorschlag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen.

Lebensläufe der neuen Stadträte

Hans Böck

Hans Böck wurde am 22. Februar 194 in Wien geboren, ist verheiratet und hat einen Sohn. Er besuchte Volks- und Hauptschule in Wien von 1920 bis 1928 und erlernte dann den Beruf eines Maurers, den er bis 1939 ausübte.

Seit dem Eintritt in den Beruf war Hans Böck in der Gewerkschaftsbewegung tätig. Von 1934 bis 1940 war er Mitglied der illegalen Landesleitung der Gewerkschaft Bau - Holz Wien.

Im Februar 1940 musste Hans Böck einrücken und kehrte im Juni 1946 zurück. Er stellte sich wieder der Gewerkschaftsbewegung zur Verfügung und wurde am 15. Juli 1946 Angestellter des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter.

1952 wurde er stellvertretender Zentralsekretär dieser Gewerkschaft, 1956 deren Zentralsekretär. Ab 1964 wurde er stellvertretender Vorsitzender, 1967 geschäftsführender Vorsitzender und ab November 1967 wurde er der Vorsitzende dieser Gewerkschaft, im gleichen Jahre Vizepräsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes.

Hans Böck ist Mitglied des Bundesrates seit Mai 1966 und Mitglied des Bundesparteivorstandes der Sozialistischen Partei seit 1972. Seine Verdienste um die Arbeiterbewegung wurden durch die Verleihung der Johann Böhm-Plakette und der Viktor Adler-Plakette gewürdigt. Die Republik ehrte ihn durch die Verleihung des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich im Jahre 1974.

Heinz Nittel

Heinz Nittel wurde am 29. Oktober 1930 in Klagenfurt geboren. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.

Als Kind kam Nittel nach Wien, besuchte hier die Volksschule und das Realgymnasium, studierte nach der Matura einige Semester Jus, Staatswissenschaft und Welthandel. Er war seit 1945 in der Sozialistischen Jugend tätig, deren Verbandsobmann er von 1954 bis 1964 war. 1957 bis 1963 war er Vizepräsident der Sozialistischen Jugendinternationale (iusy).

1963 wurde Heinz Nittel Sekretär im Zentralsekretariat der SPÖ, 1965 bis 1969 war er Bezirkssekretär der SPÖ in Floridsdorf, danach wurde er zum Wiener Landessekretär der SPÖ berufen. Seit 1970 gehört er dem Bundesparteivorstand der SPÖ an.

1969 wurde er in den Wiener Landtag und Gemeinderat gewählt, aus dem er nach seiner Wahl in den Nationalrat im Jahre 1970 ausschied. Er ist Funktionär der SPÖ-Floridsdorf und verschiedener sozialistischer Organisationen, außerdem Leitungsmitglied des Verbandes der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmungen.

Prof. Dr. Rudolf Wurzer

Rudolf Wurzer wurde am 3. Mai 1920 in Mörtschach bei Heiligenblut in Kärnten geboren. Er ist verheiratet und hat 2 Kinder.

Rudolf Wurzer absolvierte das Studium der Architektur in der Zeit von 1938 bis 1943 an der Technischen Hochschule in Wien, allerdings mit Unterbrechungen durch Wehrdienstleistung. Nach der Kriegsgefangenschaft wurde er Vertragslehrer an der Höheren Staatsgewerbeschule in Villach, Abteilung Hochbau, vom 1. November 1945 bis 31. Dezember 1947. Seine Praxis als Stadt- und Landesplaner begann er 1946 als Leiter des Stadtplanungsamtes beim Magistrat der Stadt Villach. Am 13. Juni 1947 erfolgte seine Promotion zum Doctor rerum technicarum an der Technischen Hochschule Wien.

Am 1. Jänner 1948 wurde er zum Leiter der neu geschaffenen Abteilung "Landesplanung" beim Amt der Kärntner Landesregierung bestellt. Durch seine theoretischen und praktischen planerischen Arbeiten wurde er bald über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Schon 1951 wurde korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Stadtplanung. Er war einer der Initiatoren der 1954 gegründeten österreichischen Gesellschaft zur Förderung von Landesforschung und Landesplanung, deren Vorsitzender er seit 1960 ist.

Seit 1954 hat Dr. Rudolf Wurzer eine Lehrbefugnis für die Fachgebiete Städtebau und Landesplanung und lehrt seit 1959 als Ordinarius für Städtebau, Raumplanung und Raumforschung an der Technischen Hochschule Wien. 1961 wurde Prof. Wurzer zum Vorsitzenden der Österreichischen Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung gewählt. In den Jahren von 1968 bis 1970 war er Rektor und schuf während dieser Zeit die Voraussetzungen für die Gründung der Studienrichtungen Raumplanung und Raumforschung an dieser Hochschule. Rudolf Wurzer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.

Lebenslauf des neuen ÖVP-Stadtrates Erhard Busek

Erhard Busek wurde am 25. März 1941 in Wien geboren und ist verheiratet. Er besuchte Volksschule und Bundesgymnasium in Wien. Nach der Matura 1959 studierte er Jus an der Universität und legte 1963 das Doktorat ab.

Von 1964 bis 1968 war er zweiter Klubsekretär der ÖVP im Parlament, 1968 eintritt in die Bundesleitung des Österreichischen Wirtschaftsbundes, dessen stellvertretender Generalsekretär er 1969 wurde. Seit 1. Jänner 1972 ist Dr. Busek Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes. Seit 31. Juli 1975 ist er ÖVP-Generalsekretär, seit 5. Oktober 1975 Nationalratsabgeordneter und seit 26. August 1976 Geschäftsführender Landesparteiobmann der Wiener ÖVP.

Erhard Busek übte außerdem zahlreiche Funktionen in Jugend- und Studentenorganisationen aus, die ihren Abschluss in der Übernahme des Amtes des Vorsitzenden des Österreichischen Bundesjugendringes in den Jahren 1966 bis 1969 fanden. Zu den Publikationen Dr. Buseks zählen das Buch "Die unvollendete Republik (1968), "Demokratiekritik - Demokratiereform" (gemeinsam mit Wilflinger, 1969) und in Zusammenarbeit mit anderen Autoren "Urbanisierung" (1970), "Qualitative Marktwirtschaft" (1975) sowie zahlreiche Artikel in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften.