Historischer Rückblick aus dem Jahr 1976

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1976

September

1.9.1976: "Kabelfernsehen" im Kanal

Fernsehübertragungen gibt es für einige wenige Wiener auch aus dem unterirdischen Kanalnetz der Stadt: Die Bevorzugten sind die Mitarbeiter der MA 30 - Kanalisation, die mit einer kleinen Fernsehkamera unbegehbare Kanäle kontrollieren. Dieses "Kanalauge" ersetzt die bisher üblichen, mühsamen Methoden, enge Rohrkanäle oder Abzweigungen durch Ausspiegeln oder Durchleuchten zu untersuchen.

Das in der Bundesrepublik Deutschland hergestellte "Kanalauge" - Kosten: 900.000 Schilling - wird erst seit wenigen Monaten in Wien verwendet. Die gesamte Fernsehanlage ist in einem Fahrzeug untergebracht. Soll ein nicht begehbarer Kanal untersucht werden, wird zunächst das betreffende Teilstück des Kanalsystems mit einem Hochdruckspülgerät gereinigt, dann erst beginn die "Übertragung": Die Kamera wird in den Kanal eingeführt, leuchtet ihn mit ihrer Lichtquelle aus und sendet das Bild über ein Kabel zum Monitor, der im Wagen untergebracht ist. Dort wird es von einem Beamten der MA 30 sofort ausgewertet. Eventuelle Schäden im Kanalnetz - wie Wassereinbrüche, Undichtheiten - können damit rascher und exakter als bisher erkannt werden. Das neue "Kanalauge" soll auch zur Überwachung beim Umbau von Rohrleitung oder zur Überprüfung neuer, beim Kanalbau verwendeter Materialien auf Probestrecken eingesetzt werden.

1.9.1976: Schulbusse für Schüler aus der Donaustadt

Mit Schulbussen soll der Großteil jener AHS-Schüler, die in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) wohnen, aber eine Schule im 1., 2., 3. oder 20. Bezirk besuchen, der Schulweg erleichtert werden. Die Eltern dieser 1.018 Schüler, die nach dem Einsturz der Reichsbrücke einen neuen Schulweg finden müssen, werden mit Schulbeginn (8. September) ein diesbezügliches Schreiben des Wiener Stadtschulrates erhalten, in dem die neuen Transportmöglichkeiten beschrieben sind.

2.9.1976: Stadt Wien unterstützt private Krippen und Kindergärten

Auch im kommenden Schul- und Arbeitsjahr unterstützt die Stadt Wien wieder durch die Gewährung von Zuschüssen Privatorganisationen, in deren Krippen, Kindergärten oder Hortgruppen Kinder der Stadt Wien untergebracht sind. Diese Organisationen - die Kinderfreunde, der Caritasverbund Wien, das Kinderrettungswerk der ÖVP, die Superintendentur der evangelischen Kirche A.B., die Österreichische Hochschülerschaft, der Rudolf Steiner Schulverein, die Israelitische Kultusgemeinde und der Verein Wiener Settlement - betreiben in Wien gemeinsam elf Krippengruppen, 490 Kindergarten- und 213 Hortgruppen. Die größten Erhalter sind der Anzahl der Gruppen nach die Kinderfreunde und der Caritasverband. Sie erhalten pro Krippengruppe monatlich 5.700 Schilling, pro Kindergartengruppe monatlich 5.400 und pro Hortgruppe monatlich 8.900 Schilling an Subvention von der Stadt Wien. Die Unterstützung durch die Stadt Wien soll die Organisationen vor allem in die Lage versetzen, ihr Angebot an Gruppen auszubauen. Tatsächlich ist heuer ein Zuwachs von 16 Kindergarten- und acht Hortgruppen bei den Privatorganisationen zu verzeichnen.

4.9.1976: Umweltfreundliche Heizanlage für Semmelweisklinik und Zentralkinderheim

1,76 Millionen Schilling kostet die neue umweltfreundliche Heizanlage für die Semmelweis-Frauenklinik beziehungsweise das Zentralkinderheim der Stadt Wien im 18. Bezirk. Mit diesem Betrag wird die Kesselheizanlage neu adaptiert und gleichzeitig ihre Leistungsfähigkeit gesteigert.

6.9.1976: Startschuss für Badesee Tulln - Stadtrat Schieder nahm Spatenstich vor

Landeshauptmann-Stellvertreter Siegfried Ludwig und Stadtrat Peter Schieder gaben durch einen Spatenstich inmitten der Tullner Au den Startschuss zur Errichtung eines Badesees und Freizeitgeländes in der Donauau von Tulln, das nach seiner Fertigstellung auch der Wiener Bevölkerung zugute kommen wird. Die Gesamtkosten zur Errichtung und Ausgestaltung des rund acht Hektar großen Badesees, von Liegewiesen, Rodelbergen und Curlingbahnen betragen rund sieben Millionen Schilling. Vom kommenden Jahr an teilen eine Trägergesellschaft der Stadt Tulln und der Verein Niederösterreich-Wien zur Sicherung gemeinsamer Erholungsräume zu je 50 Prozent die Kosten. Heuer stellt die Stadtgemeinde Tulln für dieses Vorhaben kostenlos den Grund zur Verfügung.

7.9.1976: Pakete für körperbehinderte Kinder

Das UNICEF-Organisationskomitee Bodenseekreis aus der Bundesrepublik Deutschland organisiert jedes Jahr einen Ausflug nach Wien. Diesmal brachte die 40 Personen umfassende Reisegruppe 30 große Geschenkpakete mit Büchern und Spielsachen für körperbehinderte Kinder mit. Die Pakete wurden dem Adolf Lorenz-Heim übergeben.

8.9.1976: Sowjetische Architektur der Gegenwart

Einen Überblick über sowjetische Architektur der Gegenwart zeigt eine Fotoausstellung im Österreichischen Bauzentrum, die heute von Vizebürgermeister Pfoch eröffnet wurde. Pfoch begrüßte die Initiative der österreichisch-sowjetischen Gesellschaft für diese Ausstellung, die der Bevölkerung, insbesondere der Architektenschaft, die Möglichkeit bietet, sich über die Architektur in der UdSSR zu informieren.

Pfoch hob die Bauleistungen hervor, die notwendig waren, um die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg - mehr als 25 Millionen Menschen verloren ihr Heim - zu überwinden. Besonderen Ausdruck findet die sowjetische Architektur der Gegenwart in der Entwicklung und Planung ganzer Städte, wobei die Aufgaben nur durch die Standardisierung des Baumaterials und der Bautechniken gemeistert werden konnten.

9.9.1976: Neue Direktion in der Modeschule Hetzendorf

Nach 21jähriger Tätigkeit als Leiter der Modeschule der Stadt Wien im Schloss Hetzendorf trat Direktor Prof. Otto Liewehr in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wurde heute Dkfm. Ing. Günter Baumgartner in sein Amt eingeführt.

Dkfm. Baumgartner ist 1940 in Wien geboren, absolvierte hier Volks- und Mittelschule und die Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilindustrie. Anschließend studierte er parallel zu seiner Lehrtätigkeit in Hetzendorf an der Hochschule für Welthandel industrielle Betriebswirtschaft.

10.9.1976: Straßenbahnbrücke - Erstes Brückentragwerk über dem Donaustrom montiert

Der Bau der provisorischen Straßenbahnbrücke trat in eine entscheidende Phase: Brückenbauspezialisten begannen mit dem Einsetzen des ersten, über den Strom führenden Brückentragwerkes. Das Tragwerk, von einer Arbeitsgemeinschaft österreichischer Stahlbaufirmen erzeugt, wurde etwa 800 Meter oberhalb der eingestürzten Reichsbrücke im Überschwemmungsgebiet zusammengesetzt, wiegt 135 Tonnen und ist 80 Meter lang. Heute wurde das Brückentragwerk mittels zweier Schwimmkräne - 80 und 200 Tonnen - in das dazugehörige Brückenfeld am linken Donauufer eingeschwommen und an den Pfeilern montiert. Der nächste Pfeiler, auf dem das zweite Tragwerk aufgesetzt wird, ist bereits fertig. Der letzte, am rechten Donauufer befindliche Brückenpfeiler wird im Laufe der nächsten Woche fertiggestellt.

10.9.1976: Gratz in der chinesischen Botschaft

Bürgermeister Leopold Gratz wird sich in das Kondolenzbuch, das anlässlich des Ablebens des Vorsitzenden Mao Tse Tung in der Botschaft der Volksrepublik China aufgelegt wird, eintragen.

10.9.1976: Bus fuhr auf Müllwagen - 13 Verletzte

Am Kaisermühlendamm in der Dampfschifffahrtsstraße ereignete sich heute ein schweres Autobusunglück. Ein Autobus der Firma Dr. Richard fuhr auf einen stehenden Müllwagen der Stadtreinigung auf. Der Unfall forderte 13 verletzte Personen im Autobus, die alle in das Lorenz Böhler-Krankenhaus transportiert wurden. Die beiden Wagen wurden schwer beschädigt, die Männer der Stadtreinigung blieben bei dem Unfall unverletzt.

11.9.1976: Stadtbibliothek erwirbt Tandler-Briefe aus den Emigrationsjahren

Die Wiener Stadtbibliothek konnte neun bisher in ausländischem Privatbesitz befindliche Briefe von Julius Tandler aus den Jahren der Emigration 1934-1936 erwerben. Die Briefe sind an Gemeinderat Dr. Karl Friedjung gerichtet, der Tandlers Freund und Mitarbeiter in der ehemaligen Wiener Verwaltungsgruppe Wohlfahrtseinrichtungen, Jugendfürsorge und Gesundheitswesen vor 1934 war. Unter diesen Schreiben aus Amerika, China und Russland befindet sich auch der 15 Tage von Tandlers plötzlichem Tod am 10. August 1936 geschriebene vermutlich letzte Brief. Die Wiener Stadtbibliothek konnte bereits 1974 eine Reihe persönlicher Dokumente Tandlers erwerben.

13.9.1976: Wiener Kinofilm-Produktion wird angekurbelt

Dem österreichischen Film erneut zu internationalem Rang und Ansehen zu verhelfen und die Wiener Filmindustrie auch kommerziell wieder wettbewerbsfähig zu machen - das sind die Ziele der neuen Filmförderungsmaßnahmen. Der Antrag zur Gründung eines Wiener Filmförderungsfonds wurde heute im zuständigen Ausschuss einstimmig genehmigt.

Aufgabe des Fonds wird es sein, Darlehen und Qualitätsprämien gezielt zu vergeben, Vertrieb und Nachwuchs zu fördern und eine enge Zusammenarbeit zwischen Film und Fernsehen zu erreichen. Durch diese Maßnahmen soll die Produktion des künstlerischen Films und des kommerziellen Publikumfilms gleichermaßen angekurbelt werden.

Dem Fonds werden Geldmittel in der Höhe von 20 Millionen Schilling zur Verfügung stehen. Noch für das heurige Jahr werden fünf Millionen Schilling gewährt.

14.9.1976: Dramatisches Zentrum Wien übersiedelt

Das 1972 vom damaligen Bundesminister für Unterricht und Kunst, Leopold Gratz, gegründete Dramatische Zentrum Wien übersiedelt aus den inzwischen zu eng gewordenen Räumlichkeiten in Wien 6, Lehargasse 3, in den 7. Bezirk, Zieglergasse. Das insgesamt 1.400 Quadratmeter große Mietobjekt soll allen bisherigen Aktivitäten des Dramatischen Zentrums Platz bieten und gleichzeitig als Kommunikationszentrum für die in der näheren Umgebung wohnende Bevölkerung dienen.

Die Hauptaufgabe des Dramatischen Zentrums liegt in der Förderung von Theaterarbeit aller Art. Seit seiner Gründung befassen sich mehrere Arbeitskreise unter anderem mit der praktischen Organisation vom Schreiben eines Stückes bis zu seiner tatsächlichen Aufführung, mit der Fortbildung junger Schauspieler, mit der Veranstaltung von Seminaren, mit der Unterstützung einzelner Theatergruppen und vielem mehr.

In der letzten Zeit ist ein weiterer Arbeitsbereich, das Zielgruppentheater, in den Vordergrund gerückt. Die Zielgruppe sind Menschen einer bestimmten Alters- oder Berufsschicht, wie etwa Lehrlinge oder Pensionisten, die am gegenwärtigen Theaterleben ursprünglich keinen Anteil haben. Unter der Leitung von Autoren, Regisseuren, Schauspielern, Pädagogen und Sozialarbeitern werden die einzelnen Gruppen zur Mitarbeit an Theateraufführungen angeregt, welche ihre eigenen Probleme auf die Bühne bringen.

Die Stadt Wien fördert das Zentrum mit 500.000 Schilling.

20.9.1976: Simmeringer Wohnanlage nach Salvador Allende benannt

Bürgermeister Leopold Gratz nahm heute auf dem Wilhelm Kress-Platz in Simmering die Benennung einer Wohnhausanlage nach dem vor drei Jahren bei einem blutigen Militärputsch ermordeten Präsidenten von Chile Salvador Allende vor. Gratz enthüllte dabei auch eine Allende gewidmete Gedenktafel.

20.9.1976: Kainz-Medaillen 1976 für Kitty Speiser und Johannes Schaur

Kitty Speiser und Johannes Schaur sind die Kainz-Medaillen-Träger der Stadt Wien 1976. Kitty Speiser erhält die Auszeichnung für die Darstellung der Fanny Theren in Schnitzlers "Das Märchen" am Volkstheater, Johannes Schaur für die Darstellung des Marchese Vincelli in der Nestroyposse "Liebesgeschichten und Heiratssachen" am Volkstheater.

Die Förderungspreise 1976 zur Kainz-Medaille gehen an Christa Stadler für die Darstellung der Elisabeth in "Elisabeth eins" in der Werkstatt und Toni Böhm für die Darstellung des Kurt in Krötzs "Das Nest" im Theater der courage.

Den Förderungspreis für die beste Inszenierung erhält Dieter Haspel für die Inszenierung von "Germinal" im Theater am Kärntnertor, den für das Bühnenbild Jörg M. Resetschnig für das Bühnenbild zu dieser Inszenierung. Die Förderungspreise sind mit einer Geldprämie von je 20.000 Schilling verbunden.

20.9.1976: Gratz-Aktion für Friaul läuft an

Die von Bürgermeister Leopold Gratz initiierte Aktion zur Unterbringung von etwa 500 Familien aus dem Erdbebengebiet Friaul in Wien ist bereits angelaufen.

Die Familien in Friaul sollen in Altwohnungen, die in der Regel vom Zuwandererfonds gemietet werden, untergebracht werden. Gegenwärtig wird auch geprüft, welche Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt werden können.

20.9.1976: Neues Wahrzeichen von Ober-Laa: Dachgleiche

Das neue Wahrzeichen von Ober-Laa, das zentrale Verwaltungsgebäude der Austrian Airlines, ist nach nur einjähriger Bauzeit im Rohbau fertiggestellt. Es wird nach seiner Fertigstellung Ende 1977 mehr als 800 Bediensteten der AUA Platz bieten. Der Turm des Gebäudes, der in der Form der Heckflosse eines Düsenjets gestaltet ist (Architekt Professor Lintl und Mitarbeiter) ist vom Süden Wiens her weithin sichtbar. Die in 32 Meter Höhe liegende und weit aus dem Turm herausreichende Plattform wird Konferenzräume aufnehmen. Für die AUA wurde der Bau eines zentralen Verwaltungsgebäudes notwendig, weil derzeit die Verwaltung der österreichischen Fluggesellschaft auf acht Dienststellen in Wien und Umgebung verteilt ist.

22.9.1976: Reichsbrü>Jury "Donaubereich" Ende September festgelegt. Der Projektwettbewerb soll von verschiedenen Arbeitsgruppen, bestehend aus Ziviltechnikern, Architekten und einer bauausführenden Firma durchgeführt werden. Als Ergebnis soll ein baureifes Projekt vorliegen, das nach Genehmigung durch das zuständige Ministerium sofort realisiert werden kann. Insgesamt bringt die Durchführung des Projektwettbewerbs gegenüber einem rein gestalterischen Ideenwettbewerb einen beträchtlichen Zeitgewinn, da mit einem realisierbaren Projektentwurf zu rechnen ist.

In seinem konstruktiven Teil soll sich der Projektwettbewerb nur auf die neue Brücke beziehen, gestalterisch wird die Anpassung an das Stadtbild, an die Traisenbrücke und an die UNO-City zu berücksichtigen sein.

Die Entscheidung über die eingereichten Entwürfe wird von der Jury für die Gestaltung des Donauinselbereiches gefällt, die um zwei Brückenbaufachleute internationalen Formats erweitert wird. Durch die Beiziehung ausländischer Fachkräfte bei den bauausführenden Firmen und zur Jury erhält der Wettbewerb internationale Bedeutung.

23.9.1976: Fußgängerpassage Karlsplatz eröffnet

Ein wichtiger Abschnitt im Baugeschehen auf dem Karlsplatz ging heute mit der Eröffnung eines großen Teiles der Fußgängerpassage durch Bürgermeister Leopold Gratz offiziell zu Ende. An der Eröffnung nahmen unter anderen auch Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky, die Bundesminister Dr. Hertha Firnberg, Dr. Ingrid Leodolter, Dr. Hannes Androsch und Erwin Lanc teil.

Gratz unterstrich in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des Verkehrsbauwerkes Karlsplatz. Mit der heutigen Freigabe eines Teiles der Fußgängerpassage wurde eine wichtige Verbindung zwischen dem 1. und dem 4. Bezirk hergestellt.

Die Arbeiten an der Oberfläche des Karlsplatzes werden so rasch wie möglich vorangetrieben. Durch eine Umplanung konnten die Grünflächen wesentlich erweitert werden.

25.9.1976: Geschenke für das Wiener Stadt- und Landesarchiv

Mehrere wertvolle Geschenke konnte das Wiener Stadt- und Landesarchiv aus Anlass der Amtseinführung seines neuen Leiters, Dr. Felix Czeike, entgegennehmen. Der ehemalige Kunst- und Antiquitätenhändler und Raritätensammler aus Leidenschaft, Prof. Ferdinand Spany, der sich schon mehrmals durch Dokumentengeschenke an das Archiv und andere Institutionen der Stadt Wien verdient gemacht hat, schenkte dem Archiv zwei wertvolle Originaldokumente. Eines davon ist eine "consignation" - eine administrative Aufstellung - mit der Originalunterschrift von Radetzky aus dem Jahre 1805, ein weiteres ein von Kaiser Franz II. anlässlich der Annahme der österreichischen Kaiserwürde veröffentlichtes Patent.

25.9.1976: Eröffnung des 10. "Tages der offenen Tür" im Wiener Rathaus

Mit einem herzlichen Dank für die vielen spontanen Angebote, Familien aus Friaul in Wien aufzunehmen, eröffnete heute Bürgermeister Leopold Gratz im Wiener Rathaus den 10. "Tag der offenen Tür".

27.9.1976: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat stand zu Beginn die Debatte über die neue Geschäftseinteilung für den Magistrat auf der Tagesordnung. Die Geschäftseinteilung wurde mit den Stimmen der SPÖ und der FPÖ angenommen.

Einstimmig angenommen wurde der Antrag, den Wiener Stadtwerken für die Errichtung der provisorischen Straßenbahnbrücke über die Donau 100 Millionen Schilling zur Verfügung zu stellen.

Einstimmig angenommen wurde auch der Antrag auf Errichtung einer städtischen Wohnhausanlage in Wien 21, Marco Polo-Platz. Diese Anlage könnte mit ihren 1.427 Wohnungen beispielgebend für den kommunalen Wohnbau werden. Sie wird nach Plänen des Architekten Dipl.-Ing. Harry Glück von der Gesiba als Generalunternehmer gebaut. Neben der aufgelockerten Bauweise sind vor allem die vielen Infrastruktureinrichtungen beachtlich. Vorgesehen sind: eine Arztgemeinschaft, ein sozialer Stützpunkt, eine Kirche mit Pfarramt, ein integrierter Kindergarten, ein freistehender Kindergarten, 29 Kinderspielräume, 42 Hobbyräume, zwei Geschäftslokale, 24 Fahrrad- und Kinderwagenabstellräume, 18 maschinell eingerichtete Waschküchen, 14 Trafostationen, 8 Umformerstationen, Sonnenterrassen, 8 Schwimmbäder, 8 Saunas und 1.193 ((Pkw,,abbr:Personenkraftwagen)9-Stellplätze in Tiefgaragen. Die Kosten für dieses Großprojekt werden 1,3 Millionen Schilling betragen.

Die neue Geschäftseinteilung für den Magistrat der Stadt Wien

Die Verwaltungsgruppen werden von acht auf zehn festgesetzt. Die Grundlage der neuen Geschäftseinteilung bilden folgende Maßnahmen:

  • Die Errichtung einer eigenen Geschäftsgruppe "Stadtplanung", welche die Planung und die behördliche Seite von der Bauausführung - der Geschäftsgruppe "Bauten" trennt
  • Die Eingliederung der MA 38 - U-Bahn-Bau in die Geschäftsgruppe "Verkehr und Energie" als ein wichtiger Schritt zur sachbezogenen Konzentrierung
  • Die Schaffung der Geschäftsgruppe "Inneres und Bürgerservice", die eine moderne und bürgerfreundliche Verwaltung auch in jene Bereiche bringen soll, die traditionell als die "obrigkeitliche" Verwaltung bezeichnet werden
  • Die Errichtung der Geschäftsgruppe "Städtische Dienstleistungen und Konsumentenschutz", deren Aufgabe es sein wird, die Grundversorgungsleitungen für die Allgemeinheit zu erbringen

Veränderungen im Bereich der einzelnen Dienststellen wurden nur dort vorgenommen, wo sie aufgrund der verfassungsrechtlichen Entwicklung (Bundesverfassungsgesetznovelle 1974), infolge neuer Gesetzesmaterien und Verwaltungsaufgaben, organisatorischer Verbesserungen und exakter Kompetenzabgrenzungen unbedingt erforderlich waren.

Zu den wichtigsten Änderungen in den Zuständigkeiten der Dienststellen gehören folgende Maßnahmen:

  • Die Übertragung verschiedener Agenden von der Ministerialinstanz in die Zuständigkeiten der Magistratsabteilungen bzw. der Magistratischen Bezirksämter aufgrund der Bundesgesetznovelle 1974
  • Die Ergänzung im Aufgabenbereich der Magistratsabteilungen, die mit den neu angefallenen Gesetzesmaterien des Plasmapherengesetzes, des Bäderhygienegesetzes, sowie des Stadterneuerungs- und Bodenbeschaffungsgesetzes befasst ist sind
  • Die Zusammenlegung und die Auflassung von einzelnen Magistratsabteilungen im Zuge der Rationalisierung. Zusammengelegt wurden die MA 55 (Markt- und Schlachtbetrieb St. Marx) und die MA 60 (Veterinäramt), die nun als MA 60 (Veterinäramt, Lebensmitteluntersuchungsanstalt, Markt- und Schlachtbetrieb St. Marx) unter einer zentralen Leitung stehen.

Aufgelassen wurden die MA 45 (Wäschereien) und die MA 65 (Zivil- und Strafrechtsangelegenheiten). Die Zentralwäscherei wurde an die MA 17 (Anstaltenamt) angeschlossen, die MA 65 in die Magistratsdirektion eingegliedert. Die Agenden des Stadtbaudirektors wurden ebenfalls in die Magistratsdirektion übernommen.

Mit der Reformierung der Geschäftseinteilung geht eine Änderung in der Geschäftsordnung parallel, deren wesentlichstes Anliegen die Schaffung von "Bediensteten mit Sonderaufgaben" mit Weisungsrecht ist. Die Bestellung dieser Bediensteten erfolgt durch den Bürgermeister auf Antrag des Magistratsdirektors. Sie unterliegen dem Weisungsrecht des Bürgermeisters, des Magistratsdirektors und der Amtsführenden Stadträte, haben aber selbst mit Rücksicht auf ihre dienststellenübergreifenden Aufgaben Weisungsrecht gegenüber Dienststellenleitern.

Die zehn Verwaltungsgruppen dieser Geschäftseinteilung werden von den Amtsführenden Stadträten der SPÖ geleitet. Die ÖVP stellt im Wiener Gemeinderat die vier Stadträte (ohne Ressorts) Dr. Erhard Busek, Dr. Günther Goller, Walter Lehner und Wilhelm Neusser.

  • Geschäfte des Magistratsdirektors:
    Magistratsdirektor Prof. Dr. Josef Bandion
  • Geschäftsgruppe "Personal und Sport":
    amtsführender Stadtrat Kurt Heller (MA 1, 2, 3, 51)
  • Geschäftsgruppe "Inneres und Bürgerservice":
    amtsführender Stadtrat Peter Schieder (MA 22, 42, 49, 53, 58, 61, 62, 64, 68, 70)
  • Geschäftsgruppe "Finanzen und Wirtschaft":
    amtsführender Stadtrat Hans Mayr (MA 4, 5, 6, 54)
  • Geschäftsgruppe "Kultur, Jugend und Bildung":
    amtsführende Stadträtin Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner (MA 7, 8, 9, 10, 11, 56)
  • Geschäftsgruppe "Gesundheit und Soziales":
    amtsführender Stadtrat a.o. Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher (MA 12, 14, 15, 16, 17)
  • Geschäftsgruppe "Stadtplanung":
    amtsführender Stadtrat Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rudolf Wurzer (MA 18, 19, 20, 21, 35, 36, 37, 39, 41, 46, 66)
  • Geschäftsgruppe "Bauten":
    amtsführender Stadtrat Hans Böck (MA 23, 24, 26, 28, 29, 32, 34)
  • Geschäftsgruppe "Wohnen":
    amtsführender Stadtrat Vizebürgermeister Hubert Pfoch (MA 25, 27, 40, 50, 52, 69)
  • Geschäftsgruppe "Städtische Dienstleistungen und Konsumentenschutz":
    amtsführender Stadtrat Heinz Nittel (MA 30, 31, 33, 43, 44, 48, 59, 60, 63)
  • Geschäftsgruppe "Verkehr und Energie":
    amtsführender Stadtrat Franz Nekula (Städtische Unternehmungen, MA 38 - U-Bahn-Bau)