Historischer Rückblick aus dem Jahr 1977

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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März 1977

März

1.3.1977: Museumsleiter-Seminar über Altstadterhaltung

Der Wiener Altstadterhaltung und Stadtbildpflege ist ein Seminar gewidmet, das die Arbeitsgemeinschaft der Wiener Bezirksmuseen im Wiener Kulturamt veranstaltet.

Zu Beginn des Seminars findet die Vorführung des vom Kulturamt der Stadt Wien hergestellten Films zum Jahr des Denkmalschutzes "Variationen über ein altes Thema" statt. Weitere Themen des Seminars: "Begriffe, Aufgaben und Probleme der Altstadterhaltung in Wien", "Stadtbildpflege und Altstadterhaltung aus der Sicht der Kulturarbeit", "Rechtliche und finanzielle Aspekte der Altstadterhaltung in Wien" und "Restaurierung, Sanierung - Bilanz über 12 Jahre kommunale Altstadtförderung in Wien".

1.3.1977: Hohe Wiener Auszeichnung für Minister Weihs

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien an Bundesminister a. D. Dr. Oskar Weihs.

2.3.1977: Organisationsänderung in der Magistratsdirektion

In einem Erlass an alle städtischen Dienststellen hat Magistratsdirektor Prof. Dr. Josef Bandion die Organisationsänderung in der Magistratsdirektion der Stadt Wien bekanntgegeben. Zu den wesentlichsten Änderungen gehören die Schaffung einer Verwaltungsakademie sowie die neuen Dienststellen "Verwaltungsrevision", "Verwaltungsorganisation" und "Verwaltungstechnik".

In der Verwaltungsakademie werden alle Aufgaben, die die Ausbildung, Fortbildung und Prüfung der städtischen Bediensteten betreffen, schrittweise in einer zentralen Dienststelle koordiniert.

Die Dienststellen "Verwaltungsrevision" und "Verwaltungsorganisation" sollen der Erkenntnis Rechnung tragen, dass, wegen der ständigen Erweiterung der Aufgabengebiete, Organisation und Revision getrennt werden sollen. Die Dienststelle "Verwaltungstechnik" soll in erster Linie moderne und zweckmäßige Arbeits- und Managementmethoden vermitteln.

2.3.1977: Zwei Experten für Fertigstellung des Wiener Abwasser-Beseitigungs-Projektes

Der Wiener Stadtsenat genehmigte heute eine Kosten- und Wirtschaftlichkeitsanalyse zur Überprüfung des Konzeptes für die Fertigstellung der Hauptkläranlage. Der Auftrag wurde der Kraftanlagenplanungsgesellschaft Heidelberg erteilt. Stadtrat Heinz Nittel kündigte eine weitere Expertise an, für die Professor Bischofsberger von der Technischen Universität München verpflichtet werden soll. Diese beiden unabhängigen Gutachten sollen - so Nittel - die Grundlagen zu endgültigen Entscheidungen für die Fertigstellung des großen Abwasserbeseitigungs-Projektes für Wien liefern. Nittel erwartet sich von dem Gutachten vor allem Entscheidungshilfen für die bestmögliche technische Ausrüstung zur Abwasserbeseitigung.

2.3.1977: 148 Betriebe in Wien angesiedelt

Seit der Gründung der Wiener Betriebsansiedlungsgesellschaft im Jahre 1969 bis Ende 1976 wurden von der Stadt Wien 5,5 Millionen Quadratmeter Industriebaugründe mit einem Aufwand von 900 Millionen Schilling aufgeschlossen. Bisher wurden 1,7 Millionen Quadratmeter an Betriebe verkauft und 148 Betriebe angesiedelt. Mit Investitionen von 5,5 Milliarden Schilling wurden 17.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

3.3.1977: Josef Kainz-Medaillen verliehen

Im Wiener Rathaus wurden heute die von einer Jury führender Wiener Theaterkritiker verliehenen Preise für hervorragende Leistungen in der Theatersaison 1975/76 von Vizebürgermeister Gertrude Fröhlich-Sandner überreicht: die Josef Kainz-Medaillen der Stadt Wien.

Die Josef Kainz-Medaillen für die besten schauspielerischen Leistungen gingen 1976 an Kitty Speiser und Johannes Schauer. Kitty Speiser vom Volkstheater erhielt den Preis für ihre Darstellung der Fanny in Schnitzlers "Märchen".

Johannes Schauer erhielt den Preis für seine Darstellung des Marchese Vincelli in Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen" im Akademietheater.

Die Kainz-Medaillen für die beste Regieleistung und für Bühnenbild wurden diesmal nicht verliehen, da die Zahl der in Frage kommenden Personen gering ist und die Kainz-Medaille nicht zweimal an denselben Künstler verliehen werden kann.

Die Förderungspreise im Rahmen der Josef Kainz-Medaille gingen an Krista Stadler vom Ensemble "Werkstatt" für ihre Darstellung der Elisabeth in Paul Fosters "Elisabeth eins", Toni Böhm für seine Darstellung des Kurt in Franz Xaver Kroetz's" Nest" in der --fr--Courage--fr, Dieter Haspel für seine Regieleistung bei "Germinal" nach Emile Zola im Theater am Kärntner Tor und Georg M. Restschnig für sein Bühnenbild zu diesem Stück.

3.3.1977: Bänkelsang und Moritaten

Ihre 179. Wechselausstellung eröffnete die Wiener Stadt- und Landesbibliothek unter dem Titel "Bänkelsang und Moritaten". Es wird ein Querschnitt aus ihrer umfangreichen Sammlung von Moritaten und Bänkelliedern gezeigt.

In der Ausstellung sind einige wirkliche "Zuckerln" zu sehen, so eine komplette Dokumentation der Fahndungsbriefe, Gerichturteile und der Bänkellieder über den Räuber Grasl, Moritaten von der Ermordung Kaiser Maximilians in Mexico und die Popularisierung von Goethes Werther, eine Art biedermeierliches Readers Digest. Die Schaustücke sind von höchster Seltenheit und größtem Wert.

Diese Ausstellung bietet mit ihren 85 Exponaten einen überaus vergnüglichen und informativen Einblick in die Kriminal- und Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Gleichzeitig stellt sie einen wichtigen Bereich der Trivialliteratur dar.

4.3.1977: Zwei neue Bezirksamtsleiter

Durch Personalstadtrat Kurt Heller wurden heute zwei neue Bezirksamtsleiter in ihr Amt eingeführt.

Am 1. März übernahm Obermagistrats Dr. Gertrude Klein das Dekret ihrer Bestellung zur Leiterin des Bezirksamtes für den 15. Bezirk, heute erhielt der neue Leiter des Bezirksamtes Döbling, Obermagistratsrat Dr. Franz Siegl das Ernennungsdekret.

4.3.1977: Boltzmann-Institut: Neue Erkenntnisse bei der Erforschung des Mongolismus

Die Erforschung der Ursachen des Mongolismus ist seit Jahren einer der Schwerpunkte des Ludwig Boltzmann-Instituts zur Erforschung kindlicher Hirnschäden (Vorstand Prof. Dr. Andreas Rett) am neurologischen Krankenhaus der Stadt Wien Rosenhügel. Mehrere tausend Fälle von Mongolismus wurden wissenschaftlich genau erfasst und durchleuchtet. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden von Prof. Rett erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

5.3.1977: Wertvolles Geschenk für Stadtarchiv

Das Archiv hat ein wertvolles Geschenk der Universitätsbibliothek Graz erhalten. Es handelt sich um eine Sammlung aus Dublettenbeständen von Verwaltungsberichten, Haushaltsplänen und Rechnungsabschlüssen des 19. und 20. Jahrhunderts von 31 österreichischen und deutschen Städten sowie um geschlossene Serien von Landtagsprotokollen der Steiermark. Insgesamt handelt es sich um 1.857 Bände, die eine wertvolle Ergänzung für jenen Teil der Archivbibliothek darstellen, die Spezialliteratur zur vergleichenden mitteleuropäischen Städtegeschichte umfasst. Ebenso wie bei den über 600 laufend eingehenden periodischen Publikationen aus dem internationalen Tauschverkehr des Archivs handelt es sich auch hier zum Teil um Werke, die in Wien ausschließlich in der Bibliothek des Wiener Stadt- und Landesarchivs für die öffentliche Benützung zugänglich sind.

7.3.1977: Neuropsychiatrische Kinderklinik: Labor für Entwicklungsdiagnostik eröffnet

In der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalterrs im Allgemeinen Krankenhaus (Vorstand Univ.-Prof. Dr. WalterSpiel) wurde durch Wissenschaftsministerin Dr. Hertha Firnberg und Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher ein psychologisches Labor für Entwicklungsdiagnostik offiziell seiner Bestimmung übergeben. Die neue Einrichtung, die mit einem Kostenaufwand von rund 1,5 Millionen Schilling von der Stadt Wien gemeinsam mit dem Wissenschaftsministerium errichtet wurde, dient der Erforschung, Diagnostizierung und Behandlung von kindlichen Entwicklungsstörungen. Laut Prof. Spiel handelt es sich dabei um eine der modernsten Einrichtungen Europas.

8.3.1977: Wien hilft Rumäniens Erdbebenopfern

Bürgermeister Leopold Gratz hat veranlasst, dass die Stadt Wien für die Erdbebenopfer in Rumänien Medikamente und Verbandmaterial im Wert von einer Million Schilling zur Verfügung stellt. Die Medikamente wurden nach einer Bedarfsliste, die von der rumänischen Botschaft in Wien übergeben wurde, ausgewählt.

(Das schwere Erdbeben fand am 4. März 1977, gegen 21.20 Uhr Ortszeit, mit einer Stärke von 7,2 auf der Richterskala im Bereich Vrancea/Rumänien statt. Besonders stark wurde Bukarest davon betroffen, wo viele ältere Gebäude im Zentrum einstürzten. Es forderte 1.500 Tote und mehr als 10.000 Verletzte. Auch in Bulgarien waren 20 Tote und 165 Verletzte zu beklagen. Red.)

10.3.1977: Neuer "Symphoniker-General": Lutz Lüdemann

Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner als Präsidentin des Vereins "Wiener Symphoniker" stellte den vom Kuratorium auf fünf Jahre bestellten neuen Generalsekretär Dr. Lutz Lüdemann vor.

Dr. Lutz Lüdemann, 1938 geboren hat in Wien Germanistik und Theaterwissenschaft sowie an der Akademie für Musik und Darstellende Kunst Gesang und Operndarstellung studiert. Nach seinem Studium war er im Verlag Doblinger und am internationalen Musikzentrum Wien tätig, bis ihn 1966 der Westdeutsche Rundfunk Köln als Verantwortlichen für die gesamte Verwaltung der Hauptabteilung Musik berief.

Lüdemann wird dem Orchester ab 1. September voll zur Verfügung stehen.

11.3.1977: Neurologische Universitätsklinik eröffnet

Im Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien wurde die neue Neurologische Universitätsklinik (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Herbert Reisner) von Wissenschaftsministerin Dr. Hertha Firnberg und Gesundheitsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher eröffnet. Damit wurde ein mehr als zwei Jahre dauerndes Provisorium beendet. Für die Adaptierung des Gebäudes, in dem sich seinerzeit die Kinderklinik befand, und die apparative Einrichtung - sie entspricht dem letzten Stand der technischen Medizin - waren insgesamt rund 122 Millionen Schilling erforderlich, die zu 40 Prozent vom Bund und zu 60 Prozent von der Gemeinde Wien getragen wurden.

12.3.1977: Mamor aus Laas für die Stadtbahnpavillons Karlsplatz

Auf dem Karlsplatz ist die Wiedererrichtung der restaurierten Stadtbahnpavillons in vollem Gange. Über Betonfundamenten werden derzeit die mit einem Rostschutzanstrich versehenen Stahlrahmenkonstruktionen aufgerichtet und montiert. Der westliche Pavillon ist als Abgang zur U-Bahn-Station vorgesehen, im östlichen wird ein Sommerkaffeehaus eingerichtet. Mit der Durchführung der Wiedererrichtung wurde die Magistratsabteilung 26 beauftragt.

Im Zuge der Neugestaltung des Karlsplatzes hatte sich die Geschäftsgruppe Kultur, Jugend und Bildung für die Restaurierung und Wiedererrichtung der beiden Stadtbahn-Stationsgebäude ausgesprochen, da es sich um stilistisch und kulturhistorisch wichtige Werke Otto Wagners handelt. Der von dem berühmten Vertreter des Jugendstils eingereichte Entwurf für den Wiener Generalregulierungsplan war 1893 preisgekrönt worden. Wagner besorgte die architektonische Ausgestaltung der Stationen des sogenannten "engeren Netzes", das aus der Vorortelinie (Heiligenstadt - Penzing), der Gürtellinie (Heiligenstadt - Meidlinger Hauptstraße via Westbahnhof) und der Wiental-Donaukanallinie (Hütteldorf - Heiligenstadt via Hauptzollamt) bestand. 1890 hatte der Wiener Magistrat insgesamt 30 Stadtbahnprojekte öffentlich ausgestellt. In Wagners Entwurf war außer den von 1894 bis 1901 tatsächlich erbauten Linien noch zwei weitere Linien enthalten, eine im Bereich der Ringstraße und eine am projektierten ersten Außengürtel.

Die Stadtbahnstationen wurden im Putzbau ausgeführt, der Putz wurde mit Marmorstaub hergestellt. Die Vorhallen und Schalterräume auf Tiefbahnstationen wiesen bewusst herausgestellte Eisenkonstruktionen auf. Als Fensterüberlagen wurden nackte I-Profile verwendet. Die Haltestelle Karlsplatz bestand aus zwei in der Bahnachse einander gegenüberstehenden Stationsgebäuden mit je einem Perron. Nur Karlsplatz und die früher Ferdinandbrücke genannte Haltestelle Schwedenplatz hatte nach 1945 wegen starker Kriegsbeschädigungen durch Neubauten ersetzt werden müssen.

Die Haltestelle Karlsplatz besaß zweischalige Wandkonstruktionen aus Marmorplatten und Gipsdielen, die von einem sichtbaren Eisenskelett getragen wurden. Innen wiesen die Stationsgebäude Stuckarbeiten im Jugendstil und Holzverkleidungen auf. Das Dach bestand ursprünglich aus Kupferblech. Es fiel im Ersten Weltkrieg den Metallsammlungen zum Opfer und war durch verzinktes Eisenblech ersetzt worden.

Als die Stationsgebäude 1973 abgetragen wurden, befanden sich wichtige Elemente der Tragkonstruktion in erfreulich gutem Zustand. Die Demontage erfolgte nach exakter Nummerierung der Einzelteile auf Grund der Originalpläne Otto Wagners, die erhalten geblieben sind. In Kisten verpackt, wurden die Teile bis zu ihrer Restaurierung in einem Stadtbahnbogen deponiert.

Schon bei der Demontage hatte sich gezeigt, dass die Marmorplatten, mit denen die Stahlrahmen ausgefacht waren, nicht mehr verwendet werden können. Der aus Carrara stammende, zwei Zentimeter starke Marmor hatte sich nämlich gebogen - vermutlich durch die extreme thermische Beanspruchung im Laufe der Jahrzehnte. Die neuen Platten wurden aus gleichfalls weißem, in Laas (Südtirol) gebrochenem Marmor angefertigt. Dazu mussten Blöcke im Gesamtgewicht von 60.000 Kilo bezogen werden, aus denen die neuen Platten geschnitten wurden. Um ähnliche Verformungserscheinungen nach Möglichkeit auszuschließen, hat man die neuen Platten vorsorglich stärker dimensioniert.

12.3.1977: Lindtberg und Qualtinger: Erste Nestroy-Ringe überreicht

Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner überreichte heute an Prof. Leopold Lindtberg und Helmut Qualtinger die ersten Nestroy-Ringe der Stadt Wien, die für satirisch-kritische Darstellungen des Wesens unserer Stadt vergeben werden.

15.3.1977: Rettungsmedaillen für Polizei und Feuerwehr: Zwei OPEC-Polizisten ausgezeichnet

Für ihren besonderen Einsatz in lebensgefährlichen Situationen wurden heute drei Angehörige der Polizei und zwei Feuerwehrmänner von Stadtrat Peter Schieder mit der Rettungsmedaillen des Landes Wien ausgezeichnet. Es handelte sich dabei um:

Polizeiobersanitätsrat Dr. Walter Weingartmann und sein Fahrer, Polizeirayonsinspektor Fritz Honsal, hatten am 21. Dezember 1975 beim Terroristenüberfall auf das OPEC-Gebäude in Wien den schwer verletzten Kriminalinspektor Anton Tichler während des Schusswechsels aus einer Aufzugskabine geborgen und zum Rettungswagen gebracht. Anton Tichler erlag wenig später seinen schweren Verletzungen.

Polizeiwachmann Hans Woschnigg, der ebenfalls mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet wurde, verfolgte am 20. Juli 1976 im Rahmen seines Dienstes einen Autofahrer, der mit überhöhter Geschwindigkeit am Handelskai unterwegs war und von der Fahrbahn abkam. Dessen Wagen überschlug sich, kam erst auf den Gleisen der Donauuferbahn zum Stehen und fing sofort Feuer. Der verletzte Lenker wurde von Woschnigg unter Lebensgefahr aus dem Wrack geborgen.

Die beiden Feuerwehrmänner, Brandmeister Richard Schmid und Oberfeuerwehrmann Friedrich Holzapfel, wurden am 29. September 1976 zu einem Zimmerbrand gerufen. In der stark verqualmten Wohnung hatten Nachbarn bereits vergeblich versucht, den Wohnungsinhaber zu bergen. Den beiden Feuerwehrmännern gelang es schließlich, den bereits bewusstlosen Besitzer der Wohnung zu retten.

15.3.1977: Glöckel-Medaillen erstmals vergeben

Die vom Wiener Gemeinderat einstimmig beschlossenen Otto Glöckel-Medaillen der Stadt Wien für hervorragende pädagogische Leistungen wurden heute zum ersten Mal an drei Lehrer überreicht.

16.3.1977: Gratz spricht in London

Bürgermeister Leopold Gratz wurde eingeladen, bei der Jahreskonferenz der Anglo-Austrian Society in London zu sprechen. An der Jahreskonferenz werden zahlreiche britische Parlamentarier und führende Vertreter des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens von Großbritannien teilnehmen. Die Anglo-Austrian Society ist eine äußerst wichtige Vereinigung, die sich um den Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen Kontakte zwischen Großbritannien und Österreich große Verdienste erworben hat. Ihr gehört auch ein großer Teil der rund 20.000 Österreicher an, die nach der Okkupation Österreich durch den Nationalsozialismus aus politischen oder rassischen Gründen Österreich verlassen haben und in Großbritannien geblieben sind.

18.3.1977: Wilhelminenspital: Wiens erste Entgiftungsstation

Im Wilhelminenspital wurde heute eine neue medizinische Einrichtung vorgestellt: im Pavillon 30 befindet sich seit Mitte Februar Wiens erste Entgiftungsstation in Betrieb.

Die mit einem Kostenaufwand von fast einer halben Million Schilling eingerichtete "Auffangstation" für akutvergiftete Patienten verfügt über sechs Betten. Ein Anästhesist und elf Schwestern sorgen für die notwendigen Sofortmaßnahmen, bei den nach Vergiftungsunfällen und Selbstmordversuchen eingelieferten Patienten.

21.3.1977: Ehrenzeichen für Chefarzt der Rettung

Das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien erhielt heute der Leiter des städtischen Rettungs- und Krankenbeförderungsdienstes Obermedizinalrat Dr. Franz Motz überreicht.

22.3.1977: 80 Jahre "Elektrische" in Mariahilf

Vor 80 Jahren, am 28. Jänner 1897, wurde Wiens erste elektrische Straßenbahnlinie "Vorgartenstraße - Mariahilf" in Betrieb genommen. Aus diesem Anlass findet im Bezirksmuseum Mariahilf eine Sonderausstellung statt.

22.3.1977: Profes-Nachlass für die Stadtbibliothek

Die Wiener Stadt- und Landesbibliothek erhielt von der Witwe des jüngst verstorbenen Komponisten Anton Profes den gesamten musikalischen Nachlass zum Geschenk.

Der Künstler, der am 23. März seinen 81. Geburtstag gefeiert hätte, schrieb unter andern so weltbekannte Schlager, wie: "Kauf dir einen bunten Luftballon", "Was macht der Mayer am Himalaja" "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n" und die Filmmusik zu den "Sissi-Filmen", zu "Mädchenjahre einer Königin", "Der weiße Traum", "Feldherrnhügel" und "Der veruntreute Himmel".

Durch diese Übernahme der größtenteils autographischen Partituren wird die Sammlung von Unterhaltungsmusik dieses Jahrhunderts, die in dieser Bibliothek in besonders großem Umfang vorliegt, wesentlich ergänzt.

23.3.1977: Ehrung für Nationalrat Dallinger

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute dem Abgeordneten zum Nationalrat Alfred Dallinger das Große Silberne Ehrenzeichen des Landes Wien.

25.3.1977: Hoher päpstlicher Orden für Stadtrat Heller - Gutes Verhältnis Stadtverwaltung - Kirche betont

Als Anerkennung des guten Verhältnisses zwischen der Kirche und der Wiener Stadtverwaltung konnte der ehemalige Baustadtrat und jetzige Sportstadtrat Kurt Heller aus der Hand von Kardinal Dr. Franz König einen hohen päpstlichen Orden - das Komturkreuz des Gregorius-Ordens mit dem Stern - entgegennehmen.

Der Wiener Kardinal bei dieser Gelegenheit die Verdienste von Stadtrat Heller, der in vielen baulichen Angelegenheiten der Erzdiözese als Vermittler und Helfer fungiert hat. König dankte Stadtrat Heller und damit der Wiener Stadtverwaltung vor allem für die Unterstützung bei kirchlichen Krankenhaus- und Schulbauten.

25.3.1977: Donau-Jury ging zu Ende: Leitprojekt für den Donauraum

Die Jury Donaubereich Wien, die von der Stadt Wien als beratendes Gremium ins Leben gerufen worden war und seit 1973 Entscheidungshilfen für die erforderlichen Planungsvorgänge im Donaubereich abgab, hat ihre Arbeit beendet. Ein Leitprojekt, das in der Ausstellung "Donaubereich Wien" im Bauzentrum ausgestellt ist, veranschaulicht, wie nach den Vorstellungen der Jury der Donauraum optimal gestaltet werden sollte.

In einer Pressekonferenz betonte der Jury-Vorsitzende Prof. Jakob Maurer, dass mit der völlig neuen unkonventionellen Form der Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Projektleitstelle und Donau-Jury eine der größten städtebaulichen Chancen Wiens wahrgenommen worden sei. Der Donauraum im engeren Sinn, das heißt, Stadtteile diesseits und jenseits des Stromes, sollen eine städtebauliche Einheit bilden. Unmittelbaren Bezug auf das Hochwasserschutzprojekt nahmen die Lösungen zur Gestaltung der großen technischen Bauten wie zum Beispiel des Pumpwerkes oberhalb der Steinspornbrücke, das mit einer Höhe von über zehn Meter in die Landschaft eingebunden werden musste. Durch die Anhebung des Grundwasserspiegels können die ökologischen Verhältnisse im Donauraum, insbesondere in der Lobau, wesentlich verbessert werden.

Auch der Präsident der Bundesingenieurkammer Prof. Herbert Müller-Harburg hob hervor, dass es der Jury letzten Endes tatsächlich gelungen sei, aus einem "herzlosen" Hochwasserschutz ein Projekt zu schaffen, das sich harmonisch in die Wiener Stadtstruktur einfügt und von der gesamten Bevölkerung genützt werden kann. Ein Vorhaben, das nach Müller-Hartburg freilich nicht immer ohne harte Auseinandersetzungen einzelner Jury-Mitglieder vor sich gehen konnte.

Die Jury hat in insgesamt zwölf Sitzungen wesentliche Empfehlungen für die politischen Entscheidungen abgegeben. Seitens der Stadtverwaltung werden die gestalterischen Vorstellungen der Jury für die Brückenköpfe und den Engelsplatz berücksichtigt. Die gesamte Arbeit der Jury wird in einer projektbezogenen Form weitergeführt werden.

26.3.1977: Liesingbach-Reguliert wird heuer vollendet

Zur Vermeidung künftiger Hochwasserschäden wird in den kommenden Monaten die Regulierung des letzten noch unverbauten Abschnitts der Liesing in Angriff genommen. Es handelt sich um die Bachstrecke von der Jakob Sommerbauer-Straße in Kalksburg bis zur Landesgrenze. Die Liesing fließt hier südlich der Breitenfurter Straße, die Länge dieses Abschnitts beträgt rund einen Kilometer.

Der Liesingbach entsteht durch den Zusammenfluss der Reich-Liesing mit dem Laaberbach nächst dem Altersheim "Roter Stadel" in Niederösterreich. Ab der Jakob Sommerbauer-Straße ist der gesamte auf Wiener Stadtgebiet liegende Wasserlauf reguliert. Bei Kledering verlässt die Liesing Wiener Boden und mündet unmittelbar darauf in die Schwechat.

Während des Hochwassers Anfangs Juli 1975 trat die Liesing bei Kalksburg aus ihren Ufern und riss vor der Brücke im Zuge der Jakob Sommerbauer-Straße etwa sechzig Meter der natürlichen Uferböschung weg. Nach sofort durchgeführten Sicherungsarbeiten wird die Magistratsabteilung 29, Unterabteilung Schutzwasserbau, heuer nicht nur diese Schadensstelle verbauen, sondern auch die Regulierung bis zur Landesgrenze durchführen. Die Verbauung erfolgt naturnah, unter Verwendung von Flechtzäunen und Betongrassteinen.

Instandsetzungsarbeiten der bestehenden Liesing-Regulierung sind unterhalb von Ober-Laa erforderlich. Dort hat das aggressive schwefelhaltige Wasser der Thermalquelle im betonierten Bachgerinne Schäden hervorgerufen. Während die Granitsteine der Verbauung dem Schwefelwasser standhielten, wurden Sandsteinquader und der Fugenbeton angegriffen. Bei den Ausbesserungsarbeiten müssen hochsulfatbeständiger Zement - eine besonders gebrannte Zementart - und Granitsteine verwendet werden.

30.3.1977: Großversuch zur Abfalltrennung in der Per Albin-Hansson-Siedlung Ost

Einen Großversuch zur getrennten Einsammlung von Altpapier, Altglas und Altkunststoffen wird die Stadt Wien von Sommer 1977 bis Sommer 1978 in der Per Albin-Hansson-Siedlung Ost durchführen. Damit soll ermittelt werden, wie weit die Bewohner eines größeren Gebietes längere Zeit hindurch zur Mülltrennung bereit sind, und welche Bedeutung die getrennte Einsammlung wirtschaftlich hat.

Der Großversuch umfasst die rund 4.000 Haushalte der PAH-Ost und wird -mit einer wissenschaftlichen Begleituntersuchung - rund zwei Millionen Schilling kosten.