Historischer Rückblick aus dem Jahr 1978

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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April 1978

April

1.4.1978: Kinderbücherei in Kinderklinik

Die städtischen Büchereien haben auf Anregung der Leitung der Universitäts-Kinderklinik (Univ.-Prof. Dr. Zweymüller) für den internen Bereich von fünf Stationen eine Kinderbücherei eingerichtet. Zur Leseberatung und -betreuung ist eine qualifizierte Kinderbibliothekarin eingesetzt, die sich von den Krankenschwestern über die besondere Pflegesituation der Patienten informieren lässt und bemüht sein wird, in Zusammenarbeit mit den Ärzten und Heilpädagogen der Klinik, insbesondere mit der Beschäftigungstherapeutin, die Erfordernisse gezielter Bibliotherapie anzuwenden.

Derzeit umfasst der Buchbestand rund 700 Bände, für den vollen Ausbau ist an einen Gesamtbestand von etwa 2.000 Bänden, dazu auch Spiele und Zeitschriften, gedacht.

1.4.1978: Ausstellung "125 Jahre Wiener Geschichtsschreibung - 125 Jahre Verein für Geschichte der Stadt Wien"

Aus Anlass seines 125-jähringen Bestandsjubiläums veranstaltet der Verein für Geschichte der Stadt Wien im Historischen Museum der Stadt Wien eine Ausstellung über seine Tätigkeit seit seiner Gründung. Der Verein hat in diesen Tagen doppelten Grund zur Besinnung auf die eigene Geschichte in den Märztagen 1853, also vor 125 Jahren, fanden die entscheidenden Gespräche zur Gründung des "Altertums-Vereins" statt, wie sich die Vereinigung ursprünglich nannte, und vor 60 Jahren, im März 1918, kam es zur Umwandlung in den "Verein für Geschichte der Stadt Wien". Die Ausstellung versucht anhand von Originaldokumenten und wissenschaftlicher Literatur, den Weg des Vereins zu dokumentieren. Gleichzeitig soll seine Bedeutung für die Erforschung der Wiener Geschichte und die Verlagerung der Schwerpunkte bei der Geschichtsforschung überhaupt aufgezeigt werden.

3.4.1978: Neue Wärmeversorgungsgesellschaft für Wien

Die Heizbetriebe Wien, eine Gesellschaft der Wiener Holding und die "Met" Wärmedienst-Ges.m.b.H., an der die Mineralölfirmen Martha, Elan und Total beteiligt sind, beabsichtigen, eine gemeinsame Gesellschaft zu gründen, die im Raum Wien Wärmeversorgungsanlagen auf der Basis von Kohlenwasserstoff-Brennstoffen errichtet und betreibt. Das Stammkapital wird eine Million betragen, wovon die Heizbetriebe Wien 51 Prozent und die "Met" 49 Prozent zu übernehmen beabsichtigen. Die Beteiligungskommission des Wiener Gemeinderates hat dies zustimmend zur Kenntnis genommen. Mit dieser Gründung folgt man in Wien einer Entwicklung, die in anderen Teilen Österreichs bereits voll im Gange ist. Dort haben große Mineralölfirmen bereits ähnliche Gesellschaften gegründet. Wie Finanzstadtrat Hans Mayr mitteilte, war man von Seiten der Wiener Holding und der Heizbetriebe Wien daran interessiert, einen österreichischen Partner zu finden, weil durch die heimischen Ölvorräte dieser Partner Versorgungssicherheit geben kann.

Die Arbeitsaufteilung innerhalb der Gesellschaft wird so erfolgen, dass die Heizbetriebe Wien mit der Akquisition der Wärmeabnehmer, der Planung von Projekten, der Baudurchführung und Überwachung, der Führung und der laufenden Kontrolle des Betriebes sowie des Wartungsdienstes und der Verrechnung betraut ist. Die "met" verpflichtet sich, die Betriebsstätten mit Heizöl und allen sonstigen Betriebsmitteln zu beliefern. Die Gesellschaft wird nur an solchen Standorten tätig sein, die nicht im Einzugsbereich von Fernheizversorgungsanlagen der Heizbetriebe Wien stehen.

3.4.1978: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Gottfried von Einem

Das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien erhielt heute emeritierter Hochschulprofessor Gottfried von Einem von Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner überreicht.

3.4.1978: Rege Beteiligung beim Wettbewerb Wien-Süd

Zum städtebaulichen Wettbewerb für das Wienerberggelände haben sich seit Auflage der Wettbewerbsausschreibung am 20. März bereits 40 Architekten gemeldet. Der Wettbewerb wird als zweistufiger Ideenwettbewerb von der Stadt Wien ausgeschrieben und berechtigt auf ausdrücklichen Wunsch der Ingenieurkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland, die die Wettbewerbsbedingungen genehmigt, alle Wiener Architekten zur Teilnahme.

Die hohe Beteiligungszahl nach der ersten Woche ist nach Meinung von Planungsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wurzer auf die für Architekten sicher reizvolle Aufgabenstellung zurückzuführen, Wohnraum, Arbeitsstätten und Erholungsflächen auf einem 315 Hektar großem Gebiet optimal zueinander in Beziehung zu stellen. Neben der Anordnung von verschiedenen Nutzungsfunktionen stellt das Wettbewerbsgebiet außerdem auch städtebaulich interessante Aufgaben: Durch die Verkehrslinien Südautobahn-Triesterstraße entsteht eine Torsituation, sodass die zukünftige Silhouette des Gebietes von besonderer Bedeutung für die gesamte Stadt sein wird.

In den Ausschreibungsunterlagen sind ein Sport- und Freizeitzentrum, ein Hallen- und Freibad, eine Tennisanlage, ein Campingplatz, Kinder- und Jugendspielplätze, ein Pensionistenheim für 250 Insassen sowie Bildungs- und Unterhaltungseinrichtungen vorgesehen. Versorgungseinrichtungen sollen nur in dem Ausmaß geschaffen werden, als sie für den täglichen Bedarf der dort zukünftig wohnenden und arbeitenden Bevölkerung notwendig sind.

In welchem Ausmaß und in welchem Verhältnis Wohnraum, Arbeitsstätten und Grünflächen zueinander stehen, bleibt den Planern überlassen. Zu berücksichtigen sind dabei nur die natürlichen Gegebenheiten. Während das Gebiet klimatisch in einer günstigen Zone liegt, gibt es hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit einige Beschränkungen. Nach den durchgeführten Bodenuntersuchungen besitzen nur die Randbereiche im Nordwesten, Norden und Nordosten des Wettbewerbsgebietes eine günstige Baugrundeignung.

Die erste Stufe des Wettbewerbs soll grundsätzliche Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. In der zweiten Phase sollen dann konkrete städtebauliche Lösungsvorschläge angeboten werden, von denen ausgehend die Festsetzung von Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen erfolgen kann. Die Prämierung der Projekte der ersten Stufe findet am 3. Juli statt.

3.4.1978: Cincinnati-Austria: 300 neue Arbeitsplätze

Die Firma Cincinnati-Milacron - Austria, die als erstes Unternehmen auf dem neuen Betriebsbaugebiet Draschegründe einen Betrieb errichtet, wird in den nächsten Jahren ihren Mitarbeiterstand von derzeit 630 Beschäftigten um 300 neue Arbeitsplätze erweitern. Wie bei der Dachgleiche des neuen Objektes bekannt wurde, will man gleichzeitig den Umsatz von rund 600 Millionen Schilling auf eine Milliarde Schilling steigern. Das neue Werk ist eines der größten Industrieprojekte der letzten Jahre im Wiener Raum. Auf einer Grundstücksgröße von 101.000 Quadratmeter werden 150 Millionen Schilling investiert. Die Firma wird noch im Oktober dieses Jahres ihren Betrieb aufnehmen.

Die Werke der Cincinnati-Milacron Austria sind zwischen 1968 und 1971 aus den Betrieben der Brüder Anger hervorgegangen. Heute gehört Cincinnati zu den hundert größten Industrieunternehmen Österreichs. Die Firma erzeugt und vertreibt kunststoffverarbeitende Maschinen und ist stark exportorientiert. Derzeit gehen 98 Prozent des Jahresumsatzes in den Export. Cincinnati konnte sich in den letzten Jahren besonders erfolgreich in den Märkten des Comecon und im arabischen Raum behaupten. Neben Maschinen liefert die Firma auch schlüsselfertige Fabriken für die Kunststoffproduktion. Solche Fabriken könnten zum Beispiel in Polen, im Iran, im Irak und im Sudan errichtet werden.

4.4.1978: Gedenktafel für Ingeborg Bachmann in die Obhut der Stadt Wien übernommen

In der Beatrixgasse, im 3. Bezirk, übernahm Vizebürgermeisterin Gertrude Fröhlich-Sandner eine von der Österreichischen Gesellschaft für Literatur gestiftete Gedenktafel an die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Ingeborg Bachmann hatte während ihrer Studienjahre an der Wiener Universität von 1946 bis 1949 in diesem Haus gewohnt und gearbeitet. Die Vizebürgermeisterin betonte, dass die Übernahme dieser Gedenktafel für die Stadt Wien nicht nur die Verpflichtung zur Sorge um dieses Denkmal bedeute, sondern auch die Verpflichtung, sich des Erbes Ingeborg Bachmanns und in ihrem Sinne der gesamten österreichischen und Wiener Literatur anzunehmen.

5.4.1978: Erstmals "Wiener Stadtgeschichte" beim Historikertag

Beim 14. österreichischen Historikertag, der im Wiener Rathaus seit heute tagt, wurde zum ersten Mal in einem gesonderten Arbeitskreis von einer Gruppe von Historikern, Juristen, Politologen und Planern das Thema "Wiener Stadtgeschichte" behandelt. Damit wurde einer Entwicklung Rechnung getragen, die sich an dem ständig steigenden Interesse an kommunalpolitischen Fragen zeigt. Die wachsende Bedeutung, die Probleme der Kommunalpolitik erlangt haben, hat die Stadt Wien vor Jahren veranlasst, ein umfangreiches historisches Projekt zur Erforschung der Wiener Stadtgeschichte finanziell zu unterstützen. Dabei handelt es sich um vier Bände der vom Verein für Geschichte der Stadt Wien herausgegebenen "Neue Reihe der Geschichte der Stadt Wien von 1740 bis 1938", unter dem Titel "Politische Geschichte", "Wirtschaftsgeschichte", "Sozialgeschichte" und "Räumlich Stadtentwicklung", deren Veröffentlichung voraussichtlich 1980 beginnen wird.

Zeitraum der Entstehung des modernen Zentralstaates und der Industrialisierung unter den speziellen Bedingungen der Monarchie sowie der Ersten Republik umfasst historische Prozesse, ohne deren Kenntnis ein Verständnis der aktuellen Probleme der Stadtentwicklung, kaum möglich ist.

Ein Teil, der an diesen Forschungsarbeiten beteiligten Wissenschaftler trat nun beim 14. österreichischen Historikertag erstmals mit Arbeitsergebnissen an die Öffentlichkeit, die unter dem Titel "Wien in der Liberalen Ära" als Band 1 der Sonderreihe der Wiener Geschichtsblätter "Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte" vorliegen. Die in diesem Band enthaltenen Beiträge behandeln unter anderen die Themen "Kommunale Selbstverwaltung und konstitutioneller Rechtsstaat", "Die Entwicklung der Wiener Wirtschaft in der Ära des Liberalismus", "Kommunale Ausgaben und deren Finanzierung 1861 bis 1891", "Liberale Fraktion im Wiener Gemeinderat 1861 bis 1895", "Liberale Kommunalpolitik in Bereichen der technischen Infrastruktur Wiens", "Das Wiener Schulwesen in der liberalen Ära" und "Wohnungsreform und Wohnungspolitik im liberalen Wien".

Die Ergebnisse dieser Arbeiten über Wien im Liberalismus erscheinen von besonderem Interesse, weil in diese Epoche der Beginn der modernen Stadtverwaltung fällt. Der Zeitraum zeigt auch exemplarisch Probleme und ihre Bewältigung, die auch heute noch nicht überholt sind oder seit kurzem wieder in kommunalpolitischen Debatten eine wichtige Rolle spielen, wie zum Beispiel das Verhältnis zwischen Staat und Gemeinde, die Bestimmung des kommunalen Aufgabenrahmens, die Problematik des Steuersystems, die Finanzierung großer öffentlicher Aufgaben und die Frage der kommunalen oder privaten Führung von Infrastruktureinrichtungen.

6.4.1978: Wien bekommt ein Pfarrmuseum

Im 9. Bezirk wird demnächst das erste Wiener Pfarrmuseum eröffnet werden. Das Museum soll im Pfarrhaus Lichtental in der Marktgasse 40 eingerichtet werden. Das den Heiligen 14 Nothelfern geweihte Gotteshaus ist besser als sogenannte Schubertkirche bekannt. Dementsprechend wird das Museum in einer ständigen Ausstellung neben der über 250-jährigen Geschichte der Pfarre auch zahlreiche Bilder, Dokumente und Originalgegenstände aus der Zeit Franz Schuberts präsentieren. Der im Lichtental geborene Tonkünstler schrieb eine Reihe von Messen für diese Kirche, die hier auch uraufgeführt wurden. So wird unter anderem der Orgelspieltisch, an dem Franz Schubert spielte, erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt werden. Initiator und Gestalter des neuen Museums ist Ing. Alfred Wolf, Leiter des Bezirksmuseums Alsergrund.

10.4.1978J: "Wiener Wochen" in Budapest eröffnet

In der Budapester Burg, im Historischen Museum der Stadt, hat Bürgermeister Leopold Gratz gemeinsam mit dem Stadtratsvorsitzenden von Budapest, Zoltan Szepvoelgyi, die Veranstaltungsreihe "Wien grüßt Budapest" eröffnet.

Zentrum des Wiener Gastspiels, das bis 22. April dauert und vom Fremdenverkehrsverband organisiert wurde, ist eine Ausstellung mit Kunstkabinett, Videovorführungen und Multivision. Konzerte des Wiener Streichtrios, Lesungen von Barbara Frischmuth, H.C. Artmann und Ernst Jandl sowie Vorträge über Literatur und Kulturpolitik stehen ebenso auf dem Programm wie Auftritte der Modeschule Hetzendorf und gastronomische Aktionen.

10.4.1978: Erster "Bauernmarkt" Am Hof eröffnet

Der erste "Bauernmarkt" wurde unter reger Beteiligung der Wiener Bevölkerung auf dem Platz Am Hof in der Wiener Innenstadt von Stadtrat Heinz Nittel, dem auch das städtische Marktwesen untersteht, eröffnet.

Bauernfamilien aus den Marktgemeinden Kapellen, Schönberg/Kamp und weiteren kleineren Gemeinden boten auf 18 provisorisch errichteten Ständen hausgemachte landwirtschaftliche Produkte an. Bis auf weiteres soll dieser Markt nun jeden Samstagvormittag Am Hof abgehalten werden.

10.4.1978: Boltzmann-Institut für erbgenetische Forschung bei Haustieren eröffnet

In der Veterinärmedizinischen Universität Wien wurde von Wissenschaftsministerin Dr. Hertha Firnberg in Anwesenheit von Staatssekretär Albin Schober und dem Rektor der Veterinärmedizinischen Universität Wien Univ.-Prof. Dr. Kurt Arbeiter das Ludwig Boltzmann-Institut für Immuno- und Zytogenetische Forschung bei Haustieren eröffnet.

Das Arbeitsgebiet des neuen Forschungsinstitutes - Institutsleiter ist Univ.-Prof. Dr. Walter Schleger - umfasst in erster Linie erbgenetische Forschungen bei Haustieren und hier im Besonderen bei Rindern, Schweinen und Pferden. Mittels Bestimmung der Blutzellen und der Chromosomen ist es möglich, etwaige Abnormitäten in der Genetik festzustellen, was besonders für die Tierzucht im Bereich der Landwirtschaft von großer Bedeutung ist. Dafür stehen eine Reihe spezieller Einrichtungen, wie zum Beispiel Blutgruppenlaboratorien sowie ein Zytogenetisches und ein Biochemisches Laboratorium zur Verfügung.

11.4.1978: Ein neues Großkühlhaus für Wien

Auf dem Gelände des ehemaligen Schweineschlachthofes in Wien St. Marx errichtet die Wiener Städtische Lager- und Kühlhaus Ges.m.b.H. Gemeinsam mit dem schwedischen Kühlhausspezialisten "Frigoscandia", der bereits eine Kette von über 25 Kühlhäusern betreibt und über reiche Erfahrungen im Bau und Betrieb von Kühlhäusern, sowie im Transport von Kühlgütern verfügt, ein neues Großkühlhaus. Schon seit geraumer Zeit ist aufgrund von Markterhebungen bekannt, dass In Österreich der Verbrauch von tiefgefrorenen Nahrungsmitteln erheblich unter dem vergleichbarer, westlicher Industrieländer liegt und steigende Tendenz zeigt. Die derzeit in Österreich vorhandene Kühlkapazität ist nicht ausreichend, um den voraussehbaren Bedarf zu decken. Es ist deshalb auch die Planung des Neubaues in St. Marx so ausgelegt, dass bei weiterem Bedarf das nutzbare Raumangebot ohne Schwierigkeiten durch einfache Zubauten mehr als verdoppelt werden kann. Vorerst werden zwei Tiefkühlhallen, zwei Einfriertunnel und ein Hantierungsraum mit zusammen rund 40.000 Kubikmeter errichtet.

Die beiden Tiefkühlhallen werden mit einer Grundfläche von je 80 mal 26 Metern in eingeschossiger Bauweise errichtet.

12.4.1978: Henry Moore in Wien eingetroffen

Der weltberühmte englische Bildhauer Henry Moore ist in Wien eingetroffen, um selbst die Aufstellung seiner Plastik, die er der Stadt Wien zum Geschenk machte, zu überwachen. Die Plastik wird am Karlsplatz aufgestellt.

12.4.1978: Johann Nestroy-Ring 1977 überreicht

Vizebürgermeister Gertrude Fröhlich-Sandner übereicht heute die Johann Nestroy-Ringe der Stadt Wien für das Jahr 1977. Die Träger sind: Volkstheaterdirektor Prof. Gustav Manker und der Schriftsteller Hans Weigel.

12.4.1978: Wiener schreiben die Geschichte Wiens

Bürgermeister Leopold Gratz ersuchte alle Wienerinnen und Wiener, ihre persönlichen Erinnerungen für eine wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung zu stellen. Die bewegte Geschichte unseres Jahrhunderts hat tief ins Alltagsleben des einzelnen eingegriffen. Ergänzend zur offiziellen Geschichtsschreibung sollen mit der neuen Bürgermeister-Aktion die Auswirkungen der historischen Ereignisse auf die Menschen festgehalten werden. "Wir wollen Material darüber sammeln", sagte Gratz, "wie die Wienerinnen und Wiener die Entwicklung der letzten fünfzig Jahre erlebt haben".

Es werden schriftliche Erinnerungsberichte, Tagebücher, Fotos, Dokumente und Erinnerungsstücke aller Art gesammelt. Auf Wunsch kommt ein Mitarbeiter mit einem Tonbandgerät in die Wohnung, um einen Bericht aufzunehmen.

Bürgermeister Gratz hat eine kleine Kommission mit dieser Arbeit beauftragt. Vorsitzender ist - wie schon bei den erfolgreichen Kommissionen "Wien 1938" und "Wien 1945" - Hofrat Dr. Rudolf Neck, wissenschaftliche Sekretärin ist wieder Prof. Christine Klusacek, weitere Mitglieder der Kommission sind der Direktor des Wiener Stadt- und Landesarchivs Dr. Felix Czeike und vom Bürgermeister-Büro Kurt Stimmer. Zusätzlich werden wissenschaftliche Mitarbeiter zur Auswertung des gesammelten Materials herangezogen werden.

13.4.1978: Parkring 8 - Ford-Institut zieht ein

In das Gebäude der ehemaligen Polizeidirektion, Parkring 8, zieht das "Institut für höhere Studien und wissenschaftliche Forschung Wien" (Ford-Institut) ein. Der entsprechende Mietvertrag wurde im Gemeinderatsausschuss für Wohnen heute genehmigt.

14.4.1978. Hanak-Museum wieder geöffnet

Das Hanak-Museum in Langenzersdorf wurde wieder für den allgemeinen Besuch zugänglich gemacht. Das Museum für den bedeutenden österreichischen Bildhauer Anton Hanak (1875 bis 19034) wurde 1970 eröffnet. Es zeigt Entwürfe, Großplastiken und Sonderausstellungen. Im Freilichtmuseum an den Hängen des Bisamberges sind die schönsten Marmorskulpturen des Künstlers aufgestellt.

14.4.1978: UNESCO-Schutz für die Lobau

"Die Stadt Wien ist sich der Verpflichtung bewusst, ideellen und materiellen Einsatz für die Erhaltung der Lobau zu leisten und zu verhindern, dass etwa durch industrielle Einflüsse die Natur geschädigt wird", erklärte Bürgermeister Leopold Gratz anlässlich der Überreichung der UNESCO-Urkunde, mit der die Wiener Lobau als "Biosphaere-Reserve", als Biosphaere-Reservat, unter weltweiten Schutz gestellt wird. Wie Univ.-Prof. Dr. Ernest Troger, der die Urkunde überreichte, betonte, sei für die Stadt Wien damit die Verpflichtung verbunden, die Lobau - die als UNESCO-Reservat sozusagen in den Besitz von vier Milliarden Menschen, der gesamten Weltbevölkerung, übergehe - zu erhalten.

Insgesamt 128 derartige Biosphäre-Reservate gibt es derzeit auf der ganzen Welt, erklärte dazu Univ.-Prof. Dr. Heinz Löffler, Leiter des Limnologischen Institutes der Universität Wien, der sich besonders für die Erklärung der Lobau zum UNESCO-Reservat eingesetzt hat. In Österreich zählen außer der Lobau auch das Gebiet des Neusiedler Sees, der Gurgler Kamm und der Großenköllsee in Tirol dazu. Zu Biosphäre-Reservate werden von der UNESCO solche Naturgebiete erklärt, deren Bedeutung weltweit dokumentiert werden soll und die daher erhalten werden müssen.

14.4.1978: Renner-Preise für Waldheim, Czernetz und Popper

Vor zahlreichen Ehrengästen, an der Spitze Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger, Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky und Nationalratspräsident Anton Benya überreichte Bürgermeister Leopold Gratz die Dr. Karl Renner-Preise 1978 der Stadt Wien an UNO-Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim, den Präsidenten des Europa-Parlaments Prof. Karl Czernetz und Univ.-Prof. Dr. Karl Raimund Popper.

18.4.1978: Reichsbrücke - 1.300 Kubikmeter Beton für die Rostplatte

Das erste konstruktive Element der neuen Reichsbrücke nimmt Gestalt an: heute wurde mit der Herstellung der Rostplatte des rechten Brückenpfeilers begonnen. Dazu sind nicht weniger als 1.300 Kubikmeter Beton erforderlich.

Die Rostplatte bildet das Fundament des neu aufzubauenden rechten Pfeilers der Reichsbrücke. Der alte Pfeiler wurde soweit abgetragen, bis in fünf Meter Tiefe der Caisson erreicht war. Die Rostplatte des neuen Landpfeilers wird 36 Meter lang, acht Meter breit und 4,5 Meter hoch sein. Sie ist mit 120 Tonnen Rippentorstahl armiert. Mehr als 200 Fuhren von je sechs Kubikmeter sind zu ihrer Herstellung erforderlich. Der Beton wird von der Mischanlage der U-Bahn-Arge Praterstern bezogen. Die Rostplatte wird in circa 20 Stunden fertig sein. Dabei muss mit sogenannten verzögertem Beton gearbeitet werden, um ein gleichmäßiges Abbinden zu erreichen.

Nach Fertigstellung der Rostplatte kann mit dem Aufbau des Landpfeilers begonnen werden. Er wird 20 Meter lang und im Mittel drei Meter stark sein, die Höhe beträgt 4,5 Meter.

18.4.1978: Wiener historische Kommission - Dokumentarfotos von 1934

Die Wienerhistorische Kommission, die Bürgermeister Leopold Gratz mit der Sammlung von Erinnerungsberichten der Wiener Bevölkerung beauftragt hat, hatte bereits an ihrem ersten Arbeitstag Hochbetrieb. Fast pausenlos meldeten sich telefonisch Frauen und Männer für Tonbandinterviews an, mehr als ein Dutzend schriftlicher Berichte ist bereits eingelangt.

Unter den ersten Materialien befinden sich Dokumentarfotos vom Februar 1934, die Fotos aller sozialdemokratischen Abgeordneten vom Jahre 1911 und Material über die 60-Jahr-Feier "Lied der Arbeit" in der Sängerhalle auf der Jesuitenwiese im August 1928, an dem 102 Gesangsvereine teilgenommen haben.

Franz Wohlmuth übersandte seine Lebenserinnerungen, belegt mit zahlreichen Fotos, Plakaten und Programmheften. Er hatte sich in der Zeit der Arbeitslosigkeit als Straßensänger ein paar Groschen verdient und dann mit tausenden anderen bei einem Straßensänger-Wettbewerb der "Kronen-Zeitung" teilgenommen. Als er diesen Wettbewerb gewann, gründete er mit Freunden das "Wohlmuth-Terzett", das vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in vielen Ländern Europas mit Wienerliedern große Erfolge feierte.

20.4.1978: Dr. Denscher wurde Hofrat

Der Bundespräsident hat Senatsrat Dr. Richard Denscher, den Leiter des Wiener Bürgermeisterbüros, mit dem Titel "Hofrat" ausgezeichnet.

Dr. Richard Denscher absolvierte nach dem Militärdienst das Studium der Geschichte an der Wiener Universität. 1949 trat er als Erzieher in den Dienst der Stadt Wien, war ab 1960 im Kulturamt der Stadt Wien als Referent für Denkmal- und Heimatpflege und für Verkehrsflächenbenennungen tätig und kam 1967 in den Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, wo er zuerst das Ausstellungsreferat leitete und 1973 die Leitung des Informationsreferates übernahm. 1975 berief ihn Bürgermeister Leopold Gratz zum Chef seines Büros.

Dr. Richard Denscher verfasste gemeinsam mit seinem Sohn Bernhard das Buch "Was ist Wien?", das vom Verlag Jugend und Volk im Auftrag der Stadt Wien für die Schulentlassenen produziert wurde.

24.4.1978: Kindertelefon bis 18 Uhr

Das Wiener Kindertelefon, seit Anfang April telefonisch täglich bis 15.30 Uhr erreichbar, ist ein durchschlagender Erfolg geworden. Täglich werden bis zu 125 Anrufe von der diensthabenden "Tante" beantwortet. In der übrigen Zeit war ein Tonband eingeschaltet. Es hat sich aber herausgestellt, dass sehr viele Anrufe erst am späteren Nachmittag gekommen sind. Aus diesem Grund wird die "Tante" des Wiener Kindertelefons ab sofort täglich bis 18 Uhr zur Verfügung stehen.

24.4.1978: Aus dem Wiener Gemeinderat

Im heutigen Wiener Gemeinderat standen unter anderem folgende Punkte auf der Tagesordnung:

Mit Stimmenmehrheit wurde der Antrag auf einen einmaligen Förderungszuschuss von 60.000 Schilling für den Verein der Freunde der Beethoven-Gedenkstätte in Floridsdorf beschlossen. Der Verein hat mit großem ideellen Einsatz das sogenannte Erdödy-Landhaus zu einer Gedenkstätte ausgestaltet.

Der Antrag auf Beteiligung der Stadt Wien an der neuen "Wiener Innovationsgesellschaft" wurde einstimmig angenommen. Aufgabe und Ziel dieser Gesellschaft sei es, bei der Einführung von marktorientierten Produkten sowie bei der Herstellung von Prototypen und Nullserien helfend zur Seite zu stehen. Die Stadt Wien zeige damit, in welcher Richtung sie damit Wirtschaftspolitik betreibe. Das Stammkapital der Innovationsgesellschaft beträgt fünf Millionen Schilling. Zu den beiden gründenden Gesellschaftern - Stadt Wien und Zentralsparkasse - können auch weitere Gesellschafter dazukommen. So bestehe bei Handelskammer, bei der Arbeiterkammer und bei Kreditinstituten Interesse an einer Beteiligung.

Ein weiterer Antrag befasste sich mit der Beseitigung von Sondermüll. Die Entsorgungsbetriebe Simmering sollen jährlich circa 60.000 Tonnen Sondermüll (infektiöser- und wassergefährdender Spitalmüll, Rechengut aus Abwasserkläranlagen, Gewerbe- und Industriemüll) mit Kosten von 53 Millionen übernehmen und beseitigen. Der Antrag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen.

25.4.1978: Stadt Wien renovierte Turmuhren der Pfarrkirche Altlerchenfeld

Dieser Tage wurden an den Kirchturmuhren der Pfarrkirche Altlerchenfeld im 7. Bezirk (Neubau) neue Zifferblätter und Zeiger angebracht und zwar von der Magistratsabteilung 33 (öffentliche Beleuchtung), die unter anderem für Wiens öffentliche Uhren zuständig ist.

Wie Stadtrat Nittel mitteilte, werden von der zuständigen Magistratsabteilung in Wien siebzig Kirchturmuhren betreut. Dies geht auf einen Beschluss des Wiener Gemeinderates aus dem Jahre 1904 zurück.

Die Renovierung beziehungsweise Betreuung der Kirchturmuhren ist aufwendig. Der Austausch der aus dem Anfang des Jahrhunderts stammenden Zifferblätter und Zeiger in Altlerchenfeld kostet zum Beispiel rund 200.000 Schilling. Übrigens wird bei diesen Erneuerungen nicht mehr Metall, sondern der wesentlich leichtere und korrosionsbeständige Kunststoff verwendet. So wurden bei Altlerchenfeld Zifferblätter aus Polyester und Zeiger aus Hartplastik montiert.

26.4.1978: Im Rathaus - Verbindungsstelle zur Volksanwaltschaft

Im Bereich der Magistratsdirektion der Stadt Wien wird mit 1. Mai eine Verbindungsstelle zur Volksanwaltschaft eingerichtet, deren Leitung der bisherige Chef des Bürgermeisterbüros Senatsrat Hofrat Dr. Richard Denscher übernimmt. Ferner wird Dr. Denscher auch die Ehrenzeichenkanzlei unterstellt.

Zu den Aufgaben der Verbindungsstelle gehört unter anderem die Vorbearbeitung all jener Fälle, die, an die Volksanwaltschaft gerichtet, die Verwaltung von Wien sowohl als Stadt als auch als Bundesland betreffen.

Wieder Präsidialbüro

Gleichzeitig hat Bürgermeister Leopold Gratz zum Leiter des wieder geschaffenen Präsidialbüros Senatsrat Dr. Peter Satrapa bestellt. Der neue Präsidialchef übernimmt die Agenden des bisherigen Büros des Bürgermeisters und führt die von ihm schon im Bereich der Magistratsdirektion betrauten Angelegenheiten weiter, wie zum Beispiel die Durchführung offizieller Veranstaltungen sowie die internationalen Kontakte und die Durchführung der Bürogeschäfte von Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat.

Dr. Satrapa - 1939 geboren - trat am 1. September 1964 in den Dienst der Stadt Wien ein. Er war zunächst in der Finanzverwaltung im Referat für wirtschaftliche Koordination tätig, war dann unmittelbarer Mitarbeiter des Gruppenleiters der Finanzverwaltung und später im Sekretariat von Finanzstadtrat Otto Schweda tätig. Seit 1972 gehört Dr. Satrapa der Magistratsdirektion an, wo er im Büro von Magistratsdirektor Prof. Dr. Josef Bandion arbeitete.

26.4.1978: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Henry Moore

Im Historischen Museum der Stadt Wien am Karlsplatz überreichte Bürgermeister Leopold Gratz an den englischen Bildhauer Henry Moore das ihm verliehene Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Diese Ehrung stellt eine Dankesgeste der Stadt Wien für Henry Moores Skulptur "Hill Arches" dar, die vor der Karlskirche aufgestellt wurde.

Aus Anlass der Ehrung wird im Museum eine Fotodokumentation unter dem Titel "Henry Moore - sculpture and environment" präsentiert, mit der der Fotograf David Finn versucht hat, eine Übersicht über die Arbeiten Henry Moores zu schaffen. Die Dokumentation ist auch in Buchform erschienen.

27.4.1978: Zwei Arbeiter bei Bühneneinsturz auf dem Rathausplatz getötet

Heute, kurz vor 13.30 Uhr, stürzte ein Teil der für die 1.-Mai-Feier auf dem Rathausplatz errichteten Tribüne ein. Zwei Arbeiter, die mit dem Aufbau der Tribüne beschäftigt waren, wurden dabei tödlich verletzt. Zwei weitere Verletzte wurden von der Feuerwehr geborgen und dem Rettungsdienst übergeben.

28.4.1978: Zentrum für Bluterkrankungen eröffnet

Im Hanuschkrankenhaus wurde Österreichs erstes Zentrum für Bluterkrankungen eröffnet. Die Eröffnung nahm Gesundheitsministerin Dr. Ingrid Leodolter in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste vor.

Vorstand des neuen Zentrums ist Univ. Prof. Dr. Alois Stacher, Leiter der 3. Medizinischen Abteilung des Hanuschkrankenhauses und Leiter des Ludwig Boltzmann-Institutes für Leukämieforschung und Hämatologie. Der Neubau des mit einem Kostenaufwand von 76 Millionen Schilling - von dem je ein Drittel das Gesundheitsministerium, die Stadt Wien und die Sozialversicherungsträger übernahmen - errichteten Hämatologisch-Onkologischen Zentrums wurde im Frühjahr 1976 begonnen und im Dezember 1977 abgeschlossen.

Der Neubau verfügt über zwei Ambulanzen mit einem Warteraum für rund 120 Personen, einer Bettenstation mit 70 Betten, wobei die Krankenzimmer mit höchstens drei Betten belegt sind, sowie verschiedene Ambulatorien und Spezialeinrichtungen. So gibt es neben einer eigenen Blutbank ein Gerinnungslabor, eine Zellbank zum Einfrieren der verschiedensten Blutelemente bei minus 170 Grad im flüssigen Stickstoff. Ferner verfügt das Zentrum über zwei sogenannte Zellseperatoren, mit deren Hilfe die Abnahme beziehungsweise der Austausch von Blutelementen und Leukozyten(weiße Blutkörperchen) ermöglicht wird. Ergänzt werden diese Spezialreinrichtungen noch durch zwei sterile Zelte für immuntherapeutische Behandlung leukämiekranker Patienten.

Das Wiener Zentrum, das mit sämtlichen Institutionen und allen ähnlichen Zentren in aller Welt zusammenarbeitet, soll für besonders schwierig zu diagnostizierende und behandelnde Fälle Betten bieten, beziehungsweise sollen andere Krankenhäuser Serviceleistungen - wie etwa Probeuntersuchungen, Beratung und ähnliches - erhalten. Ähnliche Zentren gibt es in Europa, bisher in Paris, London, Bukarest und Prag.