Historischer Rückblick aus dem Jahr 1980

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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August 1980

August

1.8.1980: Auch 1980 ist die Welt in Wien zu Gast

Wien zählt auch 1980 - ein Jahr nach der Übergabe des Internationalen Zentrums Wien an die Vereinten Nationen - zu den beliebtesten Konferenzstaaten der Welt. Die Bundeshauptstadt scheint nach wie vor hinter London, Paris, Brüssel und Genf am 5. Rang unter den beliebtesten Kongressstaaten der Welt auf.

An die 300 internationalen Kongresse, Tagungen oder Seminare finden in diesem Jahr in Wien statt. Die Bedeutung, die Wien als Kongress-Stadt für alle Welt hat, wird unter anderem auch daraus ersichtlich, dass die amerikanische Vereinigung der Kongressveranstalter ihre Vorstandssitzung heuer in Wien abgehalten hat.

2.8.1980: Halb Wien wird landwirtschaftlich genutzt

Pflanzliche Produkte im Wert von mehr als 1,1 Milliarden Schilling erzeugten 1979 die landwirtschaftlichen Betriebe in Wien. Das ist mehr als in den Bundesländern Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg zusammen, die nur 828 Millionen erreichten.

Diese Bilanz der Wiener Landwirtschaft ist im Jahresbericht der Wiener Landwirtschaftskammer enthalten, der diese Woche entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen der Landesregierung vorgelegt wurde.

Dass Wien nicht nur Industriezentrum sondern auch Österreichs größte "Landgemeinde" ist, geht aus den Anbauflächen hervor: Von einer Gesamtfläche von 41.400 Hektar wird nahezu die Hälfte land- und forstwirtschaftlich genutzt. Effektive landwirtschaftliche Nutzflächen sind 9.600 Hektar, 9.900 Hektar sind Wald und 6.600 Hektar sind sonstiges nichtverbautes Gebiet.

Mit 722 Millionen Schilling entfielen nahezu zwei Drittel des Produktionswertes auf Gartenbauprodukte und Feldgemüse. Die tierische sowie forstliche Produktion fiel mit 44 beziehungsweise 28 Millionen Schilling sehr gering aus. Die Produktivität der Wiener Landwirtschaft liegt mit einer Endproduktion von 63.547 Schilling je Hektar mehr als fünf Mal so hoch als im österreichischen Durchschnitt.

4.8.1980: Karl Paryla 75 Jahre

Am 12. August feiert der Schauspieler Karl Paryla seinen 75. Geburtstag.

Karl Paryla wurde 1905 in Wien geboren. Bereits mit 18 Jahren spielte er unter Max Reinhardt im Theater in der Josefstadt. Nach Engagements in Mannheim, Köln, Darmstadt, Düsseldorf und Breslau kehrte er 1933 in seine Vaterstadt zurück, musste jedoch 1938 aus politischen Gründen Österreich wieder verlassen und ließ sich in der Schweiz nieder. In Zürich wurde er Mitglied des berühmten Schauspielhaus-Ensembles. Seit 1946 wirkte Paryla wieder in Wien in der Scala und bewies, dass er in der Zwischenzeit zu einem prägnanten Charakterdarsteller herangereift war. In den Jahren darauf war er abwechselnd in Ost-Berlin, Zürich und Wien engagiert.

In letzter Zeit ist Karl Paryla wieder öfter in Wien und zwar am Volkstheater. Er spielte zum Beispiel 1974 den Puntila in Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti". 1979 führte er Regie bei der Festwochenpremiere des Volkstheaters "Kaiser Franz Joseph I. von Österreich" von Richard Duschinsky und spielte selbst die Rolle des Victor Adler. In der heurigen Saison inszenierte und spielte er ebenfalls am Volkstheater "Hamlet in Unterschlammdorf".

5.8.1980: Kärntnertor-Passage mit "Fernsehpolizisten"

Die tausenden Passanten, die täglich die Kärntnertor-Passage der U-Bahn-Station Karlsplatz benützen, sind besonders geschützt. Fünf Kameras einer TV-Anlage überwachen nunmehr das Geschehen in den Passagen. Die Überwachungsanlage sowie eine zusätzliche Klimaanlage für das Polizeiwachzimmer in der U-Bahn-Station wurden der Bundespolizei übergeben.

Die fünf Kameras sind dreh- und schwenkbar und mit einem Motorzoom zur Vergrößerung ausgerüstet. Im Wachzimmer befinden sich die Monitore, wobei zusätzlich ein TV-Aufzeichnungsgerät eingeschaltet werden kann. Die TV-Anlage wurde von der Magistratsabteilung 34 errichtet und kostet etwa zwei Millionen Schilling. Die Kosten für die zusätzliche Klimaanlage für das Polizeiwachzimmer, die von der Magistratsabteilung 32 installiert wurde, betrugen 40.000 Schilling.

6.8.1980: Schwarzenbergplatz - Neubau mit Ferstel-Fassade

Mit einer originalgetreuen Ferstel-Fassade an der zum Schwarzenbergplatz gewandten Seite soll im Bereich Schwarzenbergplatz - Lothringer Straße - Pestalozzigasse ein neues Bürogebäude entstehen. Die Rekonstruktion dieser Fassade ist zweifellos für das Ensemble des Schwarzenbergplatzes von entscheidender Bedeutung.

6.8.1980: Gedenktafel an Dipl.-Ing. Dr. Karl Kinzer enthüllt

"In diesem Hause wohnte Oberstadtbaurat Dipl.-Ing. Dr. Karl Kinzer (1857 - 1916), der Schöpfer der II. Wiener Hochquellenleitung". So lautet die Inschrift der von den Wiener Wasserwerken der Stadt Wien gestifteten Gedenktafel, die am Haus Kutschkergasse 13 (18. Bezirk) enthüllt wurde. An der Feier nahm auch Frau Ilse Fleischhammer, geborene Kinzer, aus Brunntal in der Bundesrepublik Deutschland, teil.

Die Nachkommen der Familie Kinzer haben wertvolle Erinnerungsstücke an den Erbauer der II. Wiener Hochquellenleitung der Stadt Wien zur Verfügung gestellt, darunter Bücher, zahlreiche Zeitungsausschnitte über den Bau der Leitung, Fotos über das Baugeschehen sowie zwei Bilder, ein Porträt Kinzers und das Aquarell "Der Mödlinger Aquädukt". Im Wasserleitungsmuseum Wildalpen, das 1985 anlässlich des Jubiläums der 75. Wiederkehr der Inbetriebnahme der II. Wiener Hochquellenleitung eröffnet wird, ist ein Gedenkraum an Dipl.-Ing. Dr. Kinzer vorgesehen.

7.8.1980: Das Kindermuseum ist geöffnet - und alle Kinder können mitmachen

Dass es auch ohne Erwachsene und ohne "richtige" Künstler geht, beweis das erste Wiener Kindermuseum, das für die Dauer des Monats August im Wiener Künstlerhaus eingerichtet worden ist. Und was das Schönste daran ist: das Kindermuseum ist nicht nur ein Museum zum Anschauen, sondern auch eines zum Mitmachen. Es wird laufend durch weitere "Werke" aller Kinder ergänzt, die ihre Schöpfungen auch einmal in einem Museum ausstellen wollen. Selbstgemachte Zeichnungen und Malarbeiten, aber auch Gedichte, Geschichten, Fotos oder Handarbeiten werden ausgestellt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

9.8.1980: 6,2 Millionen Schilling für den Naschmarkt

Zur Herstellung einer markteigenen Wasserleitung, der Sanierung der Kanäle und zur Instandsetzung der elektrischen Leitungen auf dem Naschmarkt wurde heute ein Sachkredit in der Höhe von 6,2 Millionen Schilling genehmigt.

Im Verlauf des ersten Bauabschnittes soll der Teil des Naschmarktes zwischen Kettenbrückengasse und Schleifmühlgasse aufgeschlossen werden. In den folgenden Jahren ist die Erschließung der Abschnitte zwischen Schleifmühlgasse und Faulmanngasse sowie zwischen Faulmanngasse und Getreidemarkt vorgesehen. Auf dem Landparteienplatz ist die Herstellung von Stromanschlüssen für Verlaufswagen und die Errichtung eines Auslaufbrunnens geplant.

11.8.1980: Autobahn zum Flughafen wird planmäßig gebaut

Vom planmäßigen Fortschritt der Bauarbeiten an der Autobahnverbindung zum Flughafen Schwechat überzeugte sich heute Stadtrat Heinz Nittel bei einem Baustellenbesuch. Die Flughafenautobahn (Ostautobahn, A4) zweigt beim Knoten Prater von der Südost-Tangente ab. Die beiden Richtungsfahrbahnen verlaufen zunächst an beiden Seiten des Donaukanals und vereinigen sich bei der Schrägseilbrücke über den Donaukanal. Anschließend führt die Autobahn in einem Bogen über die Simmeringer Haide zur Landesgrenze Wien/Niederösterreich.

Während die Fahrbahn in Richtung stadteinwärts am Freudenauer Ufer des Donaukanals bereits voll ausgebaut ist und dem Verkehr zur Verfügung steht, müssen die Fahrbahn auf der Lände sowie das Teilstück Simmeringer Haide und der Anschluss an den niederösterreichischen Abschnitt im derzeitigen Bett der Schwechat, die umgeleitet wird, noch gebaut werden. Von den sieben Brückenobjekten wurden vier bereits errichtet, eine Brücke ist derzeit in Bau, zwei weitere werden erst in Angriff genommen.

Noch heuer sollen die Erd- und Straßenbauarbeiten auf der Simmeringer Lände und der Simmeringer Haide beginnen. 1981 werden dann der Bau der noch fehlenden zwei Brücken sowie die Erd- und Straßenbauarbeiten im Bereich des Schwechatbettes in Angriff genommen. Die Verkehrsaufnahme wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 1982 möglich sein.

12.8.1980: Theresienbad feiert Jubiläum - elf Millionen Besucher in einem Vierteljahrhundert

Energiebewusst war man beim Bäderbau in Wien auch schon vor 25 Jahren. Jenes Wiener Bad, das am 13. August sein 25jähriges Bestehen feiert, verfügt bereits seit seiner Eröffnung über eine - damals in Österreich einmalige - Wärmerückgewinnungsanlage: das Theresienbad in der Hufelandgasse in Meidling (12. Bezirk), das am 13. August 1955 in Betrieb ging.

Über 11,5 Millionen Badegäste haben im vergangenen Vierteljahrhundert dieses städtische Bad besucht, das zunächst als reines Warmbad eröffnet und 1956 um ein Sommerbad erweitert wurde. Die Schwimmhalle des Theresienbades kam erst in den Jahren 1963/65 zum Bad dazu. 1976 schließlich wurde für die Badegäste ein zusätzliches Becken im Sommerbad beim Theresienbad errichtet.

An der Stelle des heutigen Theresienbades befand sich übrigens bereits früher ein - privates - Bad, das im ausgehenden 19. Jahrhundert von der früheren Gemeinde Meidling erworben wurde. 1944/45 wurde dieses Bad allerdings zerstört.

13.8.1980: Neue Linie U2 bereits im Probebetrieb

Die neue Linie der U-Bahn, die U2 zwischen Karlsplatz und Schottenring, fährt bereits - allerdings vorerst nur im Probebetrieb, um das künftige Fahrpersonal auf dieser Strecke vertraut zu machen, insbesondere aber zur Überprüfung der elektronischen Einrichtungen. Die Tests und Arbeiten sind schon so weit fortgeschritten, dass die U2 planmäßig am 30. August in Betrieb gehen wird.

14.8.1980: Das Begräbnis von Willi Forst

Das Begräbnis von Willi Forst (gestorben 11.8.1980 in Wien) findet auf dem Neustifter Friedhof statt. Das Grab wird als Ehrengrab der Stadt Wien in Obhut genommen.

18.8.1980: Lehar-Ausstellung bei Herzmansky

"Es gehört zu den wichtigsten Zielen der Kulturpolitik, mit Ausstellungen, Konzerten und anderen kulturellen Aktivitäten dorthin zu gehen, wo die Menschen sind ...", erklärte heute Bürgermeister Leopold Gratz bei der Eröffnung einer Lehar-Ausstellung im Kaufhaus Herzmansky.

Professor Fred Liewehr konnte in seiner Laudatio auf seine persönlichen Beziehung zu Franz Lehar verweisen: schon in den dreißiger Jahren sang er unter persönlicher Leitung Lehars in der damaligen Ravag - und voriges Jahr erlebte er bei der Reise der Volksoper in Japan den Triumph der "Lustigen Witwe".

20.8.1980: Baubeginn für drei neue Bezirkshallenbäder

Noch im heurigen September wird mit dem Bau des Bezirkshallenbades in Kagran, Portnergasse/Lenkgasse, begonnen werden. Damit wird das Bäderneubauprogramm der Stadt Wien fortgesetzt, in dessen Rahmen bereits drei Bezirkshallenbäder und zwar in Hietzing, Döbling und Simmering errichtet wurden.

Heute gab Bäderstadtrat Peter Schieder den Bau von drei weiteren Bädern bekannt. In einem Intervall von jeweils sechs Monaten wird nach dem Hallenbad in Kagran mit dem Bau eines Hallenbades in der Brigittenau, Klosterneuburger Straße, und in Floridsdorf in der Großfeldsiedlung, Oswald-Redlich-Straße, begonnen. Das Bad in Floridsdorf wird mit einem anschließenden Sommerbad eingerichtet. Die Baukosten für alle drei Bäder betragen insgesamt 260 Millionen Schilling.

21.8.1980: Luxemburger besichtigen Wiener Kleingärten

Eine Delegation von 102 Kleingärtnern aus Luxemburg wurde von Bezirksvorsteher Rudolf Bednar in der Kleingartensiedlung "Unteres Heustadel-Wasser" begrüßt. Die ausländischen Gäste, die jedes Jahr in einer anderen Stadt Kleingartenanlagen besichtigen, wollen heuer ihren einwöchigen Wien-Aufenthalt zu einer Informationstour über Kleingartenanlagen in Wien nützen.

23.8.1980: Auf dem Schafflerhof wird biologisches Gemüse verkauft

Seit kurzem gibt es eine neue, leistungsfähige Bezugsquelle für biologisch gezogenes Gemüse: die Detailverkaufsstelle auf dem Schafflerhof in Eßling (22. Bezirk). Dort wird nun jeden Samstag Gemüse verkauft, das vom Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien nach den Richtlinien des biologisch-dynamischen Landbaus - ohne mineralische Düngung und ohne chemische Schädlingsbekämpfung - gezogen wurde.

25.8.1980: Wieder mehr Amerikaner in Wien

Im Juli konnten in Wien, wie die soeben fertiggestellte Fremdenverkehrsstatistik ausweist, um 30.00 mehr Amerikaner-Nächtigungen registriert werden als im Vergleichsmonat Juli 1979. Durch diese Steigerung um 66 Prozent bei den US-Touristen erreichte Wien vergangenen Monat neuerlich ein hervorragendes Ergebnis: 211.000 Wien-Besucher mit insgesamt 549.000 Nächtigungen oder einen Zuwachs von fünf Prozent.

26.8.1980: Neue "alte" Straßentafeln im dritten Bezirk

Neue "alte" Straßentafeln gibt es seit kurzem im dritten Bezirk in der denkmalgeschützten Zone um den Heumarkt. Sowohl am Heumarkt wie auch in der Lagergasse, der Ölzeltgasse und der Marokkanergasse wurden neu angefertigte alte Straßen- und Hausnummerntafeln - schwarze Schrift auf weißem Grund mit schwarzer Umrandung - angebracht.

Diese Tafeln wurden im Jahr 1861 eingeführt, als im Wiener Gemeinderat die Nummerierung der Häuser nach Straßenzügen beschlossen wurde und damit die alten "Konskriptionsnummern" abgelöst wurden. Kurz darauf hatten die Gemeindeväter die Idee, die Straßentafeln zur Kennzeichnung der Bezirke mit bunten Farben anzufertigen. So bekam der erste Bezirk rotumrandete Straßentafeln, der zweite Bezirk violette, der dritte Bezirk grüne, der vierte rosa und der fünfte Bezirk schwarze Tafeln. Gelb waren die Straßenschilder im sechsten Bezirk, blau im siebenten, grau im achten und braun im neunten.

Mit der Eingemeindung der Außenbezirke um 1890 (92 bekamen diese einheitlich rotumrandete Tafeln wie die Innenstadt) wurden aus Sparsamkeitsgründen im gesamten Stadtgebiet nur noch die weißen Tafeln mit schwarzer Schrift angebracht. Mit einer Ausnahme: Wiens Plätze bekamen rotumrandete Tafeln. Erst 1923 wurde die heute üblichen blauen Straßentafeln eingeführt.

27.8.1980: Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Seda - ein Sechziger

Wiens Stadtbaudirektor Dipl.-Ing. Anton feiert seinen 60. Geburtstag. Als Baufachmann steht Seda seit mehr als 35 Jahren im Dienst der Stadt Wien. Seit Mai 1974 ist Seda Stadtbaudirektor von Wien.

27.8.1980: Hans Moser-Briefe von der Stadtbibliothek erworben

Eine Sammlung von insgesamt 30 Briefen und 16 Ansichtskarten von Hans Moser wurde von der Wiener Stadt- und Landesbibliothek erworben. Die bisher in Privatbesitz befindlichen Autographen stammen aus den Jahren 1947 bis 1963 und vermitteln wichtige Aufschlüsse über das berufliche und private Leben des populären Wiener Volksschauspielers.

30.8.1980: U2 nimmt Betrieb auf

Die neue U-Bahn-Linie U2 zwischen Karlsplatz und Schottenring nahm heute ihren Betrieb auf. Bürgermeister Leopold Gratz eröffnete um 10 Uhr unter Teilnahme tausender Wienerinnen und Wiener in der Station Schottentor die neue Linie. Zum Kennenlernen der neuen Linie gibt es zwei Tage "freie Fahrt" für alle Fahrgäste.

Insgesamt weist die neue U2 sieben Stationen auf.