Historischer Rückblick aus dem Jahr 1980

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

Zurück

Juli 1980

Juli

1.7.1980: Wiener Hauptkläranlage in Betrieb genommen - Größtes Umweltschutzprojekt Österreichs

Mit einem Knopfdruck nahm Bürgermeister Leopold Gratz die neue Wiener Hauptkläranlage in Betrieb. Sie ist für zweieinhalb Millionen Einwohnergleichwerte ausgelegt und reinigt die Abwässer der Bundeshauptstadt Wien mechanisch und biologisch zu mindestens 70 Prozent.

Die Kläranlage ist Zentrum des Wiener Abwasserbeseitigungssystems "Wabas 80" für das zwei neue Donausammelkanäle, ein Pumperwerk auf der Donauinsel, ein 567 Kilometer langer Dücker unter der Donau und die Verlängerung des rechten und linken Hauptsammelkanals gehören.

Gratz unterstrich, dass der Aufwand von rund drei Milliarden Schilling die Wiener Großkläranlage zum größten Umweltschutzprojekt macht, das jemals in Österreich realisiert wurde. Er kündigte eine gemeinsame Initiative mit dem Belgrader Bürgermeister zur Reinhaltung der Donau an.

Die Hauptkläranlage Wien bereitet alle Abwässer mit Ausnahme eines kleinen Teilbereiches auf, der in der Kläranlage Inzersdorf-Blumental behandelt wird. Sie werden mit insgesamt sechs Förderschnecken gehoben, passieren eine Rechenanlage und einen Sandfang und gelangen in die Vorklärbecken. Hier findet eine mechanische Reinigung statt - die Schadstoffe setzen sich ab und werden mit Räumern aus den Becken entfernt. Dieser Schlamm gelangt anschließend in die vier Eindicker. In den Belebungsbecken erfolgt die biologische Behandlung. 32 Kreiselpumpen mit einer Leistung von je 150 kw versorgen die Mikroben mit dem erforderlichen Sauerstoff, den diese für den Abbau organischer Substanzen benötigen. Schließlich gelangen die Abwässer in die Nachklärbecken, aus denen der Klärschlamm ebenfalls zu den Eindickern transportiert wird. Der Klärschlamm wird von den Entsorgungsbetrieben Simmering (EBS), einem Holding-Betrieb, verbrannt. Dazu wird die Überschusswärme verwendet, die bei der Sondermüllbeseitigung anfällt.

1.7.1980: Entscheidung über Ballhausplatz

Die Entscheidung über die Grundsätze der künftigen Bebauung des Ballhausplatzes ist gefallen. In einer abschließenden Besprechung des erweiterten Arbeitskreises, den Planungsstadtrat Univ.-Prof. Dr. Rudolf Wurzer ins Leben gerufen hatte, wurden zwei Varianten ausgewählt, an denen sich die Fassade und die Gestaltung des neuen Verwaltungsgebäudes orientieren wird. Die Planverfasser (Architekten Marchart, Moebius und Partner) werden diesen geänderten Plan nun der Baubehörde übergeben, die bei Vorliegen aller gesetzlichen Voraussetzungen die Baubewilligung erteilen wird.

Der neue Entwurf geht davon aus, Verständnis für die Vergangenheit durch Berücksichtigung des vorhandenen darzustellen und gleichzeitig eine ehrliche Selbstdarstellung der Gegenwart auch im äußeren Erscheinungsbild des Gebäudes vorzunehmen. Er befolgt die Bestimmungen des Schutzzonen-Paragraphen 85/5 der Wiener Bauordnung, tritt gegenüber den bestehenden Gebäuden mit ihrer bauhistorisch wertvollen Bausubstanz zurück und lässt die funktionellen und konstruktiven Grundlagen des Neubaus im äußeren Erscheinungsbild klar hervortreten.

Das bedeutet, dass die (Putz-/Stein-)Fassade schlicht ausgebildet wird und das Gestaltungsprinzip der Reihung, also der Wiederholung gleicher Teile, befolgt. Die Zusammenfassung von jeweils zwei Fenstern führt einen Rhythmus herbei, der als Gestaltungsprinzip auch in der Barockarchitektur vielfach vorgefunden wird. Hinsichtlich der Sockelausbildung wurde durch dichtes Herunterführen der Mauerwerksteile eine flächenartige Schließung dieses Bereiches erzielt, ohne dass die Erdgeschoßzone überbetont wird. Die bisher vorgesehene strenge Mittelachse wurde aufgelöst, der ursprünglich geplant gewesene Eingang an die Front Schauflergasse abgerückt. Dadurch können durch Arkadierung an dieser Seite gleichzeitig die Ein- und Ausfahrten der Garagen sinnvoll in dieses Gestaltungsprinzip eingebaut werden. Die nun vorgesehene Bebauung stellt einen Kompromiss dar, der sowohl den Bestimmungen für das Bauen in einer Schutzzone als auch der internationalen Charta von Venedig voll Rechnung trägt, die eine historische Komposition im Geist unserer Zeit anstrebt, wodurch die Gegenwart deutlich gemacht werden muss.

Der Bebauung des Ballhausplatzes kommt im Stadtbild besondere Bedeutung zu. Das seit fast einem Jahrhundert unbebaute Grundstück zwischen Schauflergasse und Minoritenplatz wird durch den Amalientrakt und den Leopoldinischen Trakt (Amtssitz des Bundespräsidenten) der Hofburg, das Bundeskanzleramt, die Minoritenkirche und unter anderen die Palais Dietrichstein und Starhemberg geprägt.

Für das seit dem Ende des 19. Jahrhunderts unbebaute Grundstück - früher befand sich hier das sogenannte "Ballspielhaus" - wurden zahlreiche Vorschläge vorgelegt, die jedoch nie über das Planungsstadium hinausgingen:

  • Clemens Holzmeister entwarf 1937 ein "Haus der vaterländischen Front"
  • Von Alexander Popp stammt das Projekt eines "deutschen Reichsarchivs 1940"
  • In einem Wettbewerb legten 1954 die Architekten Lippert und Purr einen Plan für ein Verwaltungsgebäude der Niederösterreichischen Landesregierung vor. Ihr Entwurf wurde zwar preisgekrönt, aber nie verwirklicht
  • Ebenso fanden die Vorstellungen der Architekten Marschalek, Ladstätter und Gantar keine Zustimmung zur Verwirklichung, obwohl sie 1975 den ersten Preis in einem Wettbewerb für die Errichtung eines Amtshauses der Niederösterreichischen Landesregierung an dieser Stelle erringen konnten

Als nun das neue Projekt der Architektengruppe Marchart, Moebius und Partner vorgelegt wurde, wurde veranlasst, dass der neue Plan und bisher vorgelegte Bebauungsvorschläge der Bevölkerung in einer Ausstellung in der U-Bahn-Passage Stephansplatz vorgestellt wurden. Die Besucher konnten mittels Fragebogen ihre Meinung dazu kundtun. Parallel dazu holte man ein Gutachten über dieses Projekt von zwei der besten Kenner des Historismus, Prof. Dr. Renate Wagner-Rieger und Univ.-Prof. Dr. Hermann Fillitz, ein. Die Ingenieurkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland, Sektion Architekten, mit ihren rund 1.000 Mitgliedern sowie die Österreichische Gesellschaft für Architektur haben sich ebenfalls ausführlich mit dem Projekt auseinandergesetzt. Diese Gesellschaft holte auch die Meinungen der Architekten Friedrich Kurrent, Prof. Johannes Spalt, Prof. Rob Krier, Ottokar Uhl, Prof. Dr. Clemens Holzmeister, Prof. Gustav Peichl, Friedrich Achleitner und Wilhelm Holzbauer ein. Alle diese Stellungnahmen zeigten, dass eine Überarbeitung des eingereichten Entwurfs notwendig war.

Das Projekt, das nun realisiert werden soll, tritt gegenüber den umgebenden dominierenden Bauten zurück und zeichnet sich durch schlichte, in ihren Maßstäben mit der Umgebung übereinstimmende Elemente aus. Die planenden Architekten übten große Zurückhaltung bei der Gestaltung und versuchten, Verständnis für die Vergangenheit bei der ehrlichen Selbstdarstellung der Gegenwart zu finden. Auf historisierende Formen wird bei dem Projekt, das nun die Zustimmung aller im Bauverfahren maßgeblichen Behörden und Gutachter gefunden hat, verzichtet.

1.7.1980: Franz Josef-Spital - Wiens erste Primaria für Gynäkologie

Wiens erste Primaria für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Karoline Kahn, wurde heute in ihr Amt eingeführt. Dr. Kahn tritt damit die Nachfolge von Univ.-Prof. Dr. Viktor Grünberger an. Die neue Primaria ist bereits seit dem Jahre 1957 im Franz Josef-Spital tätig, wo sie langjährige Mitarbeiterin von Prof. Grünberger war.

2.7.1980: "Gotischer Ritter" für Bürgermeister Gratz

Als Dank für die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Wien erhielt Bürgermeister Leopold Gratz von Generaldirektor Dr. Theodor Seykora namens der Tiroler Röhren- und Metallwerke einen Eisenguss von historischem Wert. Es ist der originaltreue Abguss eines Holzkohlen-Eisengusses aus dem 15. Jahrhundert. Material und Gusstechnik deuten darauf hin, dass das Original in Tirol hergestellt wurde, doch wurde es in Wien aufgefunden. Die Reliefplatte, von der nur der obere Teil erhalten ist, zeigt einen Mann in Ritterrüstung, der eine Fahne trägt. Die Details, vor allem des im Profil dargestellten Gesichtes, sind mit hohem künstlerischem Können gestaltet. Das Werk ist ein Epitaph, also ein Grabmal, das zur Erinnerung an einen Verstorbenen an einer Wand oder einer Säule angebracht wurde.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der Stadt Wien und den Tiroler Röhren- und Metallwerken dokumentiert sich darin, dass von den rund 10.000 Kilometern Druckrohren, die das in Hall gelegene Werk seit 1949 aus Sphäroguss oder Grauguss hergestellt hat, etwa 30 Prozent in Wien verlegt wurden. Etwa 56 Prozent des Gasrohrnetzes und 48 Prozent des Wasserrohrnetzes in Wien stammten aus dieser Tiroler Produktion. Die Stadt Wien ist damit der größte Geschäftspartner dieses Werkes.

2.7.1980: Eduard Weikhart - Bürger der Stadt Wien

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute Staatssekretär a.D. Eduard Weikhart die Urkunde über die Ernennung zum Bürger der Stadt Wien, die der Wiener Gemeinderat einstimmig beschlossen hat.

3.7.1980: "Kunst im Cafe" bis Weihnachten

Aufgrund des großen Erfolges der Aktion "Kunst im Cafe" während der Wiener Festwochen, wird diese Aktion bis Weihnachten fortgesetzt.

3.000 Besucher kamen während der Festwochen zu den Konzerten in Kaffeehäuser, wobei das Cafe Schwarzenberg nicht mitgezählt wurde, 1.400 Besucher zu den insgesamt 35 Autorenlesungen. Bei acht Galerieverkaufsausstellungen wurde vor allem jungen Malern eine erste Chance gegeben.

5.7.1980: Interessante Neuerwerbungen für die Stadtbibliothek

Eine Reihe interessanter Neuerwerbungen - Türkendrucke und Wiener Frühdrucke - konnte die Wiener Stadt- und Landesbibliothek erwerben.

Die umfassende Sammlung der Bibliothek an Türkendrucken konnte durch einen 1522 gedruckten "Reiseführer" ergänzt werden, in dem acht Reiserouten in die Türkei mit militärischer Zielsetzung beschrieben werden. Eine Rede des Bischofs Ladislaus von Mazedonien, in der dieser auf dem Nürnberger Reichstag 1522 die durch die Türken gefährdete Lage Ungarns beschreibt, ist dem "Reiseführer" beigebunden.

Vermutlich 1542 erschien eine Beschreibung der türkischen Kriegstaktik, die auch eine Reminiszenz an die Belagerung Wiens im Jahr 1529 enthält. Auf dem Titelblatt ist ein Porträt Sultan Soliman II. zu sehen.

1433 entdeckte der Humanist Johannes Aurispa in Mainz eine heute verlorene Handschrift spätantiker Prunkreden, die 1513 auch in Wien gedruckt wurden. Dieses schöne Beispiel für den Wiener Frühdruck wurde ebenfalls vor kurzem durch die Wiener Stadt- und Landesbibliothek erworben.

8.7.1980: Sowjetische Parlamentarier im Wiener Rathaus

Eine sowjetische Parlamentsdelegation unter der Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden des Obersten Sowjets, Iwan Kebin, wurde heute im Wiener Rathaus von Landtagspräsident Hubert Pfoch empfangen.

Die Delegation ist auf Einladung von Nationalratspräsident Anton Benya nach Wien gekommen und unternimmt eine achttägige Österreichtour. Die russischen Gäste werden Niederösterreich, die Steiermark und Kärnten besuchen, wo sie jeweils Gäste der Landeshauptleute sind. In Wien werden sie noch von Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger und Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky empfangen.

9.7.1980: Wiener Steinmetze restaurieren Rathausturm

"Neugotisches" aus dem 20. Jahrhundert wird in etwa sieben Monaten den linken Turm des Wiener Rathauses zieren. Solange benötigen die Steinmetze und Bildhauer, bis die schadhaften Architekturteile dieses Rathausturmes restauriert oder originalgetreu nachgemacht sind. Die Arbeiten in einer Kostenhöhe von 14,8 Millionen Schilling wurden vom zuständigen Gemeinderatsausschuss einstimmig einer Wiener Steinmetzfirma übertragen.

Wegen des brüchigen Steinmaterials gestaltet sich die Restaurierung des Rathausturmes ziemlich schwierig. Bereits vor einem Jahr wurde der Turm eingerüstet und zunächst von der dicken schwarzen Smogschicht befreit. Nach dem Waschen konnten die Schäden an der Fassade in vollem Ausmaß festgestellt werden. Erst seit einigen Tagen sind nun die Steinmetze an der Reihe. Auch diese Spezialarbeiten sind langwierig. Das schadhafte Mauerwerk wird mit einem Meißel herausgeschlagen, in der Werkstätte restauriert beziehungsweise neu angefertigt und später in die Vertiefungen zurückgesetzt.

10.7.1980: Neuer AKPE-General - Dr. Ernst Kraus

Die rasche Fertigstellung des Allgemeinen Krankenhauses bezeichnete der neue Generaldirektor Dr. Ernst Kraus, als oberstes Ziel seiner Arbeit. Kraus, der vom Aufsichtsrat bestellt worden war, sagte, er sehe sich nicht als Supermanager, durch werde er in Zukunft die Letztentscheidungen in Bezug auf den Bau tragen.

11.7.1980: Cafe Schwarzenberg eröffnet

Bürgermeister Leopold Gratz und Stadtrat Josef Veleta eröffneten heute das neugestaltete Cafe Schwarzenberg, das jetzt von der Wigast betrieben wird. Veleta verwies darauf, dass das von der Stadt Wien gekaufte und mit Gesamtkosten von 8,1 Millionen Schilling umgebaute und renovierte Lokal bereits seit Beginn der Wiener Festwochen den Gästen zur Verfügung steht. Dieser "Probegalopp" habe gezeigt, dass sich das neue, nach alter Tradition geführte Ringstraßencafe bereits großer Beliebtheit erfreut.

Das Cafe Schwarzenberg, letztes der traditionsreichen Wiener Ringstraßen-Kaffeehäuser, war 1979 von der Schließung bedroht gewesen. Nach Ankauf durch die Stadtverwaltung erfolgte die Neugestaltung durch die Wigast, einem Betrieb der Wiener Holding, in nur 75 Tagen. In zwei Raumen, einem großen Cafe-Restaurant und dem Damensalon, bietet das neue Cafe Schwarzenberg nun 158 Gästen Platz.

14.7.1980: Wien an der Universität von Wisconsin

Das große Stadtmodell der Wiener Innenstadt mit seinen hundert im Architekturdetail dargestellten und beleuchtbaren Bauten befindet sich derzeit im Universitätsgelände der University of Wisconsin in Eau Claire. Dort werden innerhalb der nächsten Monate die Studenten Gelegenheit bekommen, Wien zumindest auf dem Modell kennenzulernen. Dieses Startmodell war auch Teil der Wien-Präsentation in Minneapolis/St. Paul, die Anfang Juli abgeschlossen wurde und die über 135.000 Besucher zu verzeichnen hatte. Auch der Widerhall bei den lokalen Massenmedien war ausgezeichnet.

15.7.1980: Derzeit drei Ausstellungen der Stadtplanung - Verkehrskonzeption, Heuberg und Nordbahnhof

Drei Ausstellungen aus der Arbeit der Stadtplanung geben Auskunft über aktuelle Pläne:

  • Im Kundenraum des ARBÖ-Generalsekretariats wird die neue Wiener Verkehrskonzeption anschaulich dargestellt
  • Über die erste Stadtteilplanung Wiens - für den Heuberg im 17. Bezirk - informiert eine Ausstellung im "Schutzhaus Heuberg"
  • Die wichtigsten Ergebnisse des städtebaulichen Ideen-Wettbewerbs für einen Teilbereich des Nordbahnhofgeländes an der Lassallestraße sind bis Ende September im Bezirksmuseum Leopoldstadt zu sehen

Bei allen Ausstellungen steht jeweils ein Mitarbeiter der zuständigen Fachabteilung der Stadt Wien für Auskünfte und zusätzliche Informationen zur Verfügung.

16.7.1980: Statuette von Erlanger Denkmal in Wien gesucht

Eine Statuette, die sich möglicherweise in Wien befindet, soll mithelfen, dass in Erlangen das "Jakob Herz-Denkmal" des Bildhauers Kaspar von Zumbusch wiedererrichtet werden kann.

Das Denkmal, eine Kolossalstatue des Anatomen Jakob Herz - er war in Erlangen Universitätsprofessor und wurde als "Fanatiker der Wohltätigkeit" zum Ehrenbürger ernannt - wurde 1875 vom Bildhauer Kaspar von Zumbusch für die Stadt Erlangen errichtet. Es war das erste, einem Juden errichtete Denkmal in Deutschland. 1933 wurde es von den Nationalsozialisten zerstört.

Nun sind in Erlangen Bestrebungen im Gange, das Denkmal wieder zu errichten. Da weder zeichnerische Entwürfe noch ein Modell zu existieren scheinen, bleibt nur noch die Möglichkeit, eine der ebenfalls 1874 geschaffenen Statuetten des Denkmals ausfindig zu machen.

Die Vermutung der Erlanger Stadtväter, eine solche Statuette könnte sich in Wien befinden, gründet sich auf folgende Tatsachen: Kaspar von Zumbusch wirkte jahrelang als Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien - von ihm stammen in Wien die Denkmäler für Maria Theresia, Ludwig van Beethoven, Radetzky und Erzherzog Albrecht - und er war mit dem in Wien lebenden Bruder von Jakob Herz von Hertenried befreundet. Deshalb hofft man in Erlangen, dass sich eine Statuette im Besitz der Nachkommen von Julius Herz von Hertenried oder einer anderen Wiener Familie befindet, oder jemand zumindest etwas von ihrer Existenz weiß.

21.7.1980: Ringleitung Ost - Letzter Bauabschnitt

Der zuständige Gemeinderatsausschuss hat die Vergabe der Bauarbeiten zur Fertigstellung der Ringleitung Ost der Wasserwerke genehmigt. Es handelt sich um den Bauabschnitt C, der durch den Prater und entlang der Nordostautobahn bis zur Simmeringer Hauptstraße verläuft.

Der Bau der Ringleitung Ost wurde über Antrag der Maigstratsabteilung 31 (Wasserwerke) vom Gemeinderat am 4. Februar 1966 beschlossen. Die nahezu elf Kilometer lange Ringleitung verbindet bestehende und geplante Grundwasserwerke entlang der Donau mit den Wasserbehältern Laaer Berg und Hungerberg und dient sowohl der Zusammenfassung wie auch der Verteilung des Wassers im Südosten Wiens bis nach Kaiser-Ebersdorf. Der Durchmesser des aus Spannbeton bestehenden Druckrohres beträgt 1.200 Millimeter.

Der Bau der Ringleitung Ost war in drei Abschnitten konzipiert. Die Abschnitte A und B sind bereits fertig. Der Bauabschnitt C ist drei Kilometer lang und umfasst neben Rohrlegearbeiten die Querung des Donaukanals im Tragwerk der Erdberger Brücke im Zuge der Südost-Tangente sowie die Unterführung des Verladebahnhofs Sankt Marx. Die Baukosten für das letzte Teilstück der Ringleitung sind mit 35,8 Millionen Schilling veranschlagt.

22.7.1980: Ehrenring der Stadt Wien für Prof. Victor Frankl

Den Ehrenring der Stadt Wien überreichte heute Stadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher an den bekannten Mediziner und Wissenschafter Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Victor Frankl.

Univ.-Prof. Dr. Frankl wurde am 26. März 1905 in Wien geboren, studierte an der Wiener Universität Medizin und Psychologie (bei Freud und Adler) und war sodann als Leiter der von ihm begründeten Jugendberatungsstellen (Volksbildungshäuser, Schulen, Beratungsstellen) bis zum Jahre 1938 tätig.

In der nationalsozialistischen Zeit wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er bis zum Jahre 1945 blieb. Nach seiner Rückkehr nahm er in Wien seine medizinische Tätigkeit wieder auf und wurde an der Wiener Poliklinik Primararzt und Vorsteher der Neurologischen Abteilung. 1947 habilitierte er sich als Privatdozent für Neurologie und Psychiatrie an der Wiener Universität. Er ist Präsident der Wiener allgemeinen Gesellschaft für Psychotherapie. 1949 machte er auch sein philosophisches Doktorat. Seine philosophische Ansicht und Psychotherapie hat Frankl 1945 in einer großen Anzahl von Schriften veröffentlicht. In seinem Buch "Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" (1946) schildert er seine Beobachtungen an sich und seinen Leidensgenossen. 1955 wurde er a.o. Univ.-Prof. und erhielt 1956 den Großen Staatspreis für Volksbildung. Seine Existenzanalyse und Logotherapie hat auf der ganzen Welt großes Echo gefunden. Im Jahre 1969 wurde ihm das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen.

25.7.1980: Alte Floridsdorfer Brücke - der letzte Bogen verschwindet

Der Abbruch der alten Floridsdorfer Brücke tritt in seine letzte Phase. Dieser Tage wird der vierte und letzte Bogen der alten Tragwerkskonstruktion im Scheitel durchtrennt, die Fahrbahnkonstruktion war schon vorher abgebaut worden.

Nach der Durchtrennung des Bogens erfolgt die weitere Abtragung des Brückenbogens - wie schon bei den drei anderen Feldern - stückweise zu den Pfeilern hin. Diese Arbeiten werden etwa drei Wochen dauern, sodass ab diesem Zeitpunkt die Strombrücke zur Gänze abgetragen sein wird. Die restlichen Abbrucharbeiten an der Kaibrücke und den Pfeilern werden weitere sechs Monate in Anspruch nehmen.

26.7.1980: "Floridus" überquert die Neue Donau

"Floridus" - das war jener Abt, nach dem der heutige 21. Bezirk den Namen Floridsdorf erhalten hat. Die neue Fähre bei der Überfuhrstraße, die das linke Ufer der Neuen Donau mit der Donauinsel verbindet, hat daher folgerichtig den Namen "Floridus" erhalten. Die neue Fähre kann 40 Personen aufnehmen.

29.7.1980: Pavel Kohout wurde österreichischer Staatsbürger

Dem nunmehr in Wien lebenden tschechoslowakischen Schriftsteller Pavel Kohout wurde heute der Bescheid über die ihm verliehene österreichische Staatsbürgerschaft ausgefolgt. Der 52jährige Prager Dramatiker, dessen Theaterstücke vielfach auf Wiener Bühnen mit großem Erfolg gespielt wurden, wurde 1977 mit dem österreichischen Staatspreis für europäische Literatur ausgezeichnet. Anschließend war Kohout am Burgtheater als Dramaturg tätig. Als er am 4. Oktober 1979 vor Ablauf seines Auslandsvisums die Heimreise nach Prag antrat, wurde ihm die Einreise in seine Heimat verwehrt. Vier Tage später wurde Kohout in der Wiener tschechoslowakischen Botschaft die Ausbürgerungsurkunde übergeben. Kohout bezeichnete die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft als "Ehre und Freude in einer unerfreulichen Situation".

31.7.1980: Koordination von Baumaßnahmen mit EDV

Einer weiteren Verbesserung der Koordination von Baumaßnahmen im Straßenbereich dient ein Pilotprojekt zur EDV-mäßigen Erfassung sämtlicher relevanten Straßendaten im 21. Bezirk, das kürzlich vom zuständigen Gemeinderatsausschuss genehmigt wurde.

Im Rahmen dieses Pilotprojektes sollen vorerst in Floridsdorf die notwendigen Grundinformationen für eine Verbesserung und Erweiterung der EDV-Koordination von Verkehrsmaßnahmen erhoben werden. Diese Grundinformationen beinhalten Daten über den Straßenquerschnitt (Einbauten), über vorhandene Verkehrszeichen, Bodenmarkierungen und Verkehrsampeln aller Straßen des betreffenden Gebietes. Diese Daten sollen dann EDV-mäßig gespeichert werden und den einzelnen Fachdienststellenüber Terminals jederzeit abrufbereit zur Verfügung stehen. Die Entscheidungsgrundlagen für Verkehrsmaßnahmen aller Art sollen dadurch verbessert werden. Insbesondere können auf diese Weise die Verfahren zur Genehmigung von Aufgrabungen im Straßenbereich oder etwa auch zur Festlegung von Routen für Schwertransporte abgekürzt werden.

Schon jetzt werden sämtliche Aufgrabungen in Wien EDV-mäßig erfasst, doch beinhalten die Angaben derzeit im wesentlichen nur Ort und geplante Dauer einer Baustelle sowie die verantwortliche Dienststelle, nicht aber die viel weitergehenden Daten, die nunmehr in dem Pilotprojekt mittels EDV erfasst werden sollen. Die Kosten für das Projekt im 21. Bezirk belaufen sich auf rund zwei Millionen Schilling.