Historischer Rückblick aus dem Jahr 1983

Zusammenfassungen von Meldungen der Rathauskorrespondenz

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September 1983

September

1.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 2. September 1683: Um sieben Uhr früh zerstörte der Feind mittels einer Mine die Spitze der Burgbastei. Der Burgravelin war schon fast gänzlich in der Hand der Türken.
Da die Kranken in den Ballhäusern an den nötigen Viktualien und Zugemüsen bereits Mangel litten, lieferte die Stadt anderthalb Centner Reis und einen halben Strich Gerste dahin. Die Greißler und andere Esswarenhändler erhielten Befehl, ihre Vorräte und was sie noch an Fischen, Decken, Seilen und Stricken hätten, genau abzugeben.
In der Nacht sah man wieder am Bisamberg das Lösungsfeuer des braven Michaelowitz.

1.9.1983: Goldenes Ehrenzeichen für Franz Antel

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute Franz Antel das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien.

1.9.1983: Goldenes Verdienstzeichen für Dr. Herbert Tomiczek - Retter der Hermesvilla

Kulturstadtrat Franz Mrkvicka überreichte Dipl.-Ing. Dr. Herbert Tomiczek das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien. Als Leiter des Forstamtes der Stadt Wien und als Mitbegründer und Geschäftsführer der "Freunde der Hermesvilla" hat Tomiczek wesentlich dazu beigetragen, dieses Bauwerk zu retten.

2.9.1983: Nestroy-Denkmal wieder in der Praterstraße

Das Nestroy-Denkmal kehrt wieder in die Praterstraße zurück. Zwar wird es nicht auf seinem angestammten Standort auf dem Nestroyplatz wieder aufgestellt, sondern ein paar Häuser weiter, vor dem Biedermeierhaus - Praterstraße 17, aber damit immerhin in der Nähe von Nestroys Wirkungsstätte, dem Theater in der Leopoldstadt. Die von Oskar Thiede geschaffene Plastik zeigt Nestroy in der Rolle des Blasius Rohr aus dem Stück "Glück, Missbrauch und Rückkehr".

Das Denkmal wurde 1929 auf dem Nestroyplatz aufgestellt, 1950 übersiedelte es in den Hof des Reinhardtseminars in Penzing. Nun, nach der Fertigstellung der Praterstraße, kehrt die Statue in ihren angestammten Bezirk zurück.

2.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Freitag, 3. September 1683: Wegen des Regenwetters am Morgen konnten die Türken nicht in gewohnter Weise feuern und in den Gräben arbeiten. Der Kommandant musste endlich die Besatzung des Burgravelins, die sich daselbst 23 Tage lang so tapfer gewehrt hatte, zurückziehen. Die Feinde besetzten dieses Werk all sogleich.
Der Kommandant befahl dem Stadtrat, 1.000 Pallisaden zu beschaffen, wozu im Notfall selbst die Balken der Dachstühle der Bürgerhäuser zu verwenden wären. Es wurde geboten, dass die ohnedies abgematteten Soldaten bei größerem Andringen des Feindes durch die Bürgerschaft abgelöst werden sollten.

Samstag, 4. September 1683: Des Morgens fiel wieder starker Regen. Als er um zwei Uhr am Nachmittag aufhörte, ließ der Feind eine so große Mine sprengen, dass die halbe Stadt erbebte und eine lange Strecke links von der Burgbastei einstürzte. Nun stürmten ungefähr 4.000 Türken anderthalb Stunden lang so heftig, dass sich in der ganzen Stadt ein großer Schrecken verbreitete und man schon glaubte, es werde die Kraft der Verteidiger erlahmen. Doch wurden die Angreifer zurückgeschlagen.

2.9.1983: Schweizer feiern Wiener Kaffeehaus-Jubiläum

Hunderte Schweizer Gastronomiebetriebe und Kaffeeverkaufsstellen stehen im September im Zeichen Wiens. Unter dem Motto "300 Jahre Wiener Kaffeehaus - wir feiern mit" präsentieren die dem schweizerischen Verband der alkoholfreien Gaststätten angeschlossenen Lokale und die Restaurants der Kaffeefirma Merkur AG Spezialitäten wie Kupziner mit Sachertorte oder Einspänner mit Apfelstrudel.

Die Aktion wird von den Schweizern in Zusammenarbeit mit der Wiener Handelskammer und dem Wiener Fremdenverkehrsverband organisiert.

2.9.1983: Wiener Ehrenmedaille in Gold für Hellmut Andics

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold an den burgenländischen ORF-Landesintendanten Hellmut Andics.

4.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Sonntag, 5. September 1683: Der Türke beschoss die Wälle aus ungewöhnlich großen Mörsern und lief abends um sechs Uhr abermals gegen die Burgbastei Sturm, wurde aber mit Schüssen, Hacken, Morgensternen und Sensen zurückgeschlagen.
Man fing an, die nächsten Gassen hinter der Löwelbastei zu verbauen, um den Feind aufzuhalten, wenn er sich der Kurtine bemächtigen sollte. Der Kommandant begehrte, dass stets zwei Ratsherren von Wien um ihn sein sollten, damit er sich mit ihnen über die Angelegenheiten der Stadt besprechen kann. Den Bürgern wurden keine Stellvertreter mehr gestattet, sie wurden vielmehr selbst zur Handarbeit herangezogen.

5.9.1983: Senatsrat Ehrlich - neuer Leiter der Wiener Baupolizei

Senatsrat Dipl.-Ing. Herbert Ehrlich wurde heute in sein Amt als neuer Leiter der Baupolizei eingeführt. Ehrlich ist seit April 1957 im Dienst der Gemeinde Wien und war seit 1977 Abteilungsleiter-Stellvertreter der Magistratsabteilung 37.

5.9.1983: Salm-Denkmal wird restauriert

Das Grabdenkmal von Niklas Graf Salm, dem Verteidiger Wiens während der Türkenbelagerung 1529, wird auf Initiative und auf Kosten des Vereins für Geschichte der Stadt Wien anlässlich des "Türkengedenkjahres" restauriert. Die mit zwölf Relief-Darstellungen ausgestattete Marmor-Tumba (vermutlich ein Werk von Loy Hering), die sich in der Votivkirche befindet, muss einer gründlichen Oberflächenreinigung unterzogen werden, die nicht mehr lesbare Beschriftung wird wieder hergestellt. Mit den Arbeiten, die im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt erfolgen, wird noch im September begonnen.

Das Grabdenkmal, das dem Feldhauptmann Salm von König Ferdinand (dem späteren Kaiser Ferdinand I.) gewidmet worden war, stand ursprünglich in der Dorotheerkirche, wurde nach deren Aufhebung in Raitz (Mähren) verwahrt und konnte schließlich auf Intervention des Alterthumsvereins zu Wien am 18. April 1879 in der Votivkirche aufgestellt werden.

5.9.1983: "Die Alten Wiener Athleten" zu Besuch im Rathaus

Anlässlich ihres 60-jährigen Bestandsjubiläums halten die "Alten Wiener Athleten" bis 11. September ein internationales Treffen in Wien ab, wobei sie auch das Wiener Rathaus besuchen. Wien, einstmals die Hochburg der Schwerathletik und als Stadt der starken Männer bekannt, ist ein ganz besonderer Anziehungspunkt für die ausländischen Sportler, unter denen sich Olympioniken, Welt- und Europameister aus den Lagern Gewichtheben, Ringen, Boxen und Judo befinden. Initiator und Präsident des Vereines ist Josef Viertl, der mit rund 400 Gästen aus der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz rechnet.

5.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Montag, 6. September 1683: Das Bombardement und Andringen der Türken wurde immer heftiger und drohender. Mittags 13 Uhr sprengte er eine so mächtige Mine unter der Löwelbastei, dass die Mauer in einer Breite von sechs Klaftern in Trümmer geworfen wurde, worauf man sogleich zu stürmen begann. Glücklicherweise waren aber die Haustrümmer so fest, dass die Stürmenden nicht direkt in die Bresche marschieren konnten, sondern einzeln über das Gestein klettern mussten.
Der Kommandant ordnete noch in der Nacht alles an, um die Mauerlücken mit Säcken anzufüllen, Brustwehren und Pallisaden wieder aufzurichten.
Noch spät in dieser Nacht sah man mit großer Freude vom Gipfel des Kahlenbergs fünf Raketen aufsteigen. Das Hilfsheer war also schon in nächster Nähe.

6.9.1983: Neuer Koordinator für den U-Bahn-Bau

Zum Koordinator für den Wiener U-Bahn-Bau im Büro der Geschäftsgruppe Verkehr und Energie wurde Senatsrat Dipl.-Ing. Dr. Albert Hondl bestellt. Senatsrat Ing. Friedrich Parrer, der diese Aufgabe bisher wahrnahm, trat in den Ruhestand.

Hondl, Jahrgang 1931, ist seit 1969 bei der Gemeinde Wien für den U-Bahn-Bau tätig. Er war unter anderem Bauabschnittsleiter für die U1 zwischen Stephansplatz und Nestroyplatz und seit November 1982 als Abteilungsleiter-Stellvertreter der MA 38 (Magistratsabteilung Bau) für die Planung der zweiten Ausbauphase des U-Bahn-Netzes zuständig.

6.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Dienstag, 7. September 1683: Der Großwesir musterte sein Heer. Schon am frühen Morgen begann er die Kanonade der Stadt aus seinen schwersten Geschützen. Er beschoß die Kurtine bei der Löwelbastei und besonders der Burg drohte große Gefahr, welche bereits von Kugeln durchlöchert war; man besorgte, der Feind werde seinen nächsten Sturm dahin richten.
Die Verteidiger bauten hinter der Löwelbastei in der Straße eine kleine Batterie und stellen Pallisaden auf. Die Besatzung war schon arg zusammengeschmolzen und vom Stadtrat wurden die Plätze bestimmt, wo sich die Bürgerkompanien im Falle eines Generalsturms auf das ertönende Glockenzeichen zu versammeln hätten.
Nachts bemerkte man am Kahlenberg fünf Feuerzeichen des Befreiungsheeres.

6.9.1983: Papstbesuch

Auf Anordnung von Bürgermeister Leopold Gratz werden die Dienststellen der Stadt Wien alles unternehmen, damit die vorgesehenen Veranstaltungen im Rahmen des bevorstehenden Katholikentages und des Papstbesuches problemlos abgewickelt werden können. Die Rathaus-Korrespondenz wird auf Wunsch von Bürgermeister Gratz ausführlich über den Einsatz der betroffenen städtischen Dienststellen berichten.

7.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Mittwoch, 8. September 1683:Das Bombardieren dauerte gleich heftig und ununterbrochen fort. Auch von der Leopoldstadt her wurde das Beschießen heftiger. Nachmittags um 14 Uhr wurde wieder eine Mine bei der Löwelbastei gesprengt, wieder fiel ein Stück der Mauer und abermals stürmte der Feind unter grässlichem Geschrei, wurde aber, da die Mauerlücke zu eng war, wenngleich nach zweistündigem Gefechte, wieder zurückgetrieben.
Der Kommandant erwartete einen Generalsturm und traf alle Anstalten, um die Stadt auch im Straßenkampf womöglich noch einige Zeit zu halten. Er ließ in den Straßen Abschnitte und Verrammlungen herstellen, Ketten aufziehen und die Häuser verbarrikadieren. Zahlreiche Raketen stiegen Hilfe rufend vom St. Stephansturme auf.

7.9.1983: Baubeginn bei der U6

Heute begann der Bau der Linie U6 mit einem feierlichen ersten "Rammschlag" durch Bürgermeister Leopold Gratz und Stadtrat Johann Hatzl. Im vergangenen Jahr wurde das Grundnetz der Wiener U-Bahn mit den Linien U1, U2 und U4 und einer Gesamtlänge von 31 Kilometern fertiggestellt. Die U-Bahn wurde von den Wienern sehr gut angenommen, heute benützen bereits mehr als 500.000 Fahrgäste pro Tag dieses öffentliche Verkehrsmittel. Nach Abschluss der Planungs- und Vorbereitungsarbeiten kann nun mit dem Bau der U6 begonnen werden. Die Fertigstellung der Grundstrecke der U6 ist für 1988/89 geplant. Die U6 wird dann von Heiligenstadt über die derzeitige Gürtelstrecke der Stadtbahn bis zur Gumpendorfer Straße und von dort auf der neu zu errichtenden Trasse bis zur Philadelphiabrücke verkehren. Später soll die U6, der heutigen Straßenbahnlinie 64 folgend, bis nach Siebenhirten verlängert werden.

8.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Donnerstag, 9. September 1683: Die Türken feuerten bei Tagesanbruch so wütend aus ihren großen Mörsern und Kartauen, als ob sie die ganze Stadt über den Haufen schießen wollten. Dreimal stürmten sie die Löwelkurtine, bis es ihnen gelang, sich im unteren Wall davor festzusetzen. Sogleich schritten sie zur Anlegung von drei Minen in der Kurtine.
In den unteren Fenstern der Burg wurden leichte Geschütze aufgepflanzt, um den Feind damit zu empfangen, falls er sich der Burgbastei bemächtigen sollte. Bereits war ein fühlbarer Mangel an Stroh eingetreten, welches man beim Laden der Stücke notwendig hatte. Bei der Bürgerschaft zeigte sich die Mannschaft lässig und begann schwierig zu werden, weshalb der Stadtrat ein scharfes Dekret erließ, durch welches der Bürgerschaft Gehorsam im Dienste bei Leibesstrafe aufgetragen wurde.

8.9.1983: "Ars Sacra" in der Volkshalle des Wiener Rathauses

In der Volkshalle des Wiener Rathauses ist von 9. September bis 16. Oktober die Ausstellung "Ars Sacra" zu sehen. Die Schau, die anlässlich des Katholikentages zusammengestellt wurde, zeigt in rund 200 Exponaten eine Dokumentation christlicher Kunst in Akzenten.

9.9.1983: Neue Ausgabe der Wiener Stadtverfassung erschienen - In der Reihe "Wiener kommunale Schriften"

In der Broschürenreihe der Stadt Wien "Wiener kommunale Schriften" ist die zweite Auflage der Wiener Stadtverfassung mit Stand August 1983 erschienen. Die Broschüren können kostenlos angefordert werden.

9.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Freitag, 10. September 1683: In der Nacht starb im 56. Lebensjahr Bürgermeister Johann Andreas von Liebenberg. Daniel Focky und Nikolaus Hocke brachten die Todesnachricht dem Collegium der Deputierten. Daniel Focky, der Subsenior des Rats, wurde zum Administrator gewählt, die Bürgermeisterkanzlei in sein Haus in der Judengasse verlegt.
Die Dachstühle der Häuser trug man ab, um Pallisaden zu bauen, die Fenstergitter brach man in den meisten Häusern los, um nötigenfalls damit die Straßen zu verlegen und ungangbar zu machen.

Samstag, 11. September 1683: Der Türke feuerte des Morgens beinahe noch heftiger als an den vorigen Tagen, doch nahm die Kanonade gegen Mittag wieder ab, wie der Feind auch im Minieren und Graben minder eifrig wurde. Zwischen 16 und 17 Uhr nachmittags gewahrte man, dass im türkischen Lager große Bewegung herrschte und bedeutende Massen von Truppen gegen das Kahlengebirge zogen. Seit 14 Uhr sah man freudig am Kahlenberg Rauchwolken aufsteigen, die ein heftiger Sturmwind über die Stadt trug, und welcher Rauch von jenen Batterien herrührte, die der Herzog von Lothringen auf dem Berge hatte errichten lassen. In der Nacht sah man viele Wachfeuer auf den Bergketten.
Um zehn Uhr besuchte der Kommandant die Posten, der diese Nacht sämtliche Verteidiger in Bereitschaft ließ, und ermahnte mit warmen Worten, nur noch diese Nacht auszuhalten, da der nächste Tag gewiss allem Drangsal ein Ende machen würde.

10.9.1983: Papstbesuch - Fast 200.000 Fahrgäste

Fast 200.000 Fahrgäste wurden vor und nach der Europavesper auf dem Heldenplatz von den Wiener Verkehrsbetrieben transportiert. Am Heldenplatz nahmen - nach Schätzungen der Polizei - trotz der heißen Witterung etwa 130.000 Menschen an der Feier teil. Die gesamte Innenstadt war von Menschenmassen bevölkert.

11.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Sonntag, 11. September 1683: Kanonade und Minierarbeit wurden vom Feinde mit solchem Nachdruck wie nie betrieben; man fürchtete jenen Augenblick, es möchten die unter der Löwelkurtine gebauten Minen auffliegen, und die Türken mit gewaltigem Sturmangriffe durch die Breschen noch im letzten Augenblick und angesichts des Entsatzheeres in die Stadt einbrechen. Die ganze Garnison blieb in Bereitschaft. Auch bewarf und beschoss man unaufhörlich die sämtlichen feindlichen Werke von der Stadt aus. In furchtbarer Angst und Aufregung durchlebten die Wiener diesen Tag. Schon früh morgens sah man die Hilfsvölker sich allmählich in Bewegung setzen, teilweise eingehüllt in den Rauch der kaiserlichen Batterien, wie sie in die Tiefen herabkamen und endlich in den Weingärten mit der türkischen Hauptmacht zusammentrafen. Der Sieg war lange unentschieden, und endlich erst gegen 17 Uhr nachmittags unzweifelhaft. Wien, die teure Stadt, war frei und gerettet.

12.9.1983: Gratz: Einheit Mitteleuropas widererstanden

Das Schöne an den 300-Jahr-Feiern zum Entsatz von Wien sei einerseits die Kombination mit den 300-Jahr-Feiern Wiener Kaffeehaus, erklärte Bürgermeister Leopold Gratz bei der Eröffnung der Briefmarkenausstellung "300 Jahre Entsatz von Wien", die der Briefmarkensammlerverein der Ukrainer in Wien im Cafe Central veranstaltet. Zur historischen Wahrheit des Jubiläums meinte der Bürgermeister, wenn die Schweizer jene Wiese herzeigen, auf der Wilhelm Tell geschossen haben soll, könne Wien auch Kolschitzky und das Wiener Kaffeehaus herzeigen. Es sei erfreulich, dass zum Unterschied von den 250-Jahr-Feiern des Wiener Entsatzes diesmal verspätete Siegesfeiern in den Hintergrund gedrängt wurden und das liebenswerte Jubiläum der Wiener Kaffeesieder dominiere. Auch freue ihn, dass im Mittelpunkt der heurigen Feiern nicht der damalige Konflikt stehe, sondern der Beginn eines einheitlichen, kulturellen und geistigen mitteleuropäischen Gedankens, der, in den letzten Jahren schon verloren geglaubt, wieder auferstanden sei.

12.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Sonntag, 13. September 1683: Die Befreiung Wiens war zur Tatsache geworden, die türkischen Lagerstätten waren leer. Schon am frühen Morgen drängten Scharen Volks ins verlassene türkische Lager. Teils trieb sie Neugierde, teils Beutelust, teils wollten viele ihr Besitztum vor der Stadt in Augenschein nehmen. Doch wie sah das Lager aus. Überall lagen Leichen, gefallene Pferde, Kamele, Ochsen, Unflat herum und verbreiteten einen grässlichen Gestank. Dazu kam noch, dass die Brunnen in den Vorstädten zerstört oder unbrauchbar waren.
König Johann Sobieski hatte die Stadt beim Schottentor betreten. Er besuchte die Jesuitenkirche, wo sich das Volk an ihn drängte, ihm zu danken. Sodann besuchte er St. Stephan und endlich die Augustinerkirche, wo er in der Loretto-Kapelle der Messe beiwohnte und unter dem Donner der Geschütze auf den Wällen das Tedeum anstimmte. Bischof Kollonitsch ließ die elternlosen kleinen Kinder, 500 an der Zahl, die man im Türkenlager fand, in die Stadt bringen, wo sie auf seine Kosten und mit Hilfe gesammelter Beträge verpflegt wurden.

12.9.1983: Neuer Leiter der Magistratsabteilung 34

Stadtbaurat Dipl.-Ing. Gerhard Grundschober wurde heute als neuer Leiter der Magistratsabteilung 34 (Elektro-, Gas- und Wasseranlagen der Stadt Wien) in sein Amt eingeführt.

12.9.1983: Rund um den Papstbesuch - Schulen als Notquartiere

Um Jugendlichen aus ganz Österreich die Teilnahme am Katholikentag und am Papstbesuch zu ermöglichen, hatte die Stadt Wien Schulen als "Notquartiere" bereitgestellt. 25 Wiener Schulgebäude standen dafür zur Verfügung. Bisher haben rund 7.500 Jugendliche davon Gebrauch gemacht.

13.9.1983: "Es geschah vor 300 Jahren"

Die seit 13. Juli laufende historische Serie ist mit der heutigen Folge abgeschlossen.

Dienstag, 14. September 1683: Weder mit dem gestrigen noch mit dem heutigen Tag hatte die Beutegier der Wiener ein Ende genommen. Man fand noch viel mehr elternlose Kinder, deren Versorgung Bischof Kollonitsch übernahm.
Trotzdem man schon am zweiten Tag fleißig am Begraben der Toten und dem Verscharren von Aas und Unflat arbeitete, war man damit noch lange nicht fertig und hatte der bösartige Gestank in den Hauptlagerstätten der Türken sich noch nicht vermindert.
Gegen Mittag landete der Kaiser mit kleinem Gefolge nächst der Stadt. Als er seine Burg sah und bemerkte, wie arg sie durch Kara Mustafas Kugeln zugerichtet war, konnte er sich der Tränen nicht enthalten.
Beim Stubentor zog er in die Stadt ein, wobei ihn Focky in tiefster Ehrfurcht begrüßte. Der Kaiser begab sich, begleitet von einer großen Menge vornehmer Kavaliere unter Pauken-und Trompetenschall nach St. Stephan, um Gott für seine Gnade zu danken.
Kuriere gingen in viele Städte Europas mit der Nachricht der glücklichen Befreiung ab. In vielen Städten wurde die Befreiung Wiens durch große Feste gefeiert. Um 17 Uhr gab der Kaiser eine große Tafel, worauf er viele Würdenträger in Audienz empfing, welcher Empfang bis in die Nacht dauerte.

13.9.1983: Gedenktafel für Polenkönig Soibieski enthüllt

Kulturstadtrat Franz Mrkvicka enthüllte an der Augustinerkirche eine Gedenktafel für König Jan III. Sobieski.

Die Tafel erinnert an den Polenkönig, der vor 300 Jahren, am 12. September 1683, an der Spitze des Entsatzheeres stand, das Wien von der Türkenbelagerung befreite. Die Tafel wurde in die Obhut der Stadt Wien übernommen.

15.9.1983: Traditionsfeier "300 Jahre Türken vor Wien"

Auf dem Stock-im-Eisen-Platz fand eine Traditionsfeier "300 Jahre Türken vor Wien" statt, die gemeinsam vom Kulturamt der Stadt Wien und dem Militärkommando Wien gestaltet wurde. Im Rahmen der Feier sprachen Erich Auer und Ernst Meister in einer historischen Szene einen Dialog zwischen Graf Starhemberg, der die Verteidigung der Stadt leitete, und dem damaligen Bürgermeister Liebenberg. Es folgten Ansprachen des Militärkommandanten von Wien, Divisionär Karl Majcen, und von Bürgermeister Leopold Gratz.

15.9.1983: Urania wird Viennale-Kino

Eines der traditionsreichsten Wiener Filmtheater, das Urania-Kino, präsentiert sich nach einer umfassenden Renovierung in neuem Glanz. Das Kino wird nun auch die neue Heimstätte der "Viennale".

15.9.1983: Ehrenring der Stadt Wien an Josef Meinrad

Bürgermeister Leopold Gratz überreichte heute den Ehrenring der Stadt Wien an Kammerschauspieler Josef Meinrad.

16.9.183: 37,8 Millionen Schilling für Instandsetzung von Gemeindebauten - Karl-Marx-Hof wird saniert

Der zuständige Ausschuss beschloss heute die Durchführung von Instandsetzungsarbeiten an Gemeindebauten in der Gesamthöhe von 37,8 Millionen Schilling. Die Stadt Wien setzt damit ihre verstärkten Bemühungen um die Instandsetzung städtischer Wohnhäuser fort. Die größte Reparatursumme entfällt mit 18 Millionen Schilling auf den Karl-Marx-Hof in Heiligenstadt.

16.9.1983: U-Bahn erhielt neues Schulungszentrum

Ein neues Schulungszentrum für die Bediensteten der Wiener U-Bahn wurde heute im Bahnhof Hütteldorf-Hacking eröffnet. Mit modernsten Schulungsmethoden soll hier die Ausbildung der U-Bahn-Fahrer und Stellwerker erfolgen.

19.9.1983: U3 - 1,25 Milliarden Schilling für Bauabschnitt "Rochusgasse"

Im Mai 1984 soll im Bauabschnitt "Rochusgasse" der U3 mit den Rohbauarbeiten begonnen werden. Für die Fertigstellung des Rohbaues sind drei Jahre vorgesehen. Komplett fertig wird dieser Bauabschnitt Anfang 1991 sein. Dafür werden 1,25 Milliarden Schilling nötig sein.

19.9.1983: Trauer um Bruno Pittermann

Bruno Pittermann, der 1981 zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt wurde, starb heute in Wien. Pittermann wurde am 3. September 1905 in Wien geboren. Bruno Pittermann wird auch kommendenen Generationen als Symbol des Aufstiegs unserer Stadt und unseres Landes unvergessen bleiben, erklärte Wiens Bürgermeister Leopold Gratz. (Bruno Pittermann war von 1957 bis 1967 Vorsitzender der Sozialistischen Partei Österreichs, von 1957 bis 1966 war er Vizekanzler unter den ÖVP-Bundeskanzlern Julius Raab, Alfons Gorbach und Josef Klaus./ Red.)

20.9.1983: Neues Appartementhaus für inländische Zuwanderer - Zuwandererfonds baut 90 Wohnungen

In Dornbach, Hernalser Hauptstraße 214, fand die Gleichenfeier für ein neues Appartementhaus des Zuwandererfonds statt. Mit dem Bau des Hauses wurde heuer im Jänner begonnen, bereits am 1. Juli 1984 werden 180 inländische Zuwanderer aus den anderen Bundesländern in die 90 Appartements des neuen Hauses einziehen können.

21.9.1983: Kommission für Behindertenfragen

Die Einsetzung einer Behindertenkommission beschloss der Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales. Der Beschluss zur Bildung einer solchen Kommission geht auf einen SP-Antrag im Gemeinderat zurück. Aufgabe der Kommission - die sich aus neuen SPÖ-Gemeinderäten und fünf ÖVP-Gemeinderäten zusammensetzen wird - wird es sein, notwendige Maßnahmen auf dem Gebiet der Gesetzgebung und Vollziehung der Behindertenhilfe zu beraten und entsprechende Vorschläge auszuarbeiten.

Zu den Schwerpunkten werden dabei unter anderem

  • die Aufnahme von Behinderten in den Dienst der Stadt Wien,
  • der Ausbau von Einrichtungen der geschützten Arbeit und Beschäftigungstherapie,
  • die Vorsorge für die Unterbringung von Behinderten in Heimen und Wohngemeinschaften,
  • die Beseitigung von architektonischen Barrieren im Sinne der Ö-Norm B 1600 in allen Bereichen des Bauwesens und des Verkehrs,
  • die Förderung von Selbsthilfegruppen und Interessensvertretungen von Behinderten sowie
  • die Förderung von Mobilität von Behinderten, zählen.

22.9.1983: Umweltfreundlich: Fernwärme für das Amalienbad

Mit umweltfreundlicher Fernwärme soll das Amalienbad am Reumannplatz in Zukunft betrieben werden. Die Kosten für den Anschluss dieses Hallenbades an die Fernwärmeleitung, das derzeit vollständig saniert und modernisiert wird, betragen knapp zehn Millionen Schilling.

22.9.1983: Ehrung für Riesenrad-Chefin

Finanzstadtrat Hans Mayr überreichte heute das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien an Frau Dr. Elisabeth Petritsch. Dr. Petritsch ist geschäftsführende Gesellschafterin eines der Wahrzeichen Wiens, des Riesenrades im Prater. Mit dem Riesenrad fahren jährlich rund 750.000 Menschen, davon rund 80 Prozent Ausländer. Dr. Petritsch beschäftigt für den Betrieb des Riesenrades derzeit 14 Personen.

23.9.1983: Umwelthearing

Alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Ausbau des Alberner Hafens - von den Ausbauplänen bis zum Schutz für das Blaue Wasser - sollen bei einem Umwelthearing zur Frage "Ausbau des Alberner Hafens und vorgeschlagene Maßnahmen in diesem Bereich" diskutiert werden. Dieses Hearing soll noch Ende September 1983 stattfinden. Durchgeführt wird das Hearing in einem Lagerhaus in der Zollfreizone beim Freudenauer Hafen.

23.9.1983: Henry-Moore-Ausstellung des Kulturamtes der Stadt Wien

Das Kulturamt der Stadt Wien zeigt in der Orangerie im Palais Auersperg bis Mitte November noch eine Ausstellung mit 170 Skulpturen, Graphiken und Zeichnungen von Henry Moore. Die Exponate sind alle im letzten Jahrzehnt, zwischen dem 75. und 85. Lebensjahr Henry Moores, entstanden. Mit dieser Ausstellung ist nun nach 20 Jahren wieder erstmals eine große, diesem Künstler gewidmete Schau zu sehen.

23.9.1983: Zubau im St. Anna-Kinderspital eröffnet

Im St. Anna-Kinderspital des Wiener Roten Kreuzes wurde von Bürgermeister Leopold Gratz und Stadtrat Univ.-Prof. Dr. Alois Stacher, Präsident des Wiener Roten Kreuzes, ein neuerrichteter Zubau mit sechs medizinischen Stationen (insgesamt 165 Betten) eröffnet. Das neue Haus verfügt über drei interne, eine HNO-, eine Säuglings-und eine hämatologisch-onkologische Abteilung.

24.9.1983: Tag der offenen Tür

Bürgermeister Leopold Gratz eröffnete heute auf dem Wiener Rathausplatz den "Tag der offenen Tür 1983". Der heurige "Tag der offenen Tür" steht unter dem Motto "100 Jahre Wiener Rathaus", da der Neubau des Rathauses am 12. September 1883 der Öffentlichkeit übergeben wurde.

26.9.1983: Wiener Fiaker-Museum wiedereröffnet

Das einzige Fiaker-Museum der Welt, das Wiener Fiaker-Museum in der Veronikagasse 12 in Hernals (17. Bezirk), wurde nach seiner Renovierung wiedereröffnet. Das Museum gibt einen Überblick über die Geschichte der Wiener Fiaker von der Erteilung der ersten Lizenz durch Kaiser Leopold I. vor 290 Jahren bis zur Fremdenverkehrsattraktion, die die 34 Konzessionsträger heute darstellen. Das Museum enthält alte Dokumente, wie Lizenzen, Zeugnisse und die Fiaker- und Einspännerordnung für Wien, Fahnen der Genossenschaft der Wiener Fiaker, alte Fiakerlampen und andere Ausrüstungsgegenstände, Bilder, darunter die berühmten Fiaker Bratfisch und "Hungerl", Fotos und Zeitungsausschnitte.

28.9.1983: Cafe Sperl wiedereröffnet

Nach viermonatigen Renovierungsarbeiten wurde das Cafe Sperl in der Gumpendorfer Straße 11 wiedereröffnet. Die von Architekt Nairz durchgeführte stilgerechte Restaurierung eines der ältesten Wiener Kaffeehäuser kostete sechs Millionen Schilling, wozu die Stadt Wien aus dem Altstadterhaltungsfonds vier Millionen Schilling beisteuerte.

29.9.1983: Gedenkfeier für Fürst Waldeck - auch er trug zur Befreiung Wiens 1683 bei

In einer Gedenkfeier legte eine Delegation aus Waldeck, Bundesrepublik Deutschland, an der Kirche auf dem Kahlenberg, einen Kranz für Reichs-Generalfeldmarschall Fürst Georg Friedrich von Waldeck nieder. An der Spitze der fränkischen Truppen trug Waldeck wesentlich zur Befreiung Wiens im Jahr 1683 bei.

30.9.1983: Aus dem Wiener Gemeinderat

In der heutigen Sitzung des Wiener Gemeinderates gedachte Bürgermeister Leopold Gratz in Anwesenheit von Dr. Elisabeth Pittermann in einem kurzen Nachruf des ehemaligen Vizekanzlers und Ehrenbürgers von Wien Dr. Bruno Pittermann.