Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 15.05.2023:
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Kaup-Hasler verlieh Preise der Stadt Wien, Medienkunstpreis sowie Ernst-Krenek-Preis

Kultur- und Wissenschaftsstadträtin ehrte Preisträger*innen als “Vorbilder, die Denkhorizonte und Möglichkeitsräume öffnen und Mut machen”

Heute, Montag, wurden im Wiener Rathaus die Preise der Stadt Wien für das Jahr 2022, der Medienkunstpreis sowie der Ernst-Krenek-Preis durch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler feierlich verliehen.

Für den musikalischen Rahmen des Festakts sorgte in diesem Jahr das Atmos Quartett mit Musik vom 18. bis ins 21. Jahrhundert. Die Festrede hielt Universitätsprofessorin und Politikwissenschafterin Birgit Sauer (Preis d. Stadt Wien für Geistes-, Sozial-, Kultur- und Rechtswissenschaften 2022), die Dankesrede Autorin und Kulturpublizistin Eva Geber (Preis d. Stadt Wien f. Publizistik 2022).

”Preise sind wie ein Lichtkegel, der geworfen wird, um der Öffentlichkeit zu zeigen, welch  großartige Künstler*innen, Kulturvermittler*innen und Wissenschaftler*innen in dieser Stadt arbeiten, so Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler in ihrer Rede. Den Ausgezeichneten als wichtigen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft dankte Kaup-Hasler dafür, dass sie „in einer Zeit, in der viele Rechte, die wir als gegeben erachtet hatten, immer neu zu verteidigen sind, in der Ängste geschürt werden und sich der Rechtspopulismus zunehmend breit macht, diesen besorgniserregenden Entwicklungen entgegenstehen. Daher feiern wir die Preisträger*innen heute als Vorbilder, die uns Denkhorizonte und Möglichkeitsräume öffnen und Mut machen.“

Festrednerin Birgit Sauer: “Motivation, sich für Demokratisierung der Gesellschaft, soziale Gleichheit und Solidarität einzusetzen”

Birgit Sauer nahm in ihrer Festrede auf die politische Verantwortung der Geehrten Bezug: “Auch wenn Wissenschaft, Kunst und Kultur nicht unmittelbar politisch intervenieren wollen, so entspringt ihre Neugier einem biografischen, sozialen, politischen und Kulturellen Kontext und genau dieser Kontext macht ihre Arbeit politisch. Die Preisträger*innen werden nicht zuletzt dafür geehrt, mit ihrer Arbeit dazu beizutragen, diese fundamentalen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Heruasforderungen zu verstehen, Missstände zu verändern und Katastrophen abzuwenden. Diese Preise sollen Motivation sein, sich weiter für die Demokratisierung der Gesellschaft, für mehr soziale Gleichheit und Solidarität einzusetzen”, schloss die Preisträgerin für Geistes-, Sozial-, Kultur- und Rechtswissenschaften.

Dankesrede von Eva Geber: “Spaltungen haben einen Sog. Lassen wir sie nicht zu!”

Auch die Preisträgerin für Publizistik, Eva Geber, nahm in ihrer Dankesrede auf beängstigende Entwicklungen Bezug, darunter zunehmende rechtsextreme Strömungen oder polarisierende Diskussionen zu Feminismus, Klimawandel und Menschenrechten: „Wir beobachten Verhetzung und Spaltung  als politisches Mittel und eine Manipulation in Richtung Dummheit, die so erfolgreich ist, dass sich der Grundgedanke der Aufklärung scheinbar in Nichts auflöst.“ Und mit Blick auf eine Demonstration zum Frauentag 1981, an der 33 Initiativen ein starkes gemeinsames Zeichen setzten, mahnte und appellierte Geber: „ Was von so vielen so hart erkämpft wurde, ist in Gefahr. Spaltungen haben einen Sog! Lassen wir sie nicht zu, denn damit schwächen wir jede Gegenwehr. Wir müssen gemeinsam Feuer und Flamme sein, für eine mitmenschliche, wachsame und verantwortungsbewusste Welt, gegen Diskriminuerung und für Solidarität. Wir wissen, dass wir nur gemeinsam eine Chance haben, nur gemeinsam stark sind.“  
 

Hintergrund

Die Preise der Stadt Wien werden jährlich für herausragende Leistungen in den Fachbereichen Architektur, Bildende Kunst, Literatur, Musik, Publizistik, Wissenschaften und Volksbildung verliehen. Die 1947 ins Leben gerufene Auszeichnung gilt als Würdigung für das bisherige Lebenswerk und hebt die Bedeutung Wiens als lebendigen Ort der Wissenschaft und Kultur hervor. Die Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Empfohlen werden die Preisträger*innen von unabhängigen, regelmäßig wechselnden Fachjurys.

Der Ernst-Krenek-Preis ist neben dem Preis der Stadt Wien für Musik und Komposition die höchste Auszeichnung der Stadt Wien im Bereich der Musik. Er wird seit 1985 alle zwei Jahre von der Stadt Wien für ein bestimmtes Werk an Komponist*innen bzw. Musikschriftsteller*innen verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Der Medienkunstpreis der Stadt Wien wird seit 2014 jährlich für hervorragende Leistungen im Bereich der Medienkunst vergeben. Die Dotierung wurde zuletzt auf 10.000 Euro, die Höhe der Preise der Stadt Wien, angehoben. Die Preisträger*innen werden von einer unabhängigen Fachjury empfohlen.

 

Die Preisträger*innen 2022: 

Geistes-, Sozial-, Kultur- und Rechtswissenschaften:
Univ.-Prof.in i.R. Dr.in Birgit SAUER

Universitätsprofessorin am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien 

Birgit Sauer (geb. 1957) ist seit 2006 Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Zu ihren Leistungen und Verdiensten zählt die Internationalisierung und interdisziplinäre Erweiterung der Wiener Politikwissenschaft, mit Forschungsschwerpunkten zur Populismus- und Demokratieforschung, zur Staats- und Institutionentheorie, zur Theorie der Emotionen und Affekte in der Politik, vor allem aber zu den Gender Studies.

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik:
Univ.-Prof. Dr. Andreas RICHTER

Leiter d. Zentrums f. Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien 

Der Ökologe Andreas Richter (geb. 1962 in Wien) gilt als international herausragender Wissenschaftler im Bereich der Ökosystemforschung. Mit seinen innovativen Forschungsansätzen in der Klimawandelforschung und Bodenmikrobiologie trägt er maßgeblich zum exzellenten Ruf der Umweltforschung in Wien bei und gehört seit Jahren zu den meistzitierten Forschern weltweit.

Medizinische Wissenschaften:
Univ.-Prof.in Dr.in med. Sylvia KNAPP, MD, PhD

Professorin für Infektionsbiologie an der Medizinischen Universität Wien

Sylvia Knapp (geb. 1968 in Innsbruck) wird für ihre Verdienste im medizinischen Feld der Infektionsbiologie geehrt. Die Professorin für Infektionsbiologie an der Medizinischen Universität Wien konzentriert sich in ihrer Forschung auf die angeborenen Immun- und Entzündungsreaktionen, auf mikrobielle Infektionen und die immunologischen Mechanismen von Lungeninfektionen.

Volksbildung:
Dipl.-Ing.in Uschi SCHREIBER

Projektgründerin und Leiterin des Aktionsradius Wien

Uschi Schreiber (geb. 1963 in Linz) gilt als Pionierin der partizipatorischen Stadtteilentwicklung und gesellschaftspolitisch engagierten Kulturarbeit. Seit über 30 Jahren trägt sie mit ihren vielfältigen Projekten wesentlich zu Belebung und Weiterentwicklung des Augarten-Viertels und anderer Stadtteile Wiens bei.

Literatur:
Dr.in Sabine SCHOLL

In ihrem bereits 22 Publikationen umfassenden Werk widmet sich Sabine Scholl (geb. 1959 in Oberösterreich) bevorzugt der literarischen Verarbeitung von Geschichte, zuletzt speziell dem Schicksal von Frauen während des Zweiten Weltkriegs. Mit Sabine Scholl ehrt die Stadt Wien eine äußerst vielseitige und verdienstvolle Autorin und Literaturvermittlerin.

Publizistik: 
Eva GEBER

Das publizistische Werk von Eva Geber (geb. 1941 in Wien) widmet sich aus einer feministischen Perspektive der Sichtbarmachung und Darstellung des Lebens und des Werks von Frauen. Ihre sich über 35 Jahre erstreckende Redaktion von „Auf. Eine Frauenzeitschrift“ lässt sich als ein enormes publizistisches Lebenswerk betrachten.

Musik:
Elisabeth SCHIMANA, MA 

Die Komponistin, Musikerin und Medienkünstlerin Elisabeth Schimana zählt zu den österreichischen Pionierinnen der elektronischen Musik. Ihr Œuvre ist geprägt von einer radikalen experimentellen Ästhetik und umfasst interdisziplinäre und performative Projekte, darunter Radiokunst, Klanginstallationen, elektronische Musik und Experimente mit musikalischer Interaktion im Internet.

Bildende Kunst:
Prof.in Mag.a Rini TANDON 

Rini Tandon (geb. 1956 in Raipur) Werk umfasst verschiedene Medien – von Papier, Malerei, Skulptur, Fotografie bis Video. Charakteristisch für ihre künstlerische Arbeit ist der forschende, experimentelle Zugang. Ihre Studien und Recherchen sind mitunter als eine Art Feldstudien der phänomenalen Welt zu lesen.

Architektur: 
StudioVlayStreeruwitz (Bernd VLAY und Lina STREERUWITZ)
 

Das Architekturbüro StudioVlayStreeruwitz (VlSt) arbeitet zwischen Urbanismus, Forschung und Architektur. Der Fokus liegt darauf, konzeptuelle Ansätze aus Stadt- und Raumplanung in die Realität des täglichen Bauens zu übersetzen. Für Bernd Vlay (geb. 1964 in Graz) und Lina Streeruwitz (geb. 1977 in Wien) birgt jede Bauaufgabe ein Universum von Möglichkeiten und damit das Potenzial bestehende Bedingungen zum Besseren zu verändern. 

Ernst-Krenek-Preis:
Mag.art. Matthias KRANEBITTER

Matthias Kranebitter (geb. 1980 in Wien) thematisiert in seiner Musik Aspekte unserer Mediengesellschaft mit ihrer Informationsflut. Der Komponist wird von der Stadt Wien für sein Werk „Encyclopedia of Pitch and Deviation“ ausgezeichnet. Darin extrahiert er bestimmte Frequenzen aus seiner Umgebung, nimmt sie als Basis und verarbeitetet sie zu einem klanggewaltigen Werk für großes Ensemble. 

Medienkunstpreis
Mag.a Johanna BRUCKNER

Die multimedialen Installationen und Performances der Künstlerin (geb. 1984 in Wien) haben die Interaktion von Technologien mit unseren Körpern sowie den daraus resultierenden Widerständigkeiten zum Thema. Bruckner geht es um eine kritische Auseinandersetzung mit der stets zunehmenden Verwertung unserer Körper durch neue Technologien

Bisherige Preisträger*innen

Zu den zahlreichen Preisträger*innen der Preise der Stadt Wien seit 1947 zählen u. a. Renate Welsh (Literatur 2016), Konrad Paul Liessmann (Geistes- und Sozialwissenschaften 2014), Gelatin (Bildende Kunst 2008) Olga Neuwirth (Musik 2005), Renée Schröder (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik 2005), Ruth Klüger (Preis für Publizistik 2003), Erika Weinzierl (Volksbildung 2000), Elfriede Jelinek (Dichtkunst/Literatur 1989), Günter Brus (Malerei und Grafik 1986), Margarete Schütte-Lihotzky (Architektur 1980) oder Erwin Schrödinger (Naturwissenschaften 1956).

Frühere Preisträger*innen des Ernst-Krenek-Preises sind u.a. Thomas Wally (2020), Pia Palme (2016), Olga Neuwirth (2000) und Georg Friedrich Haas (1998).

Den Medienkunstpreises der Stadt Wien erhielten in früheren Jahren u.a. Judith Fegerl (2019), Susanne Schuda (2016) und Sylvia Eckermann (2014). 

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Preis_der_Stadt_Wien

Pressematerial:

Fotos: presse.wien.gv.at/Bilder (weiteres Bildmaterial auf Anfrage)
Videos: Kurzvideos zu den einzelnen Preisträger*innen https://www.wien.gv.at/video/Kanaele/Preise-der-Stadt-Wien 

Weitere Informationen: 
Matthias Kranebitter: https://presse.wien.gv.at/presse/2022/12/07/ernst-krenek-preis-2022-geht-an-den-komponisten-matthias-kranebitter
Johanna Bruckner: https://presse.wien.gv.at/presse/2022/12/14/johanna-brucker-erhaelt-medienkunst-preis-der-stadt-wienEhrungen/Preise - Überblick: www.wien.gv.at/kultur/abteilung/ehrungen/preise/index.html

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